Donnerstag, 3. Dezember 2009

Materialfürze und anderer Wildwuchs

Also, ich will euch ja nicht überfordern mit meinem geistigen Tiefschurf, trotzdem muss ich grade mal ein paar Dinge der breiten, unendlichen Öffentlichkeit, die sich hier regelmäßig auf meinem göttlichen Blog tummelt, kund tun.
Zu allererst: WAS zur HÖLLE hat diese erstaunliche Funktion meines Laptops für einen Sinn, die bewirkt, dass die blinkende Markierung, die auf oh so wundersame Weise die Buchstaben hier zaubert, quasi wie bei Glücksrad ohne raten, regelmäßig in Höchstgeschwindigkeit rückwärts durch den bereits geschriebenen Text abhaut, wenn man beim Tippen ZUFÄLLIG über das Touchpad wischt, was natürlich laut Hersteller wahrscheinlich gar nicht vorkommen kann, weil das Touchpad sich ja offensichtlich nicht in der Gefahrenzone des Berührtwerdens befindet. Ja, wenn der Hersteller gleichzeitig davon ausgegangen ist, dass der geneigte PC Nutzer seine Tastatur mit Stöckchen bedient, anstatt mit den -irgendwie naheliegenden- Fingern, dann mag das ja sein. Da ich aber zu den ignoranten Individuen gehöre, die immernoch in schierer Borniertheit leben und meinen, doch noch mit den Händen tippen zu müssen, was soll denn auch dieser ganze, neumodische Mist, dieses Internet zum Beispiel, tritt das wundersame, von hochbegabten und so unglaublich realitätsnahen Computerbauern ersonnene Prinzip des NICHT Berührens bei mir eher selten in Kraft, was zu aufregenden, aber leidter srinnlohsen Sätzen wie üdem folgefnden (wer das führt findet kriegt nen Keks).
Soviel dazu. Eigentlich wollte ich aber über andere Sachen schreiben... Beispielsweise über Eingangstüren. MEINE Eingangstür (und eventuell später über die neue, etwas gewöhnungsbedürftige Eingenheit dieses Programms hier, keine Wörter mehr kursiv zu schreiben. Vielleicht ist das ja sowas wie sich mit 15 die Haare grün färben, und es beruhigt sich wieder, wenn die Pubertät vorbei ist).
Zurück zum ursprünglichen Problem. Meine Einganstür ist groß, schwer, mit einem Mechanismus, der sie auf magische Art und Weise in ihren Rahmen zieht. Wenn sie also geschlossen ist, fühlt sie sich pudelwohl, ist bei ihrem Herzallerliebsten (immer diese voneinander abhängigen Pärchen, kann man nicht EINMAL etwas für sich machen?!), wenn man aber den Frevel begeht, sie zu öffnen, weil man, hm, ich weiß nicht, nach drinnen will, dann zieht sie mit einer Macht, die mit zwei Händen gut zu bekämpfen ist, wieder in ihren Rahmen. Hat man allerdings nur eine Hand frei, weil die andere zum Beispiel mit dem Schleppen diverser Alditüten beschäftigt ist, gestaltet sich die Sache schon schwieriger.
Gut, alles ja kein Problem, aber jetzt kommt der Clou: diese Tür, meine Eingangstür, geht nach AUSSEN auf.
Nun stelle man sich vor: es ist abends, man ist müde, es ist dunkel, kalt und regnet, man hat zwei Tüten in der Hand, mit der anderen versucht man, die Tür aufzuschließen. Dann kann man sie allerdings nicht einfach aufdrücken, wie das in vernünftigen Häusern der Fall ist, nein, man muss ziehen. Und jetzt zieht mal, während eine Hand Tüten hält, die andere den Schlüssel hat, der außerdem im Schloss steckt und auch noch gezogen werden will, ohne dass die Tür dabei wieder zufällt, denn wie wir ja bereits wissen, macht die Tür nichts lieber als das. Zufallen.
Nun ist also meine Frage, liebe Welt da raußen, wenn ihr es wisst, lasst mich an eurem wunderbaren Wissen teilhaben: welcher HIRNVERBRANNTE Architekt konstruiert seine Häuser derart begnadet unbrauchbar, als dass es selbst einem Gebrauchsarchitektur verdrossenen Bürger dieses unserem Hightechtürenzeitalters wie mir auffällt, dass es bekloppt ist? WAS lernt ihr auf der Uni? Rufen wir eine Petition gegen nach außen öffnende Einganstüren ins Leben und schicken sie an die Architektenkammer. Die werden schon sehen, was sie davon haben...
Gut. Genug der brutalen Türenverfolgung und damit für heute auch genug meiner allwissenden Kundgebungen über die krummen Dinger, die das Leben so dreht, wenn keiner hinkuckt.

In diesem Sinne, eine wunderhübsche Vorweihnachtszeit wünsche ich euch, meinen treuen Lesern, vergesst nicht, Weinhachtsbäume bereichern jedes Wohnzimmer und denkt um Gottes Willen an den Glühwein.
So long, I

Dienstag, 1. Dezember 2009

Mach's gut, Realität.

