tag:blogger.com,1999:blog-92039065245408251172024-02-02T07:50:46.928+01:00Nachts im WaldDie nachfolgenden Begebenheiten sind frei erfunden; jegliche Ähnlichkeit zu real existierenden Personen basiert auf höchst unglücklichen und selbstverständlich ungewollten Zufällen.
Und Kinder: nicht zuhause nachmachen!
Außerdem hab ich da mal was vorbereitet...
Yeah, right. Whatever.Unknownnoreply@blogger.comBlogger130125tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-67523883562158153682016-01-03T15:09:00.001+01:002016-01-03T22:38:07.463+01:00Guten TagMan darf mir keine nackten Smartphones anvertrauen. Mein neues ist kaum eine Woche alt und hat bereits eine Delle im Rahmen als hätte ich damit Squash gespielt. Jetzt trägt es standesgemäß Kondom und Folie. Aber das nur am Rande.<br />
Die Feiertage waren ein interessantes Sozialexperiment, wie jedes Jahr, wir pflegen Traditionen, komme was wolle. Selbst einwöchiges, penetrantes Pfeifen im Ohr kann da nichts dran ändern; und auch das Pfeifen haben wir traditionsbewusst gehandelt. Ungefähr sieben Stimmen in meinem Kopf verfallen stehenden Fußes in Panik, ziehen sich an den Haaren, reißen anklagend die Hände gen Himmel und schreien unisono etwas in Richtung von DU MUSST STERBEN!, während eine einzelne Stimme sich indigniert den Staub von den Ärmeln streicht und dabei würdevoll unter gehobenen Brauen die Augen schließt und mit leiser, aber bestimmter Stimme Einwände anmeldet; es <i>könnte </i>ja auch sein, dass man nur gestresst ist, und vielleicht, ja ganz eventuell <i>doch </i>überleben könnte. Die sieben übrigen Stimmen halten dann in der Regel kurz inne und starren die einzelne Stimme entgeistert an, die die Gelegenheit nutzt, um erhaben wieder die Augen zu öffnen und aufgeräumt zurückzusehen. Für gewöhnlich wüten Stimmen 1 - 7 daraufhin weiter und Stimme 8 seufzt. Dennoch schaffe ich es gelegentlich, mich zu ihr in den Ohrenbackensessel zu zwängen, eine Pfeife zu rauchen und eine halbmondförmige Lesebrille aufzusetzen, die ich nicht brauche, und abzuwarten. Da ich immer noch unter den Lebenden weile, liegt die Vermutung nahe, dass Stimme 8 recht hatte. Stimmen 1 - 7 schmollen vorübergehend und proben derweil effektvolles Augenaufreißen, denn! Das nächste nicht identifizierte Ziepen kommt mit Sicherheit.<br />
Feiertage und Silvester also, Zeitraffer. Wieder hinter uns. Wieder ein neues Jahr mit neuer Nummer, ein Schaltjahr; ich mag Schaltjahre. Bis Ende Februar ist es noch unangenehm weit. Vielleicht ist das auch gut, man sollte nicht immer nur darauf warten, dass irgendetwas vorbei ist, sondern das jetzt nehmen. Und andere arme Weisheiten zum Jahresbeginn.<br />
Jetzt erstmal mitten rein in die posttraumatischen Stresstage nach Neujahr, in die weißen, stillen Tage Anfang Januar, während derer man das Gefühl hat, nicht einfach zwischen den Jahren, sondern zwischen den Zeiten und irgendwo in der Ritze zwischen verschiedenen Universen festzustecken, nichts ist wie zuvor und trotzdem ist alles gleich, man erwartet Neues und bekommt dasselbe wie immer, nur heller und kälter; man watet durch den seifigen Untergrund und kommt nicht recht voran, verliert sich aber in den schillernden Regenbögen auf dem Boden - niemand weiß, wohin mit sich, das neue Jahr am allerwenigsten, die Welt ist im Standbild eingefroren und tut ein paar seltsame, leere Tage lang nichts, als zwielichtig zu glitzern dabei, geräuschlos und irgendwie gefühllos wie ein Eiszapfen im Wald.<br />
Ich will Frühling. Ich will morgens mit meinem Familieneimer Kaffee auf der Terrasse stehen und dem Raureif auf dem verbliebenen Gras dabei zusehen, wie er wegtaut, wie die Sonne langsam hinter den umliegenden Häusern hochkriecht und die Wildtauben beim Gurren beleuchtet. Ja, ich will irgendwo im Grünen sein, wenn der Frühling kommt, will wie Ronja Räubertochter durch den Wald rennen und schreien, so laut ich kann, um dem Winter leck mich zu sagen, und dem Frühling Willkommen. Willkommen Licht und Wärme und Neuanfang.<br />
Irgendwie bin ich der Stadt gerade überdrüssig. Was seltsam ist, weil ich die vergangenen zwei Wochen in der tiefsten Pampa zugebracht habe, der Regelfall wäre erleichtertes Aufatmen, endlich wieder U-Bahn fahren zu können (endlich wieder überhaupt irgendwelche Öffis nehmen zu können; das heißt, häufiger als einmal die Stunde). Aber irgendwie - nein.<br />
Gestern habe ich <i>The End Of The Tour</i> zum zweiten Mal gesehen. Jeder, der gerade eine ausgewachsene David Foster Wallace Obssession ausbrütet (so wie ich - ja, ich bin mir der Möglichkeit bewusst, dass ich damit in meinem näheren Umfeld zurzeit allein auf weiter Flur bin) sollte sich das mal anschauen, und am besten die präferierte Fassung von <i>Infinite Jest</i> oder auch <i>Unendlicher Spaß</i> (das käme jetzt auf die gewählte Präferenz an; und es ist keine Schande, dieses Buch auf Deutsch zu lesen, liebe fellow anglophiles, absolut keine Schande) griffbereit haben, denn, oh! Da tun sich Welten auf. Und Abgründe zwischen Welten, zwischen dem eigenen Schreiben und dem eines David Foster Wallace zum Beispiel, aber darüber sollte man der geistigen Gesundheit zuliebe nicht zuviel nachdenken. In jedem Fall lohnt es sich, beides, Film wie Buch, wobei ich beim Buch bislang nur wenig sagen kann. Ich erreiche Seite 100 (von ... 1500?) und erahne so langsam, was ich auf die ungeliebte Frage "Und worum gehts da?" antworten könnte. Vielleicht.<br />
In jedem Fall aber - Frühling. <i>The End Of The Tour</i> spielt zu Teilen in der Abgeschiedenheit irgendwo in Illinois, und irgendwas daran fasziniert mich gerade fast so sehr wie die Sätze im genannten Buch, die sich über eineinhalb Seiten erstrecken, Fußnoten nicht eingerechnet. Morgens aufwachen (ja, morgens. In meinem Kopf werde ich in ländlichen Gegenden automatisch zum Frühaufsteher) und raus in den Schnee gehen, auf dem die Sonne gleißt und blendet und den Kaffee wilder dampfen lässt als eine Achtzigerdisko gegen zwei Uhr morgens. Alleine, nicht denken, nur schauen und warten und sein. Einfach nur sein und nicht grübeln, akzeptieren statt ändern wollen, im Nichts und im Schnee und im langsam über die Schneedecke, den Raureif, die im aktuellen Szenario am besten abwesenden Häuserfronten gegenüber kriechenden Frühling existieren. Dann wieder reingehen, wenn es zu kalt wird, und mehr Kaffee kochen. Sein und leben. Manchmal gar nicht so einfach.<br />
Ich bin mir im Klaren darüber, dass meine mentale Landflucht momentan vermutlich mehr Ausdruck eines gewissen, uns natürlich vollkommen unbekannten, Fluchtinstinkts ist, der allem Anschein nach gerade mal wieder beschlossen hat, den Status quo für dumm zu erklären (wer könnte es ihm verübeln), und dass das Ganze weniger mit dem ländlichen Illinois zu tun hat als mit dem Drang, einfach <i>irgendwo anders</i> zu sein, am besten irgend<i>jemand</i> anders zu sein, aber das hat sich in der Vergangenheit ja schon mehrmals als schwieriger in die Tat umzusetzen erwiesen, also geben wir uns mal keinen Illusionen hin hier. Trotzdem. Gründe und Wahnvorstellungen mal beiseite, ein bisschen Abgeschiedenheit und Ruhe im Schnee wären geradezu fantastisch zurzeit. Geht nicht. Stattdessen lesen wir eben den <i>Unendlichen Spaß</i>. Zumindest der Titel suggeriert ja bessere Zeiten (der Rest nicht, aber das mal beiseite).<br />
Und sonst so? Tja mal sehen. Heute sitzen und lesen. Alles weitere wird sich finden.<br />
Frohes Neues, allerseits! Schön, mein Inneres mit euch zu teilen. Ich hoffe, ihr seid wohlauf. Alles weitere - wird sich finden.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-47421491559348582242015-12-21T20:25:00.000+01:002015-12-21T20:25:57.967+01:00Des Drärchens unnötige Fortsetzung, Teil III<div align="center" class="MsoNormal" style="margin-left: 18.0pt; text-align: center;">
<b>3. Akt,
2. Szene </b><i><o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Wenig später vor der königlichen Bühne. Es dämmert bereits. Einige
Fackeln wurden angezündet. Die Dorfbewohner haben sich reichlich mit Snacks und
Getränken versorgt und johlen auf der einen Hälfte der Zuschauerränge, während
der Hofstaat auf der anderen Seite still auf seine Linie achtet und sich damit
begnügt, dem Pöbel spitze Blicke zuzuwerfen und ab und an in Ohnmacht zu
fallen. Gelegentlich sieht man ein Gesicht durch den Vorhang auf der Bühne
spähen, entsetzt die Augen aufreißen und sich hastig wieder hinter dem Stoff
verstecken. Hinter den Zuschauern sitzen Gustavo und der Handlanger im ersten
Stock des Schlosses auf den königlichen Rängen und lächeln tapfer, gelegentlich
winken sie auch. Der Handlanger wirkt ein wenig blass.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (nervös): </i>Müsste
es nicht bald anfangen?<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (betont ruhig):
</i>Mach dir keine Sorgen, Schatz.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (nickt und streicht sich dabei fahrig die Halskrause glatt</i>):
Natürlich … keine Sorgen … <i>(schließt die Augen, atmet tief) </i>Ich bin
eine Topfpflanze … nichts kann mir
etwas anhaben …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (legt ergeben
die Stirn in Falten und sieht den Handlanger lang an; murmelt dann kopfschüttelnd zu sich selbst):</i>
Ich muss unbedingt ein Wörtchen mit dem Entspannungsgärtner wechseln.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Vor der Bühne werden die Fackeln gelöscht und der dissonante Kammerton
der königlichen Trompeten und der königlichen Triangel verstummt nach und nach.
Übrig bleibt nur das gleichmäßige Pauken der Pauke, das auch das Öffnen des
Vorhangs untermalt. Dahinter steht ein einsamer, gelangweilter Schauspieler in
Königinnenrobe und beruft sich im Stillen auf Brecht, während er zu seinem
ersten Satz ansetzt.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER
SCHAUSPIELER 1: </i>Oh! Schon wieder ist es Weihnachten!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<i>STATISTEN (strömen auf
die Bühne, formieren sich, und beginnen zu singen</i>): Weihnachten! Weihnachten!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>URALTER MANN (mit
durchdringender Stimme von den Zuschauerrängen</i>): Jetzt machen die auch noch diesen Scheiß!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Eine Schippe Gelee fliegt entschlossen auf die Bühne und klatscht gelangweiltem
Schauspieler 1 ins Gesicht.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER
SCHAUSPIELER 1 (bleibt stehen, starrt in die Menge und durchbricht damit aus Versehen die vierte Wand. Am
Bühnenrand sieht man den königlichen Intendanten
die Hände über dem Kopf zusammenschlagen): </i>Wer war das?!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Aus der Menge hört man eine durchdringende Stimme kichern. Die
tanzenden Statisten hören nacheinander auf zu singen und werfen dem Intendanten
unsichere Blicke zu. Dieser gestikuliert wild, sie sollen weitermachen, was
aber keiner tut. Stattdessen beginnt einer der Statisten zackig zu steppen. Die
anderen werfen ihm befremdete Blicke zu, die er ignoriert, bis ihn ein Kürbis
trifft.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER
SCHAUSPIELER 1: </i>Und wenn wir bis morgen früh hier sitzen!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Keiner antwortet ihm. Am Bühnenrand sieht man den Intendanten weinen.
Dann wird er resolut mit einem Brett niedergeschlagen und hört auf zu weinen,
stattdessen geht er zu Boden. Der einsame Rächer betrachtet ihn und nickt
zufrieden. Dann winkt er hinter sich, setzt sich auf den Boden und packt ein
Sandwich aus.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU (tritt
leise hinter gelangweiltem Schauspieler 1 u</i><i>nd den Statisten auf die Bühne): </i>So höret mich an, Volk!</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Das Volk beachtet sie nicht, sondern wirft einige Tomaten auf die
Statisten. <o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU
(räuspert sich nachdrücklich): </i>So höret - !<i> (Eine Tomate fliegt haarscharf an ihr vorbei. Sie überlegt kurz, dann geht sie entschlossen auf Meger Vohn zu): </i>Du
da! Komm und hilf mir.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN (verwirrt):</i>
Soll ich nun singen?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>STIMME AUS DER MENGE:</i> Bitte nicht … </div>
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
KNOCHIGE FRAU: Du sollst sie zum
Schweigen bringen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
MEGER VOHN: Aber …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
KNOCHIGE FRAU: Sag ihnen, sie
sollen leise sein.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
MEGER VOHN (vollkommen
durcheinander): Aber wer sind sie denn überhaupt?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU (mit lauter Stimme in die
unpraktischerweise genau in diesem Moment eintretende,
kurze Stille, in der ihre Worte ausnehmend gut über den extra dafür konzipierten Platz vor der Bühne tragen und
auch noch bis in die unterirdischen Küchen
der königlichen Kinderarbeiter dringen):</i> ICH BIN DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Eisiges Schweigen flutet über die Menge.
Eine Tomate bleibt erschrocken in der Luft stehen und geht daraufhin klatschend
zu Boden. Alle Augen sind auf die Schwester der Königin gerichtet. Irgendwo aus
der Menge hört man zustimmendes Murmeln, die Ähnlichkeit sei in der Tat
unverkennbar. Im ersten Stock des Schlosses sieht man den Handlanger sich ans
Herz fassen und diskret umfallen. Gustavo stürzt sich auf ihn und ruft etwas in
die Tiefen des Schlosses, dann fühlt er den Puls des Handlangers und beginnt
mit der Herzmassage. Seine festliche Stola wippt im Takt.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN (überrascht von der plötzlichen
Aufmerksamkeit): </i>Ja … Ich
bin die rechtmäßige Thronanwärterin, und keiner wird mich von meinem Recht abhalten<i> </i>können!<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Das Volk starrt sie nach wie vor ungläubig
an. Das einzige Geräusch in der Stille ist das leise Zählen Gustavos und
schließlich das Röcheln des Handlangers. Die Schwester der Königin steht ein
wenig unentschlossen auf der Bühne und bemüht sich, königlich auf die Menschen
hinabzusehen. Der einsame Rächer verschluckt sich an seinem Sandwich und
beginnt zu husten.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Dann kriecht auf einmal ein kalter Windhauch
über den Platz und die verbliebenen Fackeln hauchen knatternd ihr Leben aus. Es
wird dunkel, Gemurmel kommt auf. Man hört unerklärlicherweise hallende Schritte
das Theater betreten und die Stille darum herum scheint undurchdringlich zu
werden. Ein einziges Spotlight geht an und zeigt den Zauberer in seinem Umhang.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (an die Schwester der Königin gewandt): </i>So musste es ja
kommen!<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN (ungeduldig): </i>Und Sie sind - ?<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>EINSAMER RÄCHER (schaut um die Ecke, sieht den Zauberer und beginnt
wieder zu husten, wobei
er rot anläuft, wofür es verschiedene Ursachen geben könnte)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (drohend): </i>Ich bin der, der deine Schwester zu Fall
gebracht hat …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN (mustert ihn von Kopf bis Fuß und fragt, zweifelnd
bis mitleidig):</i>
… wirklich?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
ZAUBERER (bemüht sich
sehr, den Einwurf zu überhören und weiterhin ein gewisses Maß an
Autorität zu projizieren):<i>
WIRKLICH! (seine Stimme hallt ebenso unerklärlich
wie seine Schritte. Einige Höflinge sehen ihn ehrfürchtig an. Der Zauberer fährt leiser fort und fixiert die Schwester der Königin durchdringend) </i>Aber dich werde ich nicht zu Fall bringen …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>DIE SCHWESTER DER KÖNIGIN (herablassend): </i>Das dachte ich mir. <i>(Als die durchdringende
Stille sich nicht legt, legt sie stattdessen ihre Stirn in Falten. Der Pöbel
sowie die Höflinge sehen sie düster an. Der Handlanger steht wieder aufrecht, wenngleich auf Gustavo gestützt
und ein wenig grau im Gesicht. Der Statist von zuvor
versucht einige, auflockernde Steppschritte und wird von seinem Nachbarn k.o. geschlagen. Dann wenden sich
gleichzeitig alle Blicke dem Zauberer zu, dessen Stimme wie nordisches Grollen in Asgard über den Theaterplatz
rollt)</i><o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (wie oben beschrieben): </i>Das Volk wird das tun.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Das Volk nickt hemmungslos und sieht wieder
auf die Bühne. Dann schwemmt nach und nach erst Verunsicherung, dann Erkenntnis
über die Gesichter. Höflinge wie Pöbel sehen sich untereinander ratlos, dann
immer entschlossener an. Schließlich beginnt einer von ihnen laut zu schreien,
die anderen stimmen ein. Es dauert nicht lange, ehe Hofstaat und Dorfbewohner
an geschlossener Front auf die Bühne stürmen und auf die Schwester der Königin
losgehen, die zwar noch versucht, ihre Gewänder zu raffen und davonzueilen, aber
zu langsam ist. Der einsame Rächer tut mehr oder weniger gekonnt, als würde er
ihre schrillen Aufrufe, ihr zu helfen, nicht hören, und betrachtet eingehend
einen Fleck auf seinem Sandwichpapier. Der ehemals steppende Statist wacht
wieder auf und schlägt seinen Nachbarn k.o. Im ersten Stock des Schlosses sieht
man Gustavo und den Handlanger sich unbemerkt küssen. Tomaten, faulige
Kürbisse, Gelee und Lametta fliegen feierlich durch die Luft. Dann fliegen
Fetzen der Gewänder der Schwester der Königin in die Höhe und die Angehörigen
des Hofstaats, die das Pech hatten, zu nah dran zu stehen, in Ohnmacht. Das königliche
Trompetenorchester und die königliche Triangel stimmen gemeinsam mit der Pauke
einen treibenden Marsch an. Ein wenig am Rand sieht man ein paar betrunkene
Eichhörnchen mit einem ganzkörperbandagierten Geier schunkeln. Der
Zauberlehrling und Jutta entfernen sich unauffällig aus der Menge und
verschwinden hinter einem Gebüsch. Alkohol fließt in Strömen und das Volk
feiert.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Etwas abseits steht eine dunkle Figur in
einem langen Mantel, deren Anwesenheit bereits wieder vergessen wurde, was
genau ist, was von der dunklen Figur im langen Mantel, bei der es sich
natürlich um den Zauberer handelt, antizipiert wurde. Langsam rückt der Lärm
der Feier in den Hintergrund und die Lichter dimmen sich, bis nur noch er im
Spotlight steht und das Treiben schweigsam beobachtet. Dann dreht er sich um
und schreitet mit wehendem Mantel langsam von der Bühne, das Licht folgt ihm, und erstirbt letztendlich ganz. <o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="tab-stops: 232.95pt; text-align: center;">
<i>Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Nachhall<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ist die Wut nur groß
genug<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Bedarf es keiner
Monster mehr<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Da gibt die Wut an
sich<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Genug schon her.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
So gings ins Land,
das Weihnachtsfest,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Nach dem Sturz der
Königin.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Auch ihre Schwester
ist nun hin<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Und ward gefunden
wenig später<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Einen knappen
Kilometer <o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Weiter südlich.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Bleibt nur zu hoffen
für die Zukunft,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Dass die Royals es nun
belassen.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Dem Volk jedoch, dem
ists egal – <o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Denn scheinbar kann
es alles schaffen.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Doch für dieses Jahr
wars auch genug,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ein weiteres Fest
ward vergonnen.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
So viel nun zu: neu
ersonnen …<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Frohe Weihnachten!<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="margin-left: 18.0pt; text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraphCxSpLast" style="text-align: center;">
<br /></div>
<br />
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-77469578412275206692015-12-19T14:05:00.000+01:002015-12-20T12:59:17.119+01:00Des Drärchens unnötige Fortsetzung, Teil II<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l0 level1 lfo2; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>1.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt,
1. Szene<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Weihnachten, früher Morgen. Die königliche Bühne. Die Generalprobe zum
Weihnachtsdrama, das anlässlich des ersten Jahrestages des Todes der Königin
aufgeführt werden soll (gegen Nachmittag), ist in vollem Gange. <o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER SCHAUSPIELER
1 (in Königinnenrobe und angemessen herablassend, was Teil der Rolle sein mag, oder auch nicht): </i>Können wir
jetzt Frühstückspause machen?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER SCHAUSPIELER
2, 3 und 4 (nicken zustimmend)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(mit leicht bebender Stimme): </i>Wir hatten das geklärt, wir proben die Szene, wie die Königin im
Dorf ankommt, und <i>dann</i> können wir Pause
machen …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>STATIST (aus dem
hinteren Teil der Bühne): </i>Es ist aber schon beinahe acht.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(fährt aufgebracht herum und sucht erfolglos den aufmüpfenden Statisten in der Menge der ansonsten angenehm
eingeschüchterten Höflinge, die
ihr Glück nicht fassen konnten, eine Rolle beim königlichen Weihnachtsdrama bekommen zu haben):</i>
Wer war das?!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>STATISTEN (Schweigen
unisono und äußerst unbefriedigend)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(seufzt und reibt sich die Nasenwurzel; der Druck der drohenden Aufführung sprießt ihm in Form von übel
riechendem Schweiß aus jeder Pore): </i>Gut,
dann also von vorne … Die Karawane kommt im Dorf an und die Königin beginnt, Geschenke des Pöbels
entgegenzunehmen …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>LEISE STIMME VOM
BÜHNEHINTERGRUND:</i> Der Handlanger hat gesagt, wir sollten die Dorfbewohner nicht ‚Pöbel‘ nennen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT (dramatisch;
gelegentlich fühlt er den Drang herauszustellen, dass er im Grunde der einzig wahre Schauspieler an der
königlichen Bühne ist, und nur aufgrund
eines blöden Fehlers die undankbare Rolle des Intendanten zugeschoben bekommen hat):</i> So störet
mich nicht ewiglich mit euren niederen Gedanken!
