Freitag, 9. Dezember 2011

Lemming-Mutationen als kurzphasig rezidivierende Mutation zwischen Lemmingen und Homo sapiens sapiens

Seit jeher beschäftigt sich die Evolutionsforschung mit dem Phänomen der Mutation. Bislang wurde allgemein angenommen, diese vollziehe sich nur innerhalb einer Gattung; neuen Forschungen zufolge muss diese Ansicht jedoch als überholt ad acta gelegt werden, denn aktuelle Studien zeigen eine deutliche intergattunsweise Mutationsfähigkeit. Diese wurde vor allem und mit überwältigender Häufung zwischen dem Echten Bergsibirischen Braunlemming, oder auch Lemming, und dem Menschen nachgewiesen. Diese zunächst absurd anmutende Entdeckung mag zwar durchaus bizarr, nichtsdestotrotz aber der Wahrheit entsprechend sein: nachweislich leben überall unter uns Homolemmingoiden und erfreuen sich ihres freudigen Daseins.

Der Echte Bergsibirische Braunlemming (lat.:Lemmus fuscus monti sibiriae lemmingii), gemeinhin aus der Biologie, dem Zoo oder Nicht Lustig bekannt als ca. hamstergroßes, hamsterförmiges Nagetier mit Hang zur erblichen Kollektivdummheit (Darwin 639) verkehrt in der Regel unter Seinesgleichen und pflanzt sich dort im Allgemeinen auch artkonform, häufig und vor allem ausschließlich untereinander fort. Dies ist auch unter den neuerlichen Gesichtspunkten noch gegeben und zudem ein saumäßiges Glück, was sollten wir denn mit den ganzen Lemming-Affe, Lemming-Giraffe, Lemming-Elefanten Mischlingen.
Doch trotz dieser scheinbaren Keuschheit dem Andersartigen gegenüber hat es der Lemming, das possierliche Tierchen ohne Individualbewusstsein (Sauer 327) geschafft, seine Gene in den Homo sapiens sapiens zu transmutieren, was zur optisch nach wie vor dem Menschen entsprechenden, im Verhalten jedoch sehr dem Lemming angepassten Unterart des Homo lemmus fuscus sapiens monti sibiriae sapiens lemingii exhauriens, oder auch Menschlemming, geführt hat. Zusätzlich zu dieser Eigenheit ist ein weiteres aufmerksamkeitseregendes Merkmal des Menschlemmings, dass die vorliegende Mutation eine kurzphasig rezidivierende ist; sie hält eine bestimmte Zeit an und geht daraufhin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine spontane Remission, sprich: sie tritt von Zeit zu Zeit ein, hält ein wenig an und gibt sich danach wieder, den Menschlemming in seiner ursprünglichen, bedauernswerten Ausgangsfrom des Menschen zurücklassend (House 12).
Beobachten lässt sich diese bahnbrechende Entwicklung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Mutationsforschung (im Gegensatz zur plastischen Mutationsforschung; eine verachtenswerte Abart der plastischen Chirurgie, die sich ausschließlich mit der Frage nach der Möglichkeit, ein drittes Ohr auf der Bust wachsen zu lassen beschäftigt, damit ausnahmslos wertvolle Forschungsgelder verschwendet und bis auf eine leichte Vertiefung mit reichlich Ohrenschmalz und Haaren im Bereich zwischen den Nippeln nichts erreicht hat) insbesondere in Supermärkten, wobei jedoch auch unter im Labor nachgestellten, ähnlichen Bedingungen Effekte erzielt werden konnten, die dem Verhalten in freier Wildbahn annähernd gleich kamen.
Observiert man also über einen hinlänglich langen Zeitraum eine Theke im Supermarkt lässt sich folgendes beobachten: ist besagte Theke für eine kurze Spanne unbesetzt, bleibt die Futterstelle leer. Kehrt der Verkäufer, der in der Theke wohnt, allerdings an seinen angestammten Platz zurück und beginnt, einen etwaigen Menschlemming zu bedienen, folgen dem ersten dieser Gattung mit größter Wahrscheinlichkeit innerhalb kürzester Zeit noch mindestens fünf weitere Menschlemminge, und wollen die selbe Behandlung erfahren, um, einige Zeit später, mit Futter ausgerüstet wieder das Weite zu suchen, immer auf den Fersen ihrer progressiveren Artgenossen (Hair 1567). Zieht sich der Verkäufer wieder von seiner Theke zurück, bleibt die Menschlemmingschwämme aus, es herrscht Ruhe an der Futterstelle. Verlässt der Menschlemming jedoch sein natürliches Lebensumfeld, den Supermarkt, wieder, tritt die spontane Remission ein und er mutiert zurück zum Homo sapiens sapiens. In umgekehrter Form verläuft die Genwandlung beim Betreten des Lebensraums auf die selbe Art und Weise.
In Anbetracht dieser neuerlichen Ergebnisse könnte es nun zu weitreichenden Veränderungen in vielen Bereichen kommen: zunächst muss davon ausgegangen werden, dass jegliche Forschung auf dem Gebiet der Biologie bis heute kompletter Schwachsinn war und nochmal gemacht werden muss. Und wenn wir den ganzen Nachmittag dransitzen. Außerdem sollten sich die gemeinhin bekannten Supermarktketten neue Strategien zur Kundengewinnung durch den kollektiven Kopf gehen lassen (es bestehen bereits Vermutungen, dass die Remission bei Individuen, die einen zu großen Zeitraum ohne größere Unterbrechung dem Lebensraum Supermarkt ausgesetzt sind, über längere Sicht ausbleibt (Piririw 237)), beispielsweise Tunnelsysteme unter dem Supermarktboden, um dem natürlichen Buddelinstinkt entgegenzukommen etc. Kleine Lampen an der Decke, unter denen sich die Menschlemminge die Bäuche wärmen lassen können stünden auch zur Debatte. Aber vielleicht waren das auch Erdmännchen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein großartiger, wisensenschaftlicher Durchbruch erzielt wurde, der seinesgleichen sucht (und das sowas von ohne Lemminggene) und um jeden Preis weiterverfolgt werden muss. Deswegen jetzt ein kleiner Werbeblock, um Gelder für neue Forschungen einzunehmen:
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX (Werbetafel wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt. Der verantwortliche Werbefuzzi wurde geschnappt, gefesselt und solange mit rechtlichen Hintergründen über Plagiate malträtiert, als dass er schlussendlich unter Tränen aufgab und freiwillig ins Exil auf die Isle of Man ging(Aristoteles).)
Zu guter Letzt bleibt nur noch anzumerken, dass Mutationen SUPER sind, auch wenn sie wieder weggehen, man kann ja immer noch hoffen (Xavier).
Bleibt nur zu wünschen, dass wir nächstes Mal beim Bingo gewinnen und nicht wieder die Blödmänner von den Plastischen.


Works Cited

Darwin, Charles. The Hereditary Stupidity of the Lemming. Edinburgh: Lamarck & Moss, 1856. Print.
Sauer, Joscha. Lemminge und ihr bizarres Verhalten bezüglich Klippen, Messersets u.Ä. Frankfurt a.M: Sensenmannverlag, 2001. Print.
House, Greg. Oh,how I Hate those People and What the Hell is this Shit with the Annoyingly Furry Pets anyway. Princeton: EverybodyLiesPublishing, 2008. Sewn into human skin.
Hair, Lotsof. Es gibt kein Mein, es gibt nur ein Unser. Palolem Beach: Fuckinghippybooks, 1968. Handwritten on looots of drugs.
Piririw, Hannes. Damn it, still a Lemming. Wilhelma: Dukommschhiernetraus, 2011. Carved in dirt on ground.
Aristotle. Poetics or where the Heck is my- wait, what was I looking for? Trans. F. G. P. R. I. P. E. t. c. The Internet Classics Archive. Web Atomic and Massachusetts Institut of Stupidity, 17 May 352 b.C. Web 6 Oct. 352 b.C. .
Xavier, Charles. "Mutation rocks, you Idiot!" Mutation Monthly 17 Dec. 2002: 8-1827365. Lasered on Diamond. In form of a periodical. Freakishly heavy, believe me.
Sinatra, Frank. New York, New York. New York: New York Books. Well.
T., E. Nach Hause Telefonieren! Home, sweet home: Earthlingpubsandstuff, 1982. Transmitted in veeery strange noises from outer space...
Lincoln, Abraham. Weird Beards and Weirder Hats. Washinton Deasy: 1849. Quill on Parchment.
Moist, Very. It's rather moist in here, ain't it?! Schnibbidibbii, 679 years after Apocalypse. Transformed into human flesh and acted itself out by being very, very loud and annoying.
Schluss, Das ist Der. Alles hat ein Ende nur die verfickte Wurst hat zwei! This stupid place wherever Napoleon Dynamite lives: Right Now. Typed, im Schweiße meines Angesichts. Good Nite!

Montag, 14. November 2011

Big City Life

Move, don't stop. God, how I loathe this place here.

Ode an die Großstadt-

Menschen, überall Menschen, im Zeitraffer.
Autos, noch mehr als Menschen, und Hunde.
Ich mag keine Hunde, ich mag ihre Umgebung:
Städte (-Badewannen am Horizont der-)
Endlose Musik von irgendwoher, das Fenster ist offen,
Summer in the City, auch im Winter.
Hitze. Regen. U-Bahnen nachts um fünf und Döner.
Entscheidungsschwierigkeiten, da Überangebot.
Weite Strecken, Masterpläne, Fahhradfahren nachts
Ist der Unbegriff von Freiheit.
Nochmals Menschen, doch keiner kennt dich und
Keiner will dich kennen, Anonymous, we're all-
Straßenbahn von A nach B nach F, und Musik. Immer
Musik, von irgendwoher, Städte singen und wir fallen ein.
Breite Flüsse, Flussauen, ein bisschen Grün muss sein.
Brücken und Straßen und wieder Menschen- Rückzug, trotz
Allem: Musik. Das Fenster ist offen, die Stadt ist immer
Da, auch wenn du es nicht bist.
Es fehlt mir, das Leben, ich kann mich nicht
Verirren, HIER-
Alle Wege führen an den selben Ort, ich will
Verloren gehen in meinem Denken, abdriften und doch
Nicht alleine sein.
Die Stadt ist die Rettung, auch wenn sie mir Angst macht.
Keiner, der zweifelt, versteht
Was die Stadt sagt, wenn sie singt,
Und sie singt- immer.

Dienstag, 8. November 2011

Melancholia

Der Anfang ist zugleich das Ende, Melancholia stürzt in die Erde und wir lösen uns auf, das Leben löst sich auf, die Welt stirbt und mit ihr jede Hoffnung.
Unendlich traurig und voll von unfassbarer, wenngleich trügerischer Schönheit entfaltet sich langsam das zweigezeichnete Bild der Apokalypse; zwei ungleiche Schwestern, von denen die eine das Ende willkommen heißt, während die andere in Todesangst zu fliehen versucht- wohin bleibt unklar, wenn die Welt am Ende ist gibt es nichts, wohin man könnte; am Ende siegt die Melancholie, am Ende bleibt uns niemand und nichts.
Zu großen Teilen leise und wie in der stillen Dunkelheit der Depression entwickelt diese minimalistische Geschichte vom Ende der Welt die Sogkraft eines schwarzen Lochs und zieht uns hinab in die bildgewaltigen Tiefen dieses Abgrunds; ohne Musik und dennoch umso eindringlicher fügt sich der Film wie ein opulentes Ölgemälde an das nächste und fasziniert uns bei jedem mehr und mehr, bis schließlich, zu weiten, malerischen Landschaften, doch noch Musik einsetzt und uns die Luft abschnürt, bis der Eindruck des Untergangs so real zu werden scheint, als dass es sich kaum mehr ertragen, kaum mehr aushalten lässt.
Dunkel und weit, so erscheint dieser Film, verworren und todessehnsüchtig die Seele der einen Schwester, verzweifelt am Leben festklammernd die der anderen. Der Ausschnitt des Lebens, der uns gezeigt wird, ist klein, und dennoch beleuchtet er die Menschen in ihrer ganzen Verschiedenheit- die einzelnen Attribute, die uns nichts mehr bringen, nichts helfen, zu absolut nichts zu gebrauchen sind, sobald die Melancholie uns einholt. Wir werden alle sterben, jeder geht nur anders damit um.
Wir beginnen auf einer Hochzeit, voll von Gästen und Leben, und enden in abgeschiedener Einsamkeit im Angesicht eines gigantischen Himmelskörpers auf Kollisionskurs; die Geschichte als solche tut jedoch wenig zur Sache, die Handlung wird einzig und allein als Mittel zum Zweck gebraucht- Charakterstudien.
Enttäuschung, Trauer, Wut, Verzweiflung, Depression; in den dunklen, schönen, vollen und seltsam überdefinierten Farben wie die der letzten Minuten vor einem Gewitter eingefangen- ein dröhnendes Orchester im Wechsel mit absoluter Stille, emotionalem Stillstand; Resignation und Angst, Gleichgültigkeit und Wut- Melancholia ist das Zeugnis menschlichen Abgrunds in berauschenden Bildern.
Und dann ist es plötzlich zu Ende, die Welt geht unter. So plakativ das klingt, so eindrucksvoll ist es umgesetzt; ohne Kitsch und Schmalz, sondern auf eine verquere Art und Weise erstaunlich rational. Und Schluß. Und danach schlagartig wieder Stille auf der Leinwand, eine Stille, die die eigenen überwältigten Empfindungen endlich wieder freilässt, nachdem sie über zwei Stunden lang mit offenem Mund in Schockstarre verharrt hatten.
Auf einmal ist es vorbei; und irgendwie kann man es doch einfach nicht fassen.

Dienstag, 11. Oktober 2011

IT'S SO FUCKING LOUD IN HERE!

