Freitag, 24. Dezember 2010

Dear Santa

Meine lieben Freunde,

es ist Weihnachten. Schon wieder.
Doch allen typischen Widrigkeiten (Familie, Schnee, Mangel an adäquaten Geschenken) zum Trotz wünsche ich euch ein bisschen innere Ruhe, Gelassenheit, falls ihr nicht mehr fahren müsst ausreichend Alkohol (auch, um vorangegangene Attribute zu vereinfachen), falls ihr noch fahren müsst halbwegs geräumte Straßen- und alles in allem ein frohes Fest, gutes Essen und allgemein keinen Stress.
Denkt dran: das perfekte Weihnachten GIBT ES NICHT!
Und wenn der Baum brennt und Opa mault, die lieben Kleinen sämtliche Ohren blutig tremolieren, der Vogel scheiße schmeckt und die eigenen Eltern halt immer noch die eigenen Eltern sind, die einem auch mit 25 noch sagen, wie man sich zu benehmen hat-
dann, ja, Dann! liebe Freunde,
Dann ist Weihnachten.
;)

Fröhliches Feiern allerseits!

Montag, 6. Dezember 2010

Lieber, guter Nikolaus

Zwar hatte ich heute morgen keine Schokolade in meinen Stiefeln, dafür musst du letzte Nacht eine Sicherung für Alltagsidioten in meiner Winterjacke eingenäht haben- vielleicht hast du auch nur die neueste Version installiert, wer weiß, allerdings wäre die Vermutung, dass ich schon länger mit solch einem Sicherheitsnetz durchs Leben gehe, nicht unbegründet; in Anbetracht der Tatsache, wie oft ich mich schon fast aus Versehen selber ins Jenseits befördert hätte, einfach, weil ich z.B. keine Energie daran verschwende darüber nachzudenken, dass es gefährlich sein könnte, einen brennenden Toaster mit der Gieskanne zu löschen und ähnliches.
Wie auch immer, vor ungefähr einer Stunde wäre ich also beinahe erfolgreich von einer bei meinem Anblick auf den Gleisen wütend klingelnden Straßenbahn in Stücke gefahren worden, weil ich meinte, die Tram auf der ANDEREN Straßenseite, die sich, bei genauerer Betrachtung, noch nicht mal als meine herausstellte, UNBEDINGT noch kriegen zu müssen- und so also frohen Mutes losstach und dabei die Tatsache, dass, wenn die eine Straßenbahn in meine Richtung fährt, die andere in die andere fahren muss, geflissentliche verdrängte, was die erheiternde Konsequenz hatte, mich für den Bruchteil einer Sekunde, vor Schreck ganz hibbelig vor lauter Adrenalin, Auge in Auge mit besagter wütend klingelnden Straßembahn zu sehen, nur um festzustellen, dass, käme es zum Zweikampf mit direktem Körperkontakt, die Chancen, den Kürzeren zu ziehen, doch ganz gut stünden. Also hüpft man hektisch weiter und versucht die aufdringlichen Assoziationen des strunzdummen Wildtieres zu vermeiden, das nichts Besseres zu tun hat, als sich im Dämmerlicht in die Schusslinie des nächstbesten LKWs zu stellen und mal zu kuckn, was so passiert. Bevors uns noch zu wohl wird hier.
Statt sich aber nach überstandener Konfrontation mit der Gefahr in voreiliger Sicherheit zu wiegen entdeckt man, dass der Urheber des ganzen Problems, nämlich die ANDERE Straßenbahn, sich inzwischen, nachdem die Straßenüberquerung aufgrund des gar lustigen Vorfalls mit Tram 1 etwas länger als berechnet gedauert hatte, nun auch schon in befremdlicher Näher befindet, was einen als letzte Verzweiflungstat dazu veranlasst, mit der Eleganz eines hüftkranken Nilpferdes
in den locker über die Schulter geschätzt 6 meter tiefen Schnee zu springen, der sich, da außer Reichweite auf Schienen fahrender Objekte befindlich, dafür geradezu anbot. Trägt zwar nicht zu trockenen Socken bei, wirkt aber ungemein lebensverlängernd, im richtigen Moment angewandt.
Nachdem also endlich die andere Straßenseite erreicht war, musste man sich erst mal die Ohren zuhalten vor lauter Scham und ein bisschen dümmlich grinsen, denn das hat der Typ, der das alles beobachtet hat, auch gemacht- und letztendlich steigt man dann in die Bahn ein, die ja doch immer noch die falsche ist, um damit eine Station zu fahren und gleich wieder auszusteigen. Nur, damits nicht ganz umsonst war.
In jedem Fall, lieber Nikolaus, war das heute bedeutend cooler, die Sache mit dem noch nicht tot sein, im Vergleich zur Schokolade, mein ich. Hoffe, der Rest der Welt wird harmloser beschenkt-
beste Grüße,
I

Freitag, 12. November 2010

Dunkel, schön, fremd- und gar zu verlockend

Im Zuge der nächsten Donnerstag in die Kinos kommenden Kinoversion der ersten Hälfte des siebten Potter Buchs lese ich eben jenes gerade wieder - zum dritten Mal. Und, nachdem ich es jetzt nach gut 100 Seiten Lesen ohne Pause geschafft habe, doch kurz meine Aufmerksamkeit von den wohl bekannten und trotzdem jedes Mal wieder erstaunlich mitreisenden Ereignissen im Buch loszureisen, um meinen rebellierenden Magen mit gesunden Pommes zu füllen, komme ich nicht umhin, mir (ebenfalls zum wiederholten Male) Gedanken über den unwahrscheinlichen Erfolg dieser Geschichte zu machen, die mittlerweile selbst Geschichte geschrieben hat.
Ich kenne beinahe niemanden, der nicht fasziniert ist von Harry Potter. Einige Wenige halten standhaft ihre Borniertheit aufrecht und weigern sich, ein gutes Wort über Harry zu verlieren- allerdings sind diese doch eindeutig in der Unterzahl, was, wie ich vermute, auch der einzige Grund ist, immer noch diese Meinung zu vertreten: der Status der Minderheit, das es-anders-machen. Aber das jetzt beiseite, wahrscheinlich würden die, die Harry Potter aus diesen Gründen nicht lesen, auch Frieden doof finden, wenn keiner mehr dagegen wäre. Also, weiter im Text.
Was ist es denn eigentlich, das dieses Phänomen zu einem solchen macht?
Meiner Ansicht nach -und damit bin ich mit Sicherheit nicht alleine, da diese Ansicht wiederrum meiner Ansicht nach irgendwie offensichtlich ist- ist der Hauptgrund der schiere Drang nach Realitätsflucht. Der sehnliche Wunsch, es könnte sich irgendwann alles ändern, wir würden heute schlafen gehen in unserem kleinen, über große Strecken langweiligen Leben, und morgen in einer aufregenden Welt voller kleiner Elfen und großer Abenteuer wieder aufwachen. Oh, Pathos.
Aber Fakt ist doch: welche Werke der fiktionalen Geschichtsschreibung (habt ihrs gemerkt? Das war ein doppeldeutiges Wortspiel-) haben das meiste Aufsehen erregt, die meisten Menschen in ihren Bann gezogen und die größten Bewegungen frenetischer Anhänger mobilisiert?
Allen voran: Der Herr der Ringe. Harry Potter. Per Anhalter durch die Galaxis. Ja, genau! Man denke an den Towel Day, an unzählige Filme und unsägliches Merchandising- aber warum das alles? Warum stehen die Menschen Schlange, um Filme wie Matrix oder Inception zu sehen? Warum sind wir begeistert von Walther Moers und Stephenie Meyer?
Es ist die Möglichkeit einer Realität, liebe Freunde, die leise Hoffnung, dass all das, was wir dort lesen und sehen, eine mögliche Wahrheit ist. Eine Chance, auszubrechen.
Natürlich sollte hierbei vielleicht angemerkt werden, dass in all den aufgezählten Beispielen die Welt in irgendeiner Form gerettet werden muss und wir uns meistens Hand in Hand mit den Helden durch die Geschehnisse bewegen. Außerdem gewinnen in der reinen Fiktion doch zumeist die Guten- Darth Vader mag zwar Lukes Vater gewesen sein, tot war er trotzdem am Ende. Und Isabella Swan war vielleicht eine untote Gruselkreator am Schluss ihrer vampiresken Quattrologie, trotz allem aber Mitglied einer intakten Familie und -selbstverständlich- keine Mörderin, sondern brave Vampirvegetarierin.
So gesehen sind die Ereignisse also zum Großteil doch leicht überspitzt. Und Ms Rowling hat sicher auch gut daran getan, den Ausflug in Harry, Ron und Hermiones Leben NACH Voldemort auf ca. zehn Seite zu beschränken. Trotz allem aber denke ich, dass eine Superhero Geschichte in unserer bloßen Realität nicht auf derartigen Anklang stoßen könnte, einfach, weil es da nichts zu träumen gibt. Wahrscheinlich würde uns Harry auch nur halb so interessieren, wenn wir die Seiten umblättern könnten, ohne sie anfassen zu müssen oder der Hausschlüssel uns finden würde statt wir ihn. In diesem Fall wäre wahrscheinlich die Geschichte von der Tengelmannkassiererin, die die Kunden bekämpft, aufregender...
Trotz allem aber, wir leben nun mal nicht in einer Welt, in der wir Dinge fliegen lassen, in einer, die unerkannt im Untergrund der Zukunft stattfindet, oder in einer, in der unser Planet einer interstellaren Umgehungsstraße weichen muss, weswegen wir uns schnell von einem Raumschiff mitnehmen lassen, um irgendwann auf einem Planeten zu gastieren, auf dem die Bewohner kommunizieren, indem sie sich in die Oberschenkel beißen. Wir leben nun mal in unserer Welt, stehen jeden Tag auf, gehen zur Arbeit, zerbrechen uns den Kopf über Energiekosten und Mietzahlungen. That's life, tatsächlich.
Und nun kommen kreative Genies und erfinden Parallelwelten für uns, die noch soviel mit unserer echten Welt gemein haben, dass sie tatsächlich möglich erscheinen, aber doch in so weit anders sind, als das sie noch dazu sogar interessant sein könnten. Cool. Wer könnte da nein sagen. Die Wenigsten (und die, dies können, sind wahrscheinlich entweder extrem glücklich oder extrem fantasiearm...), eben.
Übrigens müssen die fantasievollen Alternativleben nicht mal in einer fiktiven Welt angesiedelt sein- auch fiktive Leben in einer realen Welt erfüllen ihren Zweck. New York City mag ja eine tatsächlich existierende Stadt sein, eine 40 Kilo leichte, mit 500 Paar Designerschuhen ausgestattete und von einem mageren Kolümnchen lebende Halbberühmtheit sind trotzdem die meisten von uns nicht; genausowenig wie der durchschnittliche Klinikarzt jede Woche eine andere, ans Nonexistente grenzende, aufregende Krankheit souverän durch den Geistesblitz während einer willkürlichen Unterhaltung mit seinem besten Freund diagnostiziert. Ja, selbst die fiktionalen Hausfrauen, die uns vorgesetzt werden, führen ein Leben wie man es sich aufregender kaum vorzustellen vermag- wer fragt sich da bitte nicht, ob sein Leben nicht IRGENDWIE anders sein sollte.
Fassen wir also zusammen: wir mögen unsere Welt nicht so recht, deshalb flüchten wir vor ihr, so oft es geht. Wir würden lieber in einer leben, in der wir tolle Dinge tun könnten, reich und schön wären oder in der es zumindest lustige Geschöpfe wie Hobbits gibt. Die Existenz anderer lustiger Geschöpfe wie Orks oder Schwarzmagiern würden wir in Kauf nehmen dafür, dass sich unser Tee von alleine umrührt. Richtig?
Ja... vielleicht. Vielleicht ein paar Wochen, evtl sogar ein halbes Jahr. Aber spätestens dann denke ich würden wir merken, dass auch die aufregenden Parallelwelten irgendwann weniger aufregend werden, nämlich dann, wenn Alltag einkehrt. Wenn wir jeden Tag aufstehen, zur Arbeit ins Ministry of Magic gehen, uns Gedanken darüber machen, wie wir unser fliegendes Auto geheim halten oder wie zur Hölle wir in einem Raumschiff eine vermünftige Tasse Tee produzieren sollen; wenn wir merken, dass Manhattan ein beschissen teures Pfalster ist oder die Hausfrau eben nur noch Hausfrau ist und nicht mehr Übermutti mit Geld und Gucci. Sobald uns die Abenteuer ausgehen, langweilen wir uns, egal wo.
Fazit? Eigentlich können wir uns unser Leben überall fad machen- aber auch überall aufregend gestalten, wir müssen es nur tun. Und wie wir das tun, bleibt letztendlich uns selbst überlassen- ob wir fremde Länder bereisen, 7 Kinder bekommen oder Bücher über unser Fantasieleben schreiben ist da doch eigentlich egal... Wir dürfen uns nur nicht mit unserer Langeweile abfinden. Wird der Wunsch, im Märchen zu leben, zu übermächtig, sollte etwas geändert werden. Und in der Zwischenzeit können wir ja immer noch Harry Potter lesen.

18.11.! Geht ins Kino!

Sonntag, 31. Oktober 2010

42

War die Nummer des unten veröffentlichten, gestrigen Blogs. Erstaunlich.
So, das wollte ich nur mal gesagt haben.
Ach, und nochwas: Trick or Treat-

Happy Halloween!

Samstag, 30. Oktober 2010

Vorübung fürs Jahresresümee

Was war das Tollste, das euch jemals passiert ist?
Wann wart ihr das letzte Mal wirklich glücklich?
Wer sind die 8 wichtigsten Menschen in eurem Leben und wann habt ihr es ihnen das letzte mal gezeigt?