Ich, und ich allein, …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der königliche Intendant monologisiert mehrere Minuten. Die
Schauspieler ziehen nacheinander ihre Miniaturbarden<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn1" name="_ftnref1" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><b><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[1]</span></b></span><!--[endif]--></span></a>
aus den Taschen ihrer Kostüme und beginnen, gelangweilt darauf zu starren und
vereinzelte Nachrichten an ihre diversen Affären zu diktieren. Die Barden
machen blasierte Gesichter und entfernen sich zum Großteil zügig.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER SCHAUSPIELER
2 (deutet auf den Barden von Gelangweilter Schauspieler
4, der seit zwei Minuten versucht, mit leerem Ausdruck die Stufen der Bühne hinabzusteigen, aber nicht mit den
Füßen auf den Boden kommt): </i>Was macht der
da?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER SCHAUSPIELER
4: </i>Der hat Verbindungsprobleme in letzter Zeit.<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GELANGWEILTER SCHAUSPIELER
2 (nickt wissend)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der Intendant hat seinen Monolog beendet und sieht erwartungsvoll in
die Runde.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT:
</i>Also?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Schweigen macht sich breit, das nur vom elenden Röcheln des
Miniaturbarden von Gelangweilter Schauspieler 4 unterbrochen wird, der den
Barden verärgert vom Boden aufhebt und darauf herumdrückt, was darin endet,
dass der Barde einen Miniaturstrick aus seiner Tasche zieht und sich am
nächstbesten Balken aufhängt. <o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>STIMME VOM
BÜHNENHINTERGRUND: </i>Was? Entschuldigung, ich hatte gerade nicht zugehört.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(explodiert, rein metaphorisch, aber mit hochrotem Gesicht): </i>Was FÄLLT euch eigentlich ein …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Er wird von Gemurmel unterbrochen, ehe eine extrem laute Stimme, man
wäre beinahe versucht zu sagen: die lauteste Stimme der Welt, ihn unterbricht.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN: </i>TÄTÄTÄTÄÄ!
SO NEIGET EURE HÄUPTER; DER HANDLANGER!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Köpfe neigen sich zögerlich, während der Handlanger an Meger Vohn
herantritt.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (leise,
dafür mit Nachtruck peinlich berührt): </i>Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass Sie die königlichen
Trompeten <i>nicht</i> imitieren, falls die
Instrumente selbst unabkömmlich sind …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN</i>:
VERZEIHUNG!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (zuckt
deutlich zusammen): </i>Ist ja gut … Sie brauchen nicht so zu schreien …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN:</i>
SELBST- … Selbstverständlich.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(nähert sich mit mühsam unterdrückt genervt schief gelegtem Kopf und interpretiert sein gequältes
Grinsen dabei aktiv als zuvorkommendes Lächeln
fehl): </i>Eure Majestät<i>! (knickst.
Gustavo kichert kokett im Hintergrund und erinnert
den Handlanger damit unbequem an die freizügige sexuelle Vergangenheit seines Gatten)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER: </i>Ähm.
Ja. Ich wollte nur mal sehen, wie die Vorbereitungen so vonstatten gehen. Immerhin ist bereits Weihnachten und …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(eilig):</i> Das wissen wir natürlich, Eure Majestät.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (irritiert;
sein Blick haftet seitlich an einem der gelangweilten Schauspieler, der eben sehr energisch seinen Miniaturbarden
mit einer kleinen Handkurbel aufzieht):</i>
Äh – ja … Ich meinte. Sie wissen ja. Das Volk erwartet einiges. Wir leben in einem neuen Zeitalter und so weiter, Sie
kennen das. Stand alles im Pamphlet. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KÖNIGLICHER INTENDANT
(nickt eifrig und kann seine rechte Hand dabei nur knapp mit seiner linken Hand davon abhalten, sich dem
Handlanger in den Rücken zu legen und ihn
von der Bühne zu schieben)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER: </i>Ja … <i>(schüttelt einmal den Kopf und winkt
schließlich ab. Sofort dreht sich der
kleine Hofstaat, der ihn begleitet hatte, um und marschiert zurück in Richtung Schloss, sofort, nachdem sie den Karren
Lametta, den einige Dorfbewohner mühsam vorbeiziehen,
passieren haben lassen) <o:p></o:p></i><br />
<i><br /></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der Intendant verdreht hinter ihnen heimlich die Augen und wendet sich
wieder seinen gelangweilten Schauspielern zu, nur, um einen eindrucksvollen
Blick darauf gewährt zu bekommen, wie sie geschlossen versuchen, im vorziehenden Baumbehang
ihr Spiegelbild zu erhaschen. Das Licht erstirbt, die letzten Geräusche, die
man wahrnimmt, sind das erneute Röcheln des Barden, untermalt vom leiser
werdenden Fluchen von gelangweilter Schauspieler 4. Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l1 level1 lfo1; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>1.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt,
2. Szene<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Die Gemächer des Zauberers. In einer hohen, weitläufigen Halle befindet
sich, bis auf einige, leer an die Wand geschobene Umzugsweidenkörbe und einen
Karren, nichts. Im Dunkel hört man das leise, hektische Trippeln einer Ratte,
dicht gefolgt von einem deutlich lauteren, aber angestrengt unauffälligen
Trappen; kurz darauf lautes Quieken und Kaugeräusche. Vor dem Fenster sieht man
einen Uhu schuhuen; kurz darauf sticht die Silhouette eines großen Vogels, der
erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Geier hat, auf den Uhu hinab und fliegt
davon. In der Halle ist das lautere Trappen verstummt; ein leises Rülpsen dringt
durch die kalte Luft, ehe sich am hinteren Ende eine Tür öffnet, aus der sich
flackerndes Licht in den Raum ergießt. Dahinter sieht man den Zauberer gebeugt
an einem Tisch sitzen und primär die Stirn runzeln.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Im Labor des Zauberers. Hier neigen sich die billigen, schwedischen
Stellkästen, die die Wände bedecken, unter unzähligen Gläsern und Gefäßen.
Einige davon sind mit Schlössern verriegelt, andere mit Ketten an die Wand
geschmiedet. Ein paar getrocknete Ratten und Kröten sind zu sehen, ein
Ochsenhuf; ein wenig weiter rechts sitzt ein kleines, flauschiges Monster und
hüpft aufgeregt auf und ab. Daneben ein abgetrennter menschlicher Kopf, der den
unangenehmen Eindruck erweckt, sich gerne am Ohr kratzen zu wollen. Dazwischen
Unmengen von Büchern über Alchemie, Physiologie und Medizin; etwas weiter
hinten ein unauffällig an den Rand geschobenes Exemplar von 50 Shades of Grey. <o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Vor den Regalen sitzt der Zauberer und brütet. Neben ihm steht eine
Glaskugel, daneben befindet sich ein Kessel und sondert gelegentlich
unterdrückt hustende Rauchwolken ab. Wiederum daneben steht ein junger Mann und
starrt den Zauberer begierig an.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERLEHRLING (hält
es nach mehreren Minuten Schweigen einfach nicht mehr aus): </i>Meister
…<i> <o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (genervt): </i>Nicht
jetzt!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERLEHRLING</i> <i>(nach weiteren Minuten betretenen
Schweigens):</i> Aber, Meister die …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (ungehalten):</i>
Ich habe nicht jetzt gesagt!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERLEHRLING</i> <i>(nachdrücklich, dafür mit Beben in der
gelegentlich, sehr zu seinem Leidwesen,
immer noch brechenden Stimme):</i> Aber Meister die Glaskugel!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (wendet den Blick
unwillig auf die Glaskugel; das Design stößt ihm seit jeher sauer auf, aber seiner Zeit waren die
Glaswürfel aus und seither irgendwie aus der Mode
gekommen):</i> Was ist denn … oh.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>In der Glaskugel zeichnet sich zunehmend deutlicher das Bild einer knochigen
Frau und eines mürrischen Mannes ab, die sich dem Schloss zu Pferde nähern. Der
Zauberer beugt sich näher heran und dreht den Ton lauter. Sofort füllen die
Stimmen der beiden den Raum und bringen selbst das kleine, flauschige Monster
zum Stillsitzen.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
MÜRRISCHER MANN:<i> Wir
haben es beinahe geschafft!<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
KNOCHIGE FRAU (blickt versonnen auf das Schloss. Auf dem Weg
vor den Schlosstoren stehen bereits
unzählige Dorfbewohner, verteilen Popcorn und üben sich vorsorglich im lautstarken Rufen wüster Beschimpfungen und
Tomatenwerfen):<i> Du hast recht, einsamer Rächer!<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der Zauberer runzelt die Stirn, lässt ein wenig zurücklaufen und hört
genau hin. Sie hat es wirklich gesagt. Der Zauberlehrling wippt unterdessen
eifrig von seinen Zehen auf die Fersen und zurück.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>EINSAMER RÄCHER: Euer
Plan ist genial, Eure Hoh…<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
KNOCHIGE FRAU (fällt ihm ins Wort):<i> Nennt mich noch nicht so! Obgleich es nur eine Frage der Zeit ist … </i>(sie reibt ihre knochigen Hände
klischeehaft aneinander, dann kratzt
sie sich hektisch am Gesäß und wirft einen Kontrollblick auf den einsamen Rächer, der aber angestrengt so tut, als
habe er nichts gesehen)<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
EINSAMER RÄCHER (pflichtet ihr stattdessen bei): <i>Nur eine Frage der Zeit!<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Sie reiten aus dem Bild. Der Zauberer dreht den Ton leiser und kann
sich gerade noch davon abhalten, ebenfalls klischeehaft die Handflächen zu
reiben. Alternativ wendet er sich grimmig an seinen Lehrling.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (blickt auf
die Sanduhr in der Ecke des Labors): </i>In wenigen Stunden beginnt das königliche Weihnachtsdrama. Der Pöbel, äh- ist beinahe am Schloss
angekommen.<i> </i>Es funktioniert. <i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERLEHRLING (reißt
die Augen auf): </i>Tut es das?<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (schiebt
Augenbrauen zusammen, blickt seinen Lehrling an, setzt zum Sprechen an und unterbricht sich wieder; schüttelt
ergeben den Kopf): </i>Ja, das tut es.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERLEHRLING (nur
eine Spur zu laut):</i> Das ist ja fantastisch!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>RAUCHWÖLKCHEN (hustet)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (senkt seinen
düsteren Blick wieder auf die Glaskugel und spricht mit leiser werdender Stimme</i>): Das ist es
allerdings, das ist es …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Ein ausnehmend gut passender, steifer Windhauch zieht zügig durch den
Raum und verlässt ihn eilig. Dabei passiert er eine entschlossen blickende
Ratte mit einem Knüppel, die an der angelehnten Tür vorbeitrippelt und deren
Schritte sich langsam im kühlen Hall der leeren Halle hinter dem Labor
verlieren. Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l1 level1 lfo1; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>2.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt,
1. Szene<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Vor dem Schloss, gegen früher Nachmittag. Die Zugbrücke wird langsam
und quietschend herabgelassen. Die Dorfbewohner drängen sich und kämpfen um die
besten Plätze. Schnee türmt sich vor den Schlossmauern, im Hintergrund sieht
man ein verzweifeltes, einsames Eichhörnchen über den Boden torkeln, es hält
eine Flasche in der Hand und schüttelt die andere Faust gelegentlich wütend in
den Himmel. Die Hofdiener, die auf der Schlossmauer stehen und versuchen, die
Zugbrücke gleichmäßig nach unten zu lassen, werfen in regelmäßigen Abständen
zunehmend befremdete Blicke auf die Dorfbewohner unter ihnen. Einer von ihnen
beginnt im Rhythmus der Brückenkurbel leise ein tragisches Solostück
anzustimmen, ehe er von einer fliegenden Tomate an der Backe getroffen wird und
sofort in würdevolles Schweigen verfällt. Neben ihm auf der Brüstung hockt mit
halbgeschlossenen Augen ein Geier und stößt unauffällig auf.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KLEINER MANN MIT HUT
(an große Frau neben ihm): </i>Gib mir mehr Tomaten!<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GROßE FRAU NEBEN IHM
(verdreht die Augen): </i>Jetzt doch noch nicht!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KLEINER MANN MIT HUT
(vehement, die zusammengekniffenen Augen auf die Brüstung gerichtet):</i> Aber der will schon
wieder anfangen zu singen, ich sehs ihm doch an!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MÄDCHEN (ein wenig
weiter rechts in der Menge; an seine Mutter):</i> Mama, ich muss aufs Klo!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MUTTER (sieht Mann neben
ihr zunächst bohrend an, verfällt dann in süßlichen Singsang):</i> Hattest du nicht gesagt, <i>Schatz</i> … ?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MANN NEBEN IHR (schürzt
die Lippen, sieht zu Boden, räuspert sich sehr laut und versucht, den Mann neben ihm, der gerade versucht, beiläufig einige
faulige Kürbisse unter seinem
Mantel verschwinden zu lassen, einen betretenen, wenngleich konspirativen, Blick zuzuwerfen)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MUTTER (sieht die
Kürbisse und plustert sich auf in Vorbereitung dafür, sich in Rage zu reden)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>URALTER MANN (direkt
vor der Zugbrücke, die beinahe den Boden erreicht hat, mit durchdringender Stimme): </i>Jutta?
Jutta! Gib mir die Geleeschleuder!<i> <o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>JUTTA (mit Nachdruck):
</i>Noch nicht, Opa!<i><o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Die Zugbrücke landet knarzend auf dem gefrorenen Boden und die Tore zum
Schlosshof öffnen sich nur zögerlich. Der Pöbel stürmt ungeachtet dessen vor
und hilft ihnen ein wenig nach. Dahinter offenbart sich der augenscheinlich
gesamte Hofstaat, der geschlossen unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt.
Über ihnen sieht man den Handlanger, den Handlanger des Handlangers, Gustavo
und Meger Vohn auf dem königlichen Verkündigungsbalkon stehen. Unterdessen
schiebt sich ein hektischer junger Mann wichtig und eilig an dem
voranstürmenden Pöbel vorbei und bleibt unter dem Balkon stehen. Er packt ein
Pergament aus und wendet sich an den Handlanger.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>JUNGER MANN (mit
unerhört lauter Stimme): </i>OH HANDLANGER! DIE DORFEBWOHNER HABEN DAS SCHLOSS BEINAHE ERREICHT!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER
(befremdet):</i> Das, äh, sehe ich. <i>(wendet
sich an seinen Handlanger)</i> Weiß jemand,
wer … ?</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN (mit vor
Stolz geschwellter Brust):</i> EURE HOHEIT, DIES IST MEIN BRUDER TELER!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (zuckt
zusammen):</i> Ihr Bruder - ?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN:</i> MEIN
BRUDER TELER VOHN<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn2" name="_ftnref2" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[2]</span></span><!--[endif]--></span></a>!
ER ÜBERBRINGT NACHRICHTEN!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (den Blick
auf Teler Vohn gerichtet):</i> Ach.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>TELER VOHN:</i> STELLT
EUCH AUF GROßEN ANDRANG … <i>(wird von
stürmender Masse zu Boden
geworfen und verstummt)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (trocken): </i>Gott
sei Dank kam der noch rechtzeitig. Sonst hätten wir das ja nie bemerkt.<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Die Menge sammelt sich, hinter ihr fallen die Tore wieder ins Schloss.
Eine Weile schreien die Dorfbewohner noch durcheinander, dann gehen sie dazu
über, den ihnen gegenüber aufgestellten Hofstaat finster anzufunkeln. Meger
Vohn ergreift die Gelegenheit und mit ihr das Wort.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN:</i> OH
DORFBEWOHNER … <span style="font-size: 10.0pt; line-height: 150%;">OHNER</span> … <span style="font-size: 8.0pt; line-height: 150%;">OHNER</span> …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (leise):</i>
Was soll das denn, Herr Vohn?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN:</i> ICH
HABE IM VERGANGENEN SOMMER EINEN KURS BESUCHT. „HALL
FÜR FORTGESCHRITTENE“.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (fasst sich
an die Nasenwurzel, murmelt):</i> Könnten Sie diesen, äh, Specialeffekt vielleicht für die Party nach
dem Weihnachtsdrama aufheben? Wir werden
sie doch mit Sicherheit ohnehin nicht davon abbringen zu können, für uns zu singen .. ? <i>(blickt Meger Vohn hoffnungsvoll an. Die Ironie stürmt freudig los,
rümpft dann die Nase und bleibt stehen.
Sie wirft dem Handlanger noch einen pikierten Blick zu, ehe aus dem Nichts ein Geier auf sie herabstößt)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN (strahlt): </i>SELBSTVERSTÄNDLICH
WERDE ICH SINGEN! <span style="font-size: 10.0pt; line-height: 150%;">INGEN</span>!
<span style="font-size: 8.0pt; line-height: 150%;">INGEN</span>! <i>(hält
inne, denkt angestrengt nach)</i> ENTSCHULDIGUNG.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (seufzt):</i>
Na wunderbar. Wenn Sie jetzt bitte fortfahren würden - ? <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN (dreht sich
schwungvoll wieder ans Volk. Hinter ihm sieht man Gustavo gelangweilt an seinem Nagellack knibbeln,
dann zieht er seine Federstola enger um den
Hals.): </i>DORFBEWOHNER! DER HANDLANGER UND SEIN HOFSTAAT HEIßEN EUCH HERZLICH AM HOFE WILLKOMMEN ZUM
ERSTEN JAHRESTAG DES STURZES DER KÖNIGIN!
<i>(wendet sich selbstzufrieden ab. Unsicheres Schweigen schlägt ihm vom
Pöbel entgegen, eine einsame Tomate fliegt und
zerplatzt drei Meter neben dem Balkon. Von irgendwo aus der Menge hört man ein leises ‚Autsch!‘)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER
(nachsichtig, wenngleich ein wenig desillusioniert): </i>Fehlt da nicht noch etwas, Herr Vohn?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MEGER VOHN (blickt
Handlanger mit zusammengezogenen Brauen an, dann erhellt sich seine Miene schlagartig und er dreht sich
wieder um):</i> DAS WEIHNACHTSDRAMA
BEGINNT IN WENIGEN MINUTEN AUF DER KÖNIGLICHEN
BÜHNE ZU IHRER RECHTEN. SNACKS UND GETRÄNKE GIBT
ES AM EINGANG. WIR BITTEN DARUM, WÄHREND DER VORSTELLUNG
KEINE PORTRAITS VON DEN SCHAUSPIELERN ZU ZEICHNEN,
DANKE. FROHE WEIHNACHTEN!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (leise zu
sich):</i> Na geht doch …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Schleppend setzt sich die Menge in Bewegung. Ein wenig verspätet fliegt
ein fauliger Kürbis und zerplatzt spritzend auf dem leeren Verkündigungsbalkon.
Man hört zweistimmig unterdrücktes Glucksen aus der Menge und eine erboste
Frauenstimme, die damit droht, sich scheiden zu lassen <a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn3" name="_ftnref3" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><b><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[3]</span></b></span><!--[endif]--></span></a>.
Nach und nach leert sich der Hof, bis nur noch wenige, verwirrte Höflinge,
sowie etwas am Rand eine knochige Frau und ein einsamer Rächer, und noch etwas
weiter am Rand eine dunkle Gestalt mit langem Mantel und Kapuze zurückbleiben.
Es wird merklich dunkler. Im Hintergrund bricht ein Eiszapfen vom Schloss und
ersticht im Fallen einen Geier, der träge auf dem Boden hockt. Kurz darauf
tanzen einige offensichtlich betrunkene Eichhörnchen in einer Polonaise an dem regungslosen
Geier vorbei. Eins von ihnen hält eine Säge in der Hand.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU: Die
große Stunde ist gekommen!<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>EINSAMER RÄCHER
(abgelenkt von der Figur im langen Mantel, die ihn dunkel anstarrt. Blickt erst interessiert zurück, dann
verwirrt, dann ein wenig genant und erfolglos unterdrückt
grinsend zu Boden): </i>Hm-hm …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU (wirft
ihm einen verständnislosen Blick zu und beschließt, unqualifizierte Einwürfe künftig zu ignorieren):</i> Lasst
uns der Menge folgen … eine Bühne ist genau, was
ich brauche … <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>EINSAMER RÄCHER (folgt
ihr, nimmt vorher aber noch schnell allen Mut zusammen und zwinkert der Figur in Kapuze zu, bei der es
sich natürlich um den Zauberer handelt,
wie der aufmerksame Leser inzwischen verstanden hat)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der einsame Rächer und die knochige Frau entfernen sich. Es wird noch dunkler,
bis schließlich der Zauberer als einziger noch im Licht steht und den beiden
nachsieht, ehe er seinen Kopf in den Nacken wirft und in schallendes Gelächter
ausbricht, was selbstverständlich außer uns niemandem auffällt, weswegen er
sich hinterher auch ungehindert mit dramatisch schwingendem Mantel umdrehen und
von der Bühne schreiten kann. Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<br />
<div>
<!--[if !supportFootnotes]--><br clear="all" />
<hr align="left" size="1" width="33%" />
<!--[endif]-->
<br />
<div id="ftn1">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref1" name="_ftn1" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[1]</span></span><!--[endif]--></span></a> Nevermind.<o:p></o:p></div>
</div>
<div id="ftn2">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref2" name="_ftn2" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[2]</span></span><!--[endif]--></span></a> Der, seinem Bruder nicht
unähnlich, mit der Intelligenz eines Bettsteins gesegnet war. Trotz dieser
widrigen Umstände erfand er einige Jahre später, nachdem er sich von seinem
Unfall erholt hatte, das Telefon und wurde unerhört reich. <o:p></o:p></div>
</div>
<div id="ftn3">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref3" name="_ftn3" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[3]</span></span><!--[endif]--></span></a> Was zur Zeit des Drärchens
natürlich noch eine unerfundene Maßnahme war, weswegen die Frau kurz darauf von
ihrem eigenen Mann der Hexerei beschuldigt und verbrannt wurde. Einige Jahre später jedoch kam ein Geist, der erstaunliche Ähnlichkeit mit der Verstorbenen
hatte, zurück ins Dorf und zündete das Bett des Exmannes an, während er darin
lag. Damit waren nicht nur dringende Gelüste befriedigt, sondern praktischerweise auch
gleich noch das Barbecue erfunden worden.<o:p></o:p></div>
</div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-73911393976318381292015-12-17T16:26:00.001+01:002015-12-18T13:13:29.713+01:00Des Drärchens unnötige Fortsetzung, Teil I<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Vorab!</b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<b>Ich freue mich ganz fürchterlich, ein neues Drärchen in die Welt hinaus zu pusten und damit natürlich (selbstverständlich) einen unerlässlichen Beitrag zur Weihnachtsstimmung und allem beizutragen. </b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<b>So. Wer will, darf gerne <a href="http://nachtsimwald.blogspot.de/2014/12/des-drarchens-erster-teil.html">hier</a>, <a href="http://nachtsimwald.blogspot.de/2014/12/des-drarchens-zweiter-teil.html">hier</a> und <a href="http://nachtsimwald.blogspot.de/2014/12/des-drarchens-dritter-teil.html">hier</a> Teil eins bis drei des letztjährigen Originaldrärchens nachlesen.</b></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: left;">
<b>Damit nun also, ne. </b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><br /></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Vorspiel<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Vor einem Jahr, so
munkelt man,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
War Ferniziens
Königin dran.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Jetzt ist sie töter
als ein Stein<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn1" name="_ftnref1" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[1]</span></span><!--[endif]--></span></a><a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn2" name="_ftnref2" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[2]</span></span><!--[endif]--></span></a><o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Nackt ward sie
gefunden (von einem armen Schwein)<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Der Faltenwurf war wunderbar!<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Das Volk feierte.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Und als es wieder
nüchtern war,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Nach mehreren kurzen
Wochen,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
War sie schon steif
und angerottet,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Die Krone wurde
eingemottet,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Und der Handlanger
zum Haupt ernannt,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Die arme Sau; doch so
gings ins Land.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ein Jahr ists her und
wieder<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Weihnachtets sehr<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
In Fernizien, doch
dieses Mal <o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Mit neuen Exerzitien.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
So hört und staunt
und lest gebonnen,<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es war einmal, neu
ersonnen.<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Es folgt: des Weihnachtsdrärchens unnötige Fortsetzung<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b><u>Es treten auf:<o:p></o:p></u></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Der Handlanger<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Gustavo<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Der Handlanger des
Handlangers<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Der Königliche
Intendant<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Gelangweilte
Schauspieler 1 - 4<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Meger Vohn<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Teler Vohn in einer
Gastrolle<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Eine knochige Frau<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ein einsamer Rächer<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ein Zierfischer<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Der Zauberlehrling<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Diverse Dorfbewohner<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Einige Eichhörnchen<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ein Geier<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Und: Der Zauberer …<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Intro<o:p></o:p></b></div>
<div class="MsoNormal">
Es war einmal in einem fernen, fernen Königreich. Oder nein,
es war einmal in Fernizien, streichen sie den ersten Teil … Haben Sie das? Gut.