Effizienz!
In direkter Korrelation zu: Ambivalenz!
Ja, auch das kommt vor, die totale Effizienz, das es-nicht-nötig-haben sich mit der Crux der Ambivalenz, Unentschlossenheit und allgemeinen Unproduktivität aufgrund latenter Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, herumärgern zu müssen, da man ALLES tun kann und zwar GLEICHZEITIG-
Stundenpläne erstellen und auf akkurateste und nur ein kleines bisschen zwanghafte Weise FEHLERFREI auf ein exakt eingeteiltes DIN A 4 Blatt übertragen; es könnte ja nicht angehen, bekäme der Mittwoch hier mehr Platz als der Freitag! Oder noch schlimmer: der Freitag mehr als der Dienstag! Undenkbar! Also wird alles vermessen und berechnet und dann mehr oder minder gerade herumliniert, aufgrund des steten und scheins unbehebbaren Mangels eines harten Plastikstreifens namens LINEAL; ein solches befindet sich meines Wissens zwar in meiner Obhut, nur WO genau, tja, don't get me started.
Also der Stundenplan. Alles pedantisch dokumentiert, einschließlich Fach, Ort, Zeit, Lehrender, Titel, der lustigen Erfindung der Creditpoints und am besten noch der aktuellen Haarfarbe und/oder der linken Socke, man kann ja nie wissen, wofür mans nochmal braucht (dirty blondish und/oder schwarz). Unterscheidungen WICHTIGER Aspekte farblich hervorheben, deutlich schreiben, schön schreiben, die REGELN einhalten und nicht einfach die verdammte Uhrzeit einmal oben und einmal unten denn dann muss man ALLES nochmal machen weil es ABSOLUT nicht angeht hier das SYSTEM zu torpedieren, Idiot!
Okay, relax, nicht AUFREGEN.
Irgendwann, Abschluss Task eins und KEINE Zeit für Unterbrechungen jetzt naht die strukturierte und durchweg beschriftete Erstellung eines ORDNERS, in den man Unterlagen einzuheften gedenkt. Sortiert nach 1)Fach 2)Veranstaltungstitel 3) irgendwas Willkürliches, bevor das hier noch überschaubar wird. Obwohl Überschaubarkeit DAS Rezept für alles ist 4)alles Unsinn, Neustart.
Man nehme viele Blätter und zerschneide sie in mäßig breite, dafür lange Streifen, loche diese an einem Ende und schreibe besagten Titel ans andere. Übereinanderschichten, Stundenplan inklusive der erweiterten Ausarbeitung ALLER zu belegenden Veranstaltungen für die, sagen wir, nächsten zwei Jahre (oh, das war jetzt ein sehr subtiler Witz. Wer ihn versteht: congrats! Wer nicht: don't worry.) plus diverser anderer, mit größerer Wahrscheinlichkeit nach sinnloser, trotz allem aber strukturiert auf- und garantiert mehr als einmal umgeschriebener (wenn da jetzt was Falsches draufsteht! Und wenns nur ein Schreibfehler ist!) Notizblätter. Fertig. Noch einen Fetzen, im dritten Anlauf schafft man es doch meistens, die Vorgänger sind in der Regel zu breit/kurz/knittrig/inkorrekt beschriftet, wobei sich die Kritirien hierfür an dieser Stelle eher kompliziert erklären ließen, mit dem aktuellen Semester in die wundervolle Erfindung der Klarsichthülle am Rücken des geschundenen Ordners gesteckt und SCHON ist man wirklich fertig und auch nur in kaum erwähnenswerter Weise hibbelig, was heißt das eigentlich schon, hibbelig, die TOTALE EFFIZIENZ ist das was zählt und die haben wir.
So. In der Regel wirkt dieses ganze geschäftige Treiben nicht ganz so unentspannt, wie es hier klingt, obgleich es das (seufz. oder yeeha! je nachdem) doch schon ist- man nenne es (Trommelwirbel, aaaah, Brillianz! Brillianz! Oh, bei Gelegenheit DARÜBER auch mal was schreiben. Anbei, ich kann seit bestimmt eineinhalb Jahren keine Kursivschrift mehr verwenden in diesem meinen wunderbaren Forum schwunvoller, dafür eher selten geruchsintensiver Sinnlentleerung, TO DO: auf to do Liste setzen und bei Gelegenheit darüber sinnieren und versuchen, in den Griff zu bekommen.)-
die heimliche Flut unheimlich brillianter Gedanken! Ja! So nenne man es!
Nachdem man also in unendlicher Brillianz, EFFIZIENZ und so ganz ohne den leisesten Hauch der gefürchteten Ambivalenz in seinem Rush, High, Flow, wie auch immer der geneigte Leser gewillt ist, es zu nennen, seine Aufgaben erfüllt hat, sitzt man an seinem Schreibtisch, der eigentlich kein Schreibtisch, sondern ein Beistelltisch ist, welcher aber aus Gründen der zu kurz gewachsenen Kabel gepaart mit einer in der Regel absenten Effizienz, aber einer durchaus anwesenden Mindergewilltheit, einen Kabelladen aufzusuchen, nicht als solcher verwendet wird. Sondern als Schreibtisch.
Und dann?!
Dann fängt man an ANDERE Dinge zu tun, die man schon so lange tun wollte! Ruft Menschen an! Räumt auf! Spült Geschirr! Ist akkurat und ordentlich und macht alles perfekt! PERFEKT! Schiebt hin und her und wieder zurück und sucht einen Schwamm und wischt auf und ab und unter, schreibt Listen mit einzukaufenden Gegenständen, ganz oben auf der Liste: KAFFEE- denn man darf seinen FLOW nicht verlieren! Ich werde nie wieder schlafen! NIE WIEDER!
Und dann tippt man und tippt und tippt und beschließt, heute Nacht neue Bücher zu schreiben, ja, Plural, mehrere, nur keine falsche Bescheidenheit, denn wir sind großartig! Und hervorragend! Und brilliant! Und effizient!
Wenn man es in seinen vier Wänden nicht mehr aushält ob der unfassbaren und mit Sicherheit unreflektierten Fröhlichkeit seiner sich auf dem Gang gegenseitig Banalitäten in die Ohren schreienden Mitbewohner zieht man seine Schuhe an und hechtet auf einem Hoch aus über den Dingen stehender Größe zum Rewe und kauft sich Puffreis und Cola, gedanklich an der Kasse den nervtötenden Kleini, aber im Grunde viel eher seine so unendlich langsame! Urschwabenmutter verurteilend, denn WIR können das natürlich BESSER. Egal was, ALLES. Dann hechtet man zurück, denn obgleich die Mitbewohner auch da sind, man MUSS jetzt DINGE tun. Schnell.
Auf dem Weg erschreckt man ein paar Katzen, die hochmütigen Hauptes zwar nicht in eine schnellere Gangart verfallen, aber dennoch zackig davonfüsseln, so man sich ihnen von hinten nähert, ein bisschen irre summend, aber sonst im Grunde nicht offensichtlicher anstößig (glaubt man). Trotzdem werden die spitzen Ohren irritiert zur Seite gedreht, man wird aus dem gelben Augenwinkel argwöhnisch beobachtet und mit Sicherheit mindestens genauso herablassend verurteilt, wie die lahmende Schwäbin und ihr wild im Kaugummifass wühlender Offspring von unsereinem zuvor an der Kasse.
Nicht drüber nachdenken, über gar nichts nachdenken außer über diese Dog poo Tüten. Beinahe schreibt man God poo und findets irre witzig, what's the sleepless dyslexic thinking about at night? The existence of the dog.
Ha.
Seufz, einmal ausatmen, schon länger nicht mehr gemacht.
Langsam (igitt) showdown. Wie der Luftballon, dem man den Hintern geöffnet und ihn dann völlig ohne seelische Zuwendung in die freie Wildbahn geschossen hat, wenn auch in Zeitlupe- der Arme.
Und dann, auch wenn es jetzt noch nicht so weit ist, aber man kennt sich ja schon seit ein paar Tagen und ist in der Regel informiert über die Dinge, die da so passieren, zumindest, man hat aufgepasst, sonst muss man jetzt alles nochmal sagen: dann ist es irgendwann vorbei. Und man sitzt wieder auf seinem Bett und starrt seinen Laptop an, der eine Virenmeldung nach der anderen auf den Bildschirm jagt und einem selbst dabei die kalten Schauer den Rücken herunter- geh nicht kaputt, alte Socke, I need you- und denkt sich: ...
In der Regel denkt man das eine ganze Weile. Und noch ein bisschen. Und dann noch ein kleines bisschen- bevor man eventuell ein Komma oder, für ganz Verrückte, Semikolon einfügt. In diesen unseren nicht mehr ganz so brillianten Gedanken. Man kann ja auch nicht IMMER großartig sein.
Und also Geschichte:
Man dreht ab, was man vorher aufgedreht hatte, schreibt nen Blog und kühlt sich bisschen runter. In absoluter Effizienz, selbstverständlich.

Cheers.

Freitag, 23. September 2011

Life as we know it

Man lebt und ließt und schreibt und schaut Filme, geht Bier trinken trifft Menschen und Freunde und lacht und weint, sucht Arbeit, findet welche, übt sie aus und kündigt sie wieder- man schaut Serien, ärgert sich über nichts und freut sich über das Selbe, genießt es und hasst es zugleich, hat kein Geld hat Geld gibt es aus, geht einen trinken, trinkt einen zuviel macht Unsinn und bereut es oder auch nicht, trifft wieder und wieder und wieder auf Menschen, lernt sie kennen, die einen sind gut die anderen nicht, manche verliert man wieder, manchen weint man nach, anderen weniger; man wünscht sich weg und dann sehnt man sich zurück, man sieht Dinge und findet sie gut; man sieht Dinge und wünscht sich es wäre anders- ohne gefragt zu werden machen wir mit bei allem, weil uns nichts anderes bleibt, weil wir keine Wahl haben, weil es so ist, wie es ist, ob wir wollen oder nicht oder doch-
das Leben ist so gut wie es böse ist wie ich es liebe und hasse, es ist eine Blüte und ein Stein, ein Haus und ein Luftballon zur selben Zeit und groß und bunt und manchmal trist und grau, Leben ist alles, alles auf einmal und immer. Viel und zu viel und unerträglich viel und gelegentlich zu wenig. Vergänglich wie ewig, fruchtbar und tot- schneller als wir wollen und erwarten und hoffen: eins und nur eins; der größte aller Monopolisten geizt mit Nachschub, sollte die erste Fuhre aufgebraucht sein.
Leben ist alles, es ist grausam, wild, langweilig, aufregend, hässlich und schön, es tut dir weh und dann gibt es dir einen Lutscher- es will genutzt werden, sonst tritt es dir in den Arsch- es gibt so viel zu tun. Denn: alles ist Leben...

Mittwoch, 21. September 2011

So I’m moving to New York cos I’ve got issues with my sleep.

Oh, good grief (Charlie Brown), ich will ein Schaf sein. Oder auch Prinzessin Leia. Oder BEIDES! Quasi ein Schaf im goldenen Bikini. Rocks. [Oh, ja, lass es raus man...]
Splitterige Überlegungen rund um das Leben in general lately:
Kopfschmerzen sind wahrlich ein Werkzeug des Teufels. Wenn es einen Gott gibt und er die Menschheit nicht schon völlig resigniert und desillusioniert ad acta gelegt haben sollte (muhaha, Witzle gmacht), dann sollte er sich DA mal drum kümmern. Es quasi ganz oben auf die göttliche To Do Liste setzen und insbesondere MEINE Kopfschmerzen dabei einebnen. Seit einer Woche, Freunde des gepflegten Nonsens, seit einer Woche. Das Wort HIRNTUMOR schwebt hämisch kichernd und alles in allem doch eher unsympathisch anmutend durch die dunstigen Tiefen meines Hirns, welches, zumindest meiner subjektiven Betrachtungsweise zufolge, in Kürze die Flucht durch meine Ohren ergreifen wird. Muss ja nicht auszuhalten sein da drin, wenn sichs schon von außen so beschissen anfühlt. Hoffe inständig, innerem Team geht es gut.
Abseits derartiger Leidensbekundungen und hypochondrischer Höchstleistungen, zu denen man hier mal wieder aufzulaufen gewillt ist, erstrahlt das Leben gerade im güldenen Glanz beschwingter Vogelhochzeiten, anmutiger und kreativ ausgeformter Tümpel, morgendlichem Blattschweiß, auch bekannt als Tau, und abendlichem Gutdünken und äh, so. Rhythmisches Klatschen und der ein oder andere angeheiterte Jauchzer inbegriffen. Alles in allem zurzeit kein Grund zur Klage; scheiße, wie beschäftige ich mich jetzt bloß.
Im Übrigen- kann ich das mit dem Schaf nochmal zurücknehmen? Eventuell wäre ich doch lieber eine Ente. Da würde auch der Bikini besser passen.
Abgesehen davon sollte man sich vergegenwärtigen, dass es gilt, dem hängenden Papagei öfter zu huldigen. Dem Papagei MUSS GEHULDIGT WERDEN; selbst, wenn das bedeutet häufiger die Unterhose zu wechseln. Ja, so ist das, ihr habt mich schon verstanden, im Allgemeinen fährt sichs nicht so gut mit Augenklappe, vor allem, wenn das zweite Auge fehlt, aber wem fehlt schon ein Auge, wo kämen wir denn da hin, nachher fängt noch einer an zu singen dabei, god forbid, nachher hat noch jemand Spaß hier. Und dann?!
Und wo wir schon dabei sind: es wird KEIN Techno Revival geben! Keins! Gar keins! Stattdessen werden wir eine Petition zur artgerechten Haltung von Eis am Stiel ins Leben rufen, und nein, ich meine nicht die 76 teilige Filmreihe, vor der sich vom Leben verschmähte und auch sonst weniger beliebte (wenn das Leben einen nicht will und auch SONST keiner...)Teenager einen a)hoch holen b)runter holen c)eins aussuchen.
(d)fick dich, man! Ja, genau.)
[..................................................................Einblendung aus dem Off: minutenlanges, wenig melodiöses aber trotzdem eigenartig ansprechendes Zirpen..............................................................................]
Mir läuft doch tatsächlich die Zeit davon, die dumme Sau, ständig geht das so, muss die es so verdammt EILIG haben, ein Tag nach dem anderen und zwischendurch nicht mal EINE Minute entspannen, können wir nicht EINMAL ANHALTEN! War grad so nett. Pausefunktion-Standbild-Awww...
Nun gut. Die Zeit drängt, es gibt nichts zu tun (ich LIEBE es, mich selbst zu zitieren. So bescheiden, so zurückhaltend...).
In diesem Sinne, ohne jetzt zu aufdringlich werden zu wollen mit der ganzen Kubageschichte, ja, ich weiß, es war ein Versehen und im nächsten Leben wird Carrie Fisher ganz sicher keine Schnecken mehr an den Ohren tragen- enjoy, my dear friends, and don't forget: every once in a while EVERY dog has to pee.

