Samstag, 30. Oktober 2010

Vorübung fürs Jahresresümee

Was war das Tollste, das euch jemals passiert ist?
Wann wart ihr das letzte Mal wirklich glücklich?
Wer sind die 8 wichtigsten Menschen in eurem Leben und wann habt ihr es ihnen das letzte mal gezeigt?

Ich bin schon wieder in Weihnachtsstimmung. Ja, ein bisschen früh, wobei Ende Oktober für meine Verhältnisse eigentlich schon die schiere Spätzündung ist. Auf jeden Fall aber stimmt mich meine Weihnachtlichkeit doch irgendwie nachdenklich- mal abgesehen von anderen Dingen, die sich gerade in meinem Leben abspielen, die mich doch auch recht exzessiv grübeln lassen.
Ich meine, wenn ihr euch die oberen Fragen mal durch den Kopf gehen lasst, und -ehrlich- beantwortet, gibt einem das nicht zu denken?
Was ist das Tollste, das MIR jemals passiert ist? Hm. Ich bin schon oft beinahe überfahren worden- wer hat auch die dämliche Regel eingeführt, dass Fußgänger für Autofahrer anhalten müssen und nicht umgekehrt. Trotz meiner konsequent ignoranten Blindheit im Großstadtverkehr aber habe ich bislang immer überlebt- war das etwas, das in die angeführte Rubrik fallen könnte? Natürlich, wenn ich jetzt tot wäre, fände ich das auch nicht soo toll- aber im Grunde fühlt sich sowas nicht unbedingt wahnsinnig spektakulär an, selbst wenn man -vielleicht ja!- knapp dem Tod entronnen, ihm nochmal wild mit den Armen schlenkernd von der Schippe gesprungen ist.
Stattdessen könnte ich jetzt, wenn ich drüber nachdenken würde, hundert andere Sachen anführen, die schon irgendwie gut waren- aber, das Tollste, das mir JEMALS passiert ist? Da wartet man doch eher auf die Million im Lotto, den Traumprinz, der in seinem teuren, chauffierten Auto vor unserer Haustür hält und uns heiraten will, obwohl wir als Prostituierte arbeiten. Aah, und nein, ich meine nicht mich.
Alles in allem also scheint das Leben eher weniger das große Kino aufzufahren, wenn es an das Leben der meisten geht. Und die, denen das große Kino tatsächlich widerfährt- tja, Schwein gehabt. Die allermeisten von uns müssen sich nämlich wohl oder übel doch damit zufrieden geben, immerhin noch nicht tot zu sein.
Zweite Frage: wann wart ihr das letzte Mal richtig glücklich?
Tja... bis heute war ich der Auffassung, der letzte wirklich glückliche Moment in meinem Leben- also, WIRKLICH glücklich, nicht einfach nur zufrieden, sich mit den Gegebenheiten abfindend und irgendwie damit lebend, sondern wirklich glücklich: dieses Gefühl der absoluten Perfektion, des kompletten in sich Ruhens. Passiert selten, dauert ungefähr 4 Minuten- aber immerhin! Also, auf jeden Fall war ich bis heute der Ansicht, das dieser letzte denkwürdige Moment in meinem Leben im ca. Februar 2008 stattgefunden hat. Allerdings scheint das nicht ganz zu stimmen- scheinbar hatte ich im ungefähr Mai diesen Jahres auch eine ganz gute Phase, die ich aber, unterstelltem Hirnschaden sei Dank, recht schnell mitsamt ihrer positiven Grundstimmung aus meiner Erinnerung gestrichen habe. Wie war das? Ich glaube nicht ans Prinzip des Glücklichseins, meine Lebensphilosophie hat mich wieder.
Auf jeden Fall lohnt es sich aber, zu versuchen sich diesen letzten Moment des Glücks zu visualisieren- und drüber nachzudenken, was einen dazu veranlasst hat. Vielleicht könnten wir uns unser Leben alle ein bisschen heller gestalten, wenn wir das ab und zu versuchen würden, anstatt immer nur drauf zu warten, dass das Beste, was uns jemals passieren wird (ergo die Million oder der Traumprinz oder das perfekte Leben am perfekten Ort) eintritt- denn, aller Wahrscheinlichkeit und empririschen Forschungen meinerseits zufolge wird das nicht passieren. Und wir werden ewig warten und ewig unglücklich sein.
Wer sind die 8 wichtigsten Menschen in eurem Leben und wann habt ihr es ihnen das letzte mal gezeigt?
Ja... schwierig. Ich bin mir recht bewusst über meine 8- über den Rest? Ich denke, manchen zeigt man es schon, manchen weniger, aber eigentlich sollte man es allen zeigen, so oft, wie möglich- denn diese 8 (oder lasst es 5 oder 17 sein, mir egal)sind doch das, was unser Leben eigentlich ausmacht. Also, damit will ich nicht sagen, dass wir uns an diese Menschen klammern sollen; nur, dass der Begriff der 'Familie' flexibel ist und gewisse Personen, Verwandtschaft hin oder her, früher oder später dazugehören und deswegen gewertschätzt gehören. Denn auch kleine Gesten können glücklich machen, insbesondere von Menschen, die man liebt. Natürlich ist das auch individuell- manch einer ist emotional zugänglicher als andere, aber zeigen sollte man es trotzdem allen. Tut man es nicht, oder noch schlimmer, bewegt sich ins Gegenteil hinein- es macht einen nicht glücklich, glaubt mir.
Kurzum also: Weihnachten droht wie ein hungriger Kampfhirsch am düsteren Horizont, die Geschenkefrage taucht vielleicht ein erstes Mal leise und heimtückisch in unseren Gedanken auf, es wird furchtbar kalt und wir rotten uns alle in unseren Wohnungen zusammen und trinken Vodka. Und denken bei der Gelegenheit am besten mal drüber nach, ob wir glücklich sind, warum wirs nicht sind, und wie es unseren most important persons da so geht. Und dann setzen wir unsere conclusions in die Tat um, gleich, wenn wir wieder nüchtern sind.
Vielleicht gehts uns hinterher besser.

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