Montag, 28. März 2011

Neulich an der Kasse oder: Hello, Kitty!

Gerade konnte ich mich nur mit Mühe davon abhalten, einen Einlitereimer Hello Kitty Eis zu kaufen.
Nachdem ich aufgebrochen war, mein Bankkonto zu inspizieren, ob sich vielleicht noch ein, zwei Euro finden ließen, und letztendlich im Supermarkt stand, mit dem festen Vorsatz, Schokolade zu kaufen, fand ich mich also irgendwann bewaffnet mit Kartoffelchips und einem Bottich Eis, auf dem NICHT Hello Kitty stand, an der Kasse wieder, vor mir ein Herr meines Alters, der vage meine Aufmerksamkeit erregte- und ich seine anscheinend auch, jedoch scheinbar eher wegen der Ware, die ich hinter seinen fünf Magerjoghurts aufs Band legte. Diese inspirierte ihn nämlich zu einem sachten hochziehen einer Augenbraue mit gleichzeitigem abschätzigen Blick auf meine hinter ihm stehende Person.
Schamesrot blickte ich also zur Seite und versuchte ihm nicht in sein mageres Gesicht zu blicken, während die Schlange sich voranbewegte und er seine Sporttasche mit seinen ausgezehrten, trainingsbehosten Beinen weiterschob.
Als es letztendlich an ihm war zu zahlen und ihn die Kassiererin anwienerte, ob er eine Kundenkarte hätte, beantwortete er dies mit 'nein'; mir fiel jedoch glückselig ein, dass ICH ja eine besaß- ein lappriges Ding, das ich schließlich so umständlich wie möglich aus meinem Geldbeutel fummelte, nur, um dem spartanischen Asketen, der gerade seine Diätnahrung verstaute, nicht noch einen weiteren Anlass zum stillschweigenden Hohn zu geben- aha, die Chips-mit-Eis essende Frau besucht dieses Etablissement so oft, dass sie schon zu den Stammkunden zählt.
Ok, ich gebe zu, vielleicht habe ich an dieser Stelle ein bisschen phantasiert. Immerhin führen die meisten Supermärkte auch andere Nahrungsmittel als Chips und Eis. Somit ist es nicht UNBEDINGT auf eine chronisch ungesunde und leise Couchpotatoe schreiende Ernährung zurückzuführen, wenn man eine Kundenkarte besitzt. Trotz allem war ich spätestens an diesem Punkt sehr froh darüber, nicht das Hello Kitty Eis gekauft zu haben.
Und jetzt sitze ich also hier und löffle in dem Glauben, dass ab Morgen ALLES anders wird, mein Schokoladeneis und schäme mich.
Soweit ist es also schon gekommen.
Soviel sei dazu angemerkt:
a) Dürre Männchen in Jogginghosen sehen eigentlich sowieso scheiße aus. Ich hätte abschätzig zurück gucken sollen, als der Moment gerade günstig war.
b) Die Chips sind mit Essig und schmecken entfernt nach Erbrochenem.
c) Fällt mir bei Gelegenheit schon auch noch ein.

Und nun noch etwas Erquicklicheres.
Wer es schafft "Tarantula" von Bob Dylan zu lesen und mir hinterher eine knappe Zusammenfassung schreiben kann, den schlage ich für den Nobelpreis vor (ehrlich gesagt weiß ich nicht, an wen ich mich da wenden sollte und ob derjenige, der dann in den Genuss meiner Überredungskünste kommt, sich ernsthaft dafür interessieren würde; aber mit Nobelpreisen lockts sichs in der Regel ganz gut, dachte ich).

Eine kurze Auflistung aller Filme, von denen ich in den vergangenen Wochen begeistert war:
- The Social Network
- Life as we know it
- Grüne Tomaten
- 127 Hours (erwähnte ich das schon mal? Wenn nicht: Prädikat AAAAAAAAH ! ! !)
Zudem habe ich selbstverständlich die Oscarverleihung gesehen und bin gerade selbst ein bisschen überrascht, darüber noch nichts geschrieben zu haben- im Grunde lässt es sich aber auch kurz und knapp zusammenfassen:
James Franco, bitte moderiere NIE wieder irgendwas.
Anne Hathaway- du besser auch nicht.
Der Rest war gut, bedenket: die Oscarfilme sind meistens sehenswert! The Kings Speech, The Social Network, True Grit, Inception, Black Swan etc pp.

Zum Abschluss möchte ich euch nun noch einen Gedanken mitgeben, den ich vor ein paar Wochen hatte und aufgeschrieben, jedoch nie veröffentlicht habe, da mir meine Überlegungen zu dem Thema irgendwie platt vorkamen- vielleicht hat ja manch einer, der diesen Mist hier immer noch ließt, da bessere Vorstellungen:

"Soeben kam mir folgender verstörende Gedanke: was würde die Menschheit eigentlich tun, wenn es nur ein Geschlecht gäbe?"