So long-

Inappropriate comments are GONNA be ignored... eiskalt, berechnend.... Gedanken an Mafiosi und blutverschmierte Hämmer mäandern durch die zigarrenrauchgeschwängerte Luft unter der tief über den halbkahlen Köpfen gut angezogener, dicker, älterer Männer hängenden Lampe...
Manche meiner Sätze machen mir tatsächlich selbst Probleme- und cut, shut up, freakshow -

Sonntag, 11. September 2011

Gelbes Blatt auf Fensterbrett und schwaches Verblauen verschiedener Banalitäten

Das Leben ist nicht lustig (meistens).
Das Leben ist eine einzige Verkettung anstrengender Zufälle, auf die man herzlich wenig Einfluss hat, aber trotzdem damit leben muss, als ob einen jemand gefragt hätte, als ob.
Manchmal ist das Leben gut zu einem, zu uns verweichlichten Mitteleuropäern öfter als zu anderen, und trotzdem finden wir noch unzählige Spitzen in der Wand, an denen wir uns die Haut aufkratzen können, um dann durch die Ritzen in der Oberfläche unser verfaultes Inneres anzusehen und uns zu denken so eine Scheiße, und es könnte alles noch viel schlimmer sein und wenn ich nicht aufpasse wirds das auch, nachher fliegt morgen ein Flugzeug in mein Haus, wer weiß das schon so genau; die Welt ist verrückt geworden, vor langer Zeit schon, und gelegentlich setzt sie ihre Medikamente ab und schnappt noch ein bisschen weiter über und zieht uns mit über den Rand ins Nichts.
Tatsächlich glaube ich ja auch nicht, dass man auf einmal als verhungertes somalisches Kind wieder aufwacht, nachdem man sich nach einem durchschnittlich dekadenten Abend mit Wein und Fernsehen in sein satinig bezogenes Bett gelegt hat, nein, aber betrachtet man die große und durchaus aufwendig gestaltete Ansammlung von Unvorhersehbarkeiten im Bereich des komplett Beschissenen ist es doch eigentlich ein Wunder, nicht völlig derangiert, totkrank oder zumindest ein arbeits- und obdachloser Haufen Kacke in der Auffahrt des Großen Ganzen zu sein. Und in Türme fliegende Flugzeuge ist ja nur ein Bruchteil- das Leben ist ein Virtuose des Makabren.
Was also tun? Es gibt keine falschen Entscheidungen. Es gibt GAR keine Entscheidungen. Wir bilden uns zwar ein, alles im Griff zu haben, wenn alle Rechnungen bezahlt sind und die Katze gefüttert ist; letztendlich, unseren arroganten Augen vorenthalten, hatten wir aber nur Glück, dass die Katze am Abend überhaupt zurückkam und nicht, wie eventuell kurz angedacht, einfach weitergzogen ist, um uns unserem armseligen Dasein in trügerischer Sicherheit zu überlassen, resigniert ob unserer Dummheit.
Die überwältigende Mehrheit aller Menschen führt in ihrem Leben nur eine einzige Beziehung, die nicht in die Brüche geht (wenn überhaupt)- welch erhabener Schnitt.
Die meisten Menschen setzen sich in ihre teuren Autos und halten sich damit für kugelsicher, gehen auf die Straßen und rasen ihrem Ende entgegen, ohne sich bewusst zu sein, dass der Tod (der mit den Großbuchstaben) währenddessen auf der Rückbank sitzt und eine Illustrierte ließt.
Die wenigsten gehen abends ins Bett und sagen, danke, wer auch immer, dass ich nicht tot bin- obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass ich es nach meinen 12, 26, 61, X Jahren bereits wäre doch erschreckend groß, gegenwärtig und verschwörerisch zitternd ist. Fuck.
In Afrika haben Entwicklungshelfer Kondome verteilt und die Afrikaner haben sie an ihre Haustüren genagelt, um die Götter zu besänftigen und vielleicht ein bisschen länger zu leben, während weitere Myriarden von HI Viren es sich in ihren fragilen Körpern gemütlich machen, gemeinsam Möbel kaufen gehen und über Kinder nachdenken.
Nur ein Stück Gummi, an einer Stelle lebensrettend, an anderer exzentrische, aber nutzlose Dekoration.
Das Leben ist nicht lustig und trotzdem leben wir weiter. Kein kollektiver Massenselbstmord außer bei der ein oder anderen einschlägigen Sekte und Lemmingen. Kein kollektiver Massenwahnsinn, obgleich die Zeichen doch besser nich stehen könnten.
Warum also, hm? Schokolade? Schaukeln? Die eine etwaige Beziehung, die NICHT auf der Strecke verreckt und wieder ein bisschen mehr von einem selbst mitnimmt, bis man nur noch ein halber Mensch ist, bis man sich ZYNISMUS auf die Stirn tätowieren und einen mentalen Baseballschläger zur spontanen Abwehr unerwarteter Annäherungsversuche unter dem Bett deponieren will?
Ich hab ja so keine Ahnung. Ich weiß aber folgendes: Freunde helfen, die Angst vor dem Großen Ganzen mitsamt seiner verkackten Auffahrt ein bisschen im Zaum zu halten. Schokolade hilft schon auch, aber nicht so sehr. Verstecken hilft NICHT, das LEBEN FINDET DICH. Baseballschläger helfen nur so lange, bis man vor lauter Unglück den eigenen Schädel damit zertrümmern will.
Also leben wir eben weiter. Dümpeln in unserer ganzen Mittelmäßigkeit dahin, gelegentliche Glücksfälle und/oder Drehungen um die eigene Achse nicht ausgeschlossen. Ärgern uns über Geschlechtergenossinnen, die dem Wort "Mäuschen" eine ganz neue Konnotation geben und nehmen uns ein weiteres Mal halbherzig vor, in Zukunft weniger Bier zu trinken und vor allem hinterher weniger truckerish zu rülpsen- in der seltsamen Annahme, Vertreter gegengeschlechtlicher Art könnten gar zu abgestoßen sein und sich auf die Mäuschen zurück besinnen.
Man lebt weiter, wie immer, und sammelt dabei erste vergilbte Herbstblätter auf. Hofft ein bisschen und versucht sich dabei einzureden, dass Hoffnung NICHT völlig überbewertet wird und es vielleicht doch noch Grund zur (-.. ) gibt.
Man könnte sich gelegentlich vergegenwärtigen, dass nichts, in Worten: NICHTS selbstverständlich ist, nicht in Mitteleuropa und auch nicht, im Falle des persönlichen Daseins als Kondom, in Afrika- da sieht man mal: selbst Gummischläuche können den falschen Weg gehen. Menschen gehen ständig falsche Wege- oder nie. Vielleicht sollte man sich einfach vom Leben berieseln, es auf sich regnen lassen und akzeptieren wer oder was da so kommt. Die unterschwellige Unlustigkeit hinnehmen und froh darüber sein, sich den Kopf über Luxusprobleme kaputtdenken zu können und nicht durch das eifrige Festnageln farbenfroher Kondome mit und ohne Geschmack an die eigene Haustür davon abgehalten zu werden- oder alternativ auch davon, dass man eben doch bereits tot ist, dafür aber ein Flugzeug im Büro stecken hat.
Sich nicht so viele Gedanken über die eigenen Entscheidungen machen.
Als ob wir denn überhaupt eine Wahl hätten.
Als ob.

Mittwoch, 7. September 2011

Kommt in den besten Familien vor.

Was schreibt der ambitionierte Blogger, dem die Gedanken ausgehen? Was tut man, wenn sämtliche Überlegungen zu sich und der Welt, dem Universum und dem ganzen Rest sich in seifiges Wohlgefallen auflösen, am Horizont verblauen und halbherzig winken?
Jawoll, man greift auf Reserven zurück, die man, im besten Fall, vor höchstens ein paar Monaten angelegt und dann vergessen hat. Zwar nicht mehr ganz aktuell, aber trotzdem hervorragend herausposaunbar, so denn wirklich Not am Manne sei und wirklich keine, aber auch gar keine sonstigen Textideen in den vertrocknenden Hirnwindungen existieren.
Verschrumpeltem Kreativmuskel sei Dank nun also ein gar wütendes Schriftstück vom eigentlich 10.8.
Ansonsten blieben nur einige weltwirtschaftlich extrem unwichtige Bemerkungen über die verkannte Exzellenz von Tomatensaft zum Besten zu geben, insbesondere wenn selbiger noch mit ein bisschen Vodka und Tabasco angereichert sein sollte.
Alles Übrige- ausufernde Autobahnfahrten inklusive der zugehörigen Studien zum Thema der völlig fehlgeleiteten Straßenbeläge und deren exzentrische Verhaltensmuster bei Regen, Umzüge, deren Gesamtzahl in Kürze die Hundertermarke durchbrechen werden, fröhlich graues Geherbste vor dem Fenster und die allesentscheidende Frage ("Russisch oder nicht Russisch?") sollen vorerst unbehandelt bleiben und in ihrem Siech weiter vor sich hin dunsten, wir kommen darauf zurück, bei Gelegenheit.

Alles weitere erklärt sich von selbst oder solle auf dem Weg verenden!
Also, so long and thanks for all the fish-
I

Mittwoch, 10. August 2011

Deutschland...

Dieses unsere Heimatland geht mir derart auf den Keks, ich möchte aufstehen, es am Hals packen und so lange zudrücken, bis es blau anläuft. Bis ihm die ganze Bürokratie zu den Ohren rauskommt und irgendwo im Meer versinkt, bis die verdammten Menschen hier vielleicht mal zur Vernunft kommen und sehen, dass man sich nicht alles so schwer wie nur irgend möglich machen muss, nur weil 'Deutschland' drauf steht.
Deutsche Beamte würden vermutlich ihr eigenes Arschloch nicht finden, wenn es keinen Paragraphen gäbe, den sie diesbezüglich befolgen können. Sie würden verloren in der Gegend herumirren, wenn sie nicht mindestens zweimal am Tag irgendeinem harmlosen Mitbürger die eine oder andere Unnötigkeit würden aufpressen können, in Form eines zu zahlenden Geldbetrags beispielsweise, der dann, sofern man es schafft, rechtzeitig beglaubigte Unterlagen des Reisepasses, der Steuererklärung und des letzten Liebesbriefchens aus Grundschulzeiten einzureichen, eventuell dazu führen könnte, dass man innerhalb der nächsten siebeneindrittel Monate AUCH SCHON den Antrag für was weiß ich denn zugeschickt bekäme. Der dann, selbstredent NUR wenn er beglaubigt postalisch oder persönlich während der ausufernden Öffnungszeiten zwischen 10.30 und 11.00 abgegeben wurde, unter Umständen nach wiederholtem Anrufen zum Erfolg führen könnte. Wenn nicht, wie das aber in der Regel so die Regel ist, vorher noch jemand zurückruft und, von diesem ungewohnten Beamtenanstrengungen völlig erschöpft, gerade noch herauspressen kann, dass derartige Gesuche zur Zeit nicht bearbeitet werden, da die Frau Häberle grod im Urrlaub isch und ihre Vertretung das Zehnfingersystem noch nicht beherrscht und deswegen jetzt erstmal auf eine dreimonatige und selbstredent vom Staat gezahlte Fortbildung in die Karibik geschickt wird. Man solle also besser nicht mit einer Wiederaufnahme der Bearbeitung vor dem Frühjahr 2014 rechnen.
So kann das noch eine ganze Weile weitergehen, die deutschen Mühlen der Bürokratie sind weitläufig und gewieft. Man richte einfach an jeder möglichen Stelle ein völlig sinnloses und zumeist kostenpflichtiges Hinderniss ein, kürze die Öffnungszeiten der jeweiligen Ämter auf ingesamt rund drei Stunden die Woche zusammen und arrangiere diese dann auch noch so durchdacht mit denen anderer Ämter, als dass die einfach Bearbeitung eines Antrags für, ich weiß nicht, Studienzulassung beispielsweise, ca. sieben Jahre dauert. Genug Zeit für eine ausgiebige Tibetreise also.
Alles in Allem lässt sich also sagen: Dieses Land hat doch einen Furz im Hirn. Und nein, ich glaube NICHT, dass es an Mitteleuropa liegt. Man gehe nur ein Stückchen östlich ins Land der Käsekrainer und man wird feststellen: anderswo ists ganz, ganz einfach...
Ich weiß nicht, warum die Deutschen sich und allen anderen so einen Stress machen. Es könnte alles so einfach sein (isses aber nich, ne), wenn man einfach mal den Stock aus dem Arsch zöge, nicht ganz so viel Wert auf akkurate Gärtchen und statt dessen ein bisschen mehr Wert auf Freundlichkeit legen würde, wenn man versuchen würde, sich selbst nicht IMMER als Zentrum des Universums zu betrachten, ausgestattet mit der Macht, es den anderen heimzuzahlen, nur, weil man hinter einem Schreibtisch sitzt und deswegen gerade dazu in der Lage ist. Es den anderen heimzuzahlen. Für was sei jetzt mal dahingestellt, einen Grund braucht der gemeine Deutsche ja nicht, man macht ja alles einfach nur so aus Prinzip, weils halt schon immer so gemacht wurde, weil es im Guter-Mitarbeiter-Regelwerk steht, weil der Vorgesetzte, das nächste hirnverbrannte Arschloch, so will und man sich hierzulande ja nicht traut aufzumucken.
London in Deutschland? Brennende Autos, aufbegehrende Jugend?
Vergiß es. In Deutschland wird nicht rebelliert, in Deutschland wird sich angepasst, in Deutschland wird grimmig und resigniert, bitter und langweilig geworden. In diesem Land kleiner, abgerichteter Hündchen, die sich nicht mehr trauen, auf den Bürgersteig zu scheißen, kann man doch nicht leben, ohne wahnsinnig zu werden.

Lösungsvorschlag:
Bye, bye, war nett gewesen. Danke für meine Muttersprache, ohne sie wüsste ich nicht, wohin mit mir.
Die ganze übrige Scheiße behalt mal.

Freitag, 29. Juli 2011

Glaubensbekenntnis

Hiermit bekenne ich: ich bin ein fester Gläubiger und Anhänger der Unterhaltungsliteratur.

Ich bin ein Fan der HANDLUNG, der durchdachten Protagonisten, des Mords und Totschlags, ein Fan von Elfen und Zwergen und einem tatsächlich existierenden Spannungsbogen, der allen Ernstes auch noch mehr als nur Saufen und Ficken involvieren sollte.
Ich bin ein Verfechter aller Rowlings, Kings, Larssons, Adams und, ja, verurteilt mich, Meyers dieses Planeten.
Hingegen wenig begeistert bin ich von sogenannten Geschichten, in denen nichts passiert, außer, dass ein namens- und altersloser Loser ohne Aussehen, Vorgeschichte oder Ziele nachts säuft und vögelt, oder auch nicht, und tagsüber schläft, unterbrochen von kurzen Passagen, in denen er über die Frauen seiner Umgebung lamentiert. Der Stil ist rotzig bis vulgär, was ja durchaus akzeptabel bis passend sein kann, sofern das ganze Schriftstück sonst auch noch etwas vorzuweisen hat, einen Plot zum Beispiel, was ja aber, wie bereits erwähnt, nicht der Fall ist.
Letztendlich lässt uns als Leser das also mit einem handlungs- sowie spannungsfreien Buch mit einem flachen, formlosen und meistens nichts tuenden Haupcharakter in einer im besten Fall auch noch namenlosen und undefinierten Umgebung zurück, in der uns nichts anderes übrigbleibt, als uns verzweifelt auf den schriftlichen Nonsens, der da vor uns liegt, einzulassen und uns im besten Fall irgendwie hindurch zu langweilen, oder das so genannte Buch einfach wegzuschmeißen.