Was? Nein, Sie sollen das nicht mit aufschreiben … ach geben Sie her! Zu nichts
zu gebrauchen, dieser Meger Vohn …<o:p></o:p></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<b>Intro, zweiter Versuch<o:p></o:p></b></div>
<div class="MsoNormal">
Es war einmal im fernen Königreiche Fernizien,
mon.fr.K.reich<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftn3" name="_ftnref3" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 12.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-font-size: 11.0pt; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[3]</span></span><!--[endif]--></span></a>.
Ein Jahr war vergangen, seitdem die Königin am vergangenen Weihnachtsabend
durch den heroischen und im Großen und Ganzen doch beeindruckenden Einsatz des
Zauberlehrlings gestürzt worden war. Seither war Fernizien ein friedliches und
beschauliches Reich geworden, dem es an nichts mangelte außer adäquater
Monarchie; hieran hatte sich also nicht viel verändert. Auch sonst waren viele,
liebgewonnene Traditionen aufrechterhalten worden. Im Dorfe lebte der Pöbel,
trat Hunde, jagte Ratten und ärgerte sich über den Hofstaat; am Hofe lebte man
in Saus und Braus und ignorierte den Pöbel weitestgehend. Doch wie
bedauerlicherweise jedes Jahr so näherte sich auch in diesem Jahr das
Weihnachtsfest schneller als eine Schwindsüchtige dem Medikamentenschrank, und
es wollten Vorbereitungen getroffen werden. Vorbereitungen, die mehr denn je
dem Handlanger oblagen, der sich in seiner neuen Rolle als Interimsherrscher
mehr als unwohl fühlte, dennoch aber fand, eine ganz gute Figur abzugeben auf
dem Thron; zumindest, wenn er sich ein wenig seitlich setzte und das Kinn auf
die Faust stützte, weswegen er sich auch gleich in dieser Position hatte malen
lassen. Aber ich schweife ab. <o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Weihnachten näherte sich also, und die Vorbereitungen liefen
auf Hochtouren, im fernen Königreich Fernizien, mon.fr.K.reich. Doch Düsteres
näherte sich …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l1 level1 lfo1; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>1.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt, Ouvertüre<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Ein dunkler Wald, früher Morgen. Es raschelt dramatisch im Geäst und
würde ebenso dramatisch im Laub rascheln, wären die Bäume nicht winterlicher
Wipfeldürre zum Opfer gefallen. Ebenfalls der Wipfeldürre zum Opfer gefallen
ist der Mann, der mürrisch auf seinem Pferd sitzt und an seiner Mütze zupft,
mit der er die Wipfeldürre zu kaschieren versucht. Neben seinem Pferd, das
ebenso mürrisch wie er aussieht, aber bedeutend mehr Haar besitzt, steht ein
weiteres Pferd, dessen Knochen sich stalagmitengleich in die kalte Luft bohren
und gelegentlich klirrend an einen weiteren Satz spitzer Knochen stoßen, den
der Frau, die auf ihm sitzt, nämlich. Alle vier produzieren kleine, weiße
Wölkchen und sehen preisverdächtig verdrießlich drein. In einiger Entfernung
sieht man ein Eichhörnchen sehr entschlossen mit einem Stein auf den gefrorenen
Boden einschlagen, während ein anderes Eichhörnchen ein Stück daneben steht und
unmerklich den Kopf schüttelt. Im Hintergrund erscheint die spitze Nase eines
Fuchses, die unmissverständlich auf die beiden Eichhörnchen gerichtet ist. Als
er zum Sprung ansetzt, wird er jedoch in letzter Sekunde von einem
herabstechenden Geier zur Seite geworfen, der in der nahrungsknappen Not dazu
übergegangen ist, seine Definition von Aas ein wenig zu dehnen. Im Vordergrund
lässt das erste Eichhörnchen seinen Stein fallen und zeigt dem zweiten
Eichhörnchen einen Vogel. Der mürrische Mann und die knochige Frau blicken weiterhin
verdrießlich.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MÜRRISCHER MANN</i>:
Seid Ihr sicher, dass dies der richtige Weg ist?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU</i>:
Selbstverständlich! Wie könnt Ihr es wagen - !<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MÜRRISCHER MANN</i> <i>(hebt abwehrend die Hände, sagt jedoch
nichts. Man weiß ja nie.)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KNOCHIGE FRAU
(entschlossen): </i>Da entlang!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>MÜRRISCHER MANN
(mürrisch):</i> Wenn Ihr meint.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Hufgetrappel setzt ein. Sie entfernen sich. Wir verweilen noch einige
Sekunden an Ort und Stelle, gerade noch lang genug, um zu sehen, wie eines der
Eichhörnchen von einem Geier aus dem Flug geschnappt wird und das andere ihnen
ungläubig nachstarrt. Im Hintergrund sehen wir einen Fuchs unmerklich den Kopf
schütteln.<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l2 level1 lfo2; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>1.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt,
1. Szene<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Am Hofe Ferniziens, im Thronsaal, am Tag vor Weihnachten. Der
Handlanger sitzt steif auf dem Thron und fühlt sich aktiv unwohl. Ihm gegenüber
steht ein dünner, junger Mann und fühlt mit ihm. Gustavo sitzt auf einem
prächtigen Stuhl am Fenster und übt sich im Augenverdrehen.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER: </i>Nun,
äh, Handlanger, ähm …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER DES
HANDLANGERS</i>: Richtig, Eure, äh, Hoheit?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER</i>: Ja,
hm, eigentlich nicht …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER DES
HANDLANGERS</i>: Aber …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (springt
dramatisch auf, wirft die Hände in die Luft und den Kopf in den Nacken): </i>Bitte, könnte sich wenigstens
einer von euch beiden einen anderen Titel geben? Nicht mal ich komme noch nach!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>WACHE (steht am Rand
und kichert verschämt in seine Rüstung)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (redet sich
ein wenig in Rage): </i>Du könntest wenigstens das Schild an deinem Büro ändern. Was soll denn eigentlich das
Volk denken!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (senkt
seinen Blick auf seine in roten Bommelschuhen steckenden Füße):</i> Ja, Schatz …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (setzt an,
wird aber vom Handlanger des Handlangers unterbrochen)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER DES
HANDLANGERS</i>: Ich störe ja nur <i>höchst</i>
ungern …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>WACHE (leise an Wache
neben sich): </i>Was er nicht sagt …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ANDERE WACHE (reißt
weit die Augen auf und nickt wissend)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER DES
HANDLANGERS: </i>Aber …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (fährt herum
und funkelt zweiten Handlanger an): </i>Hat das nicht vielleicht <i>einen</i> Moment
Zeit?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER DES
HANDLANGERS</i>: Sicher; aber, mit Verlaub, der Lamettalieferant dürfte da anderer Meinung sein. Zudem sollten
die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsdrama
getroffen werden. Ihr seid euch doch sicher im Klaren darüber, dass morgen bereits Weihnachten ist und
das Volk nach dem Sturz der Königin etwas Besonderes
erwartet.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER: </i>Ja, natürlich
…<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Es klopft lautstark an der Tür. Der Handlanger sinkt ein wenig auf
seinem Thron in sich zusammen. Gustavo seufzt theatralisch und macht ein
Geräusch, das stark an „Argh!“ erinnert. Unzählige Wachen treten aus ihren
Verstecken hinter den schweren Samtvorhängen, die den Thronsaal säumen, und
formieren sich. Man hört einen von ihnen leise einzählen. Die meisten der
Wachen wippen bereits im Takt mit; ehe sie zu ihrem penetrant musicalhaften Stück
ansetzen können fliegt jedoch die enorm schwere Doppeltür des Thronsaals auf
und ein dafür erstaunlich kleiner und alter Mann betritt strammen Schrittes und
sichtlich verstimmt die Szene.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KLEINER ALTER MANN (an
Handlanger; mit unangenehm hoher, zum Räuspern animierender
Stimme): </i>Was soll denn die Scheiße? Im Hof stehen die bestellten zwei Tonnen Lametta. Würde sich einer dazu
herablassen, mich zu bezahlen? Und versucht
gar nicht erst, es in Naturalien zu versuchen, das zieht nicht mehr!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Die Wachen verschwinden verschämt wieder hinter den Vorhängen. Gustavo
wirft beiden Handlangern bedeutungsschwere Blicke zu; der Handlanger rutscht
unbequem auf dem Thron herum, der trotz all seiner Bemühungen auch nach einem
Jahr noch kein Sitzkissen bekommen hat. Der Handlanger des Handlangers schürzt
die Lippen und sieht selbstzufrieden auf den Boden.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER: </i>Nun,
äh. Wir sind ein wenig im Verzug!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KLEINER ALTER MANN
(resolut):</i> Das sehe ich!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER:</i> Wir
werden selbstverständlich … <i>(wird von vor
dem Fenster aufkommendem Tumult
unterbrochen)<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>SCHRILLE STIMME AUS
DEM HOF: </i>Himmelarsch, Karl!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>KARL (vermutlich):</i>
Reg dich ab, Gerda.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Man hört einige Rüstungen in rhythmischen Trab verfallen, zunehmend
aufgeregte Stimmen rufen durcheinander. Die königlichen Trompeter nutzen die
Gunst der Stunde, um das königliche Trompeten zu üben, ehe die Instrumente
nacheinander abrupt verstummen. Schließlich legt sich unheimliche Stille über
den Hof, fast so, als schritte ein Zauberer bedeutungsschwer über dessen Mitte
und würde dabei düster unter seiner Kapuze hervor nach links und rechts sehen.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>GUSTAVO (am Fenster): </i>Schatz,
sieh nur!<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>HANDLANGER (eilt zu
ihm, wirft einen Blick auf den lehmigen, wenngleich winterlich gefrorenen Hof):</i> Oh.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Es wird langsam dunkel. Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoListParagraph" style="mso-list: l0 level1 lfo3; text-align: center; text-indent: -18.0pt;">
<!--[if !supportLists]--><b>1.<span style="font-size: 7pt; font-stretch: normal; font-weight: normal;">
</span></b><!--[endif]--><b>Akt,
2. Szene<o:p></o:p></b></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Der Zauberer, ehemals Zauberlehrling, schreitet bedeutungsschwer über
den Hof des Schlosses. Dabei wirft er düstere Blicke nach rechts und links. Der
anwesende Hofstaat geht theatralisch aus dem Weg, vereinzelte Hofdamen fallen
strategisch in Ohnmacht. Nachdem die königlichen Trompeten allesamt erstorben
sind, hört man nur noch die königliche Pauke düstere und erstaunlich
gleichmäßige Paukenschläge über den Hof pauken. Alle Augen sind auf den
Zauberer gerichtet, der langsam im Spotlight weiterschreitet, während der Rest
des Hofes dunkler zu werden scheint.<o:p></o:p></i></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i><br /></i></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (murmelt): </i>Dem
Untergang geweiht war der Hof; die Königin war weg, und ihre Schwester fand das gar nicht doof …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZIERFISCHER (der die
Schwere der Situation noch nicht begriffen zu haben scheint):</i> Was?<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<i>ZAUBERER (bleibt kurz
stehen, wirft dem Zierfischer einen irritierten Blick zu, geht weiter):</i> Ach, nichts …<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<i>Vorhang.<o:p></o:p></i></div>
<br />
<div>
<!--[if !supportFootnotes]--><br clear="all" />
<hr align="left" size="1" width="33%" />
<!--[endif]-->
<br />
<div id="ftn1">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref1" name="_ftn1" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[1]</span></span><!--[endif]--></span></a> Wir entschuldigen uns im
Voraus bei der Steincommunity und verweisen nur zu gerne auf die moralisch
geradezu mittelalterlichen Verhältnisse, die zur Zeit des Drärchens in
Fernizien geherrscht haben. Die Verfasser sind nach Beendigung der
Niederschrift ein paar Hexen verbrennen und Gänse vergewaltigen gegangen; des
Nachdrucks wegen.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoFootnoteText">
<br /></div>
</div>
<div id="ftn2">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref2" name="_ftn2" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[2]</span></span><!--[endif]--></span></a> Wir entschuldigen uns auch
bei den Gänsen und werden nun aus Platzgründen darauf verzichten, weitere
Minderheiten zu erwähnen.<o:p></o:p></div>
</div>
<div id="ftn3">
<div class="MsoFootnoteText">
<a href="file:///C:/Users/Iz/Dropbox/Texte/Dr%C3%A4rchen2.docx#_ftnref3" name="_ftn3" title=""><span class="MsoFootnoteReference"><!--[if !supportFootnotes]--><span class="MsoFootnoteReference"><span style="font-family: "times new roman" , serif; font-size: 10.0pt; line-height: 150%; mso-ansi-language: DE; mso-bidi-language: AR-SA; mso-bidi-theme-font: minor-bidi; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-language: EN-US; mso-fareast-theme-font: minor-latin;">[3]</span></span><!--[endif]--></span></a> Monarchiefreies Königreich<o:p></o:p></div>
</div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-17935825727560166672015-12-01T18:00:00.000+01:002015-12-01T18:47:46.314+01:00Advent!*Dear everyone,<br />
heute hatte ich ein interessantes Gespräch mit meiner Namens- und Schreibgefährtin Isa, die sagte, <i>aber auf dem Blog ist doch alles erlaubt.</i><br />
Und wo sie recht hat, da hat sie so recht. Ist ja nicht so, als hätte ich Pulitzerambitionen hier. Oder irgendwelche Ambitionen (Ehrgeiz wird völlig überbewertet), außer dem ewigen zynischen Murmeln in meinem Kopf Auslauf zu verschaffen, damit es mal wieder ordentlich irgendwo hinkacken kann. Muss ja keiner reintreten.<br />
Vor fünf Jahren war meine Expertise (Substantiv, feminin) diesbezüglich noch ein wenig ausladender (blümerant! Und weitere kreative Fehlverwendung hübsch klingender Worte. Dada! Es ist alles erlaubt im Krieg und in der Sprache. Oder dem anderen Dings mit L, brr). Heute wird jedes Komma hinterfragt, was ja bei Gedichten nett und wichtig sein mag (eine Tatsache, die Schüler nie verstehen werden), auf einem Blog, der einzig und allein dem endlosen verbalen Dünnschiss geschuldet ist, aber ein wenig hinderlich daherkommt.<br />
[Viele sinnentleerte, nachträglich eingefügte Zeilen zum Test, ob der Link funktioniert, wenn er tiefer unten steht. Anekdote: gestern hat es auch geregnet. Oder gelb. Oder was auch immer. Am allermeisten stört es mich, wenn der Satz mitten drin]<br />
Deswegen nun also und früher war mehr <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_1SOn5ipVlw">Plastikgebimmel</a> zum an den Baum hängen:<br />
Soeben kochte ich Nudeln. Ich hasse das Wetter so passend es auch erscheinen mag. Dereinst weihnachtete es sehr in meinem Kopf jetzt regnet es und lässt das Weihnachten bleiben. Draußen wie drinnen. In der Wohnung über mir bellt ein Hund. Jetzt klingelt auch noch das Telefon bei denen! Ich mag das Ausrufezeichen als solches nicht und nehme die Interpunktion des vorangegangenen Satzes zurück. Überhaupt Interpunktion. Versuch, ohne Kommas zu schreiben, an innerem Pingel gescheitert. Das Grauen überkam sie, als sie die Sätze ohne ihre Kommas sah, und nahm sich fest vor, sie im neuen Jahr auf die Transplantationsliste zu setzen. Sowieso, das neue Jahr, schon wieder eins, verdammt. Vor vielen Jahren schrieb ich ein Erhardeskes Gedicht über eine Waschmaschine, aber das finde ich nicht mehr. Ich habe kein Waschmittel gekauft, Mist.<br />
recht haben, Recht haben, es gibt eine Duden-Sprachberatung (guten Tag! Was kann ich für Sie tun?), quasi die Grammatikhotline unseres Landes. Unseren Landes. Von unserm Land. 0900 1870098 Isa.<br />
Letzte Woche war Thanksgiving und wir gaben reichlich, dann aßen wir reichlich, niemand musste sich übergeben. Der Backofen stand nur kurz in Flammen, quasi zu vernachlässigen. Wir sind heute noch satt. Und ausreichend mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yMAa_t9k2VA">Senf</a> und Bürsten bestückt, die Apokalypse darf jetzt kommen (<i>was, schon wieder?</i>).<br />
Auf meinem Schreibtisch steht seit gestern die LED Dekofigur "Schnee", halb verdeckt von bekritzelten Papieren und vollgerotzten Taschentüchern (<i>Räum mal deine Taschentücher weg! </i>dicht gefolgt von <i>Häng mal deine Wäsche ab!</i> auf der Hitliste der meistgehörten wie -gehassten Sätze meiner Jugend). Mein Virenscanner ist heute wieder sehr entschlossen. Manch einer kann Kathedralen in seine Nase stecken.<br />
Und noch das <a href="https://www.youtube.com/watch?v=M3iOROuTuMA">hier</a> (und alle so <i>Isaaa</i>).<br />
<br />
<br />
*Womit dieser <a href="https://www.youtube.com/watch?v=j554vY1u95g">Text</a> rein gar nichts zu tun hatte.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-79736957094047889822015-09-26T14:06:00.000+02:002015-09-26T14:06:37.109+02:0030 ist eine Zahl zwischen 1 und 100.Folgendes. Ich hatte mehrere Anläufe gestartet, einen Text zum Thema "30 werden" zu verfassen, und habe immer irgendwann aufgegeben. Dementsprechend lang haben meine Weisheiten jetzt auch gebraucht.<br />
Und zwar, weil -<br />
Weil ich immer irgendwann gemerkt habe, was soll ich denn sagen, das irgendwem irgendetwas bringen würde? Was bringt es, wenn ich hundert Seiten darüber schwadroniere, wie krass ich die Idee von drei Jahrzehnten finde, wenn es andere völlig kalt lässt (auch nurn Geburtstag ... wo sie recht haben)? Oder wenn ich der Welt mitteile, was man meiner Meinung nach vor der 30 mal gemacht haben könnte, womit man sich arrangiert haben könnte, worüber man schon mal nachgedacht haben könnte etc. etc. und bla bla bla. Nix bringts nämlich. Seltsame Idee, dieses etwas an einer Zahl festmachen. Der Gedanke, dass man mehr vom Leben verstehen muss, wenn man älter wird. Oder sich selbst besser verstehen muss. Ohne Zweifel lernt man über die Jahre dazu, nichtsdestotrotz gibt es Leute, die sind mit 24 weiser als andere mit 50. Altersweisheit, überhaupt. Was, wenn dieser Zustand nicht existiert und wir ihn uns bloß einreden? Was, wenn die Solipsisten recht hatten und sowieso alles nur ein einziger Bluff ist? (Oder so. Philosophen, bitte steinigt mich nicht.)<br />
Was, wenn einfach bei allen alles anders ist als bei allen anderen, weil wir alle Individuen sind, deren Leben nicht anhand von Alterserwartungen gemessen werden kann?<br />
Tja, verdammt. Was machen wir bloß, wenn wir uns nicht mehr in Schubladen ordnen können, wenn jemand mal was anders macht oder sich anders entwickelt als alle anderen. Wenn jemand mit 30 noch nicht erwachsen sein will oder kann, oder wenn jemand mit 40 kein Bock auf Kinder hat, oder wenn jemand schon mit 16 Mutter wird. Scheiße, da fallen die Leute durch alle Raster hier - und jetzt?<br />
In jedem Fall: es gibt kein Fazit zum Thema "30 werden". Es gibt auch keine Liste, oder Ratschläge, oder irgendwas. Stattdessen gibt es ein: tut doch, was ihr wollt! Und tut es, wann ihr wollt. Ich persönlich (und ich bin ja leider auch jemand, der irgendwo viel zu viel auf das gibt, was erwartet wird. Weswegen ich schrecklich viel Zeit damit zugebracht habe, über diesen blöden Geburtstag nachzudenken. Aber! Nachdenken tut Not. Und ob man das jetzt tut, weil man 30 wird, oder weil man einfach nur <i>nachdenken </i>will, ist ja auch irgendwie egal) finde 30 bislang ziemlich geil. Und nein, nicht nur, weil ich jetzt die nächsten zehn Jahre eine 3 an mir pappen haben werde (fantastische Zahl, besser wird nur 70). Also, nicht <i>nur</i>.<br />
<br />
So! Nachdem dieses Thema nun also abgearbeitet ist, ein wenig weniger esohafte Gefilde. Denn! Es existiert eine Liste (oh nein, also doch ...) über die Filme, die ich sehen will, zwischen jetzt und Silvester (Schwein gehabt). Sie ist vorläufig, sie ist großartig, sie ist lang.<br />
Obacht! Here it goes:<br />
(Man beachte, dass dieser Text eine Weile vor sich hingestaubt hat schon. Demenstprechend sind ein paar der Filme bereits angelaufen ... aber es ist ja nichts gegen einen guten Filmbinge einzuwenden, also gehet hin und schauet alle am Stück. Ich befürworte.)<br />
<br />
- Frank (27.8. - hat mich auch überrascht! Dachte, der wäre schon gelaufen hier)<br />
- Queen of the Desert (3.9.)<br />
- Knight of Cups (10.9.)<br />
- Life (24.9.)<br />
- Maze Runner II (24.9. - Juchee! Juchee!)<br />
- The Martian (8.10.)<br />