Ich gestehe: soeben habe ich Twilight Nummer vier beendet, auch bekannt als 'Breaking Dawn', irgend nen deutschen Titel hats glaub ich auch... naja, wir wissen, was ich meine. Den letzten Band einer Vampirsaga, die wahrscheinlich mehr Mädchen hat verzweifeln lassen, beglückt und berauscht verzweifeln, wohl gemerkt, als Seiten bedruckt wurden, um diese Bücher an den Mann, respektive eher die Frau, zu bringen.
Hey, ich kann euch hören! Euer Geseufze, da, am anderen Ende, aber JA, ich stehe dazu, ich habe mitgefiebert und mitgefühlt und mitgetrauert... und alles, ja! Und NEIN, ich schäme mich nicht für derartige literarische Entgleisungen, ich muss Bella und Edward nicht aus Prinzip uncool und nicht lesenwert finden, nur weil es alle lesen, ich muss mich nicht gegen den Büchermainstream meiner Zeit wehren, nur weil er Mainstream ist- genausowenig wie ich es ablehne, derartige Bücher zu lesen, nur weil sie in die Kategorie Unterhaltung eher passen als in die Kategorie anspruchsvoll.
Wer will denn immer nur Anspruch?
Klar, mit Joyce und Tolstoi lassen sich die Bücherregale bewunderungsheischender füllen als mit Stephenie Meyer und J.K.Rowling, und?
Die Realität sieht selbstverständlich anders aus; ja, tut sie das denn? Beweise?
Und außerdem: MUSS ich mir ständig die so genannte Realität geben, ist es nicht schlimm genug, dass ich jeden Tag in ihr leben muss, kann ich ihr da nicht auch mal für ein paar Stunden am Tag entfliehen, indem ich in der Traumwelt eines Buches weiterlebe? Was würde mir das Buch bringen, würde es mir nur die gleiche Verzweiflung, die gleiche Einsamkeit, Krankheit und Tod und den ganzen Müll, der unser Leben überschattet, zeigen, mit dem ich sowieso Tag für Tag konfrontiert bin?
Zudem: hat es nicht vielleicht einen Grund, liebe Zweifler, weswegen Twilight oder Harry Potter weltweit erfolgreich waren und sind, und das weitaus mehr als andere Bücher?
Ja, natürlich. Effi Briest war auch mal ein Renner. Der Vorleser ist durchaus empfehlenswert, obwohl wahrlich wenig erbaulich. Ulysses ist bestimmt ein Meisterwerk... schafft man es, während der Lektüre nicht alle zwei Seiten den Faden zu verlieren oder einzuschlafen.
Aber, ganz im Ernst: das Gefühl, gute Freunde zu verlieren, wenn man das Buch zuschlägt, hatte man bei Effi nicht. Verwandelte Käfer werden auch selten vermisst nach Beendigung der Lektüre, genausowenig wie dramatisch in den Fluten irgendeines amerikanischen Badeörtchens zugrunde gehende Frauen reicher Männer aus New Orleans.
Ok, ja. Es GIBT wirklich gute Bücher, die auch anspruchsvoll sind. Keine Frage. Aber hat einer hier bei Cabale und Liebe auch nur eine Träne vergossen, hä? Ich nicht.
Während andere Geschichten... nun, hiermit sei ich geoutet, ich habe tatsächlich geheult bei Twilight. Also, nicht all zu oft, gelegentlich war der prozentuale Schmalzanteil einfach zu hoch, aber ab und an... und ja, auch bei Harry Potter. Aber nur im siebten Band. Glaube ich.
Was ist es jetzt also, das Edward, Bella, Harry und Hedwig so viel verlockender, und somit kommerziell erfolgreicher, macht als das Effi und Crampas waren?
Der Abschied von der Realität. Die Dramatik. Die übermenschlichen Kräfte unserer Protagonisten, die einerseits so normale Leben führen, und gleichermaßen so anders sind, so viel stärker als wir das sind. Die in einer so wundersamen, wenn auch meistens eher etwas unsicheren und unheilvollen Welt leben, UND dazu meistens dann auch noch diejenigen verkörpern, die dem Unheil ein Ende machen. Die Helden sind.
Sehnen wir uns nach Helden? Nach Personen, die uns von unserem Elend des Alltags befreien?
Wahrscheinlich. Wobei allerdings Bruce Willis so oft langsam sterben kann wie er will, um nebenbei die Welt zu retten; er wird NIE so aufregend sein wie ein Harry Potter, weil der gute Bruce in der "echten" Welt lebt, während Harry uns mit jedem Buch erneut die Tür zu einer anderen Welt geöffnet hat, genauso wie der Cullen Clan das tut, uns immer wieder aus den Fängen der Realität befreit, auf heroischste, übermenschlichste Art und Weise; gleichermaßen aber eben doch auch noch die "Welt" rettet- quasi zwei lebensrettende Maßnahmen zur gleichen Zeit.
Unter diesem Blickwinkel frage ich mich doch: wer seid ihr, die ihr gute Bücher, da lebensrettende Bücher, verteufelt, nur weil sie sich gut verkaufen und die Geschichte wahrscheinlich noch jeden letzten, von Hollywood übrig gelassenen, Sinn für vernünftige, da nicht unmögliche, Beziehungen zerstört?
Ich wills gar nicht wissen. Es ist mir egal. Ich lese diese Bücher und lebe glücklich in meiner Traumwelt, in der steten und bekloppten Hoffnung, irgendwann noch den Brief aus Hogwarts zu bekommen oder WENIGSTENS gebissen zu werden von einem wunderschönen Gentleman aus dem 18. Jahrhundert. Und wenn die nächste Serie fantastisch unrealistischer Bücher auf den Markt kommt, werde ich diese auch lesen und glücklich sein, der Realität für eine kleine Weile entkommen zu können.