Lieber Phillip Djian, ich glaube, ich tendiere zu Zweiterem.

Und nochmal: Ein Hoch auf die Unterhaltungsliteratur !

Das musste jetzt mal gesagt werden.

Freitag, 22. Juli 2011

Google ist...




NEON lügt nicht!

Alternativ auch:

Google ist...
-ein Erdmännchen im Supermannkostüm
-ein außerirdisches Kontrollorgan
-Gottes Furz
-die geheime Weltsprache der Wattwürmer
-ein schlechter Witz
-ein guter Witz
-langweilig
-sexuell anregend und anderweitig aphrodisierend, insbesondere nach oraler Einnahme
-rechts oben auf dem Bildschirm
-die Rettung aller phantasielosen Hypochonder
-der Untergang ALLER Hypochonder
-ziemlich schlecht im Übersetzen
-reich
-kalifornisch
-allgegenwärtig
-ach, googles doch!
-gut

Und das sagt Wikipedia zu Google, wenn man Google googled:

http://de.wikipedia.org/wiki/Google

Und so weiter. Sir, yes, Sir!

Mittwoch, 20. Juli 2011

Fornika und/ohne Sex

Meine Leitung ist lang, mit 4 jähriger Verspätung habe ich soeben Californication entdeckt und fühle mich bestätigt.
Ich meine nicht die wörtliche Bedeutung, selbstredent, da ich noch nie in Kalifornien war und somit auch noch nicht dazu kam, dort Unzucht zu treiben. Nein, ich spreche von der Serie.
Drogen konsumierende promiskuitive unproduktive Schriftsteller waren schon immer meine Lieblingsmenschen, insbesondere wenn sie so attraktiv, wenn auch alternd, sind wie David D. oder auch Hank, die alte Socke, Moody. Zwar bin ich weder promiskuitiv noch alternd, aber gelegentlich die beiden anderen (Dinge Attribute etc).
Und das Leben in L.A. ist bestimmt gut, wenn auch sehr sonnig, mir würde der Regen fehlen. Heute hatte ich mich bis auf weiteres zum Trocknen in den Garten gehängt, als er anfing, der Regen, wie Vanillesoße.
Eiter.
Spontane Assoziationen erwünscht.
Der Glückskeks sagt Du hast die beste Zeit deines Lebens noch nicht gelebt. Hank sagt Das waren die besten Zeiten meines Lebens- wenn mich nur einer darauf hingewiesen hätte.
Hoffentlich verpasse ich nicht das Highlight meines Daseins, weil ich zu beschäftigt damit war, es anderswo zu suchen. Hoffentlich läuft mir mein/dein Leben nicht davon und lässt mich allein. Hoffentlich tippt mich jemand im rechten Moment an und sagt: Jetzt.
Dann wird alles gut. Dann bin ich zufrieden.

Sonntag, 10. Juli 2011

Ambivalenz

Ambivalenz!
Ambivalenz!
Ambivalenz!

(Ich könnte das jetzt noch stundenlang so fortführen. Um der guten Bürger von Hacker Republic Willen unterlasse ich es jedoch.)

Trotz allem: Ambivalenz, meine verehrtesten, spätnächtlichen Leser, ist eine vorherrschende Eigenschaft so mancher alltäglicher Grausamkeiten; das Leben beispielsweise, um nur eine davon zu nennen.
[Einschub, ich meine- who knows?
Der Gott Wikipedia sprach und schwenkte dabei dramatisch und mit Sicherheit göttlicher, als wir uns einzugestehen gewillt waren den Arm, wobei er 'huzzah! huzzah!' rief und sich hinterher behäbig ein Zigarillo anzündete:
Unter Ambivalenz (lat. ambo „beide“ und valere „gelten“) wird in der Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychoanalyse das Nebeneinander von gegensätzlichen Gefühlen, Gedanken und Wünschen verstanden. In der gehobenen Umgangssprache gebräuchlicher ist das Adjektiv ambivalent (zwiespältig, doppelwertig, mehrdeutig, vielfältig). Der Begriff wurde von Eugen Bleuler (1857–1939) geprägt.]
Zwar kennt jetzt kein Mensch Eugen Bleuler, aber es wirkt immer sehr seriös, mit Wissenschaftlern zu schwenken, wenn man eine Behauptung aufstellt. Diese, in der Regel frei erfundenen, Personen werden dann mit allerhand Zitaten und Erkenntissen behaftet, die einen real existierenden Menschen an den Rand des Wahnsinns und, wenns dumm läuft, auch ein Schrittchen darüber hinaus bringen könnten. Soviel dazu.

In jedem Fall: Ambivalenz (fast hätten wirs vergeßen, nich?) !
Ich, für meinen unrepräsentativen Teil dieser unserer Weltbevölkerung, beispielsweise stehe ungeheuer vielen Dingen ambivalent gegenüber.
Zuallererst hätten wir da mal meinen Wohnort. Ganz schwieriges Thema. Alles hat sein Gutes und sein Schlechtes, wenn man es nur lang genug sondiert und durchleuchtet und dabei eventuell ein, zwei kleene Schulte kippt und ein bisschen Nirvana hört. Nehmen wir also die Großstadt, wir spezifizieren das jetzt nicht näher, unter die kritische, leicht bipolarisierte Lupe:
auf der Pro Seite lässt sich natürlich hierbei vermerken, dass die Großstadt als solche in der Regel eins ist: groß.
Oder, um noch genauer zu werden: dicht besiedelt. Manhattan hat in etwa die Fläche einer Stadt wie Tübingen, dafür aber fast achtzehn Mal so viele Einwohner. Man stelle sich nur diesen Bienenstock vor, während man gedanklich versonnen an seinem Drink, irgendwo in seinem Loft im 123. Stock sitzend, nippt. Fantastisch.
Aber (Ambivalenz, nicht vergessen) !
Die Mieten! Die U-Bahnpreise! Der eklatante Mangel an vernünftigem Brot (denn, meine lieben, mit Sicherheit ach so zahlreichen ausländischen Leser- und nein, ich zähle Österreich in diesem Falle nicht DIREKT zum Ausland- Brot gibt es nur in Deutschland (ok, und Österreich, wenns sein muss). Im Rest der Welt gibt es nur mittels Hitzezufuhr trocken gewordene Teigklumpen. True story.) !!
Weiter wollen wir nun nicht ins schier unerschöpfliche, ambivalogische (ja, ich Gedenke eine neue Wissenschaft zu gründen; nachdem meine Religion keiner wollte, was bleibt mir denn?!) Thema der Wohnortproblematik gehen. Beschäftigen wir uns lieber mit erquicklicheren Dinge, wie...
Haare.
Ja, Freunde des weltfremden Abschweifens in zart neongelben Tagfantasien bezüglich der Wiederentdeckung des Dodos, DAS ist ein echtes Problem [jeglicher männliche Leser, der seine metrosexuelle Ader noch nicht entdeckt haben sollte, bitte JETZT an Bier und Fussball denken, bis ich entwarne].
Hatte ich mein wallendes Haupthaar nun heroische eineinhalb Jahre von jeglicher Chemie und, größtenteils, auch jeglicher Beschneidung (bis auf einige, betrunkene, experimentelle Versuche) verschont gelassen, habe ich mich kürzlich an der Erleuchtung versucht. Und nein, zu diesem Zwecke setzt sich die moderne Frau nicht für fünf Jahre unter einen indischen Baum, um meditativ das tägliche Reiskorn zu lutschen und über das Dasein als solches, schlechte Schauspieler und die Doppeldeutigkeit der Dinge nachzudenken, NEIN! weit gefehlt, sie geht in die Drogerie und kauft nett verpacktes Wasserstoffperoxid.
Nachdem ich eben dieses getan und danach den obligatorischen Tag gezögert hatte (Ambivalenz!), habe ich mich also todesmutig vor unseren verstopften Abfluss gestellt und der Erleuchtung chemisch nachgeholfen.
Ok, spätestens an dieser Stelle sollte vielleicht für alle Männer, die obigen Rat nicht befolgt haben, erklärt werden: ich habe versucht, meine Haare zu blondieren- und hatte auch, wenn man sehr genau hinschaut und sich ein bisschen Mühe gibt, ausreichend fantasiebegabt ist und ein vages Bild meines mausgrauen Schopfes VOR der göttlichen Niederkunft im Kopf hat, einen relativen Erfolg. Will heißen: mein Kopf ist nicht auf Medizinballgröße angeschwollen und ich habe noch alle Haare, die ich vorher auch hatte- und jetzt vielleicht sogar um eine zweiunddreisigstel Nuance heller als vorher. Huzzah.
Das ganze hat mich knappe sechs Euro gekostet, was ja aber noch gar nichts ist, verglichen zu den neunzehn, die ich einige Tage zuvor in der verqueren Hoffnung auf RESULTATE der missgelaunten Frisöse gegeben habe, die sich davor kopfschüttelnder Weise an mir zu schaffen gemacht hatte. An meinen Haaren, selbstredent, nicht an MIR als Person.
(Hierbei sei folgendes zu empfehlen: Mischa-Sarim Vérollet, 'Das Leben ist keine Waldorfschule' Kapitel 'War beim Frisör gewesen'. Jeder, der nun Onkel Google zur Rate zieht und diesen netten Herren, seines Zeichens Poetry Slamer wie alle wirklich, wirklich guten Menschen dieser Erde, googlet und dann auf 'Bilder' klickt, bekommt unter Umständen schon so eine ganz vage Vermutung der Substanz dieses Kapitels und damit auch meines Frisörbesuchs. Wobei es bei mir selbstredent lang nicht so schlimm war, da ich ja, da eine Frau, noch nicht mal metrosexuell sein muss, um mir regelmäßig die Haare zu waschen.)
So, wo war ich stehengeblieben... achso. Manch einer fragt sich nun vielleicht: was zur HÖLLE hat dieser Mist mit dem anspruchsvollen Thema der Ambivalenz zu tun.
Tja... alles! Und zwar nämlich:
Ich mag meine Haare, die sind schon okay so. Aber müssen die jetzt so ein verdammtes Eigenleben führen, insbesondere morgens nach dem Aufstehen und eigentlich wäre ich auch lieber dunkler. Nicht im Gesicht, auf dem Kopf. Und lang ist scheiße, wegen Megamopp, kurz ist auch scheiße, wegen Omalook und ständig nachschneiden, was dann ja wieder GELD kostet (Geld ist im Bezug auf die allgemeine Ambivalenz der Dinge ein wiiichtiges Kriterium) und überhaupt.
Also könnte man sich einfach ne Glatze schneiden. Wär schon toll und so, im Sommer und alles, aber im Winter eher suboptimal und generell auch bisschen unweiblich. Wobei Sinead O'Connor wiederum... ('wobei', 'obwohl' und Kollegen sind auch wiiichtig).
Und ach herrje, jetzt geht mir der ganze Stil flöten hier, wie bedauerlich.
Aber, um noch mal das Thema aufzufassen, ich weiß jetzt nicht, ob das anhand der Haare jetzt allen so geläufig wurde: es ist ALLES ambivalent. Es ist immer irgendwo der Wurm drin. Ich wäre gern größer, aber dann hätte das kollektive Geschlecht der Männer bloß noch mehr Angst vor mir (huch, da fällt mir ja auch noch ne amüsante Geschichte der näheren Vergangenheit ein. Aber das veträgt sich jetzt ehrlich nicht mit der Allgemeinsituation)Also doch nicht.
Dann wäre ich manchmal gern selber ein Angehöriger dieses Geschlechts, nur, um auf Festivals ungestört pinkeln zu können. Andererseits aber wieder- ach, da fang ich jetzt gar nicht erst an, das ufert ja völlig aus hier...
Und dann würd ich gern Reisereportagen für den Merian schreiben, habe aber gleichzeitig die Befürchtung, stattdessen erstmal 27 Jahre lang Musiker interviewen zu müssen, bevor ich dann, ja, im Sternzeichen des allgemeinen Journalismus ist das wohl so gang und gäbe, mit 52 endlich den Status des Praktikanten hinter mir gelassen und dafür den des Hospitanten eingenommen hätte. Den Unterschied werde ich nie verstehen, und ja, ich habe 25+27 gerade mit meinen Taschenrechner berechnet.
In jeden Fall aber betrachte ich meine Chancen, tatsächlich schon vorher etwas anderes zu tun als Schlagermedleys zu publizieren und mit Bap zu sprechen, als eher homöopathisch. Ich weiß nicht, ob es legitim ist, dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang zu verwenden und im Grunde betrachte ich die Situation auch nicht wirklich als ganz so desillusionierend- trotz allem fände ich es erhebender, SELBST von irgendeinem kriechenden, desinteressiert Interesse heuchelnden Praktikanten interviewt zu werden, nur, um dann mitten im (TV-) Interview aufzustehen, aus dem Bild zu laufen und aus dem Off etwas über die Unpünktlichkeit der Bahnen zu erzählen, während sich der entsetzte Praktikant währenddessen vor laufender Kamera mit meinem resignierten Assistenten über Fahrradfahren in Stockholm unterhalten muss. Ja, so in etwa stelle ich mir das vor.

Wie man nun also DEUTLICH an meinen strukturierten und leicht verständlichen Ausführungen erkennen kann, ist Ambivalenz ein allgegenwärtiges Thema, insbesondere in diesem heutigen Blog, offensichtlich.

Nun werde ich, den Friedhof der Krabbeltiere in meinem Zimmer bewundernd, eine ruhige Minute einschieben, bevor ich mir mein vieldiskutiertes Haupthaar auftupieren werde, um darüber Kontakt zum Outer Space herzustellen.

