Samstag, 25. August 2012

Französischer Fressblog



Bonsoir, mes amis-

über die Unterschiede zwischen französischen und deutschen Croissants könnte man wahrscheinlich wissenschaftliche Abhandlungen verfassen, wenn es einem nicht zu blöd wäre.
Das, meine Herren und jaja, die Damen auch, verbuche ich nun unter einem gelungenen Einstieg. Sowohl das Croissant in Nahrungsmittelform (wobei die französische Variante eher unter der Rubrik Frittierfett geführt werden sollte, wie ich finde) als Entrée ins Land der eigenwilligen Essenszeiten, als auch als literarischen blabla (Satz nach Belieben vollenden).
Essen ist ja sowieso so ne Sache in Frankreich, in jedem Fall hatte ich mehr als einmal den Eindruck, misstrauisch beäugt zu werden, während ich mir meine kreativen Kreationen aus davonlaufendem Weichkäse, Baguette und Keksen zu Gemüte geführt habe, vielleicht liegt das aber auch an der Paranoia. In jedem Fall aber kann ich ganz gut mit Käse und Baguette leben, kopfschüttelndes Äugeln hin oder her, nur  mit der französischen Kaffeekultur komme ich irgendwie nicht so richtig klar, war der beste Kaffee meines einwöchigen Aufenthaltes doch einer, für den der Franzose wohl ein weiteres Mal verzweifelt den tête geschüttelt hätte; Automatenplörre am Gare de l'Est, in Montparnasse war ich zu sehr damit beschäftigt mich nicht in den steinernen Eingeweiden im Betonbauch Paris' zu verlaufen.
Und um dem Essen noch eins draufzusetzen: Moules. Nicht geschafft. Keine Moules für Isa, weil der echte Franzose die nicht vor acht abends isst, eine Uhrzeit, zu der ich zumeist schon wieder mit Lidlwein in guter Gesellschaft beschäftigt war (shame on us). Wie dem auch sei, es gab sie, die Muscheln, sie sind kein maritimer Mythos- in jedem Fall liegen sie zu Hauf im Watt herum und warten auf ihre Schlachtung, sofern man bei Muscheln von Schlachten sprechen kann. Wattwürmer gabs da auch, aber ich bezweifle stark, dass die jemand isst- nicht mal die Franzosen.
Abgesehen von Essen kann man in Frankreich aber auch noch andere schöne Dinge tun, wie zum Beispiel überraschende 10 Kilometer Wanderungen in Espandrillos (nicht empfehlenswert, zumindest nicht wenn man die Espandrillos ist), oder auch radebrechen. Französisch radebrechen, wohlgemerkt, man darf natürlich auch gern eine andere Sprache zur Rate ziehen, dann kann man mit den Franzosen zusammen falsche Sätze bilden, aber in der Regel radebreche ich in Frankreich gern auf Französisch, sehr zur gelegentlichen Erheiterung meiner bedauernswerten Gesprächspartner respektive der guten Gesellschaft- insbesondere nach dem Genuss einer Flasche Lidlwein. Trotz allem lässt man sich davon jedoch nicht abhalten, wobei man in der Regel überlebensnotwendige Dinge dazulernt: tire-bouchon wäre da so eins, oder auch café à porter. Womit ich eigentlich schon wieder beim Essen bin- bei der Gelegenheit kann also auch gleich noch angemerkt werden, dass das Gefühl, mit seinem Reisewörterbuch, dass als einzige essbare Tiere poule und crevette führt, das Übersetzen von Speisekarten nicht nur peinlich ist, sondern das Bestellen gleichermaßen ein wenig einem russisch Roulette gleicht. Nicht, dass unsereins so experimentierfreudig wäre- Galette avec fromage liegt noch im Bereich der gewagten, sprachlichen Möglichkeiten, auch wenn die auf den ersten Blick wenig zugehörige, nichtsdestotrotz bedauerlicherweise passende Antwort des leicht gelangweilten Kellners ('Feel free to speak English') dann doch ein winziges bisschen demütigt. Man gelobt Besserung und wälzt sich abends bestimmt zehn Minuten lang durch den A1 Wortschatz (Französisch Leistungskurs, o Holder Traum meiner schlaflosen Nacht im zugigen Zelt, lang ists her).
Zuzüglich ließe sich jetzt noch so einiges anmerken, Sand in der Badehose zum Beispiel, kostenlose Navettes, der Atlantik, lustige Jungs, die einen im Carrefour ansprechen, ob man ihnen Vodka kaufen kann. Eine prima Bucht in flimmernder Hitze, Möwen, Strand am Abend und in höchstem Maße gelungene Fotos von selbigem. Ach, erwähnte ich das Essen? ...
Nun. In jedem Fall ein gelungener Urlaub, Wetter gut, Wasser salzig, die Moules waren frites, auch wenn ich keine davon bekommen habe. Der Zeltplatznachbar war ein wenig gruslig und ich könnte schwören, dass er am letzten Abend meine letzte Dose Bier von vor dem Zelt geklaut hat, aber das ist jetzt ein anderes Kapitel, vielleicht sollte ich wirklich mal einen Blog zum Thema 'Die ungeahnten Freuden Paranoider Spinnereien' oder so ähnlich schreiben.
Ansonsten bleibt nur zu erwähnen, merci, pour des vacances formidables! Und:

Vive la France!

PS: Ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, den ganzen Text auf Französisch zu verfassen. Dankt mir, dass ich es nicht getan habe, wahrscheinlich wars zum Besten aller Beteiligten.