Ich bin schon wieder in Weihnachtsstimmung. Ja, ein bisschen früh, wobei Ende Oktober für meine Verhältnisse eigentlich schon die schiere Spätzündung ist. Auf jeden Fall aber stimmt mich meine Weihnachtlichkeit doch irgendwie nachdenklich- mal abgesehen von anderen Dingen, die sich gerade in meinem Leben abspielen, die mich doch auch recht exzessiv grübeln lassen.
Ich meine, wenn ihr euch die oberen Fragen mal durch den Kopf gehen lasst, und -ehrlich- beantwortet, gibt einem das nicht zu denken?
Was ist das Tollste, das MIR jemals passiert ist? Hm. Ich bin schon oft beinahe überfahren worden- wer hat auch die dämliche Regel eingeführt, dass Fußgänger für Autofahrer anhalten müssen und nicht umgekehrt. Trotz meiner konsequent ignoranten Blindheit im Großstadtverkehr aber habe ich bislang immer überlebt- war das etwas, das in die angeführte Rubrik fallen könnte? Natürlich, wenn ich jetzt tot wäre, fände ich das auch nicht soo toll- aber im Grunde fühlt sich sowas nicht unbedingt wahnsinnig spektakulär an, selbst wenn man -vielleicht ja!- knapp dem Tod entronnen, ihm nochmal wild mit den Armen schlenkernd von der Schippe gesprungen ist.
Stattdessen könnte ich jetzt, wenn ich drüber nachdenken würde, hundert andere Sachen anführen, die schon irgendwie gut waren- aber, das Tollste, das mir JEMALS passiert ist? Da wartet man doch eher auf die Million im Lotto, den Traumprinz, der in seinem teuren, chauffierten Auto vor unserer Haustür hält und uns heiraten will, obwohl wir als Prostituierte arbeiten. Aah, und nein, ich meine nicht mich.
Alles in allem also scheint das Leben eher weniger das große Kino aufzufahren, wenn es an das Leben der meisten geht. Und die, denen das große Kino tatsächlich widerfährt- tja, Schwein gehabt. Die allermeisten von uns müssen sich nämlich wohl oder übel doch damit zufrieden geben, immerhin noch nicht tot zu sein.
Zweite Frage: wann wart ihr das letzte Mal richtig glücklich?
Tja... bis heute war ich der Auffassung, der letzte wirklich glückliche Moment in meinem Leben- also, WIRKLICH glücklich, nicht einfach nur zufrieden, sich mit den Gegebenheiten abfindend und irgendwie damit lebend, sondern wirklich glücklich: dieses Gefühl der absoluten Perfektion, des kompletten in sich Ruhens. Passiert selten, dauert ungefähr 4 Minuten- aber immerhin! Also, auf jeden Fall war ich bis heute der Ansicht, das dieser letzte denkwürdige Moment in meinem Leben im ca. Februar 2008 stattgefunden hat. Allerdings scheint das nicht ganz zu stimmen- scheinbar hatte ich im ungefähr Mai diesen Jahres auch eine ganz gute Phase, die ich aber, unterstelltem Hirnschaden sei Dank, recht schnell mitsamt ihrer positiven Grundstimmung aus meiner Erinnerung gestrichen habe. Wie war das? Ich glaube nicht ans Prinzip des Glücklichseins, meine Lebensphilosophie hat mich wieder.
Auf jeden Fall lohnt es sich aber, zu versuchen sich diesen letzten Moment des Glücks zu visualisieren- und drüber nachzudenken, was einen dazu veranlasst hat. Vielleicht könnten wir uns unser Leben alle ein bisschen heller gestalten, wenn wir das ab und zu versuchen würden, anstatt immer nur drauf zu warten, dass das Beste, was uns jemals passieren wird (ergo die Million oder der Traumprinz oder das perfekte Leben am perfekten Ort) eintritt- denn, aller Wahrscheinlichkeit und empririschen Forschungen meinerseits zufolge wird das nicht passieren. Und wir werden ewig warten und ewig unglücklich sein.
Wer sind die 8 wichtigsten Menschen in eurem Leben und wann habt ihr es ihnen das letzte mal gezeigt?
Ja... schwierig. Ich bin mir recht bewusst über meine 8- über den Rest? Ich denke, manchen zeigt man es schon, manchen weniger, aber eigentlich sollte man es allen zeigen, so oft, wie möglich- denn diese 8 (oder lasst es 5 oder 17 sein, mir egal)sind doch das, was unser Leben eigentlich ausmacht. Also, damit will ich nicht sagen, dass wir uns an diese Menschen klammern sollen; nur, dass der Begriff der 'Familie' flexibel ist und gewisse Personen, Verwandtschaft hin oder her, früher oder später dazugehören und deswegen gewertschätzt gehören. Denn auch kleine Gesten können glücklich machen, insbesondere von Menschen, die man liebt. Natürlich ist das auch individuell- manch einer ist emotional zugänglicher als andere, aber zeigen sollte man es trotzdem allen. Tut man es nicht, oder noch schlimmer, bewegt sich ins Gegenteil hinein- es macht einen nicht glücklich, glaubt mir.
Kurzum also: Weihnachten droht wie ein hungriger Kampfhirsch am düsteren Horizont, die Geschenkefrage taucht vielleicht ein erstes Mal leise und heimtückisch in unseren Gedanken auf, es wird furchtbar kalt und wir rotten uns alle in unseren Wohnungen zusammen und trinken Vodka. Und denken bei der Gelegenheit am besten mal drüber nach, ob wir glücklich sind, warum wirs nicht sind, und wie es unseren most important persons da so geht. Und dann setzen wir unsere conclusions in die Tat um, gleich, wenn wir wieder nüchtern sind.
Vielleicht gehts uns hinterher besser.

Freitag, 15. Oktober 2010

Ruhig, Brauner

Guten Abend,

liebe Freunde, die Uni hat mich verschluckt. Die Uni und das Leben- und bis ich wieder ausgeschieden werde, hängt mein wundervoller Blog in den Seilen. Habe ich so den Eindruck. Dafür fühlt sich gerade alles ziemlich gut an, so, zur Abwechslung. Wir sind schon ganz verwirrt ob dieser ungewohnten Empfindung- aber irgendwie werden wir auch das meistern, dieses einschüchternde sich-gut-fühlen. Bedauerlicherweise hatte Kurt Cobain aber halt doch recht:
Thanks for the tragedy- I need it for my art.
Und auch wenn man nen Blog jetzt vielleicht nicht als große Kunst bezeichnen kann, es stimmt halt doch. Irgendwie hab ich das Gefühl, wer sich gerade nicht mit planetenverrückenden Dramen außeinandersetzen muss, der ist irgendwie- unproduktiv. Also, zumindest aus ernstzunehmender Sicht, bunte Blümchen malen und lustige Gedichtchen schreiben kann wahrscheinlich auch der fröhlichste Mensch. Bringt nur keinem was.
Da zwingt sich einem doch schon fast die Frage auf, ob man nicht eigentlich unglücklich sein will, so, um dann auch mal wieder was zu Papier zu bringen. Eine gute Freundin von mir sagte ja mal 'Isa, ich glaub, du kannst nur glücklich sein, wenn du unglücklich bist'. Stimmt das jetzt also, weil ich mich gerade schon fast ein bisschen mit meiner verblödeten Zufriedenheit überfordert fühle? Oder ist das einfach nur so verdammt ungewohnt, dass ich mich nach meinen Problemen zurücksehne, damit ich wieder weiß, wo mein Kopf steht? Eigentlich glaube ich ja nicht ans Prinzip des Glücklichseins. Na, da kommen hier ja ganze Weltanschauungen ins Wanken.
Naja, nur nicht voreilig in Panik verfallen, geht auch vorbei. Zu Hilfe, wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch der Welt, der sich wünscht, weniger zufrieden mit seinem Status quo zu sein, nur, um mal wieder ein bisschen vernünftig-deprimierte Prosa produzieren zu können. Also, man muss ja nicht gleich wieder RICHTIG unglücklich sein, nur so ein arbeitsförderndes bisschen...
Ok, ich seh schon. Ich lass es und ergebe mich meinem Schicksal und fühle mich gut. Der nächste glücksdeterminierende männliche Mensch wird schon auftauchen und dann können wir auch wieder vernünftig schreiben =).

Also, Peace, Freunde! Love! Happiness!

PS: Ich erkenn mich selbst nicht wieder.
PPS: Hirntumor?
PPPS: Ich muss verrückt sein.

Dienstag, 28. September 2010

Wirres Waldgeflüster

Bei Nachts im Wald. Schon verrückt, scheinbar habe ich vereinzelte Leser in Russland, Brasilien und sogar Singapur. Sagt zumindest Blogspot. Aber schön, freut mich! Also, wenn dem wirklich so ist, was mich jetzt doch ehrlich überraschen würde- aber freuen schon.
Gegoogled hab ich mich nun auch mal, bin aber nicht auf meine Seite, allerdings auf alles mögliche andere gekommen, was sich so mit Nachts im Wald assoziiert- erhebende Bilder düsteren Geästs und esoterische Kräftesuche und sowas eben.
Wie auch immer. Es murmelt ausgiebig, so, nachts im Wald; wir murmeln mit und stellen uns vor, wir wären ein Waldelf.
Und nun- schenke ich euch einen Pilz!

Sonntag, 19. September 2010

Darling,Romane schreiben sich auch nicht von alleine.

Ab und an kommt ja in einem jeden von uns die Abenteuerlust durch. Bei manch einem bedeutet das Waghalsiges und höchst Riskantes, wie beispielsweise das hemmungslose Urinieren unter der Dusche, und das OHNE sakrotan gesponsorte Tiefenhygienereinigung inklusive anschliesender Dekontamination sämtlicher sich in Reichweite befindlicher Gegenstände des selbstverständlichen, alltäglichen Pflegebedarfs, wie zum Beispiel der neueste Duft von Hugo Boss- jetzt auch für den metrosexuellen Mann. Da wir aber naturgemäß nicht alle zu derartigen Gefährdungen unserer Gesundheit geboren sein können, sieht das Risiko, das andere Zeitgenossen auf sich nehmen, um ihrem sonst faden und trostlosen Leben zwischen dem letzten Tatort und der nächsten Lady Gaga Lifeübertragung die nötige Würze zu geben, auch etwas anders aus. Manch einer mag von Hochhäusern springen, bekleidet einzig und allein mit einem übergroßen atmungsaktiven Kondom und einem Fallschirm und das ganze Unterfangen "Sport" nennen, andere wiederrum nehmen illegale Substanzen zu sich und springen danach ohne Fallschirm von Hochhäusern- dafür aber sicherlich besser gekleidet. Ich hingegen weigere mich, mich mit derartigem Nonsens abzugeben und begebe mich lieber auf weitaus gefahrvollere und unergründetere Pfade:
Ich verlasse die Großstadt. Und besuche meine Eltern. Auf dem Land.
[.........]
(Die Leerzeile bitte mit einem selbst erdachten Ausdruck abgrundtiefen Entsetzens füllen. Als Starthilfe empfehle ich die möglichst bildliche Vostellung eines Massenauffahrunfalls auf der A8, die erste, spontane Assoziation, die einem zu "Meine Eltern beim Sex erwischen" einfällt oder auch jede beliebige deutsche Castingsshow).
Ja, ich weiß. Es ist riskant. Es ist waghalsig. Keiner weiß, was mich erwartet- Freunde, es gibt Bilder, die kann man nicht mehr aus seinem Kopf löschen. Und trotzdem hat mich der Reiz des Unmöglichen überwältigt, der gefahrvolle Weg war zu verlockend, der Ruf des Verbotenen hat mich quasi übermannt und ich! Bin ihm gefolgt, die Warnhinweise auf der kunstvoll gestalteten und unmöglich ohne Nervenzusammenbruch zu öffnenden Verpackung ignorierend, die Bilder von gezeichneten Opfern ausblendend, die inbrünstigen Reden des Gesundheitsministers überhörend- und bin nach hause gefahren.
Doch damit nicht genug, meine treuen, nach Spannung und Abenteuer lechzenden Leser. Nein, damit nicht genug.
Wer in den Amazonas fährt und ein wahrer Dundee ist, der gibt sich nicht mit dem schieren Urwald zufrieden, nein. Ein echter Dundee wird barfuß durch mit Mücken, Wasserschlangen und Penisfischen übersättigte Gewässer waten, ohne Sicherheitsweste, ohne Autan, und ganz sicher ohne Parfum von Hugo Boss. Wobei das eventuell gegen die Mücken helfen könnte.
Ein echter Dundee wird nicht einfach an der Höhle des Djungelmonsters vorbeischleichen, nein, er wird erst Klingelputz machen, dann die Zeitung klauen, dann auf die Fussmatte kacken und DANN weglaufen.
Ein echter Dundee wird also auch nicht einfach nur seine Eltern besuchen fahren, selbst dann nicht, wenn diese im akuten Gefahrengebiet von unter 10 Menschen pro Quadratmeter Wohnraum leben.
Nein, ein echter Dundee geht in die Dorfdisko.
[.........]
(Diese Leerzeile wiederum steht für das ungläubige, schreckensstarre Schweigen, in das ihr gerade verfallen seid. Ich denke, hierfür benötigen wir keine Denkanstöße, die alleinige Rezitation des veralteten, aber immernoch wirkungsvollen Wortes 'Dorfdisko' (und jetzt alle-) sollte in diesem Falle genügen).
Dies nun also, meine verehrten Leser, habe ich gestern Abend getan. Und bevor ihr jetzt aufspringt um einen Preis ins Leben zu rufen, der die Härtesten der Härtesten unter uns posthum für ihre Errungenschaften auf dem Gebiet der Erforschung des Grenzbereichs des psychisch Ertragbaren ehrt: ich habe überlebt.
Denn trotz dem quasi terroristischen Anschlag auf mein Gehör, der tristen und leeren Tanzfläche, dem Nichtwissen des Barkeepers über ein Getränk namens Aperol sowie der unerträglichen Anwesenheit von schlecht gestylten Ureinwohnern- ich habe mich durchgebissen. Ich habe mich durch den reißenden Fluß aus geschmacklosem Bier gekämpft, bin dabei nicht über Los gegangen und habe keinen Penisfisch mitgenommen. Ich habe an der Tür des Ungeheuers geklopft, ihm die Zunge rausgestreckt und bin davon gerannt. Gott sei Dank sind ländliche Ungeheuer durch extrem schlecht sitzende Kleider und billige High Heels in ihrer Beweglichkeit gehemmt und konnten mich deswegen nicht einholen; und das obwohl meine Sinne durch 600, die verlassene Wüste einer Tanzfläche verschleiernde, Kubikliter Trockeneisqualm eingeschränkt waren.
Obwohl also alle nur irgend erdenklichen Gegebenheiten gegen mich gepolt waren, habe ich dieses Abenteuer überstanden, schweißgebadet und stinkend, mit zerissenen Kleidern und natürlich mit einer wunderschönen Frau in meinen Armen.
[..........]
(Diese Zeilen stehen für das, was die wunderschöne Frau und ich nach Drehschluss taten. Wessen Fantasie ich hierfür anregen muss, der schalte jetzt bitte seinen PC ab, gehe in die nächste Bar und reiße sich ein sexuell williges Wesen auf, gehe mit selbigem nach Hause, reiße ihm respektive ihr die Kleider vom Leib und lasse sich mal richtig durchknallen. Es tut Not.)
Wie dem auch sei, liebe Freunde, ein Abenteurer wie ich kann nie genug bekommen. Deswegen wird dieses Abenteuer mit Sicherheit nicht das Letzte gewesen sein. Vielleicht nehme ich mir als nächste Herausforderung die ländliche Familienfeier oder den geruhsamen Sonntagsspaziergang vor. Aber- immer nur eine Palliette auf einmal. Selbst ein wahrer Held wie ich braucht gelegentlich ein bisschen Ruhe. Deswegen werde ich mich jetzt einige Zeit wahrscheinlich doch am Hugo Boss laben, ein Loblied auf die Erfindung der U-Bahn singen und die Zeit zwischen dem Tatort und dem Lady Gaga Konzert mit noch so manch anderen, erquicklichen Dingen zubringen.
Und mir vielleicht doch noch ein bisschen Zeit bis zum nächsten Wolkenkratzer lassen.