'Gelungene Abschlussfloskel ohne tieferen Sinn'

Ende.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Es folgt ein einaktiger Zweizeiler

Habe soeben die Diktiergerätaufnahmen meines bedauerlicherweise mit einer recht eigenwilligen Persönlichkeit ausgestatteten Hightechhandys abgehört und bin auf folgendes Amusement gestoßen:

"Und als ich in Göppingen ausgestiegen war und festgestellt hatte, dass der Zug, aus dem ich soeben gestiegen war, der war, den ich eigentlich hätte nehmen müssen, war ich zunächst perplex. Als sich das gelegt hatte tyrannisierte ich die Bahnbeamten für eine Weile und versuchte herauszufinden, ob es irgendeine Möglichkeit gab, mein Zugticket umzubuchen, auf dass es nicht komplett verloren wäre. Als sich herausstellte, dass diese Möglichkeit nicht existierte, zog ich es kurz in Erwägung in Tränen auszubrechen und loszuheulen, verwarf diese Idee jedoch schnell wieder. Daraufhin begab ich mich vor das Bahngebäude, setzte mich hin und ärgerte mich für eine Stunde. Als diese verstrichen war lief ich Richtung Innenstadt, setzte mich dort erneut hin und ärgerte mich eine weitere Viertelstunde. Dann überlegte ich kurfristig, ob ich meine Eltern hätte anrufen sollen, entschied mich jedoch dagegen und beschloss stattdessen, anstatt mit dem Bus nach Hause zu fahren nach Hause zu laufen, um mich auf dieser Strecke weiterhin zu ärgern und mir Gedanken über meine Dummheit zu machen."

Erquicklich.
Zudem findet sich folgendes Fragment, mit deutlichem Großstadthintergrundrauschen:

"Nachdem ich dieses Meisterstück von einer Einleitung nun in einem lockeren Dreiviertelstündchen beiläufig aufs Papier gewischt hatte..."

Außerdem eine düster ins Handymikro gemunkelte Fantasie einer aktuelleren Cabale und Liebe Version, in der sich ein Junge und ein Mädchen in der Oper treffen- sie, die sie sich stundenlang um der Kunst Willen die Beine auf dem Stehplatz in den Bauch steht, und er, der er auf seinem teuren Rang irgendwo hinten-oben-mittig gelangweilt das Geschehen beobachtet...
Naja, man vergebe mir, das erste Mal Oper hinterlässt halt gewisse Spuren, erst recht in der Volksoper in Wien. Was soll man machen.

In jedem Fall hatte ich gerade meinen Spaß an diesen Relikten, die da im platzsparenden Dateiformat auf meinem Telefon vor sich hin gammeln; obgleich der wahre humoristische Kern vielleicht auch wirklich erst dadurch hervorkommt- durch die gesprochene Aufnahme, meine ich. Ich habs doch gewusst, meine eigentlich Bestimmung ist Rockstar! ;)

Wie auch immer, ich werde mir nun "How To Be" mit dem guten Rob Pattinson zu Gemüte führen, vielleicht weiß ich hinterher ja Bescheid. Also, über how to be- ja.

Abgesehen davon epfehle ich aktuellerweise zwei Filme:
-Forgetting Sarah Marshall
-Get him to the Greek

Aber BITTE, um Russel Brands wundervollem Akzent Willen, NUR im Original, alles andere währe Vergewaltigung und alles in allem nicht vertretbar.

Und sonst bleibt wirklich nur noch eins zu sagen:
Aloha, and welcome to Hawaii. Mahalo!

Dienstag, 14. Juni 2011

Ruf aus der Versenkung

Und damit Gedanken zum Thema...

1) Stieg Larsson
Hooray! Das ist der Jubelpunkt des heutigen Mitteilungsblättchens. Großartiger Schriftsteller, großartige Bücher. Die 'Millenium Trilogie', für alle Uneingeweihten- extrem epfehlenswert. Leider verstarb der gute Stieg, bevor er sein Monumentalwerk von zehn Romanen über die ermittlerischen Machenschaften eines Mikael Blomkvist und einer Lisbeth Salander fertigstellen konnte- sehr bedauerlich ist das, aber die drei Bücher, die es tatsächlich auf den Markt geschafft haben, sind dafür ein grandioses Feuerwerk literarischer Kunst.
Und wer jetzt sagt, mä, nee, Wirtschaftsgedöns, ich les halt keine Krimis, zu dick, zu düster, zu schwedisch (nein, es gibt sie auch auf Deutsch. Ich bin auch nicht des Schwedischen mächtig)- get over yourself! Ich steh auch weniger auf Wirtschaftsschwindel und Krimis sind auch nicht meine größte Leidenschaft- trotz allem hänge ich seit einiger Zeit jetzt schon im Larsson Universe fest. Und das, obwohl es einen gewaltig gruselt... für schwache Nerven und paranoide Gemüter (hallo, hier!) sind die Bücher eigentlich nichts- aber weglegen kann man sie halt trotzdem nicht...
In jedem Fall: lesen!

2)Waschmaschinen
Das ist jetzt der beschissene Punkt, alles muss ja ausgewogen sein, ne, Gleichgewicht im Universum und so, und da mein Bücherleben gerade halt gar zu großartig ist, musste eben die Waschmaschine abkacken. Kann man nix machen, is eben der Lauf der Dinge.
Auf jeden Fall hat unsere Waschmaschine am Freitag dicht gemacht im wahrsten Sinne des Wortes- seitdem ist die Türe nämlich bombenfest zu, die Wäsche gammelt drinnen vor sich hin und es hilft einfach alles nix. Sanft am Türgrif ziehen, drann zerren, dagegen treten, ausmachen, anmachen, nochmal laufen lassen, ausstecken, einstecken, fluchen und betteln- vergesst es, die Bitch ist dickköpfig. Und nein, es gibt keinen, ich wiederhole KEINEN Nothebel. Scheinbar brauchen die Österreicher sowas nicht.
Diesbezüglich also erstmal ein DON'T PANIC und den Kundendienst angerufen- der jetzt frühestens Freitag kommen kann, und dann, Obacht! 40 Euro Anfahrt, 36,50 für die erste halbe und dann nochmal 18 Euro für jede weitere viertel Stunde haben möchte. Ergo würde dieses überirdische Kundendienstwesen während einem intimen Stündchen mit unserer Waschmaschine einen Stundenlohn von 112,50 einstreichen- klar doch, wir hams ja.
Was wohl der Anhalter DAZU sagen würde.

3)Schulbücher Kommissionieren
Hm, ja. Das mach ich grad jeden Tag von halb sieben bis drei. Nicht mein Traumjob, aber 600 Euro in zwei Wochen. Toll, da kann sich der Kundendienst ja jetzt richtig Zeit lassen am Freitag.

4)Sonstiger Nonsens, der mir gerade noch so durchs Hirn hoppelt
'The Host' von (steckt mal bitte kurz eure Vorurteile weg, ja?) Stephenie Meyer ist ein durchaus sehr gutes Buch. Der neue X-Men Film ist auch schön, die Filmmusik ist ehrlich klasse.
Eins meiner neuesten Traumreiseziele ist Arizona... mal sehen, ob ichs dann noch so toll find, wenn ich erstmal ein paar Tage bei 45 Grad und Skorpionen im Keller verbracht habe, aber momentan finde ich die Idee von Phoenix, Kakteen und Wüste ganz hervorragend.

Hm. Nun, ich denke, dabei bleibts erstmal jetzt.
Also, man merke sich: Bedenket meine Worte, im Bezug auf Stieg Larsson, aber am besten generell.
Vergesst nicht, die Blumen zu gießen!
Beste Grüße,
I

Dienstag, 3. Mai 2011

Almost taken by a stranger

True, I talk of dreams,
Which are the children of an idle brain,
Begot of nothing but vain fantasy;
Which is as thin of substance as the air,
And more inconstant than the wind, who wooes -

Wohl wahr, ich rede
Von Träumen, Kindern eines müßgen Hirns,
Von nichts als eitler Phantasie erzeugt,
Die aus so dünnem Stoff als Luft besteht
Und flüchtger wechselt als der Wind.


Den Nachmittag frei, in die Bücherei gehen, nur ein Stündchen, in Ruhe nur sitzen und lesen, eventuell ein bisschen der Stadt beim Stadtsein zusehen.
Ankunft Bücherei, zielstrebige Schritte vorbei an bekannten Regalen, alles hundertmal gesehen, angeschaut und abgespeichert, alles wie immer, keine Störung, keine Ablenkung vom ursprünglichen Plan (sitzen und lesen).
Suche nach einem passenden Sitzplatz. Regenwetter, eindeutig also am Fenster, große, weite Fensterwand, Gegenüber von weichen, tiefen, grauen Sesseln. Perfekt.
Ein Blick darüber, alles belegt. Schade.
Ein weiteres Mal, immer noch, und doch-
Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzen sich zwei wildfremde Blicke, nicht genug Zeit, denjenigen, der ihn ausgesandt hat genau anzusehen, nicht genug Zeit, richtig einzuatmen, zu lächeln oder sich verlegen am Ohr zu kratzen.
Umdrehen. Kurzer Anflug spontaner Panik. Der kreuzende Blick saß tief und hat den Rest des Raumes kurzzeitig ausgeblendet. Rrumms. Wahnsinn.
Völlig überfordert, überwältigt von der unerwarteten Situation umdrehen, ist ja nichts frei. Den Gang zurück, leicht benommen und ohne größeren Plan. Die bekannten Regale existieren nicht mehr, durch den leeren Raum laufen.
Zwei Schritte die Treppe rauf, halt- zwei Schritte die Treppe wieder runter. Rüberschauen? Nein.
Irgendwo hinsetzen, so tun, als sei die Welt nicht gerade unbemerkt stehen geblieben, um sich jetzt ein wenig schiefer zu drehen als zuvor. Tsunami.
Das Buch rausholen und versuchen, mit dem ursprünglichen Plan fortzufahren, reg dich ab, Hormone. NUR Hormone.
Alle zwei Sätze schießt der Blick nach oben: jemand läuft vorbei. Unwillentlich und ungeplant, mein Kopf bewegt sich einfach und gehorcht meinen rational schreienden Gedanken, mich in nichts Unsinniges hineinzusteigern, nicht im Ansatz. Schräg über die Brille geschielt, unscharfe Umrisse alter Menschen, Enttäuschung. Ob er noch am Fenster sitzt? Ob ich schauen gehen soll? Ob ich etwas sagen soll?
Ok, lesen. Du wolltest lesen. Konzentration.
Schwache Schemen, zack, hochschauen, dickes Mädchen, Enttäuschung. Reiß dich zusammen.
Noch mehrmals. Dann langsam Runterkommen, Illusionen und Tagträume abschalten und endlich drei Seiten an einem Stück lesen. Spannendes Buch, genau wie gestern Abend, zuverlässig.
Lesen, lesen, langsam aufblicken ohne Grund und dann - ein Aussetzer, dann schlagartig schnellerer Rhythmus und Wärme in den Wangen.
Da sitzt er. Einen Meter entfernt und liest. Heaven help.
Hektisches Zurückblicken auf mein Buch, Augen geweitet, Konzentration verkommt zum Wunschtraum, zum Mythos, irgendetwas, das ich einmal konnte, bevor sich dieser Wildfremde in meine Reichweite gesetzt hat.
Plötzliche Panik; was tun, wenn er mich anspricht? Was tun, wenn NICHT?
Situation sofort abbrechen. Ich muss hier raus, kann nicht an ihm vorbei, fühle mich schrecklich bloßgestellt.
Um mich herum weiterhin Stille; lesende Menschen, leises Flüstern aus einer Ecke. Keiner hat gemerkt, wie sich im erneuten Bruchteil einer weiteren Sekunde alles geändert hat. Alles.
Und in meinem Kopf, unbemerkt von der Welt: hellste Aufregung. Ausnahmezustand. Ein sich drehender und drehender und drehender Derwisch.
Das war SO nicht geplant gewesen.
Ich würde so gern hallo sagen...
Aber ich kann nicht. Ich KANN nicht.
Er dreht sich eine Zigarette. Ich atme auf, gleich entrinne ich meiner prekären Situation, die auch nur in meiner Welt prekär und auf dem restlichen Planeten schlimmstenfalls ein lächelndes 'Nein, Danke' ist, und laufe davon in die sichere Neutralität der Langeweile.
Er steht auf und geht Richtung Ausgang. Warten, bis man sich in Sicherheit wähnt. Aufstehen. Erleichterung macht sich breit, obgleich man die Wut auf sich selbst bereits kommen spürt.
Auf dem Weg in die Freiheit noch schnell aufs Klo- in den Gang zu den Toiletten einbiegen und fast mit ihm zusammenstoßen.
Zwei überraschte Blicke, ein weiterer Sekundenbruchteil in der langen Reihe derer, heute. Sich hektisch voneinander abwendend.
Aufs Klo rennen, in die Kabine, Türe verriegeln, viel, viel zu schnell atmen.
Offener Mund, Türe von innen anstarren, vielleicht hilfts. Zufall. Schicksal. Schwachsinn. Ja. Nein. Weiß nicht. Verdammtes Huhn, geh hin. Kann nicht. Kann. Nicht.
Und bitte, bitte verwirr mich nicht.
Aus der Toilette, suchende Blicke. Hoffnungsvoll oder angsterfüllt, beinahe- wahrscheinlich hätte er sowieso nein gesagt. Das kannst du nicht wissen! Wahrscheinlich hat er mich gar nicht gesehen. Nicht wirklich. Illusionen.
Aus der Bücherei, in die U-Bahn.
Eine Station, aussteigen.
Geh zurück Blödsinn Oder Nein lass es.
Ich gehe morgen wieder hin.
Ja, klar, mach das.
Auf dem Weg zu meiner Wohnung weht der Wind so stark, dass er die aufgeklappte Reklametafel eines Lokals an der Straße umweht, mir mit lautem Knall direkt vor den Füßen auf dem Asphalt zusammenklappt und für einen kurzen, perplexen Moment den weiteren Weg versperrt. Ich starre es an.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Donnerstag, 28. April 2011