- American Ultra (15.10. - Jesse Eisenberg, ach, wat ham wir dich vermisst!)<br />
- Crimson Peak (15.10. - wenn ich nicht zu sissy bin dafür ...)<br />
- The Tribe (15.10. - vielleicht. Vielleicht auch nicht)<br />
- James Bond: Spectre (5.11. - Lalaa! Lalaa! Tataratataa! Ich freu mich)<br />
- Irrational Man (12.11. - YES. Absolut. Woody Allen, Joaquin Phoenix UND Emma Stone. YES.)<br />
- Mockingjay II (19.11. - Aaah. Ich bin SO gespannt)<br />
- Diary of a Teenage Girl (19.11. - vielleicht)<br />
- Me an Earl and the Dying Girl (3.12.)<br />
- By the Sea (10.12.)<br />
- Mistress America (10.12. - YES the sequel. Und wer Frances Ha noch nicht gesehen hat, der tue das. Schnell.)<br />
- Star Wars (17.12. - aah. Die Musik spielt in meinem Kopf. Jetzt schon. Unablässig.)<br />
- Carol (17.12. - Cate Blanchett and Rooney Mara go lesbian. Yay!)<br />
- Joy (31.12. - we'll see)<br />
- The Danish Girl (7.1. - jahaa, ich weiß, dass Silvester da schon rum ist. Trotzdem!)<br />
<br />
Ja. Falls ich noch dazu komme, werde ich eventuell gelegentlich dazwischen duschen und ein Häppchen essen. Ansonsten findet ihr mich im Kino ...<br />
Zusatz: Maze Runner. Erwähnte ich, dass ich die ganze Reihe in einer Woche gesuchtet habe? War ne gute Woche. Vermutlich die besten eigentlich irgendwie schlechten Bücher aller Zeiten. Und! Ich habe sie mir nun auch als Print gekauft. In einem Schuber. Einem Buchschuber. Mein erster, teurer, zu viel Wert auf Optik legender Buchschuber. Aber!<br />
Ich darf das jetzt. Ich bin jetzt 30!Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-37021402606155566592015-08-25T17:10:00.000+02:002015-08-26T14:31:23.461+02:00Bücher! Bücher!Freunde des gehobenen Unfugs!<br />
(Vorab: vor lauter Begeisterung über diesen nun folgenden Blog habe ich mich eben unter der Dusche am Duschwasser verschluckt. Da seht ihr mal, was ich hier auf mich nehme.)<br />
<br />
Ich bin Literaturwissenschaftler. Naturgemäß sollte ich euch nun also erzählen, wie sehr ich es genossen habe, meine bisherigen Semesterferien damit zuzubringen, nochmal Goethes Gesamtwerk zu lesen und, zur Erholung nebenbei, alle Rollen im Othello auswendig zu lernen, im Original <i>und </i>mit Akzenten (ich weiß nicht, was ich für ein komisches Bild von Literaturwissenschaftlern habe, eigentlich kenn ich ja genug, um es besser zu wissen, aber das mal dahingestellt. Suhlen wir uns in Vorurteilen und erfreuen uns maßlos daran). Fakt ist aber, dass ich mich statt im Kanon in der Young Adult Unterhaltungs(igitt)literatur gewälzt habe und noch wälze, und es ist wunderbar. Es ist besser als Kaffee mit Butterbrezel und Brownies zu <i>jeder </i>Mahlzeit. Und da ich dieses wunderbare Gefühl ja nicht vor euch verheimlichen kann, hier nun also der überhaupt nicht polemische Aufruf zum nachmachen.<br />
<br />
So höret und staunet!<br />
<br />
Erstens:<br />
The Maze Runner<br />
Ja. Ich gebe es zu. Ich musste erst den Film sehen, ehe ich mit den Büchern angefangen habe. Hierzu sei zu sagen: der Film ist super. Man darf sich auf Teil zwei freuen.<br />
Und die Bücher ... sind wirklich schlecht geschrieben. Und trotzdem total gut. Und wer diesem Mysterium auf die Schliche kommen will, der schalte nächsten Samstag wieder ein, bei Isa Erzählt Unsinn!<br />
...<br />
Nein. Es ist folgendermaßen: James Dashner bricht auf entnervendste Art und Weise sämtliche Schreibregeln, weigert sich standhaft, zu showen statt zu tellen (show don't tell, Freunde, show don't tell), hat inkohärente Charaktere, die alle ein bisschen bipolar wirken und sich nicht so richtig entscheiden können, wer sie eigentlich sind, wen sie mögen und wen nicht und warum. Dazu kommen haarstreubende Logiklücken und ein Plot, der zwar einen nachvollziehbaren Konflikt hat, aber trotz allem streckenweise grauenhaft konstruiert und unauthentisch wirkt.<br />
Hab ich mal richtig Werbung gemacht hier, wa.<br />
Trotz allem aber kann man das Buch nicht weglegen. Auf der ersten Hälfte vielleicht noch, ja (wer also entkommen will - tut es schnell!), danach, vergesst es. Ich habe Teil eins zum Großteil in einer Nacht gelesen (dabei alle fünf Minuten James Dashners Vertreter - das Buch - angeschrien, er könne überhaupt nicht schreiben! Und dann umgeblättert und weiter gelesen. Bis ungefähr morgens um vier), und mir innerhalb von zehn Minuten nach dem letzten Satz das zweite gekauft. Es ist ein bisschen rätselhaft. Andererseits: aller Makel zum Trotz will man wissen, wie es weitergeht. Irgendwie wachsen einem die Charaktere (oder: manche der Charaktere) doch ans Herz und man bekommt es mit der Angst zu tun (wehe, Mr. Dashner, wehe du ermordest meinen Lieblingscharakter). Außerdem ist das Tempo durchgängig gut, ausbalanciert, mal ruhiger, ziemlich oft ziemlich rasant, nie langatmig, zwar auch nie wirklich tiefgründig, aber mei. Wer stundenlang Charakteren beim Teetrinken zusehen will, dem empfehle ich dann doch eher ein paar englische Klassiker.<br />
In jedem Fall: dieses Buch lohnt sich. Man sehe über Mängel hinweg, und ja, es gibt bessere YA Literatur da draußen. Aber das Gute am Lesen ist ja, dass man einfach alles lesen kann, es nicht dick oder krank macht, nicht verpönt ist, nicht illegal ist, und eigentlich auch sonst überhaupt keine Fehler hat. Keine! Also Ruhe jetzt.<br />
<br />
Zweitens:<br />
Silber<br />
Von Kerstin Gier. Ja, eine Deutsche, hört hört! Es gibt sie noch, die deutsche Fantasy Jugendliteratur.<br />
Zur Info: Die liebe Kerstin hat vor ein paar Jahren die Edelsteintrilogie geschrieben, Rubinrot und Irgendwasblau und Smaragdgrün, oder so. Letzter Teil dann Kackbraun, zumindest laut des toternst abgegebenen Statements meines Vaters nach einem ähnlichen Rant wie diesem hier eben, nur noch untermalt von aufgerissenen Augen und wedelnden Armen, da in der Unvirtualität (ja, so sollte man das nennen) angesiedelt. Das aber nur am Rande.<br />
Jetzt ist es also so, dass Kerstin was neues hat, oder eigentlich nicht mehr neu. Okay, nochmal.<br />
Nach der Edelsteintrilogie(r) hat Kerstin dann also was anderes geschrieben, nämlich die Silbertrilogie (Trilogien sind so in man, total fesch. Und eigentlich auch schon wieder out, mittlerweile). Auch Fantasy, auch Young Adult, auch schön. Ein Pageturner. Sogar ein gut geschriebener, mit Ausnahme einiger kleiner Beanstandungen, die aber vermutlich nicht der Rede wert und im Grunde nur meinem inneren Pingel geschuldet sind. Was muss man auch so verdammt akribisch sein, meine Fresse. Kann man nicht <i>ein</i>mal ...<br />
Alles auch sehr lesenswert also. Edelsteine wie Silber, anbei. Was die gute Frau sonst noch so geschrieben hat unterschlagen wir mal, denn das befindet sich in den Sphären der ChickLitHausfrauenMännersuche Literatur, und <i>das </i>ist ja nun wirklich unter unserer LitWiWürde ...<br />
<br />
Drittens (und hier begeben wir uns in spekulative Gewässer):<br />
Der Zahlenmörder<br />
Ja. Es ist weder Young Adult, noch Fantasy. Es handelt von echten, erwachsenen Menschen, noch dazu in Bielefeld (vielleicht also doch ein bisschen Fantasy ... ach, wat ham wir gelacht). Und eigentlich lese ich es, weil es der (huch, Werbung) Grafit Verlag herausgebracht hat - und stellt sich heraus, da hatte der Grafit Verlag recht mit. Gutes Buch! Obwohl ich erst auf Seite 50 bin. Soviel zum Spekulativen. Andreas Hoppert, anbei. Ich lege es euch ans Herz, vorläufig. Wenn ich fertig bin und nicht mehr gut finde, lege ich es aber auch wieder weg, versprochen.<br />
(Nachträgliche Anmerkung: es ist ein Krimi. Erwähnte ich, dass es ein Krimi ist? In jedem Fall ist es ein Krimi. Und nein, der Ermittler ist kein depressiver, geschiedener Endvierziger. Auch mal schön.)<br />
<br />
Soho! Das wars.<br />
Ich weiß nicht, wie diese Booktuber es schaffen, jeden Monat mindestens 37 neue Bücher zu empfehlen. Vielleicht lesen sie einfach schneller, wer weiß. Vielleicht sind sie auch alle Aliens, die auf die Erde geschickt wurden, um Menschen wie mir ein schlechtes Gewissen zu bereiten.<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-53306698751879018492015-08-18T19:34:00.000+02:002015-08-18T19:34:16.372+02:00On HermitismLangsam glaube ich, wichtigstes Charaktermerkmal für angehende Schreiberlinge ist die Fähigkeit, tagelang ohne die Gesellschaft anderer Menschen zu existieren und sich dabei gut zu fühlen. Andere real existierende Menschen, meine ich damit. Imaginäre Freunde, treue Halluzinationen, oder Buchcharaktere sind okay.<br />
Fakt ist, dass ich tatsächlich seit etwas über einer Woche nur eine Unterhaltung mit irgendjemandem geführt habe außerhalb der gängigen Möglichkeiten, die die physische Anwesenheit überwunden haben. Und selbst der Austausch, den ich mittels diverser okkulter Mittelchen wie dem beispielsweise Telefon hatte, hält sich in Grenzen. Direkter Menschenkontakt ist aktuell also eher die Seltenheit, und es ist fantastisch; man soll ja sowieso nicht so häufig duschen.<br />
Ich plotte und schreibe, ja, liebe Welt (oder: lieber unbedeutend winziger Teil der Welt, der sich tatsächlich noch hier aufhält), die Blockade ist vorbei und die Sonne scheint wieder in meiner alternativen Realität, die ich mit meiner Entourage aus erfundenen Personen und Lebewesen bevölkere. Nicht so sehr in der echten Realität, aber das stört mich auch nur marginal. Alles ist, wie es sein sollte: ich verprokrastiniere den halben Tag auf Youtube und gehe dann frisch entnervt von meiner mangelnden Disziplin ans Werk, gegen elf Uhr abends. Dann läuft die Produktivität zu Hochtouren auf, letzte Nacht habe ich gegen vier meinen Laptop aufgeräumt und fand, das sei die völlig normale und vertretbare Uhrzeit dafür. Ich schreibe also und lebe aktiv den Schlafrhythmus eines Hamsters.<br />
Im Zuge dieser wunderbaren Entwicklung habe ich auch ein paar Dinge herausgefunden: <i>Jennys Wedding</i>, neuer Homoehestreifen (mehr oder minder) mit, Obacht, Katherine Heigl in der Hauptrolle, enttäuscht zu großen Teilen. <i>The Maze Runner</i> (manchmal bin ich ein wenig langsam) hingegen enttäuscht überhaupt nicht, weswegen nach dem Film jetzt das Buch auf meinem Kindle eingezogen ist und sich da außerordentlich gut macht (Anm.: Der Film ist nicht auf meinem Kindle eingezogen. Nur, um Verwirrungen und Leserbriefen vorzubeugen). Hierzu sei zu sagen: der zweite Teil schlägt am 24.9. in unseren wunderbaren Kinos auf. Die Bücher aber kann man ohne Hemmungen auf einen Rutsch lesen, da bereits alles publiziert wurde, was es zu publizieren gab, inklusive eines Prequels der eigentlichen Trilogie - mit Ausnahme eines weiteren Prequels, das, soweit ich weiß, auf 2016 angesetzt ist.<br />
Abgesehen davon ziehe ich es stark in Erwägung, die erste Staffel von <i>You're The Worst</i> nochmal zu schauen, da am 9.9. die zweite anläuft. Wer die Serie noch nicht kennt, der schaue sie: es ist großartig. Zwei Soziopathen versuchen eine Beziehung. Groß-ar-tig.<br />
Weitere Onlineperle, die sich nebenbei auch absolut hervorragend zu Prokrastination auf olympischem Niveau eignet: <a href="http://www.untitledrothfuss.com/episodes">http://www.untitledrothfuss.com/episodes</a> (erwähnte ich schonmal, dass ich Pat Rothfuss verehre wie der Dodo die Wassermelone? Eventuell.)<br />
Das Einsiedlerdasein lohnt also. Nichtsdestotrotz - auch die schlimmste Schreibwut braucht gelegentlich Unterbrechungen. So betrachtet ist es wahrscheinlich gut, dass ich ab Mitte September einen dortmunder Krimiverlag mit meiner täglichen Anwesenheit erfreuen werde. Auch wenn es danach vorbei sein wird, der sozialunverträgliche Lebensstil, für immer, möge man vermuten (ja, auch ich werde mein Studium irgendwann abschließen. Es hat ja nun doch ein paar Tage länger gedauert. Bei Kritik verweise ich immer wieder gerne auf den oben bereits erwähnten Pat Rothfuss und seinen formidablen Lebenslauf. Nicht, dass mich irgendwer kritisieren würde ...). Auch nicht unbedingt das Allerschlimmste; dereinst stellte ich fest, dass ich gerne früh morgens wach bin, selbst, wenn ich mich dafür vorher mit meinen klingelnden Weckern (Plural) auseinandersetzen muss. Gelegentlich wäre ich gern eine Lerche, aber! Was soll man tun. Einmal Eule, immer Eule.<br />
Und damit entlasse ich euch aus Randomrambleland. Nachdem ich ja nun doch schon ein paar Stunden wach bin und schon in ausreichendem Maße nicht das getan habe, was ich tun wollte, könnte ich nun zelebratös meine gar nicht weihnachtliche Lichterkette einstecken und mich ans Werk machen. Meine imaginären Freunde rufen.<br />
<br />
Cheers!<br />
<br />
P.S.: Zudem besitze ich einen neuen Laptop. Ein (Aaah Achtung Product Placement Aaah) Asus ZenBook. Er heißt Ted und ist großartig. Wir werden heiraten. Da soll nochmal einer sagen, ich hätte keine Sozialkontakte gerade ...<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-85261786272771881232015-08-10T20:58:00.000+02:002015-12-01T18:13:59.880+01:00Boah, total kreativ und so voll mit Tiefe.<br />
Vor lockeren fünf Stündchen hatte ich mich zum Schreiben an meinen Schreibtisch gesetzt. Mein Vorhaben war klar: mein aktuelles Manuskript ist ein bisschen zu ambitioniert, als dass ich es hinbekommen würde, irgendetwas Brauchbares an dieser Front zu produzieren, ehe das Studium nicht zu Ende ist (ja, auch ich lebe mit der Angst, dass es auch hinterher nicht besser werden wird. Die einzige Lösung, die ich bislang zu diesem Problem gefunden habe, ist schnell das Thema zu wechseln und zu tun, als habe man das nervtötende kleine Stimmchen nicht gehört. "Du wirst auch nach dem Master keine Zeit haben!" - "Oh, der Müll müsste auch mal wieder raus ..." - Ja.). Also sollte etwas anderes her, etwas Geradliniges, etwas unter 600 Seiten, etwas, das vielleicht nicht zu jeder Nachtzeit vollste Konzentration erfordert, um sich nicht um sich selbst zu wickeln.<br />
Dementsprechend also setzte ich mich übermotiviert mit dem obligatorischen Familieneimer Kaffee auf meinen Drehstuhl. Und öffnete Spotify. Hörte dann elf Songs, die ich gar nicht hatte hören wollen, die mir aber zu schnell in den auditiven Weg sprangen, als dass ich mich hätte wehren können, um dann das, was ich eigentlich hören wollte, nicht zu hören, weil sich Spotify noch rechtzeitig vorher aufhängte. Daraufhin verbrachte ich eine erquickliche halbe Stunde mit Wiederbelebungsversuchen, die schließlich darin resultierten, dass ich Spotify schloss. Und einen weiteren Eimer Kaffee aus dem Wasserkocher zauberte.<br />
Daraufhin habe ich ein Weilchen die Notizen der vergangenen Woche gelesen, dann die Notizen von vor ein paar Monaten, dann war ich die obligatorischen sieben Mal auf dem Klo, dann habe ich die Notizen noch einmal mit einem Blick gestreift und mir dann überlegt, ob ich wirklich ein neues Manuskript anfangen sollte, oder ob das alte nicht eigentlich ganz okay ist. Dann fiel mir wieder ein, dass ich für das alte offenkundig zu wenig mentale Kapazitäten habe zurzeit, dann kam Eimer Nummer drei.<br />
Ein Paar mal war ich auf Facebook. Ich habe zwei halbherzige Versuche gestartet, irgendetwas zu schreiben, das auch nur entfernt einem Outline gleicht, um dann zu bemerken, dass ich eigentlich gar nicht weiß, was ich schreiben will.<br />
Gefolgt von der schrecklichen Erkenntnis, dass es Blockaden vielleicht doch gibt. Is this writer's block, God?!<br />
Ich vertrat bis vor einer Stunde die Meinung, Schreibblockaden gäbe es eigentlich gar nicht, man müsse nur anfangen, der Rest komme von alleine. Jaahaaa, ganz toll! Die Einsicht kann sich gleich neben das blöde Stimmchen von vorhin setzen.<br />
Ich glaube, Kreativität braucht Luft, wie Wein, vielleicht braucht Kreativität auch Wein, aber lasst uns das heute mal aussparen. In jedem Fall: ohne Luft und Raum und Freiheit keine Kreativität. Und wenn dann Raum und Freiheit da sind, dann braucht man ein bisschen Nichts, das darin steckt. Und dann, irgendwann, kommen auch wieder die (guten ..) Ideen. Denke ich. Hoffe ich zumindest, mit großer Hingabe und Aufopferung für die Sache.<br />
Momentan aber ... habe ich Bulgur mit zuviel Wasser gekocht (Ich habe gelben Schleim gemacht!) und Around The World Tickets gegoogelt. Damit man vielleicht wenigstens nach dem Studium ein bisschen zum inspiriert werden kommt, oder zum abschalten, oder vielleicht studiere ich einfach schon zu lange. Zu. Lange. Es muss ein Ende haben.<br />
(Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei ... Und jetzt alle!)<br />
Ja, es war ein unproduktiver Tag. Sollte dringend ein bis siebenundfünfzig Youtubevideos schauen.<br />
<br />
Auf Wiedersehen.<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-20632846518525078842015-07-20T14:41:00.001+02:002015-07-20T14:41:58.523+02:00Mut zum Kontrollverlust<br />
Erstaunliche Dinge sind geschehen in den vergangenen sechs Wochen. Nicht alles davon war schön, aber der Großteil zumindest richtungsweisend. Es ist eine seltsame Sache, dieses Leben, aber man wälzt sich trotzdem irgendwie jahrelang hindurch, und auf einmal stellt man fest, dass man eigentlich beinahe klar kommt, dass es irgendwie okay ist, und dass (und jetzt Obacht) man sich im Grunde ganz gut fühlt dabei.<br />
Manch einer mag vertraut sein mit meiner Grundannahme, dass das Konzept des Glücklichseins ein Mythos und dementsprechend natürlich nur verächtlich unter hochgezogenen Augenbrauen beiseite zu wischen ist. Tatsächlich bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob dauerhaftes Glücklichsein ohne konstante Alkoholzufuhr möglich ist. Worüber ich aber in den letzten Wochen eine geradezu bizarre Klarheit erlangt habe ist folgendes: man kann sich wohlfühlen, zufrieden sein und irgendwie Spaß am Leben haben, auch wenn man einfach lebt wie bisher. Klingt komisch, is aber so.<br />
Es ist ein obskurer Moment, wenn man sich dabei ertappt, wie man einfach zufrieden ist, obwohl man sich in so viele Dinge hineinsteigern könnte, die mal wieder nicht so laufen, wie das ursprünglich angedacht war. Wenn man merkt, wie man sich zwar der suboptimalen Natur mancher Angelegenheiten bewusst ist und das auch liebend gerne ändern würde, es aber gleichermaßen akzeptiert, dass das eben gerade nicht geht. Außerordentlich ungewohnt.<br />
Ich weiß nicht so wirklich, woran diese ganze höchst befremdliche Entwicklung liegt und rede mir ein bisschen ein, dass alles auf mein jetzt bereits sechs Wochen altes Veganexperiment zurückzuführen ist; andererseits kanns das allein auch nicht sein. Viele Bananen sind ja schon toll und so, aber das Leben steht und fällt nicht mit der Banane allein (man verkneife sich die Vielfalt der Sexwitzchen, die mit dieser Aussage mitgeliefert wurden).<br />
Was also dann?<br />
Ich habe die Hoffnung, dass das, was hier gerade passiert, eine normale Entwicklung ist, die sich "erwachsen werden" nennen könnte, sofern man in solchen ausgelutschten Terminologien herumpulen will. Wir setzen hier erwachsen jetzt mal nicht mit langweilig gleich, auch nicht mit eingefahren und unflexibel und dem allem, sondern eigentlich nur mit - hm. Vielleicht ein bisschen klüger als zuvor? Wie auch immer wir das jetzt definieren, vermutlich bleibt das ohnehin jedem selbst überlassen, in weniger als zwei Monaten werde ich dreißig - was, wie ich gerade feststelle, ausgeschrieben noch viel beängstigender wirkt als ausgesprochen. Anders betrachtet aber, wenn dreißig werden mit Zufriedenheit einhergeht, dann tue ich es liebend gerne.<br />
Dann wiederum lässt sich natürlich nichts an einer Zahl festmachen. Die schwammige Klarheit, die ich nun in minutiöser Kleinstarbeit erlangt habe, und der ich immer noch nicht wirklich über den Weg traue, ist anderen vielleicht in die Wiege gelegt. Andere wieder nennen mich Esofreak und halten sämtliche Epiphanien meinerseits für Humbug. Letzten Endes ist das aber alles irgendwie egal; was zählt ist das Ergebnis und auf dem Weg vom Startschuss bis zum sich gut fühlen ist alles erlaubt, was keinen umbringt. Folgendes allerdings halte ich für eine gute Grundlage: Kontrolle ist eine Illusion. Eine schöne Illusion, aber eine Illusion nichtsdestotrotz.<br />
So wirklich weiß sowieso keiner, was er tut. Keiner weiß irgendwas und am wenigsten was er will. Morgens klingelt der Wecker und man steht auf, abends geht man wieder ins Bett, schon wieder zu spät, wieder keine acht Stunden Schlaf. Dazwischen weißes Rauschen, durchsetzt von Kaffeepausen.<br />
Ich habe die Theorie, dass sich die Menschheit in folgende zwei Gruppen einteilen lässt: die, die ihre Wohnungstür abschließen, statt sie nur ins Schloss fallen zu lassen, wenn sie morgens aus dem Haus gehen, und die, die dasselbe tun, wenn sie sich nachts ins Bett legen, aber nicht umgekehrt. Noch bin ich zu keinem befriedigenden Pauschalurteil gekommen, was welche Gruppe aussagt, aber ich gehöre zu letzterer, fürchte um Leib und Leben und verwirkliche meinen Kontrollzwang in luxuriösem Türverriegeln. <br />