Danksagung:
Ich danke all den wundervollen Menschen, die es unter Einsatz all ihrer Kräfte schaffen, in dieser trostlosen Wüste zu leben und mir jedes Mal, wenn ich hier bin, erneut Halt geben. Außerdem möchte ich meinen Eltern danken, die immer an mich geglaubt haben und die ich nie beim Sex habe beobachten müssen; ich danke meiner Oma, meinem toten Kater, meinem Agenten, meinem Produzenten, meinem Zahnarzt, den Herstellern von günstigen Doppeldeckerkeksen, ich danke der Academy, meinem Großonkel väterlicherseits, meinem Chaffeur, meinem Frisör, meinem Privatchocolatier und der U.S. Marine.
Nicht danken möchte ich der deutschen Bahn.

[Die Autorin distanziert sich vorab von Plagiatsanschuldigungen. Klagen werden ignoriert und als Brennmaterial für kalte Winter gesammelt.]

Amen.

Sonntag, 12. September 2010

der Vodel.

Guten Abend, meine holden Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Gelegentlich trinke ich.
(vgl: 'Trinken für Fortgeschrittene')
In letzter Zeit trinke ich häufiger, was an Semesterferien und / oder der Unnotwendigkeit des Automobilgebrauchs liegen könnte. In jedem Fall haben jene Eskapädchen der letzten Monate mir mal wieder zwei Dinge vor Augen geführt:
1) Eigentlich trinke ich ganz gern, sofern es sich im Rahmen hält.
2) Hält es das nicht mehr, trinke ich auch nicht mehr gern, zumindest bin ich am Tag drauf immer der sehr festen Überzeugung, dass dem so ist.
3) Wacht man am Tag nach einer Party als erstes mit dem Gedanken: Nnnngmmmmmmmng... auf, wars zuviel. Oder die Nacht einfach zu bekackt kurz, was bei mir kürzlich der Fall war; nein, selbstverständlich habe ich nicht einfach nur zuviel getrunken.
Da sich Punkt eins und zwei im Grunde entsprechen und nur der Nachdrücklichkeit und Formvollendung wegen doppelt aufgeführt sind, bitte ich dies zu ignorieren, die zwei als drei zu lesen, nein, die drei als zwei, und die Eier fest zwischen die Beine zu klemmen. Letzteres hat nichts mit meiner Aufzählung zu tun, stelle ich mir aber als ungeheuer lustig vor.
Kennt ihr das, wenn man bescheuerte SMS bekommt, und nicht weiß, was man antworten soll? Männer antworten dann meistens einfach gar nicht, hab ich jetzt auch mal so gemacht, fühlt sich total rebellisch an. So quasi das gedankliche 'Ha!!', wenn man sich vorstellt, wie der Urheber der bescheuerten SMS jetzt dasitzt und auf eine Antwort wartet, die nicht kommen wird. Wobei man bedenken sollte, dass jener Urheber männlichen Geschlechts ist, weswegen er das telepatische Ha vermutlich nicht wahrnimmt, ebenso wie Männer sich nicht darüber bewusst sind, dass sie eins aussenden, wenn sie mal wieder eine mail nicht beantworten, bloß weil ihnen die gelungenen Formulierungen ausgegegangen sind, die Ampel grad grün wurde oder ihnen ein Vodel aufs Dach geschissen hat. Was rennen wir Weiber uns doch die Synapsen krumm, während wir versuchen dieses schräge Volk zu verstehen.
Wie dem auch sei, ich glaube, meine Wäsche hängt noch auf dem Balkon. In den letzten zwei Wochen bin ich von zwei unterschiedlichen Katzen, an unterschiedlichen Orten UND aus zwei verschiedenen Gründen gebissen worden (der einen habe ich Wurst zu essen gegeben und sie konnte den Hals nicht voll genug bekommen, die andere, glaube ich, dachte, ich wollte SIE essen- da hat man also mal gute Laune und dann wird das eigene Verhalten so völlig fehlinterpretiert, da überlegt man sichs doch zweimal, ob man so nen Blödsinn nochmal macht). Sonst baumelt im Grunde alles mehr oder weniger im Lot, die nächsten Wochen werden nervtötend (ich WEIß es einfach!), aber danach wird alles besser. Es wurde geheiratet, es wurde älter geworden, beides wurde gebührend begossen (Nnngmmmmmng, ne), demnächst schlagen wir unsere Zelte schon mal wieder wo anders auf, aber was solls. Wir leben noch!

In diesem Sinne- schaut euch mal bissle Bodo Wartke an, oder das Huhnlied. Falls ihr Resident Evil noch nicht gesehen habt, machts mal, bloß um euch über die ungemein amüsanten Zombies zu belustigen. Außerdem lege ich euch 'A Single Man' ans Herz- sehr schöner, trauriger, optimistischer, erotischer Film.
Sonst bleibt nur eins zu sagen:
Hört mehr Klassik!

Hug, ich habe gesprochen.

PS: der Vodel wurde enttarnt und als undercover arbeitender Vogel entlarvt. Um ihn noch eine Weile in Sicherheit zu wägen bevor der Vogel-Ring gesprengt wird, haben wir den Vogel weiterhin als Vodel aufgeführt, um unsere eigene Tarnung und somit unsere Mission nicht zu gefährden. Over and out.

Freitag, 27. August 2010

Und der Mond zieht über mich hinweg

Wie kann die Zeit nur so schnell vergehen.
Wie kann es sein, dass Menschen, die man vor dem Bruchteil des kleinsten Teils einer Millisekunde im Universum erst getroffen hat sich als wichtig entpuppen, man sie gerade erst anfängt kennenzulernen, nur um im sofortigen Anschluss wieder allein dazustehen.
Wie kann es sein, dass zwei Menschen, die vor einem etwas größeren Bruchteil einer Sekunde im Universum in unser Leben getreten sind, jetzt plötzlich einen der größten Schritte ihres Lebens wagen, uns die Schönheit des Daseins vor Augen führen und uns vielleicht sogar für einen winzigen Augenblick an der Unumstößlichkeit des Zynismus zweifeln lassen.
Wie kann es sein, dass die Abstände zwischen einer Stadt und der nächsten, einer Idee und der nächsten, einem Leben und dem darauf folgenden so engmaschig sind, dass uns bei genauerer Betrachtung ganz schwindlig wird. Im Grunde haben wir keine Kontrolle- das Leben lebt sich von selbst; wir sind die Protagonisten, die es ausführen. Wiegen wir uns tatsächlich in dem Irrglauben, wir könnten die Geschehnisse beeinflussen?
Wie kann es dann sein, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist. Dass wir plötzlich einem Event ins Auge blicken, das immer in weiter Zukunft zu liegen schien und nun auf einmal vor unserem Haus steht und mit aller Gewalt an die Tür hämmert, während sich dahinter schon ein weiterer Geburtstag nervös von den Fersen auf die Zehenspitzen und zurück wippt, um uns ein weiteres Jahr aufzudrängen. Plötzlich wird das Leben ernst und man selbst steht noch in Unterwäsche da, die Haare sind struppig, man hat es noch nicht geschafft eine ganze Tasse Kaffee zu trinken heute, und alles ist anders.
Schon wieder.
Menschen, die man gerade noch nicht kannte, nennen sich jetzt beste Freunde, neun Jahre sind vorbei und man hat es kaum geschafft, zweimal ruhig ein und wieder auszuatmen. Manchmal atmet man Rauch ein, manchmal nicht- die Abstände zwischen dem Aufhören und dem wieder anfangen schlechter Angewohnheiten sind verschwommen und holprig, ein Läufer, der rennt und zeitgleich die jubelnde Menge am Straßenrand filmt.
Die Haare werden lang und wieder kurz und wieder lang, mal sind sie braun, mal nicht- die Welt dreht ihre Runden und interessiert sich einen Scheiß für die Entwicklungen, die ihr selbstherrlicher Parasit Mensch durchlebt. Man reist in die Welt und kommt zurück, man vergisst die Menschen, die man dort getroffen hat und eines Tages findet man sie wieder, älter, vielleicht weise, verändert- und online. Eines Tages wird man die Menschen wiederfinden, die man eben erst getroffen und schon wieder verloren hat- älter, weiser, verändert, vielleicht online.
Wir teilen das Leben in Abschnitte, weil es uns sonst mit seiner Tragweite und der damit verbundenen schockierenden Unwichtigkeit umbringen würde. Eigentlich bringt es uns sowieso irgendwann um, das Leben, aber solange man kann, sollte man nicht daran denken- Zeit ist kostbar, das Leben ist kurzweilig- ein Roman von J.K.Rowling, ein guter Film, zwei Bier und alles ist vorbei.
Und doch verbringen wir unsere Zeit mit Banalitäten, wir ärgern uns übers Wäschewaschen, über eingetrocknete Essensreste, über den Regen- und schlagartig wird uns bewusst, dass wir uns monatelang davon abgehalten haben, wirklich zu leben.
Plötzlich ist es soweit, ein anderer Abschnitt hört auf und ein neuer fängt an und wir fragen uns warum jetzt schon wieder alles so schnell ging und wieso das timing einfach immer so verdammt beschissen schlecht ist, was das Universum noch für uns auf Lager hat und wieso zur Hölle eigentlich unsere persönliche, kleine Musik des Zufalls (Paul Auster) immer so verflucht dissonant klingen muss. Ob nicht vielleicht die Zeit, das geflügelte Monster, vor dem sich alle fürchten (sollten?) auch mal wieder zu Besserem aufgelegt ist als virtuos ausgestaltete Entäuschungen- DAS kann sie aber wirklich gut, das muss man ihr lassen.
Dann ist es Mittag und wir stehen immer noch in Unterwäsche im Flur, kratzen uns am Kopf und schauen in die halbe Tasse Kaffee in unserer Hand, mittlerweile kalt, während von außen an unsere Tür geschlagen wird. Nein, ich kann euch nicht reinlassen, ich will nicht. Alles ging zu schnell, können wir nicht einen winzigen Moment anhalten und uns alles als Standbild anschauen, damit man überhaupt verstehen kann, worum es hier eigentlich geht, weswegen ich das alles tue und ob ich es überhaupt richtig mache?
Nein, geht nicht, sagt die Zeit und rennt weiter, hyperkinetisch, aufgekratzt, zuviel Koffein, scheinbar ist sie auch damit schneller als ich, die immer noch an ihrer kalten braunen Suppe nuckelt ohne davon aufzuwachen.
Draußen ist es kalt, es regnet. Gestern war einer der letzten warmen Tage des Jahres, bald ist es Herbst und die Melancholie bricht in warmen Braun- und kalten Grautönen übers Land, den Winter im Gepäck. Das Leben friert, die Zeit rennt weiter.
Man seufzt und lehrt den Tasseninhalt ins Waschbecken, in dem Essensreste kleben. Man wäscht seine Wäsche (und seufzt erneut). Man vergisst neue Menschen, die nicht hier sind, und besinnt sich auf die, die immer schon da waren. Man lernt neue Leute kennen. Man lebt und schaut Filme, man lernt und hört Musik, man liest und ab und zu raucht man.
Und der Mond zieht über mich hinweg.
Und die Sterne.

Mittwoch, 18. August 2010

ohne Worte

I N C E P T I O N

Anschauen ! ! !

