Sonntag, 31. März 2013

Und sanfte Jazzrhythmen in Hintergrund.


Es ist faszinierend: nachdem ich beinahe drei Jahrzehnte davon verschont geblieben bin, erfreue ich mich nun der zweiten Mittelohrentzündung innerhalb von zwei (aufeinanderfolgenden!) Wochen. Das Österlichste in meinem Quadratmeter Universum heute also ist der klumpige Brei, der in regelmäßigen Abständen aus meiner Nase kommt und in erstaunlicher Weise die Farbe und Konsistenz von schon geraume Zeit vergammeltem Eigelb imitiert. Abgesehen davon aber lebt es sich schon wieder ganz gut, das Antibiotikum kommt mir zwar vermutlich in Kürze zu den Poren (zu den Ohren kam mir jetzt doch ein wenig unpassend vor) wieder raus und ich freue mich doch schon sehr auf die baldigen Nebenwirkungen, aber wenigstens kommt man zum lesen. Und zum Blog schreiben, was irgendwie doch sträflich vernachlässigt wurde in den letzten, hm, Monaten; sofern das irgendwer tatsächlich unter 'sträflich' gewillt ist zu kategorisieren, statt vielleicht eher in der Rubrik 'Gott sei Dank endlich hält sie die Klappe' oder vielleicht auch 'Noch ein Wort und ich hätte das Internet ausgesteckt' oder ähnliches. Wobei 'oder ich hätte das Internet ausgesteckt', zumindest in meinem armseligen Fall, eher einer Drohung der Sorte 'oder ich hätte mir ein Messer in den Bauch gerammt' oder 'oder ich wäre ohne Hose Bus gefahren' gleichkäme. Unser täglich Internet gib uns heute. Amen.
In jedem Fall aber ist Ostern dieses Jahr ein bisschen eine Farce, ein paar sinnlose Feiertage inmitten meiner schockgefrosteten Semesterferien; man wird ein wenig ignorant gegenüber sowas, wenn man nicht mehr zwischen 'freien' Tagen und Arbeitstagen differenziert, weil im Grunde jeder Tag Arbeitstag ist; außer wenn es keiner ist. Mag das nun Dienstag oder Samstag oder Karfreitag sein. Oh gloreicher Luxus der freien Zeiteinteilung, nie wieder in meinem Leben möchte ich vertraglich dazu verpflichtet sein, morgens um halb acht auf der Matte zu stehen, Montag bis Freitag. Feste Arbeitszeiten, pah; sinnloseste Erfindung ever. Das und Trockenshampoo vielleicht.
Abgesehen davon passiert irgendwie gerade nicht viel. Ich wälze mich mehr oder minder lustlos durch die laschen 10 Seiten Hausarbeit, die ich kommenden Freitag abgeben muss; ich habe (geständigerweise) The Host nochmal gelesen, weil mir der olle Friedhof der Kuscheltiere abwechselnd zu a) lahm (ich weiß, das klingt sehr seltsam im Bezug auf jemanden, der sein Geld, und davon nicht wenig, mit Erzählen verdient, aber Stephen King redet mir einfach zu viel) und b) zu bedrückend wurde. Irgendwie nicht angenehm, dieses Buch zu lesen. Leider will ich jetzt trotzdem wissen, wer noch so alles zurückkommt, nachdem die Katze ja nun schon wieder da ist und zombiegleich durch die Gegend wankt. Also werden wir das jetzt auch noch zum Ende bringen, wie bereits erwähnt: grüner Schleim hin oder her, Zeit zum lesen hat man.
Sonst ist alles eher recht moderat gerade. Das Wetter ist scheiße, aber dazu braucht man mich nicht, um das herauszufinden. Allerdings ist meine Meinung diesbezüglich eher: es ist jetzt scheiße, aber es kann nicht ewig scheiße sein, auch dieses Jahr wird es irgendwann wärmer werden. Tja, reif und weise wie ich nun mal inzwischen bin habe ich kürzlich beschlossen, ein wenig optimistischer zu werden, gelegentlich braucht man ein bisschen Abwechslung, meine ich. Dementsprechend ist es nun also: das Wetter wird besser werden, ganz sicher (okay, ich gestehe, in dieser Hinsicht ist meine ungewohnte Zuversicht vielleicht auch einfach bedingt durch die Erfahrungen der letzten Jahre anstatt durch echten Glauben daran, dass nicht alles von vorn herein torpediert ist, nur weil es ist; aber, ja. Babysteps.). Zudem glaube ich fest daran, es in den nächsten Wochen doch noch zu schaffen, mir Les Miserables im Original anzuschauen. Wenn das kein Optimismus ist, bedenkt man die unverständliche Selektion der wenigen Filme, die in Tübingen auf Englisch gezeigt werden, dann weiß ich auch nicht. Also, point proven.
Um jetzt nicht in astreines Kingsches Abschweifen zu verfallen, hiermit vielleicht ein Ende ans Geschwafel. Gelegentlich schaue ich mir ja Youtube Vlogger an, selbstredent nur intellektuell anspruchsvolle Bücherkanäle und keine Make Up Tutorials [...] - und da gibt es dann ab und zu sowas wie den 'Laber-Vlog', schon ein ungemein ansprechender und so gar nicht abschreckender Titel, in dem dann ein scheinbar ein wenig kamerascheues (sehr praktisch auf Youtube) und nur mäßig eloquentes (mindestens ebenso praktikabel) Wesen zum Teil vierzig (vierzig! Das ist eine Folge House als zeitliches Äquivalent) Minuten eben genau das macht, was der Titel schon so unheilschwanger ankündigt: sie labert. Über Duftkerzen. Und über Tee. Und über sonstige, unheimlich wichtige Dinge, ohne die keiner, aber absolut keiner existieren könnte, würde nicht gelegentlich jemand eine knappe dreiviertel Stunde darüber labern, mit reichlich Wiederholungen (dass einem das nicht auffällt), Redundanzen (aha!) und sonstigem Nonsens. Es ist eine Freude. Sinn meines weit schwingenden Ausholens (und der rechte Haken traf sie mit Wucht unter dem Kinn; ein wenig Speichel spritzte wie in Zeitlupe in Richtung der ersten Zuschauerreihen, die sich mit gleichermaßem angewidertem wie fasziniertem Gesichtsausdruck halb wegdrehten, gleichzeitig aber ihre geweiteten Augen nicht vom wuchtig zu Boden gehenden Spektakel vor ihnen abwenden konnten - ): Izzy, don't talk too much.

Cheers!