<br />
"Universum hier, Isa hier, alles, wo es hingehört. Ich denke nicht nach. Ich schlafe." *<br />
<br />
Ich befinde mich im eigentümlichen Zustand unabänderlichen Unwissens. Tun wir alle. Traditionell ist Nachdenken die Waffe meiner Wahl und ein Mangel an Kontrolle meine größte Angst, also baue ich Scheinsicherheiten mittels Grübeln und versuche, das Unkontrollierbare durch Gedanken kleinzusortieren. Ich lege im Kopf Butterbrotpapier über alles und ziehe mit weichen Bleistiften Linien um Zusammengehöriges, dann beschrifte ich, kritzele einzelne Worte in die formlosen Blasen: Freunde. Uni. Bücher. Sonstiges.<br />
Oft ist das in Ordnung. Manchmal aber läuft der Verstand ins Leere, steuert auf etwas zu und verliert es kurz davor aus den Augen, rennt daran vorbei und braucht ein paar Meter, um seinen Lauf abzubremsen und umzudrehen und dasselbe noch mal zu tun, in die andere Richtung. Manche Sachen entziehen sich dem Nachdenken und verunsichern damit. Werden unberechenbar wie die schwarze Spinne, die man jeden Moment an der weißen Wand erwartet, abends, kurz bevor man das Licht ausschaltet.<br />
Dann traut man sich nicht, hinzusehen. Will man aber. Und wenn man es tut, dann will man die Störung wegüberlegen, geht aber nicht. Man kann sie noch nicht mal wegdiskutieren. Kann keine schlüssigen Argumente finden und läuft im Kreis.<br />
Wo soll das nur alles mal enden, fragst du dich jeden Tag die angemessenen siebzehn Mal und schüttelst dabei langsam den Kopf. Wohin soll das nur alles mal führen! Optionen:<br />
a) zu Rum und Ehre<br />
b) siehe c)<br />
c) in die Klappsmühle<br />
d) [Lücken bitte mit Kreativem füllen]<br />
e) Arbeitslosigkeit, Geldnot und einem fürchterlichen Dasein im Freien bei Regen<br />
f) nichts davon, mit Milch<br />
<br />
Das Problem an allem: Kontrolle.<br />
<br />
Man wird es schrecklich leid. Werde in Zukunft nur noch existentialistische Lyrik verfassen. Beginne Unterfangen mit Googlesuche 'Haiku'.<br />
Was also jetzt? Ikeamöbel zusammenschrauben brachte keine Erleuchtung (obgleich die Erfahrung, ein "selbsterklärendes" Regal aufzustellen, um es am Tag darauf wieder ab- und dann richtig nochmal aufzubauen durchaus therapeutisch war). Nach fünfminütigem Überlegen stellt man fest: mehr fällt einem nicht dazu ein. Nichts, was wirklich irgendetwas bringen würde oder Sicherheit gäbe oder sonst irgendwie gut wäre. Alle Kontrollnetze, die man seinem Leben und sich auferlegt, sind schlechte Imitate von schlechten Imitaten von irgendetwas, das man sich in monatelangem Nachdenken als Theoriekonstrukt im Kopf zurechtgelegt hat und das vermutlich auch nur dort funktioniert.<br />
Wenn einer fragt, was wir tun; wir proben das Reenactment von Zombieland. Alternativen wären in der Wüste Sterne anschauen, gerne auch mit Weltraumteleskop, obwohl eventuell schwer umzusetzen. Oder auch in Südfrankreich am Strand liegen. Man sollte viel mehr in Frankreich an Stränden liegen, macht halt bloß keiner, vermutlich nicht mal die Franzosen.<br />
Sinnig wäre jedoch:<br />
Den Kontrollfreak sperren wir im Keller ein. Zumindest planen wir, es zu tun, sobald wir ihn vom Treppengeländer losgerissen haben, an dem er sich krampfhaft festklammert und in voller Lautstärke IHR SEID ALLE DEM UNTERGANG GEWEIHT! schreit, seit ungefähr einer Woche.<br />
Klingt durchaus plausibel; alles weitere findet sich dann.<br />
<br />
Wir sehen: hat man erst einmal akzeptiert, nie wirklich Kontrolle über irgendetwas zu haben, lebt sichs deutlich entspannter. Vielleicht ist das ja des Rätsels Lösung, vielleicht komme ich langsam zu dem Schluss, dass Entscheidungen nicht so wichtig sind, wie ich immer dachte, dass es "das Richtige" nicht gibt, und dass man sich sein Leben zur Hölle machen kann, indem man mit diesen Tatsachen nicht klarkommt - oder es eben lässt und stattdessen Wein trinken geht. Seit einer Weile plädiere ich irgendwie für letzteres, und habe außerordentlich viel Spaß daran. Es lebt sich ziemlich gut in diesem eigenartigen Zustand des Zufriedenseins. Jetzt nur versuchen, nicht in alte Verhaltensmuster zurückzuverfallen, denn ein bisschen fremd bin ich mir schon, momentan. Andererseits kann man auch mit Fremden Wein trinken gehen, dann lernt man sich erfahrungsgemäß schneller kennen als ohne (vielleicht liegt ja doch alles nur am Alkohol, wer weiß).<br />
<br />
In diesem Sinne, cheers!<br />
<br />
* Wolfgang Herrndorf, Bilder deiner großen LiebeUnknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-10598173741730080232015-03-02T21:49:00.001+01:002015-03-02T21:50:56.083+01:00Das Wort Problem schon allein.<br />
Es ist seltsam, wenn es draußen schon dunkel ist, aber noch Vögel schreien. Es fühlt sich deplatziert an, Anfang März, und gleichzeitig wie ein unauffälliges Winken vom Frühling, der zwar noch schnell ein paar emails beantworten muss, dann aber bestimmt gleich da ist, sofern er die nächste Bahn bekommt.<br />
Boyhood war ein wirklich guter Film. Am Anfang mochte ich ihn nicht besonders, und nach den drei Stunden war ich auch nur halb vom Gegenteil überzeugt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr merke ich: Boyhood war ein wirklich guter Film; I just thought there would be more.<br />
Man denkt, es kommt mehr, mehr Handlung, mehr Spannungsbögen, mehr von allem und größer. Kam es aber nicht, nicht im Film und nicht im Leben, weswegen wir irgendwann am Tisch sitzen und die Welt verfluchen: I just thought there would be more.<br />
Ist das der Grund, weswegen wir uns immer neue Ziele stecken, um den Zustand der Stagnation, der Resignation und des allgemeinen Wahnsinns zu umgehen? In battle to preserve sanity one must remember the following rules. Um immer mehr zu bekommen. Immer größer und bunter und besser. Und während wir auf immer bunter warten tragen wir schwarz, während wir auf größer hoffen arbeiten wir an den Babysteps.<br />
Wahrscheinlich ist die Fähigkeit, zufrieden zu sein, die beste, die man haben kann. Zufrieden zu sein mit farbig statt neongrell, mit medium size statt extra large. Man strebt nach dem Ultimum, obwohl man bereits weiß, dass man es nicht bekommen kann; aber statt sich mit anderem zufrieden zu geben und vielleicht eine medium sized version an Zufriedenheit zu erreichen verbeißt man sich im perfekt unerreichbaren und ist unglücklich, denn! Das ist was wir können, darin sind wir gut.<br />
<br />
Filme für die Quarterlifecrisisgeplagten:<br />
- Frances Ha<br />
- Appropriate Behavior<br />
Ein bisschen nicht wissen, ob man schon falsch abgebogen ist, ob man noch darauf zusteuert, ob mans irgendwie umgehen kann; so many possible indentities and none of them seem right.<br />
Vielleicht war früher alles besser? Man hat geheiratet und Kinder bekommen. Keine Wahl, keine Qual (alternativ: no brain no pain).<br />
<br />
(Es ist nichts Verwerfliches an der Lebensabschnittskrise. Ich habe den Eindruck, die letzten vierzehn Jahre in einer zugebracht zu haben. Vielleicht ist manch einer aber auch dazu geneigt, sein ganzes Leben dementsprechend anzulegen, verschachtelt und mit Hang zur Sackgasse, lauter blättrige Labyrintheinbähner, an deren Ende Sphinxen warten und unlösbare Rätsel in den Äther spucken. So linear wie ein Chemiebaukasten. Wir bedrucken grüne Jacken mit Fragezeichen und tragen sie bei jeder Gelegenheit; ein Trip ins Krisengebiet, man beachte den wunderschönen Wildwuchs zur Rechten. Aber keine Scheu vor Risiken, Freunde, heute mal ohne Zähneputzen ins Bett!)<br />
<br />
Und aber: über das ver-zweifeln. Nicht zweifeln. Nicht immer so viel denken. Don't think, just do. Wer nicht reinpasst passt daneben und wer nicht daneben passt passt darüber; Heterogenität ist die Struktur, die unter allem liegt und alles dabei aneinanderleimt, so uneben wie ein Uhrwerk (Orange), in Dauerbewegung, ewiges Klicken und rasten, ein- wie aus-, weiter und weiter und am Ende wird im Rückblick sowieso alles schön geredet. Schön geredet? Vielleicht war es ja tatsächlich schön. Ein bisschen vom fragezeichenförmigen Grünspan abkratzen und das Rot genießen, wie Sonnenaufgang, wie Rotwein, wie die [xxx] (ich werds nicht sagen, nein).<br />
<br />
Dementsprechend also:<br />
<br />
THUS spoke (Sarah Schuster) Zarathustra.<br />
<br />
He said: if he's not the word of God God never spoke.<br />
<br />
Amen.<br />
<br />
PS: Birdman. That's all.<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-18176735490772720302015-01-24T15:07:00.000+01:002015-01-24T15:07:40.472+01:00I'm not a fighter, I won't fight you... und irgendwann kann man richtig nicht mehr von falsch unterscheiden und vorwärts nicht mehr von rückwärts, man weiß nicht mehr, ob was man tut einen Sinn ergibt, oder ob man sich den Sinn nur einredet, weil er eben gerade so schön ins Bild passen würde; man weiß nicht, ob man sich selbst täuscht, indem man sich sagt <i>das ist jetzt so</i>, oder ob man nicht vielleicht eigentlich gar nicht mehr weiß, ob irgendetwas eigentlich noch einen Nutzen hat oder ob wir im Grunde nicht sowieso alle nur wie die kopflosen Hühner über unseren kosmischen Spielplatz torkeln, ab und an gegeneinander stoßen und die Bedeutung davon hoffnungslos falsch verstehen.<br />
Vielleicht sind wir auch einfach alle irgendwo auf der Strecke wahnsinnig geworden und keiner hats gemerkt.<br />
Die Tage sind zu kurz und ähneln mehr denn je der Messywohnung; deckenhoch schwankende Stapel schlecht sortiertes Irgendwas, mit Mühe und dem System jahrelanger Unordnung findet man ungefähr die Hälfte von dem, was man sucht. Der Rest modert vor sich hin, wird vergessen, oder später wiedergefunden; zu viel von allem und nichts scheint entbehrlich, heute habe ich schon wieder das alles nicht gemacht, ich sollte anfangen Not To Do Listen zu schreiben, so viele Dinge, die ich nicht getan habe und dann abhaken könnte. Vielleicht ist man auch einfach zu langsam, vielleicht sollte man aufhören zu schlafen oder weniger grübeln.<br />
Man schleppt ein ständiges Gefühl irgendetwas <i>vergessen </i>zu haben mit sich herum. Irgendetwas, auf dem Weg zwischen Vergangenheit und Zukunft. Es ist nicht das Jetzt, nein, das drängt sich sehr penetrant in den Vordergrund und schiebt damit den Konjunktiv in die hinteren Hirnregionen, wo er zum schlechten Gewissen wird. Das Jetzt ist groß und pulsiert wie eine Eiterbeule, manchmal tut es auch weh. Am Fuße des Jetzt hat sich viel <i>bald, morgen, heute Abend, vielleicht später </i>angesammelt und wartet, klein und ein bisschen unscheinbar und halb vergessen im alles unter sich begrabenden Schatten der Gegenwart, die mit zu viel gefüllt ist, was vielleicht nie hätte darin sein sollen und trotzdem auf eine perfide Art Sinn ergibt (da ist er wieder).<br />
Und so oft droht einfach alles im Dunkel zu verschwinden, obwohl man sich nichts mehr herbeisehnt als Licht; so häufig liegt man nachts wach, obwohl man nur schlafen will; andauernd droht einen das Leben zu überfluten mit all seinen kleinen, hinterhältigen Komponenten, die einem in den Rücken fallen, sich anhäufen und groß werden, eine Flutwelle, die sich meterhoch auftürmt, den Himmel zur Erinnerung verkommen lässt und auf einen zurast, bis man in einer letzten Momentaufnahme den Dreck darin sieht, eine braune Wand, eingefroren in den Details der letzten Sekunde, ehe sie über einem zusammenschlägt, unter sich begräbt und alles, was war, mit sich nimmt.<br />
So oft, zu oft, fühlt sich das Leben so an. Manchmal ist es laut dabei, schreit einen an, hundert Stimmen aus weit aufgerissenen Mündern, der Zug, der durch den Kopf rast, von nirgendwo nach nirgendwo fährt, voller Menschen mit Augen, die nur aus Weiß zu bestehen scheinen, Haare flattern im Wind.<br />
Und manchmal ist es leise, farblos, kalt, irgendwo unter Null, unter neutral, langsam und schwerfällig und eingepackt in feuchte Watte, die nichts rein, aber auch nichts raus lässt.<br />
Manchmal lebt man auch auf ihr, der Nullinie, wenn man Glück hat häufig, irgendwo in der Neutralität.<br />
Und manchmal fängt das Leben an zu leuchten, wird groß und bunt; die Sonne, die auf die Häuserfront fällt und eine Phalanx aus Farben daraus macht; Lichter und das ewige Blau über dem Kopf, das ebenso wie die Wand aus Wasser zuvor über einem steht, aber einen in sich aufnimmt, fliegen lässt. Die Sonne, die auf die geschlossenen Lider fällt und die Welt in Rot taucht, die auf den höchsten Stellen des eigenen Gesichts aufprallt und sich in die weiße Haut gräbt und die noch fadenscheinige, aber stärker werdende Wärme in einen hineinträgt, wo man sie versucht, aufzufangen, zu konservieren, für schlechte Tage einzulagern.<br />
An manchen Tagen sieht man sich selbst an und merkt, dass es okay sein kann. Dass es sogar gut sein kann. Dann sieht man die Menschen, mit denen man sein Leben teilt, und weiß nicht mehr wohin mit sich, man möchte lachen vor Glück und tut es auch. Man merkt, dass die vielen kleinen, hinterhältigen Dinge, die zwar so häufig groß und überwältigend werden, auch so unbedeutend sein können, wenn man sie in Relation zu allem anderen setzt; wenn man es will, und wenn man es schafft, in den Momenten, in denen einem schon die Gischt des Tsunamis ins Gesicht spritzt, sich zur Ruhe zu zwingen.<br />
In den Augenblicken, in denen das Leben einfach nur gut ist, in denen der seltene Vogel kommt und kurz bleibt, ehe er weiterfliegt, merkt man, was man eigentlich hat. Trotz allem, was passieren oder nicht passieren mag - das hier ist mein Leben, und ich wünschte, es würde häufiger jemand kommen, mit auf die Schulter tippen und sagen: jetzt.<br />
Denn schneller als einem lieb ist ist der Vogel weitergeflogen und hat die leuchtenden Häuserfronten und die Sonne mit sich genommen. Alles türmt sich wieder auf (vielleicht hatte es sich auch nie abgetürmt), und irgendwann macht sich der Eindruck bemerkbar, dass man verlernt, Worte aneinanderzureihen, Sätze zu bilden, Sinn zu ergeben. Gleichermaßen drängt sich das Gefühl auf, auch aus Worten und Sätzen, die man liest, keinen Sinn mehr ziehen zu können; vage Bedeutungen verschwimmen im Kopf und schließen sich zu bunten Spiralen aus Konditionalformen zusammen, ein einziger Rausch aus Missverständnissen, hinein in den Ausguss aus Gedankenmüll, weg damit, weg damit.<br />
Manchmal wird das Geradeausdenken schwierig, also denkt man in Kreisen, malt Flächen mit Farbe aus, statt Worte zusammenzukleben. Manchmal, manchmal auch häufig, braucht man leiernde Rhythmen und Stimmen und Melodien, weil alles andere zu konkret ist und man geradlinig ja nicht mehr vorankommt. Dann wacht man morgens auf und die Welt ist weiß, man fängt an, sein altes Leben zu vermissen und fragt sich einmal mehr, wo das eigentlich hinführen soll, aber das weiß man ja nicht. Alles scheint zeitgleich richtig und falsch zu sein. Man landet im Kinderliedland des eigenen Kopfes, wo alles alles bedeutet und deswegen gar nichts, wo einem nichts anderes übrig bleibt, als weiterzumachen und auf die Sonnentage zu warten; die, für die es sich lohnt, die Tage, an denen man das Tippen auf der Schulter spürt und die Stimme hört: jetzt.<br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-40712729770615362822014-12-26T13:14:00.000+01:002014-12-28T22:45:36.854+01:00Des Drärchens dritter Teil<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>3.
Akt, II. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Auf
dem Marktplatz im Dorf. Inzwischen ist es Nacht. Die Dorfbewohner
wetteifern mit dem Hofstaat um den Preis für den gelangweiltesten
Gesichtsausdruck, der Handlanger eilt hektisch umher, Gustavo
unterhält sich gedämpft, aber angeregt mit einer der dicken Frauen.
Die Königin steht inmitten der Menschen, ihre wallenden Gewänder
werden strategisch von intelligent platzierten Fackeln ausgeleuchtet.
Uhus schuhuen im Hintergrund und machen sich dabei ohne Zweifel über
das Spektakel lustig. Eine sehr alte Frau hinkt gebückt auf die
Königin zu und überreicht ihr mit gesenktem Haupt eine halb
zerfleischte Ratte.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(angeekelt): </i>Handlanger!
Man will mich für dumm verkaufen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(eilig):</i>
Nein nein, eure Majestät. <i>(Wirft
einen vorsichtigen Blick auf das Geschenk der Alten und kann sein
angewidertes Zurückschrecken nur mit viel Mühe als spastisches
Kratzen am Ohr überspielen) </i>Das
ist ein, äh, traditionelles … eine rituelle, ähm, Ehrerbietung
der …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(steht plötzlich lautlos hinter dem Handlanger, der unheilvoll
zusammenzuckt, als sein Lebensgefährte das routinierte Wort
ergreift): </i>Das,
eure Majestät, ist eine altfernizische Dunkelblutratte. Sehr
selten, sehr wertvoll. Muss leider sofort nach ihrem Tod in Fetzen
gerissen werden, da sie sonst ihre Wirkkraft verliert. Sehr gut für
den Teint, Teuerste.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger starrt Gustavo ungläubig an und nickt dann verhement.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Ach
… wirklich?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(entspannt): </i>Aber
natürlich. Reibt euch jeden Abend das Blut ins Gesicht und ihr
werdet im Handumdrehen … zwan... (<i>Der
Handlanger schüttelt panisch den Kopf) </i>zehn...?
<i>(Handlanger
schüttelt immer noch den Kopf, wenngleich weniger panisch) </i>fünf
Jahre <i>(der
Handlanger lächelt erleichtert und nickt) </i>jünger
aussehen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(wirft interessierten Blick auf die blutigen Rattenfetzen in ihrer
Hand): </i>Ach.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger dankt der buckligen Alten überschwänglich. Daraufhin
entfernt sie sich, wird zunehmend schneller, bis sie eine
erstaunliche Geschwindigkeit erreicht hat und um eine
Fachwerkhausecke biegt. Gelächter holpert aus dem Off über den
Platz und ebbt erst ab, als es von einem krächzenden Hustenanfall
ersetzt wird.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(wirft Gustavo mit den Augen Dank zu und wischt sich mit dem Ärmel
über die schweißüberzogene Stirn. Seine Stimme zittert ein
wenig): </i>Gut
… dann also der, äh, Nächste … <i>(Er
würde sich einen neuen Job suchen. Gleich im neuen Jahr würde er
alles hinschmeißen und auswandern. Das heißt, gleich, nachdem er
die Königin an die Neujahrsandacht erinnert und selbige
durchgeführt hatte. Moment, nein, nachdem er die Königin nach
ihrem jährlichen Wutanfall über das Kreidegeschmiere am
Schlosseingang nach den heiligen drei Königen beruhigt hatte. Oder
vielleicht …) </i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Gustavo
tätschelt ihm nachsichtig die Schulter und gesellt sich wieder zu
der dicken Frau. Ein weiterer Bürger, ein älterer Mann, nähert
sich zögerlich der Königin, die ihn erwartungsvoll unter erhobenen
Brauen anblickt. Der Mann trägt ein Bündel unter dem Arm, aus dem
ein durchgelaufener Stiefel hervorblitzt. Der Handlanger schickt ein
Stoßgebet zum Himmel. Im selben Moment gehen sämtliche Fackeln auf
dem Marktplatz aus. Für einen Moment herrscht überraschtes
Schweigen, das nur von einem 'Huch!' durchbrochen wird, ehe jemand
'Autsch!' sagt und ein anderer 'Stell dich nicht so an!'; die
tanzwütige Menge formiert sich, ein leises 'Ach nicht schon wieder
…' ist zu vernehmen. Ehe die Musiker es jedoch geschafft haben,
ihre Weingläser wegzustellen und eilig ihre Instrumente im Dung zu
suchen, lodert eine einsame Fackel ins Leben und erhellt das nun
wieder von der Kapuze verdeckte Gesicht des Zauberlehrlings, der
etwas abseits zum übrigen Volk steht und grimmig guckt.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(entsetzt): </i>Was
…? <i>(Überfliegt
hektisch mit im Dunkeln zusammengekniffenen Augen seinen Ablaufplan,
ohne jedoch den entsprechenden Punkt darauf zu finden. Neuerlicher
Schweiß springt aus seiner Stirn)</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(klatscht zweimal erfreut in die Hände): </i>Großartig!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KLEINER,
DÜNNER MANN (trotzig an dicke Frau neben ihm gewandt): </i>Du
weißt schon, dass der Typ schwul ist?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU (fröhlich): </i>Aber
natürlich, Liebling.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Gemurmel
erhebt sich. Gemurmel erstirbt schlagartig. Zauberlehrling beginnt
mit überraschend lauter Stimme zu sprechen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Königin
von Fernizien!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Das
Volk dreht sich synchron zur Königin und sieht sie erwartungsvoll
an. Irgendwo in den hinteren Reihen hält ein junger Mann einem
anderen jungen Mann eine Tüte Popcorn hin. Der andere wirft einen
skeptischen Blick darauf, zuckt mit den Schultern, und greift hinein.