Dienstag, 17. August 2010

et klatscht gleich, Frollein

Ist die Welt nicht einfach voll von wundersamen* Kuriositäten? Voller bizarrer Unerklärlichkeiten? Und, in meinem speziellen Fall, auch voll mit übelkeit erregenden Häufungen bemerkenswert betrüblicher bis völlig bekloppter Zufälle?
Nehmen wir den erstaunlich minderbegabten Fillialleiter einer bekannten Nahrungsmittelvertriebskette, bei der ich aus einem Vertreter der letzteren Kategorie zur Zeit eine wunderbar anödende Kassiertätigkeit verübe, als Beispiel für Fall eins bzw. auch zwei. Der während der Sommermonate einfach all seine festen Mitarbeiter in den Urlaub schickt und dann mit großen Augen Bauklötze staunt, wenns mit den Unmengen von Aushilfen, die zur Lösung des selbstgezimmerten Problems rekrutiert wurden, nicht ganz so reibungslos klappt. Oder versuchen wir uns experimentell in einen Menschen hinein zu versetzen, der aufgrund eines scheinbar reduzierten Artikels nach dem Kassiervorgang sich nicht scheut, um kurz vor acht Uhr abends (was in der Welt dieser Menschen selbstverständlich die einzig mögliche Zeit ist, um Großeinkäufe für die nächsten 4 Monate zu tätigen- eine Welt, in der bedauerlich viele Menschen leben, weswegen bekannte (eventuelle auch unbekannte) Nahrungsmittelvertriebskettenfillialen, insbesondere in großen Städten (gegebenenfalls auch in kleineren)zu dieser Zeit gerne brechend voll sind)die übrigen 37 Wartenden, die noch schnell versuchen, sich für den dritten Weltkrieg zu wappnen, hinter ihm in der Schlange genervt die Augen verdrehen zu lassen, indem er sich lautstark beschwert, er habe für den scheinbar reduzierten Artikel 17 Cent zuviel bezahlt, dabei gerne die Kassiererin beleidigt und den Fillialleiter sprechen will (das Schätzchen). Da die übrigen drei Kassen ebenso in Gefahr schweben, von den Schaum vor dem Mund tragenden und keuchenden Massen der wütenden Einkäufermengen niedergetrampelt zu werden, besteht für die armen Schweine, die sich die Kasse mit dem pingeligen Arschgesicht in der Reihe herausgesucht haben, auch nicht die -sinnige- Möglichkeit, sich anderweitig anzustellen, was zu Ungeduld, Buhrufen, und -falls aus irgendeinem Lautsprecher zufällig gerade anregende Stampfmusik tönt- leicht zu Massenpaniken führen kann. Haben die zwei Intelligenzbestien schließlich ihren Siebzehncentzweikampf beendet, den halben Laden storniert und die Kassiererin erneut beleidigt, ist es letztendlich an Selbiger, den Andrang der sich dahinter mit Tieflkühlspinat die Köpfe einschlagenden, sich gegenseitig Lauchzwiebeln in die Ohren steckenden und mit fauligen Trauben um sich werfenden Menge zu bändigen und sich UM GOTTES WILLEN jetzt bloß keinen Fehler zu erlauben.
Welch erquickendes Schauspiel.
Der Ehrlichkeit halber sei aber angemerkt, dass gelegentlich auch extrem liebenswürdige Individuen anzutreffen sind, allerdings wirkt das jetzt literarisch nicht halb so interessant, deshalb lassen wir es mal bei der Erwähnung am Rande...
Trotz allem oder gerade deswegen, je nachdem, auf was mans jetzt bezieht, empfindet man das Leben gerade mal wieder als lebendiges Wachsfigurenkabinett, als große, bunte Anhäufung verschiedener Gegebenheiten, die, wären sie nur ein bisschen anders, wunderbar sein könnten, leider aber irgendwie tot und unecht in der Ecke stehen und einem Angst einjagen, einen nachts im Schlaf verfolgen und morgens unglücklich aufwachen lassen- kurzum ist alles gerade eine perfide durchdachte Kombination aus bizarren und sich zufällig zu dummen Zufällen häufenden Unerklärlichkeiten. Sozusagen. Man könnte es auch als ein bisschen gut bezeichnen, irgendwie nämlich schon, eigentlich aber nicht. Oder halt doch, ganz wie mans jetzt betrachtet. Im Großen und Ganzen sind wir aber eigentlich nur verwirrt, da hat auch das Voodoospielchen am Wochenende nicht weitergeholfen- zudem haben wir gemerkt, dass wir uns das Wir im Bezug auf eine Person, die unsrige nämlich, abgwöhnen müssen, da es gelegentlich scheinbar zu Missverständnissen im Bezug auf die Personengruppe, von der wir sprechen, sowie auf unseren Geisteszustand führen kann. Wir bitten vielmals um Entschuldigung.
In diesem Sinne nun also- geht nicht erst kurz vor acht einkaufen, schon gar nicht samstags. Freitags auch nicht. Und besser auch nicht montags. Am besten, wir gehen gar nicht mehr einkaufen, sondern bestellen alles nur noch online- und nein, diesmal bezog sich das Wir auf die Menschheit und nicht auf uns.
Denkt mehr über Giraffen nach und lest mehr Bücher- diesbezüglich kann ich im Übrigen den Machoman von Moritz Netenjakob empfehlen, was ich gegebenenfalls schon getan hatte und mich deswegen hiermit gleich präventiv dafür entschuldige.
Ansonsten sei nur noch soviel zu sagen: Guten Abend! biep-biep-biep - 6,57, sammeln Sie die Treueherzen??? Nein? Einen schönen Abend noch und SUCK IT BITCH!

Wir grüßen!

*Man beachte: Wundersam, nicht wunderbar.

Mittwoch, 4. August 2010

Was mir noch einfällt...

... :
Exzellenter Film zum Thema Lebenswege ist Mr.Nobody.
Bedauerlicherweise kam aus irgendeinem seltsamen Grund der Satz, der mich im Trailer am meisten fasziniert hat, im Film irgendwie gar nicht mehr vor.
"Ich habe nicht Angst, die falschen Entscheidungen getroffen zu haben- ich habe Angst, zu wenig gelebt zu haben..."

In diesem Sinne-

This is where I make my mistakes

Wer arbeitet schon gern.
Vielleicht Menschen, die ihren Sinn und Zweck gefunden haben, den individuellen Sinn des Lebens (->glücklich werden) entdeckt haben und ihn leben.
Der Rest? Pfft.
Das Problem ist nur- irgendwo muss ja das Geld herkommen. Und solange man eben noch nicht mit scheuklappensturem, blindem Glücklichsein beschäftigt ist (wobei mir das Konzept des Glücklichseins, wie ja eventuell schon mal erwähnt, sowieso reichlich verdächtig vorkommt), ist diese wundersame Geldquelle eben meistens nicht ganz so erquicklich wie, sagen wir, ein netter Abend mit Wein und Kino. Da muss man durch. Nur- wenn wir dann mal durch sind, wo kommen wir raus?
Nehmen wir einen guten, bodenständigen Job. Einen mit sicheren Einstellungsaussichten, geregelten Arbeitszeiten, einem angenehmen Einkommen bereits während der Ausbildung und 100prozentiger Familienfreundlichkeit.
Gähn.
Nehmen wir einen aufregenden, kreativen und wunderbar sinnfreien Job ohne größere Hoffnungen, jemals davon leben zu können und mit dem größtmöglichen mit ihm einhergehenden Potential, sich irgendwann die Kugel zu geben. Juhu! Nichts wie her damit! Denn -vielleicht, oh, vielleicht- schaffen wir "es" ja und werden reich! Und berühmt! Und glück-lich!!
Ja, vielleicht. Problem ist nur, auf dem Weg zu diesem berauschenden Vielleicht liegen viele Steine, große und kleine und hübsche und hässliche und... naja, viele eben. Eines davon, ein eher größeres bis das Größte: Geld.
Denn, wo zur HÖLLE nimmt man diesen Mist her, wenn Job Nummer eins mit dem geregelten und vorstadt- wie familienfreundlichen Einkommen nunmal auf der Gähn- und somit Abschussliste steht? Aus irgendwelchen Scheißjobs nimmt man ihn, den Mist, mit dem wir unser Leben bezahlen (welches, und das mal nur so nebenbei, wirklich unverschämt teuer ist). Denn, selbst wenn Mommy und Daddy zahlen: ewig tun sies nicht. Und wenn das liebe Kind sich eben nicht zwischen Gähn und Juhu! entscheiden kann und deswegen vorsichtshalber erstmal gar nichts Verbindliches tut, dann wird es irgendwann knapp, mit der Geduld, mit der Zeit, mit dem Geld, das man springen zu lassen willig ist. Und dann steht man da, als Kind, das nicht weiß, was es will, und denkt sich: Gähn? Juhu? Scheiße?!
Viele Menschen bauen sich ihre Existenzen aus einem grundlegenden Sicherheitsdenken auf, das ihnen aufdoktriniert sich vernünftige Berufe anzueignen, Geld zu sparen, ein Haus zu bauen und ein bemitleidenswertes Kind in die Welt zu setzen, das die nächsten 20 Jahre mit langweiligen Vorstadterwartungen gequält wird, in der Hoffnung, dass Spatzi den lieben, sicherheitsbedachten Eltern irgendwann den faltigen Arsch abwischt. Vielleicht auch nicht, vielleicht überlassen die klugen Eltern ihrem selbstständigen Kind auch weitgehend eigenverantwortlich seine Lebensplanung und stehen dabei nur als schützender, doppelter Boden unter ihm (oder ihr, Verzeihung, Frau Schwarzer). Vielleicht wird das eine wie das andere Kind irgendwann das selbe Sicherheitsdenken wie seine Eltern entwickeln, vielleicht nicht- einen Garanten scheint es nicht zu geben, ist man verkorkst, ist man verkorkst, und am Ende steht man da und weiß nicht, wohin. Sicherheit und doppelter Boden? Vielleicht habe ich auch irgendwann Kinder, die ihn brauchen, den Boden, den zweiten unter dem ersten, mehr als wackligen? Oder doch lieber kreatives Juhugebrüll zum Frühstück um zwei nachmittags? Das eine, da andere, heute dieses, morgen jenes, aber nur EINS verdammt, wenn das so leicht wäre.
Und dann das arbeiten.
Nehmen wir die erstbeste Gelegenheit beim Schopf, unser Leben der Spiesigkeit zu übergeben, dann kommen wir wahrscheinlich nie auf der anderen Seite an. Widmen wir unser Dasein stattdessen dem unkoventionellen Antiestablishment vielleicht auch nicht. Und wer soll das alles entscheiden? Ich? Alle? Das Universum? Gott??
Und Kompromisse? Wahrscheinlich müssen wir sowieso alle Kompromisse eingehen, früher oder später, geplant oder nicht. Sind geplante Kompromisse also noch kompromittierender, da von vorn herein beabsichtigt, oder sind sie im Gegenteil weniger erdrückend, da erwartet? Und kann eigentlich mal EINER hier irgendwas Konkretes von sich geben, anstatt nur ständig dummselige entwederoder Fragen zu stellen?
Keine Ahnung. Ganz ehrlich, mein Kopf ist voller Mist, voll mit das eine oder das andere, dieses oder jenes, heute oder gestern, grün oder gelb, schlafen oder nicht, Film oder Buch, schlag mich tot oder lass es bleiben. Aber über alldem steht groß und übermächtig, ekelhaft grün und leise zitternd, wie vergammelter Wackelpudding, den man nach Wochen hinter der Mikrowelle schimmeln findet und sachte mit dem Löffel anstuppst, ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen, das jede temporäre Entscheidung anzweifelt und mich langsam aber sicher überzeugt hat, dass das 'andere Ende' nicht kommen wird. Aber was sollen wir dann tun? Ewig im Dunkeln stehen und warten? Einfach blind in eine Richtung losrennen und hoffen, auf keine Wand zu treffen? Uns hinsetzen und heulen?
Keine Ahnung, nochmal. Aber irgendetwas müssen wir tun. Irgendein Ziel haben. Und da uns heulen auch nicht weiterbringt, schon gar nicht im Dunkeln, ist rennen immer noch die bessere Alternative. Und wenn wir gegen eine Wand rennen, dann rennen wir eben gegen eine Wand (und heulen dann vielleicht wirklich ein bisschen, ganz kurz...) und drehen um und rennen weiter, bis zur nächsten Wand. Und irgendwann, nachdem wir wahrscheinlich die nette Bekanntschaft mehrerer Wände gemacht haben, kommen wir uns Licht, ans andere Ende. Vielleicht auch wieder an den Eingang, aber zumindest ans Licht, halten uns die Augen zu und verfluchen uns, weil die Sonnenbrille schon wieder daheim auf dem Schreibtisch liegt. Aber wenn man sich mal dran gewöhnt hat, dann sollte es doch eigentlich ganz okay sein, da auf der anderen Seite. Und auch wenn die andere Seite nicht die andere, sondern die erste Seite ist, vielleicht waren wir ja die ganze Zeit schon, bevor wir ins Dunkel gerannt sind, auf dem richtigen Weg, und haben es nur nicht gemerkt, weil- ja, weil? Weil wir blind waren und nicht gesehen haben, was wir hatten? Weil wir es nicht sehen wollten? Weil wir nicht bemerkt haben, dass es überhaupt richtig war? Weil wir wissen wollten, was es noch gibt? Weil uns nichts gut genug ist?
Und wenn wir tatsächlich am anderen Ende herauskommen, was wird dann sein? Alles besser? Alles scheiße? Das Wissen, dass das Neue das Richtige war? Endlich glücklich?
Wie auch immer das Ende vom Lied klingt, irgendwas wirds schon gebracht haben, das Irren im Dunkel. Nur- wer steuert den Weg, wer sagt uns, gegen welche Wand zu rennen sich lohnt und an welcher man sich nur Beulen holt? Wir?? Bestimmt nicht. Im Dunkeln mag zwar gut munkeln sein (was auch IMMER dieser Mist heißen soll), aber viel sehen tut man eben doch nicht.
Von dem her, sollen wir tatsächlich mal das Universum übernehmen lassen? Und wie sagen wir dem Universum, dass es das mal tun soll, anstatt sich hier auf der faulen Haut auszuruhen und uns die ganze Arbeit machen zu lassen?
Tja. Keine Ahnung. Mein Fragezeichen höhnt schon wieder. Liebend gerne würde ich jetzt zu einem optimistischen, aufmunternden Schlussatz kommen, der uns sagt: hey, alles nicht so schlimm, wird schon werden.
Nur, sadly, kann ich das nicht, denn so sicher bin ich mir ja da wie gesagt nicht mehr. Also, irgendwann finde ich bestimmt mein Loch in der Wand, aber momentan lässt das Licht am Ende des Tunnels doch gewaltig auf sich warten. Und bis es soweit ist muss man eben durch, durch den Schlamm der sich Job nennt und definitiv keinen Spaß macht.