Anekdötchen oder auch: ein Schwank aus unsrer Jugend

Grüß Gott! (alternativ: Liebe Mutti!)
Ja, ich mach das jetzt extra, in Berlin darf man ja nich. Da war ich aber kürzlich, ein paar meiner lustigen Freunde und ich, über Ostern, wie man das eben so macht, manche glauben ja, Ostern sei ein Familienfest, aber nee, nich bei uns, wir rotten uns lieber vier Tage auf engstem Raum (Berlin eben, jaja..) zusammen und schnarchen uns gegenseitig was vor; also, nur wenn wir schlafen, und wir schlafen alle im selben Raum.
Wenn wir nicht schlafen machen wir Fotos und Sightseeing oder beides zusammen, weswegen ich jetzt 16 Fotos vom Brandenburger Tor, 22 vom Reichstag, 11 vom Alex und ein extrem unvorteilhaftes von mir selbst in der U-Bahn Linie 1 besitze; ebenso wie vereinzelte Stilleben mit Bier und Zigarettenstummel, und das, wo ich doch nicht mal mehr rauche. Aber Bier trinke ich noch, das kann ich nicht abstreiten, und nach den 4 Tagen österlichen Treibens bin ich jetzt auch schon ganz zittrig, so, 3 Stunden nach dem Letzten, aber erfahrungsgemäß gibt sich das wieder.
Aber mal abgesehen von exzentrischem Trinkverhalten irgendwo zwischen Koffeinschock durch Club Mate Vergiftung und latentem Alkoholismus war das Leben recht entspannt.
Zwar wurde das traditionelle Osterdosensuchen durch das progressivere Suchen des Flohmarkts ersetzt und auch das Osterlamm wurde dieses Jahr in Dönerform serviert, trotz allem kamen christliche Tradition und religiöses Selbstverständnis nicht zu kurz, sondern wurden in einer bahnbrechenden Neuinterpretation des Letzten Abendmahls zelebriert.
"Das Letzte Abendmahl wurde nachgestellt /
Geistesbehellt"
Weiter kam ich mit meinem lyrischen Erguss leider nicht. Bedenkt man allerdings, dass 12köpfige Touristengruppen in Großstädten im Allgemeinen Burn-Out gefährdet sind und sich die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von uns im Speziellen nach einem Tag ohnehin in etwa auf die Dauer des Gedankens "Wo gehts zum Späti?" reduziert hatte, kann man eventuell einige Malheure verzeihen, ein bisschen Planlosigkeit beim einen, ein sanftes Düftchen durch die Überzeugung 'Duschen wird völlig überbewertet!' beim anderen.
Des Weiteren hat ja aber so ein bisschen Dreck auch noch niemandem geschadet. Ob es jetzt der im Schlafsack oder der in der fälschlicherweise angezogenen Unterhose eines Unbekannten ist, sei jetzt mal dahingestellt, ebenso wie das mysteriöse Auftauchen selbiger Unterhose als solches; soll ja immer mal wieder vorkommen, dass sich Kleidungsstücke, insbesondere Ungewaschene, an besonders stark von Ihresgleichen frequentierten Orten aus dem Nichts materialisieren.
Derart Übernatürliches ist ja jetzt aber auch nicht weiter überraschend in Anbetracht anderweitiger Vergnügungen, denen da so gefrönt wurde- als Hackbraten getarnte Kohlrouladen bei fescher Schlageruntermahlung beispielsweise, oder auch der Rekordversuch, in vier Tagen jeden einzelnen Späti Berlins mindestens einmal besucht zu haben, alternativ die strikte Einhaltung der allgemein bekannten Weisheit 'Bier auf Bier, das rat ich Dir' usw. Da rechnet man ja quasi damit, dass irgendwer irgendwann mit dem Geist einer fremden Unterhose bekleidet herumläuft.
Aber vermutlich gerade wegen derartigen Überraschungen fand ich das Alternativostern doch recht gelungen. Einfach nur Ostern feiern kann ja jeder; eine normale Einzimmerwohnung ins römische Kolosseum NACH dem Gladiatorenkampf verwandeln UND sich dabei wohlfühlen können nur wir. Genauso ist mit der Tretleiter U-Bahn fahren viel cooler als Kutsche durch die Innenstadt. Und der wahre Charme Berlins offenbart sich einem auch eher beim Grillen auf dem von 7 Leuten bevölkerten 2 qm Balkon als beim exquisiten Dinner im Borchardt.
Betrachtet man also das Osterfest 2011 von Donnerstag bis Montag kommt man zu folgender Einsicht:
- wer braucht schon Schlaf
- 8 Leute brauchen bei nur einem Badezimmer total lang zum Duschen
- Oropax - rettet - Leben
- begehbare Dächer sind cool

Vernünftig betrachtet-
okay, anders.
Kritisch wird es erst, wenn man sich dabei ertappt, wie man nachts in eine Decke gewickelt auf einem Dach sitzt, während man sich unrhythmisch vor und zurück wiegt und dabei selbst kreierte, wenig melodiöse Lieder über Pinguine singt, während ein anderer, einem gegenüber sitzender Mensch seit einer Stunde mit Amerika telefoniert, um über Mean Girls zu reden, im Inneren der Wohnung sich jemand erdreistet hat, VOR 4 Uhr Früh ins Bett zu gehen und alle anderen draußen am Blitzableiter hängen.
Vorher ist eigentlich alles ok.
Und da auch solche (und andere) Ausschweifungen vorbei gehen, sind wir jetzt alle, nach lockeren 17 Stündchen Autobahnfahrt im Osterverkehr auch beinahe zackig, wieder zuhause, betrachten unsere 29 Bilder vom Berliner Hauptbahnhof und schwelgen.
Mei, war des sche!
(Jetzt darf man ja wieder)

Freitag, 8. April 2011

Bohemian Rhapsody

400 Verse wahnhaften Wanderns.

Dear Lord,

Das Leben, das Leben hängt am Strumpf des allwissenden Apfels, nicht ohne zuvor den stockenden Verkehr des mürbe gewordenen Traums des Eisbären getoastet und zu guter Letzt ENTJUNGFERT zu haben.
Allmächtiger Knauf, oh! Tür des Vergebens- lass ihn frei, lass ihn frei. Den unflätigen Wurm; er hängt und taumelt baumelnd, wie das WERK DES JUNGEN GOTTES ohne dabei das Gespür fürs Unwesentliche zu verlieren.

In 1999 everything was different...

Als Kind war der Mond groß and man selbst klein. Wenn man groß ist ist man groß und der Mond ists immer noch.
Straßen, nachts, Tom Waits und Wien.
Natürlich regnet es, in derartigen Szenarien muss es regnen. Der Hund ist nass und schmutzig, trotzdem zieht er durch die Straßen. Die Welt ist groß und bunt, auch bei Regen.
Sind es die Straßen oder ist es das Wetter- Leute, die sich nicht zu helfen wissen, reden immer über das Wetter. Oder ist es die seltsame Köterfarbe, dirty blondish, des Hundes oder meiner Haare? Vielleicht auch die Tatsache, dass zu viele Dinge vom Falschen verstanden werden wollen, von (eins aussuchen):
1) dem Verstand
2) dem logischen Denken
3) dem Bauch, äquivalent zu
4) dem Kopf (steht in direktem Verhältnis zu 1)
5) keinem davon.

Menschen, in Leinwänden gefangen.
Einer meiner Wecker zeigt 6.22, ein anderer 20.43.
Es ist halb fünf.
Warum betrachtet der Mensch Zeit als einen Rivalen, den er besiegen muss?
Das Recht auf ein gescheitertes Leben ist unantastbar!
Cut, Mister Sandman.
Ich stehe auf einer riesigen, morschen Bank. Ein inneres Fensterbrett und schaue aus dem riesigen, alten Fenster. Ein tiefer, grasbewachsener Graben davor, dahinter die nächtliche Stadt (Badewannen am Horizont der-).
Dann, 10, 9, 8 von Bank runter in meine Docs und raus.
Man kann nicht ewig glücklich sein, Glück ist nur ein flüchtiger Moment, ist der seltene Vogel, der kurz auf deiner Schulter landet, ein paar Takte seines Liedes in dein Ohr flüstert und dann weiterfliegt.
Rennen.
Das Leben ist eine andauernde Flucht vor
a) Entscheidungen
b) schlechtem Wetter
c) Verliebtheit
d) einem selbst.
Could you neglect your clothes and enrich my bed? Später Seniorenmemory, mit zwei Spielkarten.

Prosa eins zwei.
Ist das das wahre Leben oder ist es nur eine Phantasie?
Ohne jeglichen Luftzug, ein Hauch- nichts regt sich. Sie starren in verschiedene Richtungen, gedankenverloren, ohne sich dieser Tatsache bewusst zu sein und gleichsam wohl darauf bedacht es dabei zu belassen.
Er zündet sich eine Zigarette an. Träge kräuselt sich ein verdorrtes, verlebtes Sommerblatt über den verdurstenden Boden, die Hitze trägt die Gedanken ins All- ist es die Realität oder träume ich?
Mit dem Schuh tritt er den Stummel aus, 3cm sind noch übrig, die Zeit drängt, es gibt nichts zu tun.
Langsam verweilend schaut er den Boden vor ihr an, wartet auf ihre Antwort auf seine Ideen.
Das verwobene Gespinnst aus Ungesagtem hat das Ziel erreicht, das Spiel ist um, die Zuschauer gehen nach hause und schalten den Fernseher an. Die Dämmerung rollt über uns, in weiter Ferne fliegt ein Vogel-
vielleicht ist es von beidem ein bisschen.

Und die Moral von der Geschicht (gibt es nicht, gibt es nicht)-
"It is the spectator, and not life, that art really mirrors"
(Oscar W. aus D.)

Amen.

Montag, 4. April 2011

Gespräche mit meiner Wand, Teil 1

Tief in mir drinnen bin ich ein Löffel voll Quark, sagte meine Wand kürzlich zu mir.
Und wenn man sich nah genug an die Kacheln an der Wand heranbeugt, kann man sein Spiegelbild sehen, schemenhaft und undetailliert, und sobald man sich ein Stück nach hinten lehnt, sieht man gar nichts mehr, da, wo man gerade noch selber gewesen ist.
Zielloses Drücken, erleichternd, wenngleich un- was auch immer un-, auf jeden Fall aber mit dieser Vorsilbe. Vielleicht war der Quark schon schlecht (->du bist kein Löffel voll Quark). Aber eventuell rührt das erleichternde und un- Drücken daher, obgleich ich mich nicht beschweren möchte, ist doch immer wieder schön, komme was wolle, die Natur findet einen Weg. Das mag jetzt auch beängstigend erscheinen, zugleich aber ungeheuer beruhigend, es wäre ja nicht auszudenken.
Wenn die Kachel dunkler wäre, würde man vielleicht noch weniger erkennen. Vielleicht auch mehr, wer weiß das schon so genau. Vielleicht liegt es auch nur am Licht, an der vorhandenen Menge und am Einfall.
Ja, Einfälle hat man manchmal dort, am un-aussprechlichen Ort des Drucks, mit dem die ganze Sache, die nur eventuell auf den Quark, der auch nicht ganz sicher nicht mehr gut war, begonnen hat. Oder womit eigentlich (-> woher willst du wissen, dass ich kein Löffel voll Quark bin?)?
Genau genommen ist sowieso alles eine recht ungenaue Spekulation. Die echten Beweise fehlen ja, erdreistet man sich nach dem tieferen Pudels Kern und überhaupt einem gewissen Sinn der ganzen Sache im Allgemeinen zu fragen. So einfach ist das alles nicht und es gab auch schon einen Haufen bärtiger Männer, die darüber verzweifelt sind, man betrachte nur sein Spiegelbild in der Kachel an der Wand. Schon mal jemand über parallele Universen nachgedacht? Eben, so einfach ist das nicht.
Mit dem Quark auch nicht, und GANZ SICHER werde ich keinen Magerquark mehr kaufen, schon gar nicht, wenn ich ihn dann im Kühlschrank vergesse, weil ich denke, er gehört jemand anderem (-> ich will auch kein Magerquark sein!), vielleicht ja der aufdringlichen Spiegelung in der Kachel am Ort des Geschehens. So sicher ist man sich ja da auch nie, ist es doch ein und derselbe Kühlschrank und wenn einen das Spiegelbild hinterher anschreit, man solle die Lüftung anschalten, es stinkt, dann würde mir das auch zu denken geben.
Wie dem auch sei, die ganze Diskussion mit dem Quark und der Kachel und dem Spiegel, der keiner ist, aber gern einer wäre, ebenso wie meine Wand, die zwar kein Spiegel, aber dafür der Quark sein will, das ist doch alles genau genommen reichlich abstrakt und sollte zum Zwecke der Verdeutlichung unter Umständen in einem Schaubild dargestellt werden, aber erst, nachdem man die Drehgeschwindigkeit berechnet hat, sonst hat nur wieder die Wand was dran auszusetzen, von wegen, es würde ihr schlecht, wenn das alles so schnell ginge, da kommt einem ja der ganze Quark wieder hoch (-> Moment, ich dachte, du BIST der Quark?). Ob man dadurch dann erfährt, was es mit den Menschen in den Kacheln am Ort des Verbrechens auf sich hat, sei jetzt mal dahingestellt, oder noch besser: wir lassen es im Raum stehen, dann können wir drumrum laufen und fachsimpeln, das wird ein Spaß.
Ohne dem allem jetzt also größere Beachtung zu schenken- ich denke doch, dass unter großem Druck häufig die besten Ergebnisse zu Tage kommen, hin und wieder unter der Mithilfe von ein bisschen Quark; ob dieser jetzt die Reinkanartion meiner Wand ist oder nicht ist ein anderes Problem, das ich eigentlich lieber an dieser Stelle nicht erörtern möchte.

PS: PUDEL. Gebt euch das mal!

Montag, 28. März 2011

Neulich an der Kasse oder: Hello, Kitty!

Gerade konnte ich mich nur mit Mühe davon abhalten, einen Einlitereimer Hello Kitty Eis zu kaufen.
Nachdem ich aufgebrochen war, mein Bankkonto zu inspizieren, ob sich vielleicht noch ein, zwei Euro finden ließen, und letztendlich im Supermarkt stand, mit dem festen Vorsatz, Schokolade zu kaufen, fand ich mich also irgendwann bewaffnet mit Kartoffelchips und einem Bottich Eis, auf dem NICHT Hello Kitty stand, an der Kasse wieder, vor mir ein Herr meines Alters, der vage meine Aufmerksamkeit erregte- und ich seine anscheinend auch, jedoch scheinbar eher wegen der Ware, die ich hinter seinen fünf Magerjoghurts aufs Band legte. Diese inspirierte ihn nämlich zu einem sachten hochziehen einer Augenbraue mit gleichzeitigem abschätzigen Blick auf meine hinter ihm stehende Person.
Schamesrot blickte ich also zur Seite und versuchte ihm nicht in sein mageres Gesicht zu blicken, während die Schlange sich voranbewegte und er seine Sporttasche mit seinen ausgezehrten, trainingsbehosten Beinen weiterschob.
Als es letztendlich an ihm war zu zahlen und ihn die Kassiererin anwienerte, ob er eine Kundenkarte hätte, beantwortete er dies mit 'nein'; mir fiel jedoch glückselig ein, dass ICH ja eine besaß- ein lappriges Ding, das ich schließlich so umständlich wie möglich aus meinem Geldbeutel fummelte, nur, um dem spartanischen Asketen, der gerade seine Diätnahrung verstaute, nicht noch einen weiteren Anlass zum stillschweigenden Hohn zu geben- aha, die Chips-mit-Eis essende Frau besucht dieses Etablissement so oft, dass sie schon zu den Stammkunden zählt.
Ok, ich gebe zu, vielleicht habe ich an dieser Stelle ein bisschen phantasiert. Immerhin führen die meisten Supermärkte auch andere Nahrungsmittel als Chips und Eis. Somit ist es nicht UNBEDINGT auf eine chronisch ungesunde und leise Couchpotatoe schreiende Ernährung zurückzuführen, wenn man eine Kundenkarte besitzt. Trotz allem war ich spätestens an diesem Punkt sehr froh darüber, nicht das Hello Kitty Eis gekauft zu haben.
Und jetzt sitze ich also hier und löffle in dem Glauben, dass ab Morgen ALLES anders wird, mein Schokoladeneis und schäme mich.
Soweit ist es also schon gekommen.
Soviel sei dazu angemerkt:
a) Dürre Männchen in Jogginghosen sehen eigentlich sowieso scheiße aus. Ich hätte abschätzig zurück gucken sollen, als der Moment gerade günstig war.
b) Die Chips sind mit Essig und schmecken entfernt nach Erbrochenem.
c) Fällt mir bei Gelegenheit schon auch noch ein.