</i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(verwirrt): </i>Ja
bitte? Wir sind noch bei den Geschenken, das Füßeküssen kommt
später. Handlanger? Handlanger? Sag ihm, dass …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(erbleicht, schweigt).</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Sei
still!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Menge atmet kollektiv ein und belässt es dabei. Einer der beiden
jungen Männer versucht, geräuschlos weiterzukauen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>…
Bitte?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Köpfe der Menge drehen sich zum Zauberlehrling, einem sehr langsamen
und sehr dunklen Tennismatch nicht unähnlich.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(holt tief Luft und verlagert sein Gewicht von einem auf das andere
Bein. Das kleine Wesen boxt in seiner Manteltasche gegen seinen
Oberschenkel. Er hofft, dass es nicht zu übereifrig ist, sonst
könnte es doch unangenehme Folgen haben. Zumindest, solange es noch
in seiner Tasche steckt. Der Mantel war teuer.): </i>Ihr
habt schon richtig gehört! Jetzt ist es an mir zu sprechen, und ich
spreche für das Volk!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(im Hintergrund leise an den Handlanger): </i>Geht
es dir gut, Schatz?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Jedes
Jahr nehmt ihr eure Untergebenen aus und rühmt euch dabei noch mit
Großmut!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(immer noch im Hintergrund an den Handlanger): </i>Du
sahst wirklich schon mal besser aus. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Dabei
gebt ihr eurem Volk nichts! Dieses Jahr wird sich das ändern!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Ach.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>URALTER
MANN (mit durchdringender Stimme): Was</i>
hat sie gesagt?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>JUNGE
FRAU NEBEN IHM: </i>Nicht
jetzt, Opa!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Ein
kurzes Schweigen schiebt sich zwischen die Massen. Der Wind frischt
auf und zerrt gefährlich an den Flammen der einzigen Fackel.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Dieses
Jahr werdet ihr eurem Volk etwas von eurem Reichtum geben, oder ich
werde einen Fluch auf euch loslassen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Erneutes
lautes und kollektives Einatmen der Menge. Man hört ein leises
'Autsch!' als einer der beiden jungen Männer sich an einem
ungepoppten Korn einen Zahn ausbeißt.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(offenbahr deutlich weniger eingeschüchtert als alle anderen, man
könnte auch sagen: belustigt): </i>Ach,
und wie soll er aussehen, dein Fluch?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Köpfe drehen sich erneut zum Zauberlehrling. </i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(greift in seine Tasche. Das kleine Wesen beißt ihm in den Finger,
dann zieht er es hervor und hält es unheilvoll in den
Fackelschein): </i>So
sieht er aus!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Menge beginnt bereits, schon wieder entsetzt Luft einzusaugen, ehe
ihre Blicke auf das kleine, fellige Wesen fallen, das nun eifrig auf
der ausgestreckten Hand des Zauberlehrlings auf und ab hoppst. Sie
schaffen es gerade noch rechtzeitig, sich davon abzuhalten und
stattdessen die Augen zusammenzukneifen und irritiert die Stirn in
Falten zu legen. Die dramatische Pause wird nur vom Kauen eines der
beiden jungen Männer unterbrochen. Der andere schmollt.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>URALTER
MANN (durchdringend an seine Enkelin): </i>Jutta,
was <i>ist</i>
das? Kann mal einer das Licht anmachen? Das sind ja Verhältnisse
wie im Mittelalter!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(lauter): </i>Ich
glaube, wir brauchen einen Arzt.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(ruft im Zuge eines kleinen, wohlplatzierten brechtschen Einwurfs):
</i>Sie
bricht in schallendes Gelächter aus und wirft ihren Kopf in den
Nacken, wo er bequem auf ihrer in der Kälte erstarrten Halskrause
zum Erliegen kommt!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(düster und leise. Sofort ist Brecht wieder vergessen, zumal der
ohnehin noch nicht einmal geboren war zur Zeit des fernizischen
Königshofs. Der Fackelschein fängt des Zauberlehrlings
Gesichtszüge gekonnt ein und verleiht ihnen tiefe Schatten und mehr
Kanten, als nötig gewesen wären, um die Damenwelt von ihnen zu
überzeugen): </i>Das
werdet ihr noch bereuen. Die negativen Gefühle sind Nahrung für
dieses … <i>(er
wirft selbst einen ein wenig verwirrten Blick auf das kleine
Fellwesen in seiner Hand. Das Fellwesen hält einen Moment inne und
wirft einen Blick zurück) </i>…
Wesen! Jetzt mag es klein sein, aber …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Königin lacht lauthals. Ein Baby beginnt zu weinen. Das Fellwesen
wird größer.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Seht ihr! Seht her! Nun schaut schon her!!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Das
Volk blickt gehorsam auf den Zauberlehrling und saugt dieses eine Mal
in echtem Erstaunen den Atem ein. Das Wesen ist auf die doppelte
Größe gewachsen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(winkt gelangweilt ab): </i>Ach,
so ein Unsinn.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Aber!
Das ist noch nicht alles. Diese – (<i>er
wirft eine kleine Rauchbombe auf den Boden, die den Platz für
einige Sekunden in dichten Qualm hüllt. Er hofft innig, der
Auftritt möge auf Anhieb klappen. Dafür, dass sie von keinem
Theater Ferniziens angestellt wurden waren die Schauspieler ganz
schön teuer) </i>NACKTEN,
HUNGERNDEN KINDER <i>(der
Rauch verfliegt und das Volk schnappt in echter Empörung nach Luft;
der junge Mann verschluckt sich an seinem Popcorn, der andere lacht
hämisch) </i>sind
von der Königin verstoßen und geächtet worden! Sie haben an den
Schloßtoren um Asyl gebettelt und sind abgewiesen worden! Die
Königin hat <i>Kinder</i>
vor die Tür geschickt; <i>nackte,
hungernde Kinder!</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Das
Wesen in der Hand des Zauberlehrlings wird zu schwer, als dass er es
noch halten könnte. Er zieht seinen Arm zurück. Die Wut unter dem
Volk schwappt hoch, und das Wesen wächst. Der Zauberlehrling freut
sich, könnten wir einen Close Up machen böte es sich nun an, um
seine gehässig zuckenden Mundwinkel einzufangen. Bedauerliches
Medium, dieses Theater).</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Deswegen
werdet ihr dieses Jahr eurem Volk etwas zurückgeben!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Aber
… aber ich habe nichts bei mir.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger kippt hinter ihr in den Matsch. Gustavo beugt sich über
ihn.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(wenn möglich, noch gehässiger und düsterer als zuvor): </i>Oh
doch … </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Es
wird ruhig. Die Menge scheint nachzudenken. Der Uhu schuhut erneut.
Langsam werden die Gesichter der Umstehenden wieder heller. Die
nackten, hungernden Kinderdarsteller stöhnen und jammern. Endlich
versteht es auch die Königin.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Meine
Roben!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>CHOR,
DER SICH SPONTAN AUS DER MENGE FORMT UND BEREITS ZU EINER
STEPPNUMMER ANSETZT: </i>Ihre
Roben! Ihre Roben!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>URALTER
MANN (mit hoher, stechender Stimme): </i>Jetzt
seid doch endlich mal still!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(mit dem unausweichlich triumphalen Blick unter buschigen
Augenbrauen hervor, den er so lange vor dem Spiegel geübt hat):
</i>Eure
Roben … Ein Kleidungsstück dürft ihr behalten, mehr nicht. Nun
zeigt, wie großmütig ihr seid, und gebt eurem Volk, gebt den
nackten Kindern …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(nach kurzem Überlegen, aber mit Nachdruck): </i>Nein.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Zunächst
ungläubiges Schweigen. Dann totaler Amoklauf der Masse. Schreie,
Kreischen, hier und dort werden kleinere, leichtere Personen wütend
in die Luft geworfen. Scheiße wird schnell vom gefrorenen Boden
abgemeißelt und gesellt sich zu ihnen. Wütende Aufschreie schwappen
wie Wellen durch die Meute. Der Zauberlehrling steht wie im Auge des
Sturms darin; das Wesen wächst schnell, bis es schließlich die
Menge überragt und immer noch größer wird. Schließlich bäumt es
sich auf und setzt zum Brüllen an. Mit einem Mal ist die Menge ruhig
und fühlt sich klein und unwichtig. Dann fällt ihnen ein, dass das
Monster auf ihrer Seite steht. Sie wenden sich wieder der Königin zu
und schütteln wütend erhobene Fäuste in ihre Richtung.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Ich
… ja, also … <i>(Blickt
sich um auf der Suche nach dem Handlanger. Dieser liegt bewusstlos
auf dem Boden, während Gustavo mit einem Mann diskutiert, der
behauptet, Arzt zu sein, aber offensichtlich Zierfischer ist)</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MONSTER
(brüllt): [xxxx] ← nach Belieben mit Lauten füllen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Nun?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Tumult erstirbt. Die Königin schnaubt. Schließlich beginnt sie
langsam, ihre Roben zu öffnen. Das Volk starrt sie gebannt an dabei.
Die erste Robe fällt. Die vorderen Reihen drehen sich entsetzt zur
Seite, man hört ein leises 'Oh mein Gott!' und ein 'Autsch!' von
irgendwoher, aber die Königin fährt fort. Der Zauberlehrling selbst
hat nur schlechte Sicht auf das Geschehen, ist aber auch ganz froh
darüber.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Nur
damit das klar ist <i>(eine
weitere Robe fällt mit prunkgeladenem Klatschen in den Dreck; ein
Stück daneben fällt Jutta in Ohnmacht, während ein uralter Mann
neben ihr anzüglich grinst und langsam rote Ohren bekommt), </i>meine
Krone werde ich behalten!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(bemerkt erst jetzt, dass eine Krone auch als Kleidungsstück
durchgehen kann. Kurzer Ausbruch kalten Angstschweißes. Dann
Schulterzucken): </i>Bitte.
Nur zu!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Das
Monster bäumt sich erneut auf und erschreckt alle damit. Die
nackten, hungernden Kinderdarsteller fallen einer nach dem anderen
aus ihren Rollen, doch schließlich ist es geschafft. Die Königin
steht nackt bis auf die Krone vor ihrem Volk, das sich entgeistert
abwendet.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>Zum
Zeichen meiner Großzügigkeit! Nehmt, und geht! <i>(Sie
blickt sich suchend um, findet den Handlanger umgeben von Gustavo,
einem Zierfischer, dem kleinen, dünnen Mann und einigen
Schaulustigen mit Popcorntüten auf dem Boden liegen, und zuckt mit
den Schultern. Sie nimmt ihre zerfetzte Ratte an sich und schwingt
sich auf ihr Pferd, was panisches Jappsen der direkt Umstehenden
provoziert. Jutta, die sich soeben wieder erholt hatte, fält erneut
in Ohnmacht. Der uralte Mann neben ihr verlässt mit seltsam
breitbeinigen Schritten unauffällig das Geschehen).</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Königin
ab. Das Volk starrt ihr einige Momente ungläubig nach, dann bricht
Jubel aus. Weitere Fackeln werden entzündet, auf einmal ist der
Marktplatz in gleißendes Licht getaucht. Das Monster, dass gerade
zum Brüllen ansetzen wollte, hält ein wenig erstaunt inne und lässt
es dann nach reiflichen Überlegungen bleiben. Die Bettler stürzen
sich auf die Roben der Königin, deren Gegenwert vermutlich halb
Fernizien durch die Fußball WM bringen könnte. Der Handlanger
erwacht aus seiner Ohnmacht und sieht Gustavos Gesicht über sich. Er
lächelt. Jutta kommt ebenfalls wieder zu sich und wird von einem
jungen Mann, dem ein Schneidezahn fehlt, aus dem Gewühl gezogen.
Zwei dicke Frauen und ein kleiner, dünner Mann verlassen verschämt
den Marktplatz, öffnen wahllos eine Haustür und schließen sie
hastig wieder, als sie dahinter einen uralten Mann entdecken und sich
mit dem Gesehenen lieber doch nicht weiter beschäftigen wollen. Der
Zierfischer wirft Zierfische unters Volk. Die königlichen Trompeten
stimmen einen treibenden Marsch an. Die nackten, hungernden
Kinderdarsteller blicken gelangweilt. </i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Zauberlehrling lächelt leise in sich hinein und murmelt
unverständlich. Das muntere Treiben auf dem Marktplatz wird leiser,
die Lichter gehen zurück, bis nur noch er erleuchtet ist, eine
düstere Gestalt in einem teuren Umhang mit Kapuze. Er dreht sich um
und verschwindet mit großen, hageren Schritten in der Dunkelheit.
Vorhang.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>Nachhall</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Dereinst
im fernen Königreiche</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Fand
sich des Tags nach Weihnachten</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Die
nackte und erstarrte Leiche</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Königin am Fluß.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Angenagt
von Wölfen und Rattenblut im Gesicht</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">(modisch,
aber schlicht)</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Und
nur bekleidet mit der Krone;</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ihr
Anblick war durchaus nicht ohne,</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Kurz
nach dem Sturz vom Throne.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ohne
Gewand war sie erfrorn,</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Hätt
sie mal statt Gold den Mantel auserkorn</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Als
Kleidungsstück der Wahl - </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Nicht,
dass es jemand stören würde,</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Das
Volk warf sie in den Kanal,</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Und
ließ sichs gut gehen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Soviel
zu 'es war einmal'.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Frohe
Weihnachten!</span></span></div>
<br />
<div align="LEFT" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0.35cm;">
<br />
<br /></div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-15485263791416119452014-12-24T13:35:00.000+01:002014-12-24T13:35:55.078+01:00Des Drärchens zweiter Teil<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>2.
Akt, I. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger und Gustavo stehen auf dem Platz unter dem königlichen
Verkündigungsbalkon; der Handlanger wirkt nervös, Gustavo trägt
eine rote Samtrobe und eine Federboa, er wirkt gelangweilt. Zögerlich
gesellen sich erste Ausläufer des Hofstaats zu den beiden. Es ist
der 24. Dezember, kurz vor fünf.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(von einem Fuß auf den anderen tretend): </i>Wo ist sie, wo ist sie,
wo ist sie …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO:
</i>Reg dich ab, sie wird schon kommen. Und wenn sies nicht tut, wäre
auch keinem geschadet …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(wirft Gustavo einen düsteren Blick unter zusammengezogenen
Augenbrauen zu): </i>Du bist dir darüber bewusst, dass dies mein
Job ist, Gustavo, ich bin dafür zuständig, alles in geordneten
Bahnen verlaufen zu lassen, ich …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(verdreht die Augen, murmelt)</i>: Jetzt geht das wieder los.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Sie
sehen sich für einen Moment angespannt in die Augen, der Handlanger
setzt soeben zum sprechen an, da geht ein kleiner Tumult durch die
dürftige Menschenmenge.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>RITTER:
</i>Ich glaube, sie kommt.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HOFDAME
I: </i>Wurde aber auch Zeit. Mein Puder friert bereits an meinem
Gesicht fest.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HOFDAME
II: </i>Das macht auch keinen Unterschied mehr …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HOFDAME
I: … w</i>as?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HOFDAME
II (holt tief Luft, macht unbestimmte Handgeste und setzt zu einer
ohne Zweifel lang geplanten und mindestens ebenso lang
zurückgehaltenen Rede an, ehe sie unterbrochen wird):</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Pompöses
Trompetendröhnen, untermalt vom subtilen Stöhnen aller Anwesenden
sowie dem etwas weniger subtilen Stöhnen des Hofmarschalls und
seiner Geliebten, die, unweit des Platzes, in einem billigen
Tavernenzimmer wilden Sex haben, die königlichen Weihnachtsgrüße
vergessen haben und dafür in Kürze erst von der Gattin des
Hofmarschalls und, ein wenig später, vom sich dabei äußerst unwohl
fühlenden Handlanger zur Rede gestellt werden.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN: </i><b>Volk – DIE KÖNIGIN!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(leise zum Handlanger): </i>Wie lange er das wohl einstudiert hat.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Volk:
seufzt. Vereinzeltes Klatschen, gepaart vom demonstrativen Blick auf
die Taschenuhr, die zwar eventuell noch nicht erfunden war, aber der
Geste des demonstrativ-auf-die-Uhr-schauens sicherlich nur um ein
paar Jahrhunderte dicht auf den Fersen folgte.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(schielt unauffällig auf einen Zettel, den sie geschickt in ihrem
Muff versteckt hat): </i>Holdes Volk! Wie auch im letzten Jahr
wollen wir uns zusammentun und ins Dorf hinabsteigen, dem armen Volk
unseren guten Willen und unsere Nächstenliebe zeigen, das
Weihnachtsfest gebührlich zelebrieren und …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(formt stumm die Worte mit ihr): … </i>frohen Mut verbreiten …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO:
</i>Ach Gottchen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(lächelnd, den Blick auf die Königin gerichtet): </i>Halt den Rand,
Schatz.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Königin schweift aus. Das Volk zittert ergeben und verflucht sich in
Gedanken dafür, jemals auf die blödsinnige Idee verfallen zu sein,
am Hof leben zu wollen. Schließlich endet die Königin und Stille
legt sich über die Menge, nur unterbrochen vom triumphalen Schrei
der Geliebten des Hofmarschalls, die der Situation scheinbar mehr
abgewinnen kann als die meisten anderen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger wirft dem Volk einen auffordernden Blick zu und klatscht
lautlos in die Hände. Zögerlich fällt das Volk ein, der leicht ins
Säuerliche verrutschte Blick der Königin glättet sich soweit wie
möglich. Gebieterisch hebt sie den Arm, um das Volk zum Schweigen zu
bringen; der Erfolg kommt prompt. Sie blickt leicht irritiert, ruft
aber dennoch zum Aufbruch.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN:
</i>So sei es denn, lasst uns gehen, treue Untergebene, lasst uns
unseren Großmut zeigen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Das
Trompetendröhnen setzt einen Tick zu früh ein und schneidet der
Königin die letzten Silben ab, der Zug setzt sich in Bewegung.
Vereinzeltes Kichern ist zu hören, der Handlanger fasst sich an die
Nasenwurzel. Gustavo wirft seine Boa über die Schulter und zieht den
Handlanger am Arm hinter sich her. Der Hofstaat durchschreitet
gemächlich das Hoftor, weit unter ihnen wird das Dorf sichtbar.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>2.
Akt, II. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Marktplatz im Dorf. Halb gefrorener Matsch mit Exkrementen türmt
sich am Straßenrand; vereinzelte Fackeln erhellen die Berge
malerisch. Fachwerkhäuser lehnen sich wohlig mit den Schultern
eineinander und beteuern einander unter vertrauenserweckendem Knarzen
ihre Zuneigung. Aus einem Brunnen in der Mitte des Platzes kommt
dumpfes Klopfen, wird lauter und hektischer und erstirbt schließlich.
Im Anschluss ein entferntes Rülpsen. </i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Menschen
ziehen über den Platz, mit Säcken auf dem Rücken. Einige ziehen
Karren hinter sich her. Vereinzelte Hunde streunen, ein paar Bettler
sitzen in der Scheiße am Wegesrand und verfluchen die Welt
erstaunlich eloquent. Der Zierfischer reibt seine Hände aneinander
und räuspert sich.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZIERFISCHER:
</i>Zierfische!
Köstliche Zierfische!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>PASSANT
(bleibt stehen): </i>Was?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Ein
paar dicke Frauen in langen Kleidern und ein kleiner, dünner Mann
treten aus einem der Fachwerkhäuser und werfen die Tür hinter sich
ins Schloss. Dabei fällt ein Holzbalken aus dem Fachwerk und
erschlägt im Hintergrund eine Ratte. Katzen stürzen sich auf sie,
Blut spritzt.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU I: </i>Wann
die blöde Ische wohl dieses Jahr kommt.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU II: </i>Von
mir bekommt sich nichts!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KLEINER,
DÜNNER MANN: </i>Haben
wir an die Kartoffeln gedacht?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU II (stöhnt): </i>Haben
wir.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KLEINER,
DÜNNER MANN (entrüstet): </i>Schrei
mich nicht so an!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU II: </i>Hab
ich doch gar nicht.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KLEINER,
DÜNNER MANN: </i>Hast
du wohl!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>DICKE
FRAU I (verdreht die Augen, schweigt und tritt beiläufig einen Hund)</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
drei verschwinden im Getümmel. Am Bühnenrand werden wir ferner
Fackeln gewahr, die die fernizischen Hügel hinabwackeln und die
Karawane der Königin symbolisieren. Die Menge auf dem Marktplatz
formiert sich und verfällt in eine spontane Tanznummer, wobei sie
etwas wie „Oh nein, da kommt sie wieder, versteckt eure
Habseligkeiten oder besser noch euch selbst; ach was, zündet das
Dorf an und sagt der Versicherung, es war ein Unfall“ singen,
sinngemäß natürlich; bei Gelegenheit Hans Zimmer anrufen. Am
anderen Bühnenrand flackert ein kleines Licht auf und gewährt uns
einen kurzen Blick auf eine düstere Gestalt in einem langen Umhang,
der mit düsteren Blicken um sich wirft und leise murmelt. Dann
erlischt das Licht und die Karawane erreicht den Dorfeingang.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(eilt zur Königin und schüttelt sie zaghaft): </i>Eure
Majestät!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(schreckt hoch. Zu den ständigen Falten gesellen sich linksseitig
faltige Abrücke ihrer Stehkrause): </i>Hmpf?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER:
</i>Wir
sind im Dorf?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(wird langsam wach): </i>Wo?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER:
</i>Im
Dorf!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN
(Erkenntnis kriecht schwerfällig über ihr Gesicht und macht
daraufhin langsam durchdringendem Unwillen Platz, ehe ihr die zu
erwartenden Geschenke der Dorfbewohner einfallen): </i>Man
kündige uns an!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>GUSTAVO
(leise): </i>Als
ob das hier irgendwem entgangen wäre.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER
(lächelt angestrengt und schweigt, gibt aber den königlichen
Trompetern ein Zeichen. Sogleich erzittert die gefrorene Scheiße
unter dem Tusch, aus dem Inneren der Dorfmauern hört man ein leises
'Autsch!' und ein geflüstertes 'Stell dich nicht so an!' als die
Tänzer und Sänger eilig ihre Nummer abbrechen und versuchen, eins
mit den Fachwerkhäusern zu werden.)</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
königliche Karawane schickt sich an, in das Dorf zu reiten, langsam
erstirbt das Licht auf der Bühne. Dabei sehen wir wieder das
Flackern am anderen Bühnenrand, die düster beumhangte Figur
verfolgt die Königin mit den Augen, dreht sich schließlich um und
entfernt sich in großen Schritten in die andere Richtung. Vorhang.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>3.