Montag, 12. Juli 2010

Und nun das Wetter

Ja, normalerweise widmen wir uns hier gewichtigeren Themen. Männern zum Beispiel. Entscheidungsfindung, dem Leben als solches.
Aber heute... entweder es liegt an den hirnerweichenden Temperaturen, die eben selbiges auch mit mir angestellt haben, weswegen mir nichts besseres mehr einfällt als den Smalltalk (selbstverständlich auf literarisch hohem Niveau, nichts für Ungut) zur Kolumne auszutreten, oder es liegt daran, dass ein für mitteleuropäische Verhältnisse derartiges Riesenevent wie eine Woche über 35 Grad am Stück OHNE Regen einfach besprochen werden muss.
Aus welchen Gründen auch immer, ich habe beschlossen, mich heute dem WETTER zuzuwenden.
Die Fakten wurden ja bereits dargelegt, wobei eigentlich jeder, der seinen Hauptwohnsitz nicht gerade in arktischen Gefilden aufgeschlagen hat, wahrscheinlich ohnehin bereits gargekocht und dementsprechend im Bilde ist. Richten wir unser Augenmerk jetzt also auf die Auswirkungen, die dieses blöde Hoch auf unser sonst so langweiliges deutsches Leben hat:
Zunächst, um mal an der biologischen Basis anzufangen, reagieren die meisten Körper auf derartige Hitze, insbesondere bei gleichzeitig weiterbestehenden schnöden Alltagstätigkeiten wie arbeiten, essen, atmen, sein, mit schwitzen und roter Haut, manch Glücklicher wird auch braun. Der Schweiß zieht folgende Kollateralschäden nach sich: Schweißhübbel auf der Haut, den ständigen Drang zu duschen und andauerndes Wäsche waschen (also, häufiger als einmal alle zwei Wochen). Angeblich stinkt man auch. Und Busfahren wird zum quasi kulinarischen Hochgenuss, lauter kleine Menschchen in einem großen fahrenden Topf, im eigenen Saft gedünstet.
Außer solch profanen körperlichen Reaktionen aber geschehen auch sonst recht seltsame Dinge: die Frohnaturen unter uns, die -zumeist- unerklärlicherweise auch gleichzeitig fanatische Sonnenanbeter sind, werden bei Temperaturen über 25 Grad aufrdringlich fröhlich, bei welchen über 30 geradezu abstoßend frenetisch und steigt das Thermometer noch weiter an näherungsweise unerträglich glücklich. Und da soll jetzt einer mal in Ruhe melancholisch sein- unmöglich.
Aber lassen wir den Glücklichen unter uns ihr Glück. MEIN potentielles Glück wäre vor ungefähr einer halben Stunde das Gewitter gewesen, das sich verheißungsvoll am Himmel abgezeichnet hatte, nur um daraufhin 5 Minuten genieselte Abkühlung vorzutäuschen, um die herrschenden Gegebenheiten nahtlos von finnischer Outdoorsauna zu allgemeinem römischen Dampfbad übergehen zu lassen.
Das wirklich Schlimme ist aber, dass (mal abgesehen von ein paar wenigen Gleichgesinnten) die allermeisten Menschen dieses Wetter als (ich zitiere) "irre geil" oder ähnlich obszön titulieren. Dabei fällt es mir wirklich extrem schwer nachzuvollziehen, was an dauervollen Waschmaschinen, klebriger Haut, unangenehmen Ausdünstungen, Sonnenbrand, Armadas von Moskitos und der schieren Unmöglichkeit, nachts zu schlafen, toll sein soll. Geschweige denn irre geil.
Aber was solls, wenigstens fühlt sich duschen bei diesem Wetter mal nicht nur nach Arbeit, sondern tatsächlich nach Erleichterung an. Außerdem ist die Gelegenheit gerade wirklich günstig, neue Weltrekorde im Ventilatorendauergebrauch aufzustellen, alternativ könnte man aber auch versuchen, ein Spiegelei auf der Straße zu braten, geht im Winter auch nicht. Und Winter muss es ja auch gar nicht sein, nur...
20 Grad, leicht bewölkt, Wind, eventuell von Zeit zu Zeit ein leichter Niesel... herrlich.
Mit dieser Vorstellung im Kopf können wir uns jetzt mal kühle Gedanken machen gehen und den Sommerfans ihren Sommer lassen- denn, genau betrachtet, ist jeglicher Warmwetterfanatismus wahrscheinlich auch Ausgeburt von einem: dem Wissen, dass wir, trotz 35 Grad, nach wie vor in Deutschland leben und der ganze Spuk bald wieder gräulichem Nieselwetter weichen wird, womit wir Wettermuffel wieder unsren Willen hätten und die Sommermenschen ein weiteres Jahr warten müssen, bevor sie wieder in den Genuss von zwei Wochen Hitze kommen. Und, wenn wir mal ganz ehrlich sind, tropische Nächte sind ja eigentlich auch wirklich ziemlich geil...

Und damit entlasse ich euch in die Sommerferien.
Farewell!
Oh: Fussball! So, jetzt haben wir auch über die WM geredet.

Dienstag, 6. Juli 2010

Ja, nein- ich mein, Jain!

Seid gegrüßt, Freunde der Volksmusik!

Long time no speak, ich weiß. Aber wenn man so schrecklich busy ist sein Leben gemanaged zu bekommen dann hat man ab und an die tendencies, manche Sachen zu vernachlässigen, weniger relevante Aspekte des zu managenden Lebens werden einfach kurzerhand outgesourced, um in ruhigeren Zeiten reactivated zu werden. So, genug kluggeschissen.

Wisst ihr, was ich glaube? Oh Gott, zu allererst glaube ich gerade, dass das Ablagesystem auf meinem Schreibtisch eventuell einer Überarbeitung bedarf, wenn ich mir den Stapel unglaublich wichtiger Zettel, die gerade aus ihrer dekorativen Schräglage über CD Spindeln und Brillenetuis, Taschenrechnern, Teepackungen und ähnlich essentiellen Dingen, die sich hier so tümmeln, sanft auf den Boden gesegelt sind, um sich dort zu ein paar weitaus weniger wichtigen Zetteln zu gesellen, die, wie ich vermute, da schon eine ganze Weile liegen. Wenigstens habe ich aber die Olive wiedergefunden, die sich gerade auch noch neben den Zetteln abgelegt hat. Wobei die Olive jetzt nichts mit meinem Ablagesystem im eigentlichen Sinne zu tun hat, obwohl sie sich schon ganz gut neben dem Instantkaffee und der Tamponbox machen würde. Nun.
Was ich aber eigentlich zum Besten geben wollte, war Folgendes: ob ihr es glaubt oder nicht, aber ich habe die grundlegende Ursache aller Entwicklungen des Lebens entdeckt. Die eine, alles entscheidende Basisfunktion des universellen Geistes. Quasi den Dietrich unter den Schlüsseln des Lebens... ja, und so weiter.
Meine höchst wissenschaftlichen Forschungen gelangten nämlich zu folgendem Ergebnis: das Leben besteht aus einer Aneinanderreihung von Entscheidungen (ich weiß nicht, obs euch aufgefallen ist, aber 'Entscheidungen' sind ein zentrales Thema in meinem Kopf, schon mitbekommen?), von wichtigen und unwichtigen , kleinen und großen, langweiligen und aufregenden Entscheidungen. Das fängt morgens nach dem Aufstehen an: Müsli oder Brot (diese Entscheidung wird Menschen wie mir meistens durch höhere Gewalten, die den Kühlschrank auf mysteriöse Weise leer werden lassen, abgenommen. Aber ich habe mir sagen lassen, dass andere Leute tatsächlich Essen in selbigem aufbewahren, und zwar nicht nur, um es zu vergessen und 7 Wochen später wegzuschmeißen)? Kaffee oder Tee? Rock oder Hose? Etc. Gemeinhin würde man solche Entscheidungen als klein und langweilig bezeichnen, hat man aber gewisse grüblerische Neigungen und ein bisschen Fantasie, dann kann man auch aus solchen Dingen gewichtige Dinge machen: Was, wenn der tolle Typ auf Arbeit mich jetzt heute endlich angesprochen hätte, wenn ich nur nicht diesen blöden Rock sondern die tolle Jeans angehabt hätte?!!
Tja, da seht ihrs mal, das Leben ist viel komplexer, als ihr denkt. Aber weiter. Wir haben also das Frühstück hinter uns gelassen, jetzt stellt sich folgende Frage: fahre ich heute Fahrrad? U-Bahn? Auto? Laufen? Reiten? Schwimmen??
Gut, nur die wenigsten Leute schwimmen zur Arbeit, Reiten soll ja auch nicht mehr so verbreitet sein. Aber trotz allem: was, wenn ich den Bus genommen hätte? WÄRE ich noch am Leben?!!
Jaja, makaber, schreit ihr jetzt, aber so schauts aus. Einmal mehr wird verdeutlicht: auch kleine Entscheidungen können weitreichende Folgen haben.
Nachdem wir nun also die 'kleinen' Dinge des Lebens bereits als weitaus schwerwiegender enttarnt haben, als sie auf den ersten Blick zu sein scheinen, wenden wir uns doch den auch oberflächlich betrachtet größeren Entscheidungen zu, die es so zu fällen gilt. Fangen wir an mit "Was soll ich werden?" über "Wo soll ich leben?" bis "WIE soll ich leben?" zu "SOLL ich leben?!!".
Ihr seht schon, es wird tiefschürfend. Und genau DA liegt der Knackpunkt: während andere Entscheidungen meist leichtfertig getroffen werden (zumindest vom Gros der Menschheit, mir sind auch Individuen bekannt, die an der Bäckertheke jeden vorlassen, der sich auch nur in vager Reichweite der Bäckerei befindet (also im Umkreis von rund zwei Kilometern), weil die Entscheidung zweischen Croissant, Brezel und Berliner einfach unfällbar ist. Aber das sind seltene, bedauernswerte Geschöpfe...), sind die angesprochenen schon härtere Nüsse. Manch einer lässt zwar auch diese ganz profan vom Universum übernehmen ('Ja, mei, jetzt hat mich halt der Bus überfahren. Was sollst machen...'), die meisten verwenden auf das oben genannte jedoch ein bisschen mehr Energie. Und manch einer, nein, wir nennen keine Namen, verwendet quasi ALL seine Energie auf derartige Dinge... Und wenn man erstmal diesen Zustand erreicht hat, wird man verstehen, was die grundlegende, von mir entlarvte Regel des Lebens ist:
Der Mensch WILL keine Entscheidungen treffen.
Deswegen tun wirs einfach. Und tun wirs nicht, fängt es im Kopf an zu summen, kontinuierlich, ständig, morgens, abends, während wir andere lästige Entscheidungen treffen ("Müsli oder Kaffee oh GOTT!!!"), während wir kacken, fernsehen, uns unterhalten, arbeiten, Sex haben, schlafen, aufwachen....
Wir wägen quasi ständig und unablässig das Für und Wider bestimmter Dinge ab, überlegen so lange hin und her, schreiben Pro und Contra Listen, schreiben neue Pro und Contra Listen, entscheiden uns, um die Entscheidung sofort wieder zu revidieren, können an nichts anderes mehr denken nerven unsere Umwelt wissen selber nicht mehr was wir eigentlich wollen und ob wir ÜBERHAUPT etwas wollen oder ob wir nicht lieber einfach nur ein Vogel sein wollen usw!! bis wir schließlich in einer Kurzschlussreaktion IRGENDWAS tun, nur, um etwas getan zu haben.
Das, liebe Freunde, ist der Kern des Lebens. Bei kleineren Dingen im Kleinformat, wahrscheinlich ohne das innere Dilemma überhaupt mitzubekommen. Bei größeren Dingen im großen Stile, gelegentlich theatralisch- ja, ich glaube sogar, viele Leute haben sich einfach nur deswegen umgebracht, um der ewigen Diskussion mit sich selbst, ob man sich denn nun umbringen solle oder nicht, ein Ende zu setzen.
Seht ihr, so einfach ist das. Und so unendlich schwer gleichermaßen. Denn selbst, wenn man diese Weisheit erkannt hat, kann man sich nicht einfach so entscheiden, man muss trotz allem auf den Kurzschluss warten, denn sonst könnte man ja die falsche Entscheidung treffen...
In diesem Sinne: ich nähere mich dem Kurzschluss, und nein, ich will mich nicht umbringen.

Cheers!

PS: Übrigens fand ich immer den Film Lola Rennt ganz vorzüglich im Bezug auf kleine Unterschiede mit großer Wirkung. Oder Butterfly Effect. Im Übrigen habe ich kürzlich Shutter Island gesehen und kann ihn durchaus weiterempfehlen, obgleich die ganze Sache ein bisschen vorhersehbar ist. Trotzdem, gut gemacht ist er allemal. Ah, und in Kürze werde ich hier mal meinen Senf zum neuen Doors Film zum Besten geben, den ich noch nicht gesehen habe, aber nächste Woche. Und, nebenbei, wenn ihrs noch nicht getan habt, dann schaut mal How I met your mother (bei akuten Suchttedenzen sei hiervon jedoch abzuraten).
So long-

Samstag, 12. Juni 2010

Remember Wie?!

Update:

Wenn ihr euch mal wirklich langweilen wollt, dann habt ihr aktuellerweise zwei Möglichkeiten:
1) Robin Hood. Gähn. Königliche Ödnis im wahrsten Sinne des Wortes. Und die Männer in Strumpfhosen haben noch nicht mal welche an. Frechheit.
2) Remember me. Zwei Stunden ein völlig zu Unrecht als Mädchenschwarm beworbener Robert Pattinson (d.h., er IST wohl faktisch ein Mädchenschwarm, nur habe ich gewisse Schwierigkeiten, selbiges nachzuvollziehen) in depressiver, ketterauchender Verfassung, ein paar zusammenhanglose Familiendramen und ein Ende, das derart an den Haaren herbeigezogen ist, dass "Der Schwarm" bzw. diverse Stephen King Bücher dagegen vor Logik und Sinnhaftigkeit nur so sprühen. Was jetzt nicht heißen soll, ich hätte den Schwarm oder auch besagte King Diversitäten nicht gut gefunden- was ich von "Remember me" nicht behaupten kann- dass ich ihn gut gefunden hätte, nämlich, im Grunde trauere ich gerade nur meinen 6 Euro nach.

Wenn ihr stattdessen euch nen wirklich schönen Film anschauen wollt, dann geht in Vincent will Meer. Und nein, es ist KEINE Knocking on heaven's door Kopie.

Und ja, ich tue auch noch andere Dinge, als ins Kino zu gehen... ;)Auch wenn ich einen gewissen Hang zum auf Leinwand projizierten Bewegtbild nicht leugnen kann, nein.

Soweit, sogut, wir kommen wieder!
À la prochaine,
I

Freitag, 21. Mai 2010

I like birds

Pflaumen
Pflaumen
Pflaumen
Pflau
men
Pf
lau
men
Men
lau
pf
Lau
pf
men
Pflemaun
Nemualfp
Pflaumen
Pflaumen
Pflaumen...


http://www.youtube.com/watch?v=dgHQLLFu1pg

Vive le dadaisme.