Und nun noch etwas Erquicklicheres.
Wer es schafft "Tarantula" von Bob Dylan zu lesen und mir hinterher eine knappe Zusammenfassung schreiben kann, den schlage ich für den Nobelpreis vor (ehrlich gesagt weiß ich nicht, an wen ich mich da wenden sollte und ob derjenige, der dann in den Genuss meiner Überredungskünste kommt, sich ernsthaft dafür interessieren würde; aber mit Nobelpreisen lockts sichs in der Regel ganz gut, dachte ich).

Eine kurze Auflistung aller Filme, von denen ich in den vergangenen Wochen begeistert war:
- The Social Network
- Life as we know it
- Grüne Tomaten
- 127 Hours (erwähnte ich das schon mal? Wenn nicht: Prädikat AAAAAAAAH ! ! !)
Zudem habe ich selbstverständlich die Oscarverleihung gesehen und bin gerade selbst ein bisschen überrascht, darüber noch nichts geschrieben zu haben- im Grunde lässt es sich aber auch kurz und knapp zusammenfassen:
James Franco, bitte moderiere NIE wieder irgendwas.
Anne Hathaway- du besser auch nicht.
Der Rest war gut, bedenket: die Oscarfilme sind meistens sehenswert! The Kings Speech, The Social Network, True Grit, Inception, Black Swan etc pp.

Zum Abschluss möchte ich euch nun noch einen Gedanken mitgeben, den ich vor ein paar Wochen hatte und aufgeschrieben, jedoch nie veröffentlicht habe, da mir meine Überlegungen zu dem Thema irgendwie platt vorkamen- vielleicht hat ja manch einer, der diesen Mist hier immer noch ließt, da bessere Vorstellungen:

"Soeben kam mir folgender verstörende Gedanke: was würde die Menschheit eigentlich tun, wenn es nur ein Geschlecht gäbe?"

Damit entlasse ich euch in eine jauchzende und frohlockende Woche. In etwa.

Cheers!

PS: Warum zur Hölle esse ich meine nach Erbrochenem schmeckenden Chips auch noch zwanzig Minuten, nachdem ich festgestellt hatte, dass sie nach Kotze schmecken? Und was dazu jetzt wohl der Hungerkünstler ausm Billa zu sagen hätte?

Sonntag, 6. März 2011

Und wenn das Leben Frieden erfunden hat, dann gegen vier, morgens im Juli.

Die ersten Sonnenstrahlen zwängen sich hartnäckig vom blass-blauen halb Nacht halb Morgen Himmel herab durch das östlich gerichtete Fenster, das sich über den Besuch freut und keine Anstalten macht, ihn abzuweisen. Ein Vogel fliegt ohne sich Gedanken über Sicherheitsabstände zu machen daran vorbei; seine Flügel durchschneiden hörbar die dünne Morgenluft- die Stille des Tages, der eigentlich noch gar nicht angefangen hat.
Ich sitze auf dem Fensterbrett und sehe der Welt beim Wachwerden zu, bevor ich schlafen gehe und den Tag Tag sein lasse.
Lange, laue Sommernächte. Offene Fenster, Marienkäfer an der Wand, der weisen.
Die eine halbe Stunde des halbgaren, halbfertigen, halbhellen Tages, in der Mensch schläft und die Vögel die Zeit nutzen, um sich die Seele aus dem Leib zu schreien trillern zirpen zwitschern. Die Abstufungen der Grade der Dunkelheit, die, jeden Tag aufs Neue, langsam, virtuos und angeberisch alles Blau der Welt durchlaufend heller werden, die Sonne hinter sich hervorschieben salutieren und ins Bett gehen wie ich, mal bunter, mal weniger bunt.
Meistens sind die Nächte dunkel und, im Hochsommer, zu großen Teilen kurz. Nächte, die man schnell durchwacht hat ohne wirklich aufzupassen.
Man steht am Fenster und guckt nach unten, fünf Stockwerke, irgendwo läuft Hindi Musik- emotionaler Rückfall in lang vergangene Tage vorprogrammiert, muss man so verdammt durchschaubar sein, Auferstehung vor Tagesanbruch. Grübeleien übers Leben und unscharfe Harmonien im Kopf, jemand geht aufs Klo und spült nicht.
Die Schwärze schrumpft, Blau tuts auch. Musik, übers Ohr. Ein bisschen traurig sein, bevor wir hier noch glücklich werden.
Mehr Blau, und hell, helles Blau. Dickes Blau, ohne den geringsten Zweifel an sich und mir und euch und allem, dem Leben als solchem und dem ganzen Rest, ohne einen Gedanken an den Sinn von Blau zu verschwenden oder auch nur drüber nachzudenken einen daran verschwenden zu können, wem hilfts. Eine einzige zuckerwattige Wolke mäandert hindurch und summt leise, ich hebe die Hand und winke- sie winkt nicht zurück, womit auch.
Und wenn das Leben Frieden erfunden hat, dann gegen vier, morgens im Juli.
Die erste helle, gelbe Wärme, die es über die Unebenheiten des Geländes auf den eigenen Körper schafft und schon vor dem ersten Kaffee voller verschwenderischer vernunftloser Dekadenz brennt- nur keine falsche Bescheidenheit. Große, grüne Bäume im protzigen Frühmorgengegenlicht und auf dem Dach gegenüber liegt ein verlassenes Badehandtuch und wartet auf seinen Besitzer.
Die meisten Rolläden sind unten und verbergen schlafende schnarchende Gestalten, halbherzig, mit ungezählten zahlreichen Schlitzaugen das Licht aufsaugend und damit die Schlafenden bewerfend statt bewachend, Tagesanbruch und Sonnenaufgang. Die Welt, wie sie ist und immer sein sollte lasst sie bloß schlafen wir sind zufrieden so und so solls bleiben.
Wunderbare Einsamkeit im Zwielicht, nichts, das stört.
Endlich, endlich, Ruhe; ein Atemzug, ein aus.
...
In der Ferne sehr verzeinzelte Autos, aber eigentlich noch Stille, gut hörbar, laute, dröhnende Stille bei indirekter Blaubeleuchtung. Das Leben ist so leise (nur morgens) und so riesengroß (immer), dass dir die Ruhe ins Ohr schreit. Meditative Andacht im blauen Morgengrauen.
Irgendwo geht ein Fenster auf, in weiter Ferne ein monotoner Wecker in Dauerschleife, ich weiß nicht ob ich den Erfinder der Snoozefunktion hassen oder lieben soll und entscheide mich dafür, mich nicht zu entscheiden, denn darin bin ich gut.
Der Tag ist da und alle sind erstaunt wie schnell das wieder ging, schon wieder einer sowas.
Ich weiß immer noch nicht wohin mit mir.
Vielleicht doch Zeit, ins Bett zu gehen.

Dienstag, 25. Januar 2011

Der Schwarze Schwan

Grazil gleitet die Schwanenprinzessin zur sanften Musik Tschaikowskys über das leichte Wellengekräusel der Theaterbühne, das Tutu wippt ein bisschen, die Bewegungen sind vollendet harmonisch und die Klänge, zu denen sie tanzt, sind auch eher catchy.
Soviel zur angenehmen Theorie.
Die praktische Umsetzung dieses Films, den man so leichthin 'Ballettfilm' nennt und dabei vermutlich zunächst an Obiges denkt, ist schlichtweg brutal.
Das sanfte Gleiten der Ballerina ist solange sanft, bis man sie, fernab von glitzernden Bühnen und jubelnden Mengen, spätabends verzweifelt üben sieht, bis die Knochen knacken. Bis man den gequälten Schmerz in ihren Augen sieht, wenn sie wieder und wieder und wieder versucht, gut zu sein, es besser zu machen als alle anderen, versucht, alle zufrieden zu stellen, ihre Mutter, ihren Choreographen; wenn sie, die sich so sehr, so unglaublich nach der einen Rolle verzehrt hat, diese endlich bekommt, glaubt, durch all die harte Arbeit nun dort angekommen zu sein, wo sie dies alles endlich erreicht hat- zufriedenstellend zu sein, besser zu sein, vielleicht endlich, endlich gut genug zu sein- und von diesem einen, fadenscheinig glücklichen Moment an nur noch fällt, tiefer und immer tiefer in die dunkle, beängstigende Welt ihrer düsteren, sich hinter der Bühne langsam zur wahnsinnigen Übermacht erhebenden Psychose.
'Black Swan' ist kein Film, den man sich einfach so ansieht. Denn, trotz einiger vielleicht fragwürdiger Szenen, dieses neue Glanzstück Darren Aronofskys zieht einen mit hinein in den abgründigen Strudel des Irrsinns, in die von Wahnvorstellungen, sexueller und emotionaler Unterdrückung und krankhaftem Perfektionismus bis ans körperlich kaum mehr Erträgliche geprägte Welt der Primaballerina Nina Sayers. Und, wie schon in 'Requiem for a Dream', Schmerzgrenzen scheinen für den Regisseur lediglich eine Markierung der Linie zu sein, die es zu überschreiten gilt. Immer und immer wieder. Bis der Zuschauer schockiert seinen Blick von der Leinwand abwendet und es dennoch nicht verhindern kann, aus dem Augenwinkel den zu Anfang subtilen und, im Ballettmillieu, irgendwie natürlich wirkenden, gen Ende sich jedoch aufbäumenden, wild lachenden, um sich schlagenden und nichts und niemanden verschonenden Grausamkeiten zuzusehen, wie sie die zarte, fragile und unschuldige Hauptprotagonistin in eine dunkle Kreatur verwandeln- in die verführerische Odile, die schwarze Schwanenkönigin; das negative Abbild Odettes, der weißen, guten und unschuldigen Schwanenprinzessin.
Auf der Bühne wie im Leben, die Metamorphose ist perfekt. Nina ist, einen Augenblick lang, perfekt. Und dann- ist es vorbei. Alles.

Dieser perfekt ausgeleuchtete Psychoterror, der sich dort vor unseren Augen abspielt, mag zwar an einigen Stellen ein wenig überzogen sein.
Im Großen und Ganzen jedoch hinterlässt der Film eine tiefe, beängstigende Aufgewühltheit- nachdem wir zwei Stunden lang mitgelitten haben, gespürt haben, wie die Angst in uns aufsteigt, als die andere unseren Part getanzt hat, gespürt haben, wie unsere ohnehin labile Psyche endgültig zu zerfallen beginnt und gespürt haben, wie erregend im wahrsten Sinne des Wortes und doch so schrecklich zugleich es ist, die alten Fesseln abzuwerfen, nur, um sich sofort ins nächste Verderben zu stürzen; uns bleibt nichts anderes übrig, als unangenehm die Hände knetend, zitternd und gebannt auf die Leinwand zu starren, während die letzten, quälenden 30 Minuten an unseren Nerven reißen als hinge ihr Leben davon ab, uns bleibt nichts anderes übrig als den Atem anzuhalten und so sehr zu hoffen, dass das, was sich dort vor unseren weit aufgerissenen Augen abspielt nicht noch schlimmer wird, dass es beinahe weh tut, uns bleibt nichts anderes übrig, als HINZUSEHEN, so grausam es auch sein mag, und diesen Menschen zu bewundern, der diesen Ausschnitt des Wahnsinns so faszinierend auf die Leinwand gebracht hat, dass wir uns nichts sehnlicher wünschen, als dass es endlich vorbei sein möge und gleichzeitig hoffen, es würde noch stundenlang weitergehen.
Uns bleibt nichts anderes übrig als den Hut zu ziehen und uns bodentief zu verneigen vor so viel Film- und Schauspielkunst.
Und uns bleibt nichts anderes übrig, als auf dem Heimweg in der dunklen Straße hinter uns zu schauen-
ob nicht vielleicht wir selbst hinter uns stehen.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Oh Wunderwelt der Technik