Akt, I. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Ein
vollgestopfter Raum. Regale bedecken die Wände, darin Wurzeln und
Töpfe, getrocknete Frösche, Schweineohren, Gläser gefüllt mit in
Flüssigkeit eingelegten, nicht näher zu identifizierenden Tieren.
Mittig schwebt ein großer Kessel über einem leise prasselnden
Feuer, gelegentlich sieht man eine dickflüssige Blase daraus
hervorbrechen. Daneben ein Holztisch mit Stühlen, darauf einige
nackte, hungernde Kinder, die gelangweilt Dreck unter ihren
Fingernägeln hervorpulen und sich bis auf kurze, giftige
Gesprächsfetzen weitgehend ignorieren.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND I (nach einer längeren Pause, an Kind neben ihm):
</i>Und
was ist mit Shakespeare?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND II (ohne den Blick zu heben): </i>Pah.
Total ausgelutscht. Der wirds nie zu was bringen. Wollte ich gar
nicht.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND I (nickt, hält kurz inne, dann leise): </i>Hätten
sie dich denn genommen?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Alle
nackten, hungernden Kinder werden mit einem mal unauffällig sehr
still. Selbst die getrockneten Säugetiere in den Regalen scheinen
sich unmerklich nach vorne zu beugen.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND II (widerwillig): </i>…
nein, aber …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Alle
lehnen sich gleichzeitig wieder zurück und ergehen sich in Gemurmel.
Das Feuer scheint wieder lauter zu prasseln.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND III (nach ein paar Minuten Pause, in denen alle
schweigend am Tisch gesessen und sich in würdevoller Mimik geübt
haben): </i>Wann
wollte der Idiot nochmal zurückkommen? Und hieß es nicht, für
unser leibliches Wohl sei gesorgt?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Zustimmendes
Gemurmel erhebt sich. Ehe sich jedoch ernsthaft echauffiert werden
kann wird die Tür aufgerissen und eine düstere Gestalt in langem,
dunklem Umhang steht drohend im Raum, der Mantel weht ein wenig im
Wind, der Duft der Exkremente mischt sich mit dem beißenden Odeur
des Kessels (und der getrockneten Tiere). Sie schreitet in den Raum,
wirft die Tür hinter sich zu und zieht sich dramatisch die Kapuze
vom Kopf. Die nackten, hungernden Kinder schnappen unisono nach Luft
und fahren auf, einige von ihnen schlagen sich ihre knochigen Hände
vor den Mund. Das nackte, hungernde Kind rechts außen (V) blickt an
die Decke und schüttelt unmerklich den Kopf)</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND II: </i>Er
ist so jung!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND I: </i>Beinahe
noch ein Kind!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND IV: </i>Kaum
zu glauben, dass er bereits ein Zauberer ist!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND II: </i>Man
gebe uns zu essen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND V: </i>So
ein Blödsinn hier …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>BEUMHANGTE
FIGUR: </i>Ihr
macht das sehr gut. Method Acting, richtig? Ich kenne mich da ja
nicht aus. Und ich bin nur Zauberlehrling, aber vielen Dank.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>NACKTES,
HUNGERNDES KIND III: </i>Im
Inserat stand, es gäbe ein Buffet.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
übrigen Kinder nicken anklagend.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(ein wenig unwillig; seiner Statur nach zu schließen ist das Wort
„Buffet“ keines, das es in seinen aktiven Wortschatz geschafft
hat): </i>Später
… wir haben … zu tun. Sie ist angekommen.</span></span></div>
<br />
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Kinder (beim aufmerksamen Zuschauer schleicht sich langsam die
Vermutung ein, dass es sich dabei nicht </i>wirklich<i>
um Kinder handelt) rutschen unangenehm auf ihren Stühlen hin und
her. Der Zauberlehrling durchquert den Raum eilig, nimmt einige Dinge
aus seinen Regalen und steckt sie in die zahllosen Innentaschen
seines ohne Zweifel teuren Mantels. Dann wendet er sich einer kleinen
Kiste zu, die auf dem obersten Regalbrett steht und unheilvoll
wackelt. Gelegentlich springt sie ein wenig, beruhigt sich jedoch in
der Regel daraufhin schnell wieder. Der Zauberlehrling betrachtet sie
einen Moment nachdenklich, dann nimmt er sie entschlossen an sich und
öffnet sie. Ein dumpfer Schein quillt aus ihr und legt sich über
sein kantiges Gesicht. Dann taucht er seinen rechten Arm mit
Nachdruck in die Kiste und zieht ein faustgroßes Wesen daraus
hervor. Wir erhaschen einen winzigen Blick darauf, einige der
nackten, hungernden Kinder schlagen sich erneut Hände vor den Mund.
Nicht einmal Nummer V verdreht die Augen. Dann ist das Wesen im
Mantel des Zauberlehrlings verschwunden, das Licht erstirbt langsam.
Wir hören Wind um die Häuserfront kratzen. Der Kessel ist das
Letzte, das noch zu erkennen ist, dann wird es dunkel.</i></span></span></div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-74736617539012193022014-12-23T14:34:00.000+01:002014-12-23T14:34:02.535+01:00Des Drärchens erster Teil<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>Vorspiel</b></span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Dereinst
im fernen Königreiche</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Fand
sich des Tags nach Weihnachten</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Die
durchaus reichlich tote Leiche</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Mit
vielen Falten in die (einstmals) weiche</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Haut
gezeichnet; man muss beachten:</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Es
war nicht, was die Leute dachten.</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Nicht
Suff noch Elend war der Grund,</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Nicht
Wahnsinn oder Ungesund(heit)</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Aber
lest selbst, doch seid gewarnt!</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Im
trüben Licht des Fackelscheins</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Wird
durchaus einiges enttarnt.</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Es
folgt ein Weihnachtsdrärchen</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
„<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>Die
Krone der Königin – gewisse öffentliche Demütigungen in ein paar
(zeichnerisch vermutlich durchaus herausfordernden) Akten und einem
Nachhall“</b></span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><u>Unter
anderem treten auf:</u></span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Zauberlehrling</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Die
Königin</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Gustavo</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Nackte,
hungernde Kinder</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ein
Monster</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Jutta</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ein
uralter Mann</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Meger
Vohn</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Zwei
dicke Frauen</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ein
kleiner, dünner Mann</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Ein
Zierfischer</span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>Zweifelhaftes
Intro</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Es
war einmal in einem fernen Königreich eine Königin, die es
regierte, das Reich. Sie war großzügig und gutherzig und wurde von
allen geliebt; ihre Gefolgschaft war ihr treu und würde es immer
sein, daran bestand kein Zweifel. Sie war unermesslich reich, wie
Königinnen das nun mal sind, und trotz allem ließ sie es sich nicht
nehmen, jedes Jahr zu Weihnachten persönlich ihr Volk zu besuchen,
um ihm frohe Weihnachten zu wünschen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">So
auch in diesem Jahr, vor langer, langer Zeit, in einem fernen, fernen
Königreich …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>1.
Akt, O. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Im
Dorf, es ist früher Tag, der Morgen bricht gerade
aufmerksamkeitsheischend an und taucht die Szenerie in
orangeflüssiges Licht. Der Zierfischer baut seinen Stand auf, um den
Tag über Zierfische zu verkaufen (er blickt ein wenig mürrisch, die
Geschäfte laufen nicht so gut zurzeit). Der Zauberlehrling geht
leise und vollkommen aus dem Zusammenhang an ihm vorbei und murmelt.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING:
</i>Es war einmal in einem fernen Königreiche, gegen Mittag, an der
Eiche …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZIERFISCHER:
</i>Wie bitte?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>ZAUBERLEHRLING
(bleibt einen Moment stehen, hält inne, geht weiter): </i>Ach,
nichts …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Vorhang<i>.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>1.
Akt, I. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Wir
befinden uns im fernen, fernen Reich der Königin; im Folgenden
Fernizien genannt. Der Thronsaal prunkt mit der Robe der Königin um
die Wette, die Shakespearsche Halskrause war gerade in Mode gekommen.
Der Handlanger steht angestrengt vor der Königin aufrecht und kann
sich nur mit Mühe davon abhalten, sich müde die Stirn zu reiben,
während die Königin auf dem Thron sitzt und jede ihrer Trauben
einem eingehenden Casting unterzieht, ehe sie sie einzeln verspeist.</i></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN</i>:
Handlanger?!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Ja, o meine Königin?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Er
schmachtete sie gewohnheitsmäßig an. Nicht, dass der Handlanger
heimlich in die Königin verliebt gewesen wäre, nein, niemals, denn
erstens war er schüchtern und zweitens schwul wie die Nacht schwarz,
obgleich er der Königin eine gewisse Anziehungskraft nicht
absprechen konnte, wenn sie majestätisch ihr knöchernes Gestell
durch den königlichen Schlossgarten schob und dabei gelegentlich
königinnenhaft in ihr Taschentuch hüstelte. Nach ihrer Krönung,
als sie noch eine junge Königin und er ein junger, frischer
Handlanger voller Tatendrang gewesen war, gingen einige Zeit Gerüchte
um über ihn und ihre Majestät. Man erzählte sich, die oberste
Hofstaatsstabsführerin hätte sogar eine Wette mit dem zweitobersten
Hofstaatsstabkommandatenausbilder am Laufen gehabt, dem Gemunkel
zufolge hatten sie um ein königliches Springpferd und eine halbe
Gans gewettet - allerdings ist nie ans Licht gekommen, wer die Wette
denn nun gewonnen hatte, denn kurze Zeit darauf wurde der königliche
Springreitsport gestrichen und dem Hofstaat eine vegetarische Diät
verordnet. Tja, was soll man machen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN</i>:
Ich wünsche, dass mir morgen Abend der Graf von Nebenan und seine
reizende Familie Gesellschaft leisten zum Dinner. Oder noch besser
nur der Graf von Nebenan, ohne seine reizende Familie …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Eine
weitere, dunkle Geschichte aus dem Reich verwinkelter, herrschaftlicher Zwiespältigkeiten; der Handlanger seufzte.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Aber eure Majestät, morgen Abend ist doch …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN</i>:
WAS ist morgen Abend?! </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Sie
funkelte ihn an, ihm wurde flau im Magen. Eine Falte ihres Halses
kroch gemächlich über ihren spitzenbesetzten Stehkragen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Eure königliche Hoheit, morgen ist Weihnachten, und Ihr wisst, was
das bedeutet …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Sich
jetzt bloß nichts anmerken lassen. Er hasste es, sie jedes Jahr
daran erinnern zu müssen und hatte sich schon mehr als einmal
gefragt, weswegen er immer noch königlicher Handlanger war, warum er
es überhaupt geworden war. Er hätte damals die Ausbildung zum
Zierfischzüchter machen, oder gleich mit Gustavo nach Holland
auswandern sollen. Aber <i>nein</i>, sie waren geblieben, er war
Handlanger, Gustavo fühlte sich nach wie vor zur Frau berufen und
trat deswegen eher selten im mittelalterlichen, hofstätischen
Treiben auf, und sein Vater war mittlerweile tot, Herzinfarkt,
nachdem er Gustavo kennengelernt hatte und dieser ihm zur Begrüßung
kokett die Hand zum Handkuss hingehalten, danach höfisch geknickst
hatte und zart errötet war. Und das, wo er ihm so oft gesagt hatte,
er solle es nicht übertreiben; sein Vater war da etwas altmodisch.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Wie
dem auch sei, die Königin funkelte. Dann beruhigte sie sich.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>KÖNIGIN</i>:
Ach ja, Weihnachten … Haben sie meinem Hofstaat bereits Bescheid
gesagt?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Das
war auch so eine Sache. Er musste dem Hofstaat im Grunde nicht
Bescheid geben, die einzige Person innerhalb der Schlossmauern, die
Weihnachten vergaß, war die Königin selbst, und vielleicht noch der
Urgroßvater der ersten Schlossgrabenstehers, aber der war auch
hundertundsieben, der Urgroßvater, nicht der erste
Schlossgrabensteher, und hatte Alzheimer. Was zu dieser Zeit noch
eine unentdeckte Krankheit war, aber wen interessiert das schon; den
Urgroßvater des ersten Schlossgrabenstehers zumindest nicht, der
erfreute sich abgesehen davon nämlich bester Gesundheit und lernte
dabei noch jeden Tag neue Leute kennen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Nein, eure Majestät, aber das werde ich selbstredend auf der Stelle
nachholen, wenn ihr gestattet.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Die
Königin wedelte mit ihrer knöchernen Hand ein bisschen in der Luft
herum, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen, während
ihre Mimik beschloss, zu proben wie sie sich zu verhalten hätte,
sollte besagte lästige Fliege verschluckt werden. Der Handlanger
machte sich eiligst auf den Weg.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Die
Sache war nun also - der Teil, der es noch unangenehmer für den
Handlanger machte, als es ohnehin schon war, jedes Jahr aufs neue von
der Königin zur Schnecke gemacht zu werden, nur, um daraufhin wie
jedes Jahr am Weihnachtsabend nicht zuhause zu sein, wo er doch
wusste, wie sehr das Gustavo kränkte, kochte er doch jedes Mal,
letztes Jahr hatte er sogar Eierflip gemacht - die Sache war nun
also, der Hofstaat hasste es genauso wie er, am 24. Dezember von der
Königin eingespannt zu werden, um das Volk zu besuchen, für das
sich doch eigentlich weder der Hofstaat noch die Königin
interessierte. Aber wehe, der Handlanger würde sie in einem Jahr
<i>nicht</i> ans kommende Fest erinnern, er wäre seinen Job, und mit
ihm vermutlich auch seinen Kopf, schneller los als sich Gustavo in
eine seiner Designerroben werfen könnte, um zur Hinrichtung zu
erscheinen. Was zur Folge hatte, dass er zunächst alljährlich vor
der Königin schlecht dastand, weil er sie an unliebsame, wenn auch
selbst auferlegte, Pflichten erinnerte, nur um daraufhin vor dem
gesamtem Hofstaat schlecht dazustehen, der natürlich all seinen
Ärger an ihm abließ.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger fühlte sich miserabel.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><b>1.
Akt, II. Szene</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Der
Handlanger begibt sich auf den königlichen Verkündigungsbalkon,
Meger Vohn ihm dicht auf den Versen, der Mann mit der lautesten
Stimme der Welt; ein lautes Organ, ja, nur leider würde nie mehr aus
ihm werden als ein königliches Sprachrohr, war er doch
bedauerlicherweise dumm wie eine Sinkwanne.</i></span></span><sup><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i><a class="sdfootnoteanc" href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=9203906524540825117#sdfootnote1sym" name="sdfootnote1anc"><sup>1</sup></a></i></span></span></sup><span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Die
Sonne geht langsam unter, auf dem Platz unter dem Balkon tummelt sich
das mittelalterlich berobte Volk und handelt angeregt mit
Bierfässern, Giftpilzen und abgehackten Fingern. Ein Barde steht
etwas abseits und stimmt verzückt seine Laute, auf einer kleinen
Bühne finden letzte Proben statt. Im Hintergrund eine
Hexenverbrennung. Einige Statisten sollten mimisch Gestank
verdeutlichen, u.U. könnte ein ehemaliges Mitglied Monty Pythons
beiläufig am Bühnenrand eine Gans wiegen; aber nur, wenn es nicht
zu teuer ist. </i></span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger räusperte sich. Meger Vohn räusperte sich mit. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Hört, hört…</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>HÖRTHÖRT!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Ja, ganz so laut wird es wohl nicht …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>JA GANZ SO LAUT WIRD …</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Nein, verdammt, das sollen sie nicht wiederholen!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>NICHT?</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Nein. Also, nochmal.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger fasste sich kurz an die Nasenwuzel und sammelte sich.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Hört, hört!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Nichts.