Samstag, 8. Mai 2010

See you at the bitter end

Freunde der Nacht,

es ist mal wieder passiert, ein dummes Mädchen namens Isa hat sich einen Mann rausgepickt, aus der schier unüberschaubaren Menge des unattraktiven, langweiligen Angebots ein interresantes Individuum herausgefiltert und für gut befunden- nun stellt sich nur die aufdringlichste aller aufdringlichen Fragen: was, zur Hölle, jetzt?!
Ja... ungefähr bis zu diesem Punkt bin ich schon gekommen. Nun wollen wir aber mal keine voreiligen Schlüsse aufkommen lassen: man kann sein Leben sehr gut ohne Mann leben, mit ist aber auch ganz nett. Somit wäre es auch nicht das Ende der Welt, würde man über die was jetzt Frage zu keinem Konsens kommen- es wäre nur schade, da das Fundstück schon ganz ansehnlich ist und ganz nett auch mal wieder nett wäre. Diese Einsicht erleichtert die Antwortfindung allerdings auch nicht bedeutend.
Im Hinblick auf diese meinigen Widrigkeiten (und natürlich auch im Hinblick auf die der anderen, im Grunde sitzen wir doch alle im gleichen Boot, leider nur geschlechtergetrennt)stellt man sich doch die Frage:
Warum machen wirs uns so schwer?
Ist es wirklich so undenkbar, hat man denn mal ein lohnenswertes Ziel angepeilt, eben dieses einfach mal unverfänglich darauf anzusprechen? In amerikanischen Serien ist das alles so einfach: Wanna grab a drink or something? Sure. I'll call you.
Die tauschen noch nicht mal Nummern aus, scheinbar muss man das in Amerika nicht, da organisiert man sich seine unzähligen Dates dann telepatisch.
Und warum geht das in unserem verklemmten deutschen Kulturkreis nicht? Oder bin nur ich verklemmt? Eine Möglichkeit, die ja durchaus in Betracht zu ziehen wäre, leider würde das aber bedeuten, dass sich meine Verklemmtheit auf mysteriöse Weise automatisch auf meine männlichen Gegenüber überträgt. Bei den Amis ist das ja anscheinend auch ganz anders, da sind die Männer noch Gentlemen, die unverhofft vor der Tür stehen, spätabends, nachdem sie 7 Meilen im Pyjama durch den Regen gejoggt sind, nur um die Angebetete davon abzuhalten, am darauf folgenden Tag für 97 Monate nach Chihuahua zu fliegen, um ehreamtliche Sterbehilfe bei Zwergbeaglen zu leisten. Tja, wo sind all die Indianer hin, die noch um ihre Sqaw kämpfen anstatt sich abends lieber mit ihren Kumpels aufn Bier zu treffen.
Zu meinem allergrößten Bedauern lebe ich aber nicht in den USA, genausowenig wie mein angestrebtes Ziel männlicher Art. Was also tun?
(Wir drehen uns im Kreis, merkt ihrs?)
Entweder, ich springe über meinen Schatten und stelle mir intensiv vor, wir befänden uns in Chicago, Seattle, New York oder meinetwegen auch in Little Frankfurt oder sonstwo, Hauptsache, die Straßen sind breit, die Autos groß und die Colabecher fassen mehr als einen Liter, in small, versteht sich, kurzum: wir befänden uns auf amerikanisch entspanntem Dategebiet und verfahren einfach nach der simplen wanna-grab-a-drink Taktik. Leider bin ich der Telepatie nicht mächtig, aber vielleicht wird die ja mitgeliefert, sobald man es denn mal schafft, seinen Stock aus dem Arsch zu ziehen und sich sein Leben ein bisschen leichter zu machen.
Soweit, sogut. In der Theorie wunderbar, unglaublich wunderbar sogar, denn, man stelle sich mal vor! Wie schnell man da zum Ziel kommen würde, würde das Gegenüber einfach auf den Drink einwilligen, da könnte mans vom ersten Kribbeln bis zum ersten Kuss glatt in unter 4 Monaten schaffen- für deutsche Verhältnisse ist das ja fast schon ein bisschen übereilt.
Gehen wir aber nun mal davon aus, wir schaffen eben dieses nicht; man verfügt ja schon über eine wohl ausgeprägte Einbildungskraft, allerdins ist es doch ungleich einfacher, sich nachts konsequent vor nicht vorhandenen Monstern im Schrank zu fürchten, als sich selbst davon zu überzeugen, dass auf das Ansprechen eines attraktiven Mannes nicht sofortiger Tod mit anschließendem qualvollen Nachleben im Nirvana-für-Dumme folgt. Setzen wir uns also mit der Realität auseinander.
Diese sieht aus wir folgt: wir starren das bereits mehrfach erwähnte Individuum noch ein paar Wochen an, in dem aberwitzigen Glauben, es würde niemandem auffallen. Die Zeit läuft uns ein bisschen davon, wir werden hier ja auch nicht jünger und irgendwann isses halt auch einfach zu spät. Irgendwann bekommt man dann Torschlusspanik, immer so in etwa kurz bevor das hübsche Fundstück dann wieder in der Versenkung verschwindet. Bis zu diesem Zeitpunkt quält man sich allerdings noch ausgiebig selbst mit unaufhörlichen Grübeleien, ebenso wie man all seine Freunde, die einem wenigstens ein bisschen näher stehen als, sagen wir mal, der Bundespräsident, mit endlosen Monologen zum Thema Mann foltert. Ist es dann soweit und das optimale Zeitfenster hat sich nach kurzen sechs Wochen, in denen man sich mehrfach das gemeinsame Leben mit diversen alternativen Handlungsvariationen, späteren Wohnorten und potentiellen Namen für Kinder hat ausdenken können, es aber im Hinblick auf harte Fakten nicht über die Gesprächigkeit eines Stocks hinausgebracht hat, wieder geschlossen, ist man frustriert, die genervten Freunde sagen dir I told you so und das ganze Leben stinkt mal wieder.
Irgendwie ist es jetzt schon doch eher leicht zu sagen, was von diesen beiden erwähnten Möglichkeiten, die nächsten Wochen zu gestalten, die bessere ist. Leider weiß man trotzdem vorher, dass es auf Möglichkeit zwei hinauslaufen wird, weil man Möglichkeit eins zwar als die bessere, sinnvollere, klügere, gesündere, vielversprechendere, schmerzlosere, spaßigere, glücklichere und überhaupt einfach als die richtige Möglichkeit enttarnt hat, es aber einfach trotzdem beim allerbesten Willen nicht schafft, seinen verdammten inneren Schweinehund zu überwinden und Möglichkeit eins zu verwirklichen. Und überhaupt, die paar positiven Attribute, die Möglichkeit eins zu bieten hat, sind doch pillepalle im Vergleich zu den Freuden von Möglichkeit zwei: Frust, Ärger, Stress, Panik und viel Placebo / System of a Down (je nach aktueller Stimmungslage).
Tja. Jetzt stehen wir also da und überlegen. Und was, wenn ich Möglichkeit eins probiere, und es nach hinten losgeht? Was, wenn es im echten Leben nicht so leicht ist, man nicht einfach seinen Drink grabbed und sich automatisch eine gigantische rosa Brille über die Welt senkt und das Leben in Glückseligkeit (ha!) taucht? Was, wenn es gar nicht erst zum grabben kommt, wenn man quasi auf der Pforte abgewiesen wird? Was, wenn die restliche Zeit danach seltsam und angespannt wird? Was, wenn einen die vielversprechende Möglichkeit eins letztendlich nur noch unglücklicher macht, als es Möglichkeit zwei getan hätte, bei der man wenigstens bis zum Ende des Zeitfensters in sinnlosen Fantasien hätte schwelgen können ohne von doofen Tatsachen davon abgelenkt zu werden? Was, wenn man einfach alles falsch macht und es eben nicht alles gut werden wird?!
Und was, wenn Möglichlkeit eins funktioniert, man ein Paar wird, sich aber nach einer Zeit wieder trennt? Was, wenn man einfach den Mumm nicht mehr hat, weil alleinsein zwar traurig, aber sicher ist? Was, wenn man so unsicher ist, dass man Möglichkeit eins schlicht und ergreifend unmöglich durchführen kann, weil man im Grunde mehr Angst davor hat, dass die Anstrengungen, die man unternimmt, Früchte tragen, als man sich davor fürchtet, weiter allein zu sein?
Also, ihr seht, in meinem Leben ist es nicht so einfach. In meinem Leben ist es einfacher, mit Sack und Pack um die halbe Welt zu reisen als einen Mann anzusprechen. Meine Welt spinnt, das könnt ihr mir glauben.
Wie dem aber auch sein mag, trotz all dieser unglaublich hilfreichen Einsichten, die hier dargelegt wurden, wird in den nächsten Wochen trotz allem mit ziemlicher Sicherheit Möglichkeit zwei zum Zuge kommen. Und wenn wir es doch tatsächlich schaffen sollten und es anders machen, ernsthaft versuchen, glücklich zu werden, auch wenn genau das -getreu der amerikanischen Vorgehensweise- den crap out of me scared, dann werden wir das auch überleben. Die seltsame Vorstellung davon, wie es ist 'glücklich' zu sein genauso wie die weitaus realere, es nicht zu sein.
Und vielleicht kommen wir ja sogar auch mal mit dem echten Leben klar.

Peace, I

PS: Oh, das hagelt wieder Leserbriefe...

Sonntag, 18. April 2010

Ich wollte euch nur mal eben sagen,...

...dass mir soeben aufgefallen ist, dass der 'Smiley' zu deutsch ja Grinsi hieße. Ich fand, diese Tatsache war es wert, kundgetan zu werden. Eine weitere ist die überaus überaschende, da grandiose, Qualität des Films "Up in the Air" mim Clooney Schorsch, hätt ich so auch nich gedacht, is aber so: sehr sehenswert.

Ansonsten könnte ich, wenn ich mich ein bissl anstrengen würd, jetzt wahrscheinlich noch ein paar weitere Kapitel über die Highlights des Lebens zum Besten geben, beispielsweise über Dinge wie Pflegeratten zu Besuch in meiner WG (oh Jubel, oh Freude, ein felliges Tier, wir jubilieren! -damit will ich sagen: wir jubilieren ernsthaft, denn wir mögen Ratten- =) <- Grinsi, der ), beginnende Semester und gemächlich anrollende wärmere Jahreszeiten. Da der verbleibende Abend aber einem Film namens Matrix Reloaded gewittmet ist, werd ichs lassen.

Somit:
Namaste, Shalom oder wat och immer, isch grüße- I

Donnerstag, 8. April 2010

Das Leben kleben

Lords, Ladies,

heute möchte ich über den tieferen Sinn des Lebens sprechen, eventuell auch über das Universum und möglicherweise über den ganzen Rest.
Vorhin bin ich in der bescheidenen Bibliothek meiner bescheidenen Residenz gesessen und habe in der Februarausgabe von 'Psychologie Heute' gelesen, ein äußerst lesenswertes Magazin übrigens. Darin stand ein Artikel über Entscheidungen, die es zu treffen gilt, und die Unfähigkeit der meisten Menschen, dies zufriedenstellend zu tun. In Anbetracht der Tatsache, dass ich kürzlich erst zum wiederholten Male mit meinem gesamten Hofstaat, mit Roß und Reiter und Kind und Kegel und allem drum und dran, umgezogen bin, stets auf der Suche nach der Erfüllung, nach dem richtigen Leben, nach mir, nach dem SINN, kam mir diese Gelegenheit gerade recht. Im Grunde hat das Schriftstück allerdings nur meine tiefsten Befürchtungen bestätigt: es gibt kein richtig (meiner Auffassung nach gibt es sowieso nur falsch und fälscher). Desweiteren hat der Artikel dargelegt, dass es gerade in wichtigen Entscheidungssituationen sehr angebracht sei, auf sein Bauchgefühl zu hören und nicht immer nur mit dem Verstand zu arbeiten. Gleichermaßen gibt es allerdings ein von einer scheins rennomierten Psychologin entwickeltes '10-10-10-Modell', welches besagt, man solle sich die Folgen einer Entscheidung im Abstand von 10 Minuten, dann Monaten und schließlich Jahren vorstellen, da die Zukunft ein weitaus wichtigerer Aspekt von Entscheidungen sei, als manch einem lieb ist.
Nun.
Die gute Frau mag ja recht haben, allerdings scheint die Überlegung "aber, werde ich in 10 Jahren auch IMMER NOCH glücklich sein mit meinem Beruf??" doch schon recht vernunftgesteuert zu sein. Zumal der Ausdruck 'glücklich' sowieso nur in unserer Fantasie existiert, bestenfalls nur sehr kurzfristig zu erreichen ist und langfristig besser gar nicht erst angestrebt werden sollte, da unerreichbar und somit die Eintrittskarte zur Verzweiflung. Aber das nur am Rande.
Wie dem aber auch immer sei, Entscheidungen sind des Lebens Schwerstes, soviel steht fest. Selbst hartgesottene Mediziner, deren Lebenszweck es scheinbar seit dem zarten Alter von eineinhalb war, Arzt zu werden, zweifeln bisweilen- obgleich dieser Schlag Mensch aller Zweifel zum Trotz NIE aufgeben würde. Wobei aufgeben wahrscheinlich das falsche Wort ist; eine Umentscheidung ist, wenn wohl durchdacht, herangereift und letztendlich vollkommen anders, aber aus dem Bauch heraus entschieden, NIEMALS ein Aufgeben, eher eine Kampfansage ans Leben, die Bitch.
Außerdem wurde folgendes Phänomen beschrieben: diejenigen, die es schaffen, einen Lebensweg einzuschlagen und dann auch einfach dabei bleiben, weil sie ihn für vielleicht nicht non-plus-ultra-optimal befunden haben, aber für gut genug für sich selbst, diese werden meistens am zufriedensten langfristig. 'Glücklich' verwenden wir ja nicht. Und diejenigen, die immer auf der Suche nach dem noch besseren, dem noch tolleren, dem noch richtigeren sind, die sind wohl auf ewig zur Suche verdammt, nur um irgendwann festzustellen, dass die Suche kein Ziel hat. Zumindest kein solches, wie sie es sich vorstellen. Man stelle sich vor, man hat ein Haus mit 25 Zimmern zur Verfügung und will auf Biegen und Brechen DAS eine Zimmer finden, das am perfektesten ist, das das aller-aller-aller-super beste Schlafzimmer abgäbe. Folge: der notorisch Unentschlossene wohnt in jedem Zimmer einen Monat und zieht dann weiter, denn das nächste Zimmer könnte ja noch besser sein. Folge davon: jedes einzelne Zimmer wird zur Übergangslösung degradiert und nie wirklich wohnlich. Der andere jedoch, der, der einfach irgendeines nimmt und das Beste draus macht und damit zufrieden ist, hat innerhalb von drei Monaten ein wunderbar wohnliches und gemütliches Zimmer eingerichtet und genießt sein Leben. Während sein unentschlossenes Pendant gerade mal zu Zimmer vier kommt, dementsprechend nach Adam Riese also noch 22 Monate unglückliches Weiterziehen und Neuversuchen vor sich hat, nur, um am Ende, mit blank liegenden Nerven, das Haus für untauglich zu erklären und sich im nächsten Haus die nächsten 25 Zimmer vorzunehmen, denn, oh, meine Freunde, Unentschlossenheit ist ein Fluch, den man nur schwerlich ablegt.
Alles in allem scheint die Fähigkeit, sich zu entscheiden, oder, nein: sagen wir lieber, sich zufrieden zu geben ein gewisser Luxus sein, der in unserer heutigen, vor lauter Möglichkeiten laut röhrenden und zuckend pulsierenden Gesellschaft hart erarbeitet sein will. Und wie? Darüber hat der Artikel leider nichts gesagt (ja, danke, SEHR hilfreich!!), allerdings ließe sich vermuten, dass, indem man einfach versucht, die Strategie der Zufriedenen anzuwenden (eins nehmen und gut is), alles irgendwie schon gut werden müsste. Wenn da nicht diese ewigen Zweifel wären...
Letztendlich lässt sich also wohl sagen: die Theorie ist wunderbar und die, denen die Gabe der Entschlussfreude in die Wiege gelegt wurde- Hut ab.
Die, denen dies nicht zuteil wurde: viel Glück...
Nichtsdestotrotz bin ich zur Zeit froh, hierhergekommen zu sein, wieder mal umgezogen zu sein, auch wenns zur Zeit noch alles sehr groß und gruslig und ein bisschen einsam ist hier. Denn, auch das besagte dieser ungemein kluge Artikel, selbst objektiv 'falsche' Entscheidungen (das beziehe ich jetzt nicht auf meine kürzlich getroffene- denn (wie immer eben) DIESE EINE war jetzt GANZ SICHER die richtige) können 'richtig' sein, wenn sie in Übereinstimmung mit den persönlichen Werten, Zielen und nochwas getroffen wurden. Derartige Entscheidungen hatte ich schon viele- die, die mich villeicht nicht zielstrebig und geradlinig weitergebracht, dafür aber anderweitig bereichert haben. So gesehen ists eben doch wahr: Das gaaanze Leben ist ein Spiel, und wir sind nur die Kandidaten...
Oder auch: Everything happens for a reasons, even when it's wrong- especially when it's wrong.
Somit also, das Leben kleben, wird schon werden, nur kein Kopf machen.