Ganz, ganz toll. Wirklich ganz großes Tennis hier.
Manchmal frage ich mich ja, Isa, frage ich, woher kommt nur diese tiefe, unerschütterliche Begeisterung für die Technik dieser Erde, insbesondere die mitreißende Faszination im Bezug auf diese Wahnsinnsmaschinen, denen vor nicht allzulanger Zeit noch prophezeit wurde, in der verheißungsvollen Zukunft (also: jetzt) nur in ca. 5facher Ausführung auf diesem Planeten zu existieren, ganze Zimmer einzunehmen und so hochleistungsfähig zu sein, dass es diverse Kunstschaffende dazu animiert hat, utopische Fiktionen ihrer Übermacht zu erschaffen, wir erinnern uns an '42', 'HAL' und andere genialistische Ejakulationen kreativen Überschusses.
Woher rührt nur diese innige Verbundenheit, diese warme, optimistische, ja, quasi völlig endorphinüberladene Liebe, die ich zum PC, dem Personal Computer, mit all seinen kleinen, undurchschaubaren Spielereien empfinde.
Ist es die ungeheure Verlässlichkeit, die diese kleinen (wir erinnern uns: Zimmergröße war ein klein wenig daneben geschätzt) Wunderbomben an den Tag legen, wenn sie wieder einmal 7-12 Minuten brauchen, um alle Anwendungen zu laden und einsatzbereit zu sein? Oder die sie vermitteln, wenn sie zum wiederholten Male mitten in einer wichtigen Sitzung kurzerhand beschließen es sei Zeit für eine kleine, pubertäre Regression einschließlich Trotzphase mit integrierter Arbeitsverweigerung?
Vielleicht ist es auch in der Einfachkeit der Handhabung begründet, die Einfachkeit, die die ganze überwältigende Schönheit des Wunders ausmacht und die sich immer dann zeigt, wenn es darauf ankommt, die lang trainierten und gut eingeübten Pfade zu verlassen (Internet, Word ) und sich der weiten Wildniss des Unerforschten zuzuwenden; wie der Suche nach grundlegenden Einstellungen, die das Leben erschweren, oder Programmrudimenten, die durch die Eingeweide des PCs geistern und ihn unangenehme, sozusagen intestinale Gase in Form von lästigen Fehlermeldungen ausstoßen lassen- ja, in derartigen Extremsituationen bin ich immer wieder begeistert von der simplen Bedienung meines Computers; derart begeistert, dass sich meine Freude schon des öfteren in unkontrollierten Wutausbrüchen manifestierte, in denen ich mich nur unter Zuhilfenahme starker Sedative davon abhalten konnte, meinen guten, flachen, zusammenklappbaren Freund aus dem Fenster zu werfen und eventuell hinterherzuspringen.
Es könnte aber auch an der grundlegenden einwandfreihen Funktion seinerseits inklusive der Kooperation mit an ihn gekoppelten Geräten liegen, weswegen meine treue Ergebenheit sich immer wieder ins Unermessliche schraubt. Wem geht nicht das Herz auf, wenn der Drucker seinen Dienst quittiert und erwartet, neu installiert zu werden, da scheinbar die exzentrische Persönlichkeit des Personal Computers mit der des Druckers nicht mehr klar kam.
Und wen rührt es nicht zu Tränen, wenn der Computer der Wahl sein musikalisches Talent entdeckt und sich einige Tage lang an den verschiedenen, herzerwärmenden Tonlagen eines mittelgroßen Rasenmähers versucht. Oder beschließt, diverse unwichtige Programme (Internetbrowser etc.) kurzerhand auszusortieren und für nicht mehr funktionell zu erklären, einem dafür zu Beginn einer jeden Sitzung pflichtbewusst mitteilt, dass die Spracherkennung nicht gestartet werden kann, da kein Mikrophon angeschlossen wurde. Wer verspürt da nicht den herzlichen, innigen und kaum zu unterdrückenden Drang, den PC fest und mehrfach gegen die Wand zu schlagen. Wer nicht.
Wenn ich mich also frage, Isa, frage ich mich, woher kommt sie, diese unfassbare Zuneigung zu all diesen herrlichen Dingen- dann lächle ich entspannt in mich hinein und versuche, nicht auzurasten. Würde ich meinen PC aus dem Fenster werfen, hätte ich ein Problem (würde ich hinterherspringen mit ein bisschen Glück zwar dann nicht mehr, aber dank dem vunderbaren Valium sind wir so weit bislang noch nicht gekommen). Würde ich ihn gegen die Wand schlagen, auch. Und wahrscheinlich will ER mich auch gelegentlich gegen diverse Dinge kloppen, ist mir diesbezüglich aber eindeutig unterlegen.
Wenn ich also meditativ in mich gehen und mir ernsthaft überlegen würde, wohin wir denn da kämen, wenn mein guter alter Wilfried hier vorzeitig abträte oder ähnliche Sperenzchen an den Tag legte, mir graut. Soll er doch zicken, dann zick ich eben zurück. Immerhin kooperieren wir sonst ganz gut, meistens.
Was jetzt nicht heißen soll, dass das Internet nicht der Untergang von UNS ALLEN sein wird ! !

Und in der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit allzu gesprächigen Boilern, die zu tief über dem Waschbecken hängen, sowie alles vereisenden Kühlschränken.
And that's how the cookie crumbles!

Samstag, 15. Januar 2011

If the world's not gonna remember you-

-it was all a waste of time. 'Cause what happens in the world is all that matters.

Der radikale Wandel desjenigen, der nicht mehr er selbst sein will. Der sich fragt, ob er sein Leben auf die richtige Art und Weise lebt. Der sich und sein ganzes Dasein in Frage stellt. Der festgestellt hat, dass es so nicht weitergehen kann und alles anders machen will.
Die dokumentarische Aufzeichnung des tiefen Falls von einem, der alles hat und es dennoch anders haben will, der dafür scheinbar alles aufzugeben bereit ist, sein erfolgreiches Leben, das als einengend empfunden wird, seine engsten Freunde, denen misstraut wird, seine geistige Gesundheit, die sich zu verabschieden scheint...
"I'm still here" ist ein großartiges, filmisches Meisterstück, das einen aufsaugt und bis zum bitteren Ende nicht mehr losläßt. Man sieht dabei zu, wie Joaquin Phoenix ketterauchend, Kokain aus dem Versteck im stets getragenen Sonnenbrillengestell schnupfend, bärtig, haarig und im großen und ganzen ein wenig aus dem Leim gegangen durch sein Leben nuschelt, seine Schasupielkarriere an den Nagel hängt und sich dem Hip-Hop zuwendet. Und dabei auf ganzer Länge versagt...
Der Film ist streckenweise lustig. Allerdings auf eine ein schlechtes Gewissen produzierende Art und Weise, da die meisten humorvollen Momente auf Kosten Joaquin Phoenix' gehen.
Je weiter man aber über den Zenit des Films hinausgeht, desto mehr tut es weh, dem Geschehen auf der Leinwand zuzusehen. Man leidet unglaublich mit diesem Wesen dort vorne, das einst die Oskarnominierungen sammelte und nun scheinbar den Verstand zu verlieren droht, zerbrochen am eigenen Ruhm, getrieben und unglücklich bis ins Knochenmark. Das sich hinter seinem Vollbart versteckt, die Kippe schief im Mundwinkel hängen hat und seinen engsten Vertrauten derartige Beleidigungen an den Kopf wirft, dass sich einem die Frage aufdrängt: wen hasst du so sehr, dich oder ihn?
Zutiefst demütigende öffentliche Auftritte, die einem die Tränen in die Augen treiben, zusammen mit dem verzweifelten Hauptprotagonisten, I've fucked up my fucking life, dude, und wir fühlen mit dir, wir können gar nicht anders.
Dieser Film ist großartiges Kino, ist Kunst, die ihresgleichen sucht.
Das Bedürfnis, Großes zu tun, sich selbst so präzise zu definieren, dass man ganz man selbst ist, oder zumindest von der Welt dafür gehalten wird, nur, um auf einmal ALLES zu zerstören, in dem Glauben, es würde schon richtig sein. Die Panik, die aufsteigt, wenn man merkt, dass dem nicht so ist.
Und, letztendlich, die Frage:

Ist das jetzt alles wirklich so, oder einfach eine geniale Mockumentary?

Im Grunde ist es doch aber auch egal. Ob Joaquin Phoenix, oder auch JP..., nun wirklich zugrunde geht oder nicht. Das heißt, nein, natürlich ist es das nicht. Dieser bärtige Mann, der uns dort gezeigt wird, ist so zerstört, so verletzlich, dass es einem das Herz bricht. Während quälende Szenen gezeigt werden, in denen das ganze letzte Selbstvertrauen eines erwachsenen Mannes durch eine simple Frage P Diddy's zunichte gemacht wird, oder der ehemals gefeierte Superstar bei Letterman seine Würde zusammen mit dem ausgespuckten Kaugummi unter den Tisch klebt, wünschen wir uns NICHTS AUF DER WELT mehr, als dass die Dokumentation eben dies nicht ist, eine Darstellung realer Tatsachen.
Doch selbst wenn es so wäre- er wäre nicht der Erste, der fällt. Und im Großen und Ganzen vermittelt der Film, was auch immer er tatsächlich vermitteln will; den Untergang des Stars, die Verrücktheiten einer vom Ruhm gezeichneten Welt, die Art, auf die Joaquin Phoenix' Haare verkleben, nachdem er sie drei Wochen nicht gewaschen hat- was auch immer die exakte, subtil von den Machern erdachte Message dieser Glanzleistung sein mag, sei es nun echt oder nicht- vom bloßen Ansehen kann man nicht unterscheiden und verneigt sich innerlich vor der unglaublichen Leistung, die einem dort gezeigt wird.
Schauspieler versetzen sich weit hinein in ihre Rollen, um sie glaubhaft zu verkörpern. Aber so tief, so unbedingt und kompromisslos, dass die Rolle, die das eigene Leben zeigt, wenn auch auf verquere Weise, zur tatsächlichen Realität wird? Oder ist die Realität, die der Welt gezeigt wird, gar nicht die wahre Realität? Wie unterscheidet man als Schauspieler, wenn einen bereits alle Welt für übergeschnappt hält? Ist man vielleicht übergeschnappt? Ist vielleicht doch alles real? Wenn nicht, wie bleibt man in der Rolle? Wie, zur Hölle, fällt man nicht aus seiner Rolle, wenn ganz Amerika zusieht und das einzige, das man denkt, eventuell folgendes ist: was mache ich, wenn mich nach diesem Stunt tatsächlich keiner mehr haben will ?

Der Film gibt darauf keine Antwort; und in dem Moment ist es auch völlig egal. Der Mann auf der Leinwand ist am Ende und wir sind es mit ihm- und letztendlich zählt auch nur eins; zumindest vorläufig, bis wir wieder neue Kraft geschöpft haben, um unglaublich zu werden und unsere Spuren auf der Welt zu hinterlassen: ob wir nun gut oder schlecht sind, das Richtige getan haben oder nicht, uns auf dem Gipfel oder am Boden des Abgrunds befinden:

I'm still here, through all these years- I'm still real-
Bitch.

Und am Ende der Vorstellung applaudierte der ganze Saal.

Sonntag, 2. Januar 2011

One more time

Draußen sinken vereinzelte Schneeflocken leidenschaftslos zu Boden. In den meisten Haushalten packen die weiblichen Angehörigen ein Arsenal der diversen Diätgurus aus, die diese unsere Welt da so zu bieten hat. Im Fernsehen laufen ausschließlich Filme, die mindestens 15 Jahre alt sind und die auch damals schon niemanden interessiert haben. Die Bildungswütigen unter uns realisieren, dass jetzt definitiv die Ausreden ausgehen, weswegen nicht gelernt werden kann und die übrigen kotzen sich einfach so an. Denn, oh treue Freunde des alkoholisierten Schwankes auf schwingenden Böden, es ist Neujahr.
Jedes Jahr aufs neue wird uns diese perfide Hinterhältigkeit reingedrückt- man arbeitet gefühlte Monate auf diese zwei Tage hin, die sich da Weihnachten und Silvester nennen, und bumm, sind sie vorbei. Aber anstatt dann ein bisschen Verschnaufpause zu haben, um zu akzeptieren, dass das alter Jahr passé ist, sich zum sterben in eine dunkle Höhle verzogen hat und abgetreten ist, den Löffel abgegeben hat, die Radieschen von unten anschaut, ja, quasi ein Ex-Jahr ist- stattdessen müssen wir uns gleich mit einem neuen rumärgern. Mit einem neuen, schrecklich jungen, motivierten und idealistischen Jahr, das uns versucht einzureden, dass dieses Mal alles anders, alles besser wird, dass wir mehr Geld haben und die Liebe unseres Lebens finden werden und endlich dem konsequent verstopften Abfluss im Badezimmer den Stinkefinger zeigen können.
Jedes Jahr das Gleiche. Dabei fühlt man sich doch in den ersten Tagen nach Silvester eigentlich ganz anders, zwischen dem ersten und dem vierten Januar zumindest, in etwa. In diesen paar ersten Freshmen Tagen des neuen, hibbelig auf und ab wippenden Jahres wird einem bewusst, dass die Zeit vergeht, EGAL was man tut, selbst, wenn man immer noch nicht großartig geworden ist. Immer noch Zweifel hat. Und immer noch nicht so ganz genau weiß, wer man eigentlich ist, ob man lieber in Heidelberg oder Manhattan leben will und wieso man sich das alles eigentlich überhaupt antut, die Sache mit dem Leben und der Selbstfindung. Im Großen und Ganzen herrscht in den ersten Tagen nach Silvester ein posttraumatischer Ausnahmezustand; wir werden ohne gefragt zu werden von einem Jahr zum nächsten geschubst, obwohl die Laune doch mehr nach Anhalten und mal drüber nachdenken ist, bevor man gleich wieder mit den über die Feiertage erfolgreich verdrängten Pflichten des drögen und und debil grinsenden Alltags bedrängt wird. In gewisser Hinsicht ist Silvester da wie Geburtstag haben.
In jedem Fall aber geht es Anfang Januar eher schleppend voran; nicht mal die Schneeflocken haben die Muse, vernünftig zu fallen, und die Sache mit den Diätgurus, liebe Damen der Schöpfung, wird doch eh nix, nur, weil gerade Neujahr ist. Genauso hört man nicht leichter auf zu rauchen und fängt an mehr Sport zu machen, schafft es nicht mehr zu vergessen, die Katze zu füttern oder schreibt endlich einen langgehegten, zumeist in Gedanken, Roman fertig, nur weil es gerade zufällig der erste Monat des Jahres ist. Und trotzdem nehmen wir uns immer wieder Dinge vor, die DIESES Jahr ganz sicher klappen werden. Denn irgendwie, neben sämtlichen Verpflichtungen, die wieder auf uns eindröhnen und uns nicht in Ruhe lassen wollen, bringt das neue Jahr doch auch ein gewisses Gefühl des Generalablasses. Gut, 2010 hat mich nicht großartig gemacht- nehmen wir eben 2011. Und sobald die ersten, schwierigen Tage nach der Geburt des Jahres vorbei sind, fühlen wir uns ja auch ganz gut damit und lassen uns von der hektischen, verstrahlten Begeisterung mitreisen, die das frische Jahr verströmt. Denn, ist sämtlicher Alkohol der Neujahrsnacht erst einmal abgebaut, der erste Schock über den Rückzug ins echte Leben verarbeitet und ein vager Plan gefasst, dann fühlt es sich doch eigentlich ganz gut an, der theoretische Neuanfang, der uns vom Januar vorgegaukelt wird.
Und schön wars ja doch auch, oder? 2010, meine ich. Bedeutend erfolgreicher und im allgemeinen sinniger als 2009, zumindest in meiner Welt. Es gab wenig zu bereuen, nicht mal die Neujahrsnacht gab Anlass (vgl.2009...), nur vielleicht ein kleines bisschen, aber eher wegen Dingen, die NICHT getan wurden. Na, wir haben ja schon ein neues Jahr, da kann man das ja nachholen-
Abschließend lässt sich sagen: das Gehirnzellenmassaker von 2010 hat stattgefunden! Und nun: One more time...