Er warf Meger Vohn einen skeptischen Blick zu.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Hört, hört!!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Wieder
nichts.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Hören sie mal, Herr Vohn, können wir das jetzt bitte …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>HÖREN SIE MAL HERR VOHN …</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Nein, HERRGOTT, hören sie doch zu!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Meger
Vohn blickte schuldbewusst auf den polierten Boden des
königlichen Verkündigungsbalkons und nickte.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Gut, habe ich ihre volle Konzentration?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Meger
Vohn nickte erneut und biss sich auf die Unterlippe. Bitte
lieber Gott, mach, dass das bald vorbei ist. Der Handlanger war noch
nie gut darin, anderen Anweisungen zu geben.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Hört, hört!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>Hört, hört!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Aus
dem Publikum kamen erste genervte Rufe, sie würden ja zuhören, und
ob man jetzt bitte weitermachen könne, das Lustspiel finge gleich
an.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Die Königin lässt verkünden,</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>Die Königin lässt verkünden!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Dass am morgigen …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>Dass am morgigen!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger atmete tief durch. Nicht genug, dass er sich fühlte wie
eine schlechte Zirkusnummer mit Papagei, der Papagei war auch noch
schwer von Begriff.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Könnten sie <i>bitte</i> erst einen Satz abwarten, bevor sie mich
wiederholen?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>Natürlich!</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger atmete einmal tief ein und betont langsam wieder aus.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Dass am morgigen Abend, dem Weihnachtsabend …</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger wartete. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Herr Vohn?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: Ich habe keinen Punkt gehört. Das war <i>kein</i> ganzer
Satz.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Der
Handlanger war kurz davor, handgreiflich zu werden, hielt sich jedoch
eisern im Zaum. Als ob dieser Halbidiot die Interpunktion verstanden
hätte.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Würden sie bitte dennoch wiederholen, was ich gerade gesagt habe?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: Sehr wohl. Äh, könnten sie gerade vielleicht nochmal…?</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Es
war zum die Wände hochgehen. Wäre schon bekannt gewesen, dass
Aufregung extrem schlecht für den Blutdruck ist, hätte sich der
Handlanger jetzt wahrscheinlich Sorgen um seine Gesundheit gemacht.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Dass - am morgigen Abend. DEM. WEIH-nachts-abend!</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>DAS AM MORGIGEN ABEND DEM WEIHNACHTSABEND</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Sich um fünf Uhr eingefunden wird, um das Volk zu besuchen.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>MEGER
VOHN</i>: <b>SICH UM FÜNF UHR EINGEFUNDEN WIRD UM DAS VOLK ZU
BESUCHEN.</b></span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>HANDLANGER</i>:
Bitte bringt Mäntel und feste Schuhe, eventuell einen Esel oder wenn
ihr habt ein Pferd. Frohe Weihnachten.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<br /></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;">Damit
verließ der Handlanger das frustrierende Szenario, Meger Vohn hörte
er noch, als er seine Schlafgemächer erreicht hatte.</span></span></div>
<div style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i>Handlanger
ab, Meger Vohn verbleibt noch ein Weilchen auf der Bühne und erfreut
sich nutzloser Sinnlosigkeiten.</i></span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 200%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Times New Roman, serif;"><span style="font-size: 13pt;"><i><br /></i></span></span></div>
<div align="CENTER" style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div id="sdfootnote1">
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0.35cm;">
<a class="sdfootnotesym" href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=9203906524540825117#sdfootnote1anc" name="sdfootnote1sym">1</a> <span style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: 11pt; line-height: 100%;">Und
erfand 13 Jahre später, nachdem die Monarchie endgültig abgeschafft
und durch eine Diktatur ersetzt worden war und die Gänsezucht sowie
der Springreitsport wieder aufgenommen wurden, das Megafon und wurde
der reichste Mann der Welt. Und das, obwohl er seiner Zeit das
Studium abgebrochen hatte.</span></div>
</div>
<div id="sdfootnote1">
</div>
</div>
Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-85763613049185602912014-12-10T16:22:00.000+01:002014-12-10T21:19:39.197+01:00Apocalypse in an empty theatre<br />
Die Stimmen schweigen beharrlich und mit einer gewissen Penetranz in den Äther hinein. Irgendwie hat man gelernt, ihr Schweigen zu ignorieren und so zu tun, als wäre das Leben etwas ganz normales ohne sie, obwohl man natürlich weiß, dass es das nicht ist, dass es nicht normal ist, sein Leben in Uniräumen und Clubs zu verbringen, nicht, wenn man man selbst ist, nicht in diesem Dasein. Trotzdem funktioniert es momentan und es funktioniert ganz gut, auch wenn man spürt wie sie unruhig werden, die Stimmen, sie räuspern sich ein wenig nervös an guten, demonstrativ an weniger guten und einfach gar nicht mehr an schlechten Tagen. Let's face it, Schweigen ist scheiße, inneres wie äußeres; die Menschen müssen mehr kommunizieren, ob mit sich oder anderen sei jetzt mal dahin gestellt.<br />
Die emotionale Sinuskurve schwingt, steil und mit unangenehmen Spitzen oben und unten versehen, immer wieder an den stummen Stimmen vorbei, hoch und runter, mehr runter als hoch. Ab und zu nimmt sie dabei ein paar willkürlich aneinandergereihte Worte mit und wirft sie aufs virtuelle Papier, manchmal auch auf echtes, lang lebe das unkaputtbare Analogicum, die Analogue Humanities freuen sich. Trotzdem - irgendwann wird man von innen heraus zerspringen, als sei man mit Porzellan ausgekleidet gewesen, zurück bleibt eine Schale, zäh vom Wind, aber jederzeit bereit, in sich zusammenzufallen, zu implodieren und sich in Rauch aufzulösen, man <i>weiß </i>es. Vielleicht sollte man über eine Pause nachdenken. Aber Weihnachten kommt, diese durchtriebene Kollaboration der Geschenkpapier-, Buch-, hässliche Krawatten-, Schokoladen- und Bildungsindustrie. Perfide. Bis dahin: weiteratmen und Frauenzeitschriften meiden; im Zweifel für das Katzenvideo (honestly, we need all the warm and fuzzy happiness we can get. Desperately. Anyone offering [asked the vultures and stopped gnawing on the leathery, dead bones that used to be their souls while looking up; eyes too wide and bloodshot; nervously twitching eyelids, pinkish rims above blueish rings]?).<br />
<br />
Weitere Fakten, die zu beachten wären:<br />
1) The unicorn is not a unicorn. It's a donkey with a plunger stuck to its face.<br />
2) Ein voller Kühlschrank macht mich genauso nervös wie ein leerer.<br />
3)Everyone knows how to talk, and no one knows what to say.<br />
<br />
Im Folgenden lustige Anekdötchen zur Auflockerung und allgemeinen Erheiterung der Massen.<br />
<br />
<br />
<b>Anfang Dezember</b><br />
Kapitel 1, die Neunzehnte<br />
<br />
Man steht auf der Brücke über der Autobahn und sieht weißen und roten Lichtern beim Dasein zu. Pink Floyd untermalt den kleinen Ausflug mit einer Untertasse voller geheimer Dinge, an der man sich festhalten kann; an Geheimnistuerei und aufgesetztem Lächeln, man lebt aneinander vorbei, während keiner sagt, was er denkt, sondern stattdessen höflich zur Seite tritt;<i> nein, natürlich ist das in Ordnung, darfs auch noch die andere Wange sein und vielleicht eine Extrascheibe für die lieben Kleinen?</i><br />
Die Knie frieren von innen an der Strumpfhose fest. Wäre man obdachlos stünden die Chancen gut, in der Nacht draufzugehen. Ist man aber nicht. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, in der kosmischen Hackordnung nicht deutlich weiter oben zu stehen, man versucht es ja, aber irgendwas läuft da schief, mentale Obdachlosigkeit, vielleicht sollte man eine Petition starten oder wenigstens einen Häkelkurs belegen.<br />
Das neue Leben ist knapp zwei Monate alt und schläft nicht durch. Man ist sich noch nicht ganz sicher, wie sehr man es mag, oder ob überhaupt - das heißt, nein, man mag es, wie man Kinder wohl mag, wenn sie selbst gemacht sind, man ist ja quasi verpflichtet. Und im Grunde wollte man das ja alles auch, nur manchmal ist es anders als man dachte. Trotzdem macht man weiter und irgendwie beugt man sogar der Instantdepression vor, meistens, die sich alle zulegen, die sich keine aus ganzen Bohnen leisten können. Im Großen und Ganzen aber ist es schon okay, man hält sich über Wasser, und das neue Leben wird ja auch irgendwann älter; zurzeit scheißt es noch recht viel und auch gerne an der Windel vorbei. Über kurz oder lang aber sollte sich das ändern, das Zahnfleisch ist ja auch eher schlechtes Gehwerkzeug, das wussten wir aber auch schon vorher. Also schieben wir Literatur zwischen uns und die Welt, um nicht daran verrückt zu werden (der Welt, that is) und das Man zwischen das Ich und den Text, um nicht über sich selbst zu sprechen (was man natürlich doch tut, wen wollen wir hier eigentlich verarschen). So richtig davon ablenken, dass man den Eindruck hat, auf der Stelle zu treten, kann das aber auch nicht. Stellt sich nur die Frage: hat man nur den Eindruck, oder ist dem wirklich so? Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Was man weiß, ist dass sich die Einstellung stetig ändert und einen damit vermutlich recht effektiv daran hindert, Klarheit über irgendwas zu bekommen, seis jetzt Leben oder Studieren oder der übrige Mist, was bleibt da noch, weiß man auch nicht, irgendwas wirds schon sein, hofft man. Auch wenn man merkt, dass man eigentlich nichts anderes macht. "Leben" ist ja auch ein recht weit gefasster Begriff, das muss man schon zugeben, doch.<br />
Vielleicht sollte man einfach aufhören, nachzudenken. Gelegentlich sortiert man die angesammelten Zettelwerke der vergangenen Jahre aus und findet immer wieder folgendes: a) Entscheidungsbäume. Und b) Erinnerungen an rare, klare Momente. Kürzlich unter besagter Rubrik gefunden: Don't think. Just DO.<br />
Gesagt, nicht getan. Man ist sich vage darüber bewusst, dass sich nicht viel am Gesamtzustand ändern wird, wenn man jetzt sein Leben nimmt und über den Haufen wirft. Haben wir schon circa acht Mal getan, hat uns nie zum Menschen des Jahres gemacht. Sollte unterlassen werden. Sagt man jetzt.<br />
Wäre doch aber so nett, sagt man dann morgen.<br />
Oder vielleicht lieber doch nicht?, übermorgen.<br />
Im Grunde ist es ja eigentlich ganz in Ordnung so wie es gerade ist. Letztendlich wird man nie das richtige finden, das perfekte. Und das weiß man eigentlich auch. Das sagt sogar die Literaturwissenschaft (na, <i>dann </i>...).<br />
Aber, aber! ruft das kleine Männchen im Hinterkopf und springt mit Anlauf und Elan mit den Füßen auf den Boden, stampft quasi stereo, und fuchtelt mit den Armen. Jajaja, sagt man und winkt ab. Irgendwie ist man über die Jahre zu müde geworden, um noch auf das Männchen zu hören, den Gnom, der nur darauf wartet, mal wieder so richtig einen drauf zu machen, wenn man gerade nicht hinschaut. Bevors uns noch zu wohl wird hier. Irgendwie hat man sich wohl doch entwickelt, auch wenn man es aus dem Moment heraus vielleicht nicht sehen kann (oder will). Es könnte ja doch durchaus sein, dass man ein, zwei Dinge richtig gemacht hat in seinem Leben. Die Masse der Dinge, die diesen zwei gegenüber stehen, wirkt aber immer noch so anheimelnd wie die Sohle des Wanderstiefels von unten auf die Ameisenkarawane wirken dürfte, man fühlt sich irgendwie fad und zäh wie alter Kaugummi. <i>Du hast doch noch das ganze Leben vor dir! </i>orakelt Omma demgegenüber und man ist sich nicht ganz sicher, ob man lachen oder weinen soll deswegen, und entscheidet sich dafür, beides gleichzeitig zu tun, leichte Schräglage zur Hysterie, was soll man da nur machen [Umziehen! Umziehen! kreischt das Männchen. Wir schweigen und nehmen einen wohl überlegten Schluck Wein.].<br />
Vielleicht sollte man einfach ins Bett gehen. Oder mehr Wein trinken. Oder beides. Vielleicht sollte man sich nachts nicht auf Brücken stellen und dabei Pink Floyd hören (hey, sie lag auf dem <i>Weg</i>, ja). Vielleicht sollte man einfach mal aufhören, so viel nachzudenken, und einfach machen. Vielleicht kommen wir dann ja irgendwann wirklich zu Kapitel zwei.<br />
<br />
<br />
<b>Immer noch Anfang Dezember, später.</b><br />
Mäandernde Gedanken running rampant.<br />
Auch nachts sind Schäfchenwolken am Himmel, nur dunkler<br />
<br />
Spätestens wenn man merkt, dass man sich selbst nicht mehr mag manchmal sollte man vielleicht mal über Reklamation nachdenken. Oder, Renovierung -<br />
<br />
Glück ist, wenn man morgens aufsteht und weiß, warum.<br />
Glück ist, wenn man morgens gar nicht erst aufstehen muss.<br />
Glück ist, wenn man zu spät an den Bahnhof kommt und merkt, dass der Zug auch Verspätung hat.<br />
Glück ist eine Flasche Rotwein.<br />
Glück ist ein lieber Mensch, der tatsächlich freiwillig seine Zeit mit einem teilt und das, obwohl er bereits gemerkt hat, was für ein hoffnungsloser Weirdo man ist.<br />
Glück ist, ein Dach über dem Kopf und genug Geld zum leben zu haben.<br />
Glück ist -<br />
zu merken, was für ein Glück wir eigentlich haben, diesen Mist hier lesen zu können, diesen Mist schreiben zu können, die Zeit zu haben, uns mit Unwichtigkeiten wie Blogs zu beschäftigen.<br />
<br />
Glück ist der richtige Film zur richtigen Zeit, die richtige Musik im rechten Moment; Glück ist jetzt, ob ich es glaube oder nicht.<br />
Glück ist, Dinge wieder tun zu können, die man bereits abgehakt hatte. Glück ist, jemanden zu finden, der mit einem weglaufen würde, um den Rest zu vergessen, nur nicht bleiben, gehen, ohne zu sagen, warum -<br />
<br />
Glück ist - jetzt. Mehr als sonst, mehr als zuvor. Auch wenn man es nicht merkt, nicht wahrhaben kann oder will, nicht sieht, schmeckt oder riecht - hier, das ist Glück. When the lucky break hits it's like being Cinderella and hopefully midnight doesn't come.<br />
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Glück ist glauben ans Warum. Glück ist eine durchwachte Nacht in der Großstadt. Glück ist der Sonnenaufgang, der darauf folgt. Glück ist das Meer und der Verkehr, der an der Ampel steht, die Musik, die durch die Nachtluft hallt, Glück ist, ganz vorne an der Theke zu stehen und Glück sind Freunde, die einen auffangen, wenn das zu oft vorkam in einer Nacht. Glück ist der seltene Vogel, der sich auf deiner Schulter niederlässt, ein paar Takte in dein Ohr singt und weiterfliegt - Glück ist weglaufen und ankommen und wieder weiter gehen. Glück ist die Suche und nochmals die Suche; und wenn ich jemals behaupte, gefunden, <i>gefunden, </i>zu haben, dann schlagt mich, schlagt mich weich wie Kompott, denn niemand findet, niemand weiß - Glück ist die Unwissenheit und der Zweifel und die Aussicht auf mehr, mehr Leben, mehr Menschen, mehr Welt; denn nichts wenn nicht das spornt uns an, weiterzumachen.<br />
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Glück ist JETZT; Glück ist immer irgendwo, irgendwie. Nur meistens sieht man es nicht.<br />
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Die Sinuskurve. Vereinzelte Blätter hängen noch stoisch am Zweig und wehren sich aufmüpfig gegen das Fallen, sieben Stockwerke, wer kanns ihnen verübeln. Das Geschrei auf dem Fussballfeld ist abgeebbt, vielleicht kommen sie später wieder. Alles wird ganz leise und der Tee wird kalt.<br />
Und ob ihrs glaubt oder nicht, die Dämonen, die an meinem Fenster kleben, wollen auch nur leben.<br />
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*salutes.<br />
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-51928007417514723832014-10-14T15:23:00.000+02:002014-10-14T15:38:28.344+02:00Der Elfenbeinturm<br />
Ich war mir ja immer bewusst darüber, dass in Tübingen ein besonderes Klima herrscht. Der raue Wind der breit schwäbisch giftenden Ökonazis, das nervenzehrende Geholper schmaler Fahrradreifen auf innenstädtischem Kopfsteinpflaster, die anstrengende Flut von Bioläden, die ganzen Kinder, das elitäre Gehabe des akademisch gebildeten Bürgertums, mit seinen Passivhäusern und Solarzellen auf dem Dach - ja, im Süden herrschen Verhältnisse, wie man sie sonst nicht kennt. In meinem Denken passte das Ganze am ehesten in die Rubrik 'hübsch, aber langweilig' und trieb mich bestenfalls in eine Richtung: weg.<br />
Dann kam der Moment, in dem 'weg' tatsächlich Realität wurde und ich zog ein Stück nach Norden und Westen. Sagen wir, der Praktikabiliät halber, und weils so schön klingt, ich zog in den Wilden Westen, und hier bin ich nun, im Ruhrpott, Isa allein auf weiter Flur. Das heißt, allein mit den anderen 5,1 Millionen Menschen, die sich hier die Zeit mit Leben vertreiben und dabei gelegentlich ein Bier trinken gehen. Also nicht völlig allein. Eigentlich weit weniger allein als im mit Kernseife bioweich gespülten Tübingen, dessen Stadtkern gut auf den Vorplatz des Berliner Hauptbahnhofs passen würde, mit Luft an den Rändern. Und das ist auch gut so -'alle Wege führen nach Rom' kann in Tübingen ohne Probleme zu 'alle Wege führen auf die Wilhelmstraße' abgewandelt werden und wäre damit zu 100% richtiger als das ursprüngliche Sprichwort. Hand in Hand mit den geographischen Finessen dieses adretten, grünen Örtchens gehen aber auch die Einwohnerzahlen: die Gesamtzahl aller Tübingen entspricht nicht einmal zwei Prozent der Einwohner oben genannter Agglomeration, in der ich nun meine Zelte aufgeschlagen und die Kamele zum tränken an den Teich geführt habe. Was sagt uns das jetzt? Zum einen, dass man hier wohl nicht mehr abends in der Kneipe den amtierenden Oberbürgermeister treffen wird, der einem mit Lächeln im Gesicht und Muse für seine Arbeit und sein Städtchen im Kopf ein Kondom in die Hand drückt, das offensichtlich eigens zu diesem Zwecke gefertigt, verpackt und bedruckt worden ist (Wahlkampf, Freunde, Wahlkampf. Ich habe nicht mein Metier gewechselt. Zumal ich in diesem speziellen Beruf in Tübingen mit größter Wahrscheinlichkeit ohnehin arbeitslos gewesen wäre). Zudem, dass ich scheinbar eine Obsession mit möglichst großen Ansammlungen wohnender Menschen habe, ungeachtet dessen, was sich daraus so ergibt.<br />
... Ungeachtet dessen, wirklich, Isa?<br />
Fakt ist, seit einer Woche fühle ich mich ein bisschen wie Marshall Eriksen, kurz nach seinem Umzug aus dem beschaulichen Middletown, Connecticut nach New York City. Zugegeben, richtig Manhattan ist Essen nicht. Nichtmal mit viel gutem Willen, und das behaupte ich jetzt einfach mal, ohne je in Manhattan gewesen zu sein (dafür mit viel Passivwissen aus diversen TV-Shows ...). Trotzdem steht man, als jahrelanger Tübinger, auf einmal da und sieht sich mit der ganzen Überforderung konfrontiert, die das Jonglieren von Bussen, S-Bahnen und U-Bahnen mit sich bringt. Man zieht es nach einigen Tagen ernsthaft in Erwägung, dem Gott <i>Google Maps</i> einen Schrein zu errichten und ihm täglich zu huldigen, damit er einen ja nie im Stich lasse, was effektiv einem Todesurteil durch Verdursten in der nicht zu navigierenden Betonödnis der endlosen, aneinanderklebenden Städte dieses unseren Potts gleichkäme. Ein wenig ausgeufert, das Ganze. Kurzum, man fühlt sich wie ein Landei in der Großstadt, und wenn man ehrlich zu sich ist, dann ist man das in diesem Moment auch. Ob du vorher in München oder Wien gelebt hast interessiert nicht. Bombay, Dublin? Vergessen. Was zählt, ist dass die Fahrradwege spärlich, die Strecken weit und die Menschen irgendwie ... rau sind.<br />
Raus aus dem Elfenbeiturm also und rein in U-Bahn-Schächte, in denen sich Halbbetrunkene anpöbeln und auf ihrem Weg zur völligen Betrunkenheit gegenseitig an die hundeurincharmanten Kachelwände schubsen, nachmittags um zwei. Rein in eine Innenstadt voller Punks, ein Phänomen, das man in seiner rundum versorgten und behüteten Zeit im wohligen Land des Bioterrors beinahe vergessen hatte. Und rein in eine Stadt, in der man sich nachts auf dem Nachhauseweg wieder Gedanken darüber macht, ob es wirklich ratsam ist, bestimmte Straßen alleine zu durchqueren.<br />
Wir sehen also, es ist nicht mehr weit, bis ich meinen Marshall-Knüppel auspacke und mit gehetztem Blick um die Häuserecken schleiche (für alle, die es immer noch nicht zuordnen können: How I Met Your Mother, series 4, episode 2). Ob ich dabei den best burger in Essen ausfindig mache sei jetzt mal dahingestellt. Was sich mir jedoch aufdrängt (und da schließt sich der Kreis zu unseren New Yorker TV companieros) ist, dass ich, Burger hin oder her, vermutlich in ein paar Monaten über mich selbst lachen werde. Ein paar Assis am Bahnhof, Punks in der Fuzo, nächtliches Unwohlsein auf dem Heimweg, gibts eigentlich was Normaleres auf der Welt? Ist nicht irgendwie die kopfsteingepflasterte und strategisch begrünte Sicherheitszone Tübingen das viel Abnormere in unserem Vergleich hier?<br />
Vermutlich schon. Glaubt man einschlägigen Zeitungen ist Tübingen die grünste Stadt Deutschlands. Ökologisch korrekt und Assi-bereinigt wird sie in ihrem in Recyclewatte gepackten Spießbürgertum untergehen und mit größter Wahrscheinlichkeit noch nicht mal den Anstand haben, sich dafür zu schämen. Und im Grunde, warum auch? Tübingen ist ein Unikum, sehr schön und sehr selten, und wer sich darin wohl fühlt, der hat den Jackpot gezogen auf den beschaulichen Wegchen entlang des Neckars, mit all seinen bunten Fachwerkhäusern, die sich in Jahren auf ihren ziegelgedeckten Buckeln wohl mit Yoda selbst messen können. Und wers nicht tut - der zieht eben weg und verfasst hinterher Texte, deren Sinn und Zweck nicht nur dem geneigten Leser an dieser Stelle ein wenig verschleiert erscheinen. Ich wollte doch raus, ich wollte doch in die Großstadt; <i>vermisse </i>ich diesen obskuren heile-Welt-Flecken Erde etwa?<br />
Vermutlich - jain. Ich vermisse die Möglichkeit, alles in fünfzehn Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Und ich vermisse die ganzen Orte, die man zu seinen eigenen gemacht hat über die Jahre, die Bücherei (jaja, steinigt mich), den Bäcker, bei dem man sich so oft seinen Kaffee gekauft hat, dass man das Geld schon immer passend hatte. Ich vermisse meine Uni, an der ich mich im Dunkeln <i>und </i>mit geschlossenen Augen zurecht gefunden hätte. Ich vermisse nicht, hingegen - den miefigen Kleinstadtflair, der mit hübscher Bepflanzung, netten Radwegchen und einer Kinderinvasion, als gäbe es kein demographisches Problem, kommt. Ich vermisse nicht die Tatsache, dass es selbst ich in Tübingen am Ende nicht mehr geschafft habe, mich zu verlaufen. Ich vermisse nicht, dass Tübingen hübsch ist, aber beschränkt, dass man nach Stuttgart fahren muss, um sich einen Film auf Englisch anzuschauen, dass die elitären Bildungsbürger zwar gebildet sein mögen, aber trotzdem nicht wirklich über ihren Tellerrand zu schauen scheinen.<br />
Ich könnte die Liste jetzt wahrscheinlich noch ewig so weiterführen. Fakt ist - Tübingen ist schön, hier ist es anders. Endgültige Qualitätsurteile über Dinge, deren Beurteilung auf subjektiver Empfindung basieren abzugeben ist wohl ohnehin Schwachsinn. Was ich weiß ist, dass mich das Donnern der einfahrenden U-Bahn glücklich macht. Dass mich der riesige Campus glücklich macht. Dass ich mich durchaus mit dem Gott <i>Google Maps</i> arrangieren könnte, obgleich ich weiß, dass eben jener in ein paar Monaten auch ausgedient haben wird. Und und und. Wieder eine endlose Liste. Abschließen lässt sich das Ganze jetzt wohl nur mit der so völlig unkontroversen Akzeptanz, die man sich wahrscheinlich irgendwann aneignen sollte, wenn man dazu neigt, regelmäßig seinen Wohnort zu wechseln: jeder nach seiner Facon, und die Definition von 'Elfenbeinturm' ist wohl auch eher individuelle Angelegenheit. Am ehesten ists wohl einfach überall schön, wenn man es sich schön macht - freie Werbekondome hin oder her. Der Wahlkampf ist ja auch irgendwann mal vorbei.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-63701602087795931362014-10-07T22:34:00.000+02:002014-10-07T22:34:29.770+02:00Erste Male (oder: Letzte Male II)<div class="MsoNormal">
[Ich verspreche hoch und heilig, irgendwann auch mal wieder über was anderes zu schreiben]<br />
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Der erste Abend allein in der neuen Wohnung und wir üben uns im meditativen Kistenauspacken bei Handylicht. Die Sicherungen scheinen den gleichzeitigen Anschlag von Wasserkocher und Netzteil nicht verkraftet zu haben und haben sich verabschiedet, der Sicherungskasten ist selbstredend unauffindbar; zudem regnet es (nein, das Dach ist dicht). Der Einstand in der neuen Stadt scheint also ein ganz großer zu werden – duschen wird aus Beleuchtungsgründen im wahrsten Sinne des Wortes vertagt, die drei noch funktionstüchtigen Steckdosen in der Küche müssen ökonomisch eingesetzt werden, jede Bewegung vervielfältigt sich im Hall der leeren Wände. Man kennt niemanden in der Stadt. Die Leute reden mit komischem Dialekt und man fühlt sich fremd, ohne Ortskenntnis, ohne Zuflüchte, ohne Freunde, die abends mit einem am Küchentisch sitzen und einem sagen <i>ist doch gar nicht so schlimm.<o:p></o:p></i></div>
<div class="MsoNormal">
Es wäre so leicht, zu verzweifeln. Sich hinzusetzen, im dunklen Bad auf den Boden, und zu heulen, verwischte Mascara sieht ohnehin keiner, erstens gibt es kein Licht; zweitens ist keiner da. So leicht.</div>
<div class="MsoNormal">
Weggehen ist schrecklich schön. Erschreckend beängstigend und wunderbar. Das wusste schon Hesse, auch wenn wir das totgeleierte Gedicht jetzt nicht zur Rate ziehen werden. Trotzdem hat er recht. Wir bewegen uns voran und wandeln uns kontinuierlich; manch einer tut das, indem er sich physisch bewegt, seine Habseligkeiten in alte, marode gewordene Kisten sperrt und hunderte von Kilometer durchs Land karrt, andere brauchen den eigentlichen Weg nicht und gehen ihn im Kopf. Beides kann einen vermutlich an den Rand der Verzweiflung bringen, darüber hinaus und hinein in den nächsten Abschnitt, und beides sollte man vermutlich nicht alleine machen.</div>
<div class="MsoNormal">
Und trotzdem sitze ich hier alleine in meiner Wohnung und höre mir selbst beim Tippen zu. Das Auspacken hat man aufgegeben zugunsten von Keksen; man beobachtet den Mond, derselbe wie immer, der, den man schon vor zwei, vor fünf, vor zehn Jahren angeschaut hat. Dessen Gesicht einem immer mehr wie ein Schrei als ein Lachen vorkommt, auch wenn man sich jede erdenkliche Mühe gibt, zu tun als wäre es anders. Mit dem man in langen Nächten geredet hat, <i>hallo, Mond, da oben. Wäre schön, wenn mir jemand zuhört</i>.</div>
<div class="MsoNormal">
Was also hält einen davon ab, sich vor dem Klo in die Hocke zu lassen und sich selbst zu bedauern, sich zu fragen, warum um alles in der Welt man seinen sicheren, nestwarmen Hafen zurückgelassen hat im Tausch