Farewell, Lady I

Samstag, 20. März 2010

Sinnfreies Post ohne größere Pointen oder Inhalt

Ich neige dazu, mich zu wiederholen. Ab und an habe ich auch einen Hang zur Redundanz.

Wenn mir jemand eine wirklich treffende Übersetzung des Wortes 'awkward' sagen könnte, wäre ich diesem auf ewig zu Dank verpflichtet. Denn: awkward= heikel, peinlich, unangenehm, unbeholfen... aber irgendwas in meinem Philologenhirn sagt mir, dass da eine Komponente fehlt, meines Verständnisses nach ist awkward nämlich eher eine Mischung aus peinlich/unangenehm/heikel und merkwürdig/seltsam. An awkward situation ist meiner Definition zufolge eine Situation wie die, in der der Elefant abends beim Fernsehen mit auf dem Sofa sitzt und jeder so tut, als wäre es normal. Oder täusche ich mich da? Jedenfalls, wenn jemand DAS Wort hat, dass 'awkward' exakt beschreibt: her damit! Mittlerweile habe ich mir zwar mehr oder minder angewöhnt, das Wort einfach im Deutschen mitzuverwenden, allerdings kommt das zumeist nur in Anglistenkreisen gut an. Wie dem auch sei, wer eins weiß bitte melden.

Gelegentlich erwähne ich Informationen zu einem bestimmten Thema sogar häufiger als nötig.

Gute Nacht.

Mittwoch, 17. März 2010

Crazy Life

Die letzten Jahre über habe ich mich immer wieder gefragt, ob das, was ich tue, Sinn macht. Ob 'Kunst' Sinn macht. Was zur Folge hatte, dass meine Kunst darunter gelitten hat, bis sie fast daran gestorben wäre, an dieser weit verbreiteten Krankheit, die sich 'Vernunft' nennt.
Man beginnt sich Gedanken über seinen Lebenswandel zu machen, wenn der Freundeskreis vernünftige Dinge studiert, vernünftige Berufe lernt, ja gar geregelten und unglaublich vernünftigen 9-to-5 Jobs nachgeht. Was jetzt vielleicht abschätzig klingt, aber nicht so klingen soll- das Konzept der globalen Unvernunft sollte um unser aller Willen wahrscheinlich nicht in die Tat umgesetzt werden; das der allgemeinen Vernunft allerdings auch nicht.
Trotz allem ist es manchmal schwer, man selbst zu sein, wenn man schon zum fünften Mal in drei Jahren umzieht und man sich dafür seiner Umwelt gegenüber rechtfertigen muss, obwohl es sich in einem selbst völlig natürlich anfühlt, weil es einfach so sein MUSS. Selbstverständlich muss man sich nicht jedem gegenüber rechtfertigen, aber immer noch gegenüber genug, um sich irgendwie unangepasst zu fühlen. Dann die Ausbildung. Der Regelfall heißt: Schule- eventuell Dienst- Studium/Ausbildung- Job. Meinen Werdegang will ich hier jetzt nicht detaillierter ausführen, mehr Umzüge als Jahre ist allerdings das etwaige Grundmuster, das sich auch auf alle anderen Bereiche anwenden lässt, und wir fühlen uns wieder unangepasst und irgendwie erfolglos, weil die Gesellschaft mittlerweile nur noch Leistungen in Form unterschriebener und beglaubigter Dokumente diverser Bildungseinrichtungen oder ähnlichem anerkennt- kein Mensch kümmert sich noch um Lebenserfahrung, wo man doch mit 22 schon seinen Doktor, 6 Praktika, zwei Auslandsaufenthalte und mindestens drei Jahre Berufserfahrung braucht.
All diese Umstände machen es einem also recht schwer, sich mit seinem Wesen, das so überhaupt nicht den Konventionen entsprechen will, zu arrangieren, man versucht sich die Vernunft anzuerziehen und verkauft dafür seine Seele.
Man stellt sich also die Frage: Wer braucht die Kunst?
Brauchen wir Musik, wie wir Medizin brauchen?
Brauchen wir großartige Regisseure, wie wir Ärzte brauchen?
Sind bildende Künstler so wichtig wie Lehrer?
Die erste Antwort, die einem in den Sinn kommt, ist -logischerweise- nein. Und selbst die, die jetzt mit Ja geantwortet haben, würden sich ihre Antwort gegebenenfalls noch mal durch den Kopf gehen lassen, wenn sie auf dem Sterbebett liegen und die Wahl zwischen Quentin Tarantino und Superdoc Prof.Dr. XXX haben. Und ich? Ich habe genau die Antwort gegeben, die jeder gibt: die Kunst ist nicht so wichtig, warum tue ich das? Man will Großes schaffen, man will, dass sein Leben etwas bedeutet- kann man mit einem der Vernunftsparte entsprungenen Beruf nicht so viel mehr erreichen?
Natürlich kann man das, man kann viel erreichen, aber wer sagt, dass man es mit der Kunst nicht kann?
Ich komme gerade aus dem Kino, Crazy Heart. Und nachdem ich nun also Jeff Bridges fast zwei Stunden dabei zugesehen habe, wie er alle Register seines Könnens zieht, wie er einem zeigt, wie es ist beinahe 60 zu sein, Alkoholiker zu sein, die letzte große Chance seines Lebens zu verpassen, am Boden zu sein, kotzend über dem Klo zu hängen und vor Verzweiflung sterben zu wollen- nachdem ich das gesehen habe, bin ich aufgewacht.
Die Kunst reflektiert das Leben. Jede Kunst. Ein kluger Mann namens Nietzsche sagte einmal "Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen", und damit hat er recht. So recht. Ich habe im Kino gesessen und musste krampfhaft unterdrücken, loszuweinen, genau genommen muss ich das jetzt, wenn ich darüber schreibe, immer noch. Dieser Film spiegelt eine von vielen, melancholischen, traurigen, verzweifelten und gleichzeitig immer noch hoffenden Realitäten wieder, die dieses Leben bietet, und genau deswegen geht er uns so nahe, genau deswegen können wir es nicht ertragen und trotzdem nicht genug davon bekommen, wenn Jeff Bridges allein auf seiner Veranda 'Pick up your crazy heart and give it one more try' singt.
Und genau wegen dieser Momente ist die Kunst genauso wichtig wie es Ärzte und Medizin und Lehrer und Anwälte und alle anderen wichtigen und ernsthaften Berufe dieser Welt sind- denn, die Kunst mag zwar vielleicht nicht immer vernünftig sein, aber ernsthaft ist sie allemal, ernsthaft am Leben und an den Menschen, die sich darin befinden, interessiert. In Momenten, in denen keine Pille der Welt helfen kann, kann Musik Wunder bewirken. Ein einziges Buch kann mehr Wissen über das Leben vermitteln als 13 Jahre Schule. Ein einziger Film kann die Welt eines verwirrten Menschen wieder gerade rücken- ein einziger, großartiger Film, der dir sagt: du bist nicht allein, und es ist es wert. Die Möglichkeit, auch nur einem Menschen die Augen zu öffnen, einen Menschen glücklich zu machen, einen Menschen die Gänsehaut spüren zu lassen, die einem nur die Kunst zu vermitteln mag- das gibt jeglicher Kunst Berechtigung, die Berechtigung, ja, den Anspruch, ausgeübt zu werden, gelebt und geliebt zu werden, selbst, wenn man dafür durch alle Raster fällt.
In diesem Sinne, tut euch was Gutes und schaut euch Crazy Heart an. Und lebt euer Leben, wie IHR es leben wollt, und nicht wie ihr glaubt, es leben zu müssen.

Love, I

Mittwoch, 3. März 2010

Freakin' Horrorshow

Erstaunlich ist doch die virtuelle Welt. Kürzlich habe ich versucht, mich hier einzuloggen, um euch einen weiteren, wohl durchdachten Erguss meiner Weltanschauungen zu kredenzen, da ging es nicht. Und jetzt, morgens um fünf vor einer stillosen Wiederholung von TV Total, funktioniert es wieder. Einfach so.
Erstaunlich ist doch die virtuelle Welt...
Wie dem auch sei, meinen ursprünglichen Gedankenblitz habe ich selbstverständlich längst verdrängt, dementsprechend wird er jetzt eben, ohne von euch, meiner treuen Leserschaft, vorher wissbegierig aufgesogen worden zu sein, in den geistigen Äther der ungelesenen Bloggergedanken eintreten und sich zur Horde der weiteren, sinnfreien, bläulich zuckenden unveröffentlichten Ideen anderer erfolgloser Schreiberlinge gesellen. Immerhin gute Gesellschaft. Wobei man natürlich nicht weiß, wer nicht schon so alles versucht hat, Schriftstücke zu verfassen, die nicht rein informativen Gehalts waren, und schon gar nicht, über was diejenigen zu schreiben versucht hatten. Aber wir hoffen trotz allem auf die gute Gesellschaft, ebenso wie ich bereits die gesamte Nacht.
Die genauere Erklärung hiervon lautet: Ich sitze in der Wohnung meiner Eltern, während diese sich auf einer wunderbar warmen Insel weiter südlich als Konstanz am all-inclusive Buffet laben und im Meer schwimmen; man könnte es profan 'Urlaub' nennen, in diesem ganz speziellen Fall, der uns hier vorliegt, heißt es allerdings 'um 25 Jahre verspätete Flitterwochen'. Ja, was es nicht so alles gibt.
Fakt ist aber nun, dass, ungeachtet der Tatsachen, aus welchem Grund sich meine Eltern wo auch immer aufhalten, ich mich zur Zeit alleine in ihrer Wohnung aufhalte, vereinsamt und mit blühender Fantasie gesegnet, was im echten Leben ja ganz lustig sein mag, in derartigen Ausnahmesituationen aber eher der Erfüllung des Schlafbedarfs hinderlich ist. Ja, ich gebe zu, da ich das zwölfte Lebensjahr bereits ein paar Tage hinter mir gelassen habe, könnte man, sagen wir, erwachseneres von mir erwarten als bei jedem Knack aufzuspringen und hysterisch nach dem bereitgestellten Prügel zu suchen, um daraufhin die Wohnung nach wem auch immer abzuklappern. In diesem Falle wäre ich sogar gelegentlich gerne mal erwachsen, leider liegt das aber zur Zeit nicht in meinem Ermessen, was mich, wie bereits erwähnt, nun eben dazu veranlasst, morgens um mittlerweile beinahe halb sechs schlechte Wiederholungen von ebenso schlechten original Ausstrahlungen anzusehen, nur um mir damit erfolglos einzureden, nicht müde zu sein. Mein einziger Trost: spätestens gegen sechs sollte die sichere Uhrzeit erreicht sein, zu der sich selbst ein Freak wie ich traut, ins Bett zu gehen, da aus einem selbstverständlich logischen und plausibel erklärbaren Grund ab morgens um sechs keine psychopathischen Massenmörder mehr unterwegs sind. Ja. Ausserdem ist das offiziell die letzte durchwachte Nacht in dieser trostlos verlassenen Wohnung hier, ab morgen darf ich wieder in meiner eigenen Behausung wach sein, obgleich dort auch meist aus anderen Gründen als Todesangst.
Aber sehen wir doch das Positive, wenigstens hatte ich durch meine selbstinduzierte Schlaflosigkeit die Gelegenheit, mir bestimmte Filme ein weiteres Mal anzuschauen, die sich im Normalfall in den wachsamen und nichts an derart entfernte Familienmitglieder wie Kinder verleihenden Klauen meines Vaters befinden, wie den Big Lebowski beispielsweise.
In diesem positiv gestimmten Sinne im harmonischen Einklang mit der freudigen Aussicht auf den sechs Uhr Schlag,
Shut the fuck up, Donnie, let's go bowlin'.

PS: Solltet ihr nach diesem Eintrag länger nichts von mir hören, spinnt wieder mein verrückter Account. Oder ER hat doch noch zu geschlagen (auch nach sechs! Wenn DAS die Gewerkschaft wüsste!)
Ach, Fehler in Sinnabläufen oder ähnliche Fehltritte des vorliegenden Masterpieces bitte ich großzügig im Hinblick auf akuten Schlafmangel zu überlesen.

So long...

Samstag, 6. Februar 2010

La présidente a parlée

"I do not like to write. I like to have written."
Mark Twain

Mit diesen weisen und wahren Worten hier kurz einige Sätze zur Lage der Nation:

1) Meine kürzlich veöffentliche Hasschrift auf den deutschen Film sollte eventuell eingegrenzt werden. Auf einer sehr angenehmen, wenn auch -aus meiner Sicht- ein bisschen verschickten Party vor ca. einer Woche wurde mir nämlich nachdrücklich bewusst gemacht, dass es durchaus wirklich gute deutsche Filme gibt. Worüber ich mir zum Zeitpunkt der Niederschrift ja auch bewusst war- eigentlich. Manchmal will man Fakten aber eben gern unauffällig unter den imaginären Tisch kehren, um wirkungsvoller wettern zu können. Hiermit erkläre ich also die deutsche Filmindustrie als fähig (nein, was fällt denen jetzt ein Stein vom Herzen) und oute mich bei der Gelegenheit gleich als Doctor's Diary Fan. Deutsche Serien. Sehr lustig.

2) Was isst man, wenn man morgens um zwei das brennende Bedürfnis nach Nahrung hat, aber keinen Schimmer, auf was man Lust hat? Dazu sollte vielleicht erwähnt werden, dass ich folgendes in meinem Kühlschrank habe: Trauben, geschmacklosen Discountjoghurt, alten Senf, Salatsoße. Äpfel hab ich auch, aber nicht im Kühlschrank. Es ist zum verrückt werden.

3) Lady GaGa rockt!!

Damit verabschiede ich mich, vom Capitol Hill der Schreibkunst, wünsche eine geruhsame Nachtruhe.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Hollywood calling

Hallo Deutschland,

weißt du, was dein Problem ist? Du bist so fantasiebegabt wie ein Waschbecken und so einfallsreich wie meine Kaffeetasse. Ach, was red ich, schlimmer, wie meine leere Kaffeetasse. Und weißt du auch, was das Allerschlimmste ist? Du merkst es nicht... Und lässt deine Filmemacher weiterhin entsetzlich betroffene und nach 65 Jahren immernoch krankhaft schuldbewusste Filme drehen und findest dich dabei auch noch gut und bewundernswert, denn JA! wir haben eine grausame Geschichte, doch NEIN! wir verleugnen sie nicht, nein, wir quälen seit ungefähr Anbeginn der Zeit jeglichen Schüler in diesem erstaunlich reich bevölkerten Land mit der ach so ergreifenden Problematik des Nationalsozialismus, und wehe, es kommt ein deutscher Film in deutsche Kinos, in dem nicht mindestens dreimal das Wort "drittes" mit dem Wort "Reich" in einem Satz vorkommt- welch Ketzerei, man kann doch nicht einfach mal Filme zur schieren Unterhaltung drehen, wo käme man denn dahin! Schließlich hat man doch eine Last zu tragen, man hat doch dafür zu büßen, dass vor drei Generationen ein großer Idiot einem Haufen anderer Idioten aufdoktriniert hat, Juden seien doof, und die anderen Idioten dem großen Idiot auch noch geglaubt haben.
So. Jetzt komme ich also gerade aus dem Kino. Einem schönen, altmodischen Kino, übrigens, ein bisschen wie das aus "Inglorious Basterds" (ja, ich weiß, und nochn Nazifilm- aber Tarantino stand wenigstens nicht am Set und hat sich für seinen Großvater geschämt (vermute ich zumindest), sondern hat wahrscheinlich eher von Frauenschuhen geträumt und nebenbei einen großartigen Film gemacht. Mal abgesehen von Til Schweiger vielleicht, der den Film in etwa so sehr bereichert hat wie- ach verdammt, mir fällt kein Vergleich ein. Na, eben gar nicht. Diane Kruger übrigens auch nicht. Was mich wieder zur unkreativen Fantasielosigkeit der Deutschen zurückbringt...).
Wie dem auch sei, ich war im Kino, in "Das Kabinett des Doktor Parnassus" (wie bereits irgendwann mal angekündigt). Ein insgesamt gelungener Film, wenn auch ein Quentchen weniger gut, als ich mir erhofft hatte- trotz allem sehr sehenswert und alles in allem in einem Wort zusammenzufassen: bizarr.
Und jetzt sitze ich also hier und überlege, was es eigentlich ist, was die Deutschen davon abhält, derartige Filme zu machen. Schöne, vielleicht auch durchaus zum Nachdenken anregende, fantasievolle, dunkelbunte, durchdachte Filme mit guter Handlung, guten Dialogen, guten Schauspielern. Natürlich, ruft es jetzt entrüstet aus den hinteren Reihen, da, wo die sitzen, die sich gerade erst das Making Of von "Der Untergang" heruntergeladen haben, die Budgets sind einfach viel kleiner. Ja, darüber bin ich mir bewusst, in Deutschland kann keiner schnell mal 100 Millionen Euro für einen einzelnen Film ausgeben, in Amerika schon. Aber trotzdem- selbst wenn die Deutschen das Budget hätten, würde wirklich etwas anderes dabei rauskommen als das 507te Remake vom Holocaust? Und die Alternative, eine in neunstellige Summen gehende Rosamunde Pilcher Produktion wäre eigentlich auch niemandem zuzumuten.
Aber wir haben das Budget nun mal nicht. Wahrscheinlich alles für die 3705te Gedenkstätte der Opfer des zweiten Weltkriegs draufgegangen. Ich verspreche hiermit, wenn ich in diesem Leben auch nur einen einzigen Deutschen treffe, der ernsthaft (!! damit meine ich: überzeugt ahnungslos, freut euch nicht zu früh) fragt "Ach, dieser Hitler, wer war das nochmal?", dann laufe ich mittags nackt und laut schreiend vom Kuhdamm ausgehend die komplette Linie der Berliner Mauer ab. Übrigens noch son Ding, von dem wir besessen scheinen. Die Mauer. Aber damit wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen.
Also, zurück zum Thema. Das liebe Geld sitzt dem guten Deutschen für fragwürdige Dinge wie Filmproduktionen eben weniger locker. Den Franzosen tuts das übrigens auch nicht- und trotzdem schafft es unser nettes Nachbarland, uns in der Qualität ihrer Produktionen locker zu überbieten. Und zwar nicht nur mit einhundertunddrei verschiedenen Versionen von Napoleons Unterwerfung der Welt oder ähnlichem Blödsinn. Und die Engländer scheinen sowieso nicht so versessen auf den großen Ernst des Lebens zu sein, immerhin haben sie, außer der wunderlichen Vorstellung eines 'Continental Breakfast', Genies wie die Mitglieder von Monty Python, Sasha Baron Cohen (auch bekannt als Borat oder AliG oder Brüno oder...), Hugh Laurie, Dylan Moran und so weiter. Und wen haben wir? Mario Barth.
Alles in allem scheint die Situation in unserem wunderbar bodenständigen Land also nicht sonderlich rosig zu sein für Menschen wie mich, die, seit sie alt genug waren, um bewusst fernzusehen und dabei irgendwann zu bemerken UND es auch wirklich zu glauben, dass die Menschen im Fernsehen nicht auf magische Weise verkleinert hinter dem Bildschirm sitzen, eigentlich doch auch irgendwie echt gern beim Film gearbeitet hätten. Es sei denn, man erklärt sich dazu bereit, sich mindestens vier Jahre im Rahmen einer guten, soliden und handfesten Schauspielausbildung durch hunderte Stunden Bühnenfechten und atiquarische Tänze zu quälen, um sich, so man denn sein sogenanntes "Diplom" in Schauspiel in den geschundenen Händen hält, erstmal in eine ebenfalls antiquarische Uniform zu werfen und vor laufender Kamera den wohl bekannten Gruß zu praktizieren. Es sei denn natürlich, man ist weiblich, dann darf man die zurückgelassene und natürlich unendlich unglückliche, aber ebenso braune Gattin spielen. Vielleicht hat man aber auch Glück und darf auf die andere Seite, dann hat man vor erstgenannten zu kuschen wie man es sonst nur vor der deutschen Filmindustrie tut, indem man sich ins Nazikorsett zwängen lässt. Sämtliche andere, des Filmeschauens mächtige Länder dieser Welt müssen uns für die verrücktesten Wesen unter der Sonne halten, die sich seit mehr als einem halben Jahrhundert mit scheinbar nichts anderem beschäftigen können als ihren eigenen Fehlern. Wobei 'eigene' vielleicht das falsche Wort ist, zumindest kann ich mich nicht daran erninnern, jemals einem Angehörigen des jüdischen Glaubens irgendetwas zuleide getan zu haben. Dabei habe ich doch schon so einige kennengelernt, und ratet mal, ich bin nicht von einem einzigen je mit "oh, aus Deutschland? Hey, vielleicht hat dein Opa ja meinen Opa umgebracht!" begrüßt worden.
Und um kurz zur Schauspielausbildung zurückzukommen: gut, solide und handfest. Gutes deutsches Handwerk. Ja, ohne Ausbildung ist es nichts mit der Kunst in deutschen Landen, denn wer soll denn auch schon ohne jahrelange Anleitung wissen, was ein Schauspieler zu tun hat. Oder ein Maler. Oder ein Schriftsteller. Nein, in Deutschland wird alles institutionalisiert, komme was wolle, immerhin sind wir ja immernoch in Deutschland. Und was würden die Deutschen nur ohne ihre Regeln tun. Nebenbei bemerkt haben viele der weltweit bekanntesten Schauspieler nie eine Schauspielschule von Innen gesehen- aber das nur nebenbei. (Und nein, ich bin kein frustrierter, da vergeblicher, Bewerber der diversen Schauspielschulen dieses Landes. Ich bin nur ein Kritiker, ein einsamer, kleiner Kritiker...)
Und nun ein kleiner Kunstgriff, um meine Argumentation nicht wie eine verbitterte Hasstirade auf mein Heimatland aussehen zu lassen: es gibt durchaus gute deutsche Filme. Angeblich soll es sogar welche geben, die sich nicht mit Hitler auseinandersetzen...
Nein, im Ernst. Es gibt ein paar Gute. Zwar glänzen wir nicht mit den tollsten Schauspielern dieser Erde (vielleicht auch ein Grund, warum Frankreich, Spanien und selbst Holland es schaffen, einige ihrer Leute nach Hollywood zu exportieren, während alles, womit wir aufwarten können, eine eindimensionale Diane Kruger ist), aber dennoch gibt es ein paar sehenswerte Streifen. Aber trotz allem fehlt selbst diesen einfach der wahre Witz, der Charme, die Pointen sind vielleicht einen Lacher wert, die Schockmomente sinds vielleicht auch, als Fazit kann ich aber trotzdem nur sagen: alles, was in Deutschland produziert wird und wurde, ist und bleibt nunmal deutsch. Alles irgendwie tragisch und anrührend, und wenns mal kein Drama sein darf, dann ist es eine platte Komödie. Und die Ausnahmen dieser Regel sind sehr, sehr rar gesäht...
In diesem Sinne: ich sage nicht, mir nie wieder einen deutschen Film anzuschauen! Ich sage auch nicht, dass es nicht vielleicht deutsche Filme gibt, die tatsächlich gut sind und die mir in meiner außerdeutschen Fixierung entgangen sind! Ich sage nur, dass ich mir einen amerikanischen Film anschaue, der zwar gut, aber nicht extrem gut ist in meinen Augen, und ihn dennoch als weitaus besser empfinde, als das Allermeiste, was der einheimische Markt zu bieten hat.

Damit wünsche ich allen einen baldigen Kinobesuch des Films eurer Wahl (Empfehlung noch kurz an dieser Stelle: 'Männer, die Ziegen anstarren' und 'Sherlock Holmes', Neuauflage. Keine Garantie, da beide noch nicht laufen, aber die Trailer versprechen Großartiges!) und eine wunderbare Nachtruhe.

Freitag, 22. Januar 2010

Traumatischer Angriff der Riesenchinesen

Salaam!

Manchmal finde ich einen länglichen, hellen Krümel in meinem Bett, denke, es wäre eine Made und verbringe die nächsten zwei Stunden damit, mein Bett und die nähere Umgebung selbigens nach dem vermeintlichen Madennest abzusuchen, bis ich entweder entnervt aufgebe, um nicht zu schlafen, weil ich dann nicht mehr schlafen kann und mich unglücklicherweise dazu gezwungen sehe, die Nacht zu durchwachen, um meine Umwelt am nächsten Tag mit einer eins-a Manie zu überzeugen, oder bis ich entnervt aufgebe, um schlecht zu schlafen, was gelengentlich auf ähnliches hinausläuft. Manchmal aber auch nicht, dann bin ich normal am nächsten Tag. Wobei normal jetzt besser nicht hinterfragt werden sollte, denn eigentlich ist schon die bloße Tatsache, dass jemand aufgrund eines Krümels, der im Grunde auch als solcher zu entlarven ist, der aber theoretisch auch eine Made sein könnte, obwohl man ja weiß, dass er keine ist, weil er ja ein Krümel ist, entweder nicht oder nur schlecht schläft, bzw. dazu bereit ist, eventuell nicht zu schlafen, wegen des Krümels/Made, ein Grund, denjenigen als wenig normal zu klassifizieren, wahrscheinlich eher bestenfalls als verrückt. Wobei man sich über die Bedeutung dieses Wortes jetzt auch wieder streiten könnte, mach einer vertritt ja nach wie vor den Humbug von der Romantik des verrückten Künstlers, was meiner Ansicht nach aber vollkommen überholt ist, denn der Wahnsinn ist nun mal nicht schön, nicht mal, wenn er sich in der Überzeugung manifestiert, ein Krümel sei eine Made. Ab und an verkleidet er sich aber auch, gelegentlich ist er beispielsweise die absolute Sicherheit, jemand würde morgens um vier mit einer Taschenlampe ins eigene Zimmer hineinleuchten, um daraufhin an der Hauswand in den fünften Stock zu klettern und, erst einmal oben angekommen, ungehörige Dinge zu tun, über die man sich nicht ganz sicher ist, da steht einiges zur Auswahl, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Hin und wieder erlaubt er sich aber auch ganz andere Scherze, aber der Trick mit der Made ist schon ziemlich perfide von der abgebrühten alten Sau.
Anbei, wer meinen Titel nicht politisch korrekt findet, der sollte wissen, dass das Wort "Chinese" nicht nur eine Nationalität bezeichnet, sondern auch eine seltene Art mongolischer, unterirdisch wachsender Tomaten von bläulicher Färbung. Und, nachdem die meisten wohl den Kassenschlager, abgründig abstrakten und zutiefst missverstandenen Filmklassiker "Angriff der Killertomaten" kennen, dürfte damit wohl hinlänglich erklärt sein, dass es sich bei meinem Titel um eine unglaublich subtil daherkommende Reminiszenz an den Nachfolger eben jenes Meisterwerkes handelt, dessen klangvoller Titel "Traumatischer Angriff der Riesenchinesen" lautet. Übrigens ein ganz früher Almodovar, der sich hierbei gekonnt Allenesker Stilmittel bedient hat, und das ganz ohne Manhattan. Faszinierend.
Die Made liegt nach wie vor bewegungslos auf dem Taschentuch, auf dem ich sie plaziert habe, bevor ich sie mit einem spitzen Gegenstand gepiekt habe, um zu sehen, ob sie sich verfärbt, was eindeutig auf zelluläres Leben hingewiesen hätte. Sie ist immer noch weis. Vermutung, es handele sich um einen Krümel, erhärtet sich.

Steigt bei niemandem ins Auto, der die Nationalhymne Lichtensteins nicht kennt, lasst euch das gesagt sein!
In diesem Sinne und auf die lang ersehnte Einführung von wass mit zwei s nach unsinnigen Kommata in fragwürdigen Sätzen,
P. nein halt, I