Damit entlasse ich euch in eine jauchzende und frohlockende Woche. In etwa.

Cheers!

PS: Warum zur Hölle esse ich meine nach Erbrochenem schmeckenden Chips auch noch zwanzig Minuten, nachdem ich festgestellt hatte, dass sie nach Kotze schmecken? Und was dazu jetzt wohl der Hungerkünstler ausm Billa zu sagen hätte?

Sonntag, 6. März 2011

Und wenn das Leben Frieden erfunden hat, dann gegen vier, morgens im Juli.

Die ersten Sonnenstrahlen zwängen sich hartnäckig vom blass-blauen halb Nacht halb Morgen Himmel herab durch das östlich gerichtete Fenster, das sich über den Besuch freut und keine Anstalten macht, ihn abzuweisen. Ein Vogel fliegt ohne sich Gedanken über Sicherheitsabstände zu machen daran vorbei; seine Flügel durchschneiden hörbar die dünne Morgenluft- die Stille des Tages, der eigentlich noch gar nicht angefangen hat.
Ich sitze auf dem Fensterbrett und sehe der Welt beim Wachwerden zu, bevor ich schlafen gehe und den Tag Tag sein lasse.
Lange, laue Sommernächte. Offene Fenster, Marienkäfer an der Wand, der weisen.
Die eine halbe Stunde des halbgaren, halbfertigen, halbhellen Tages, in der Mensch schläft und die Vögel die Zeit nutzen, um sich die Seele aus dem Leib zu schreien trillern zirpen zwitschern. Die Abstufungen der Grade der Dunkelheit, die, jeden Tag aufs Neue, langsam, virtuos und angeberisch alles Blau der Welt durchlaufend heller werden, die Sonne hinter sich hervorschieben salutieren und ins Bett gehen wie ich, mal bunter, mal weniger bunt.
Meistens sind die Nächte dunkel und, im Hochsommer, zu großen Teilen kurz. Nächte, die man schnell durchwacht hat ohne wirklich aufzupassen.
Man steht am Fenster und guckt nach unten, fünf Stockwerke, irgendwo läuft Hindi Musik- emotionaler Rückfall in lang vergangene Tage vorprogrammiert, muss man so verdammt durchschaubar sein, Auferstehung vor Tagesanbruch. Grübeleien übers Leben und unscharfe Harmonien im Kopf, jemand geht aufs Klo und spült nicht.
Die Schwärze schrumpft, Blau tuts auch. Musik, übers Ohr. Ein bisschen traurig sein, bevor wir hier noch glücklich werden.
Mehr Blau, und hell, helles Blau. Dickes Blau, ohne den geringsten Zweifel an sich und mir und euch und allem, dem Leben als solchem und dem ganzen Rest, ohne einen Gedanken an den Sinn von Blau zu verschwenden oder auch nur drüber nachzudenken einen daran verschwenden zu können, wem hilfts. Eine einzige zuckerwattige Wolke mäandert hindurch und summt leise, ich hebe die Hand und winke- sie winkt nicht zurück, womit auch.
Und wenn das Leben Frieden erfunden hat, dann gegen vier, morgens im Juli.
Die erste helle, gelbe Wärme, die es über die Unebenheiten des Geländes auf den eigenen Körper schafft und schon vor dem ersten Kaffee voller verschwenderischer vernunftloser Dekadenz brennt- nur keine falsche Bescheidenheit. Große, grüne Bäume im protzigen Frühmorgengegenlicht und auf dem Dach gegenüber liegt ein verlassenes Badehandtuch und wartet auf seinen Besitzer.
Die meisten Rolläden sind unten und verbergen schlafende schnarchende Gestalten, halbherzig, mit ungezählten zahlreichen Schlitzaugen das Licht aufsaugend und damit die Schlafenden bewerfend statt bewachend, Tagesanbruch und Sonnenaufgang. Die Welt, wie sie ist und immer sein sollte lasst sie bloß schlafen wir sind zufrieden so und so solls bleiben.
Wunderbare Einsamkeit im Zwielicht, nichts, das stört.
Endlich, endlich, Ruhe; ein Atemzug, ein aus.
...
In der Ferne sehr verzeinzelte Autos, aber eigentlich noch Stille, gut hörbar, laute, dröhnende Stille bei indirekter Blaubeleuchtung. Das Leben ist so leise (nur morgens) und so riesengroß (immer), dass dir die Ruhe ins Ohr schreit. Meditative Andacht im blauen Morgengrauen.
Irgendwo geht ein Fenster auf, in weiter Ferne ein monotoner Wecker in Dauerschleife, ich weiß nicht ob ich den Erfinder der Snoozefunktion hassen oder lieben soll und entscheide mich dafür, mich nicht zu entscheiden, denn darin bin ich gut.
Der Tag ist da und alle sind erstaunt wie schnell das wieder ging, schon wieder einer sowas.
Ich weiß immer noch nicht wohin mit mir.
Vielleicht doch Zeit, ins Bett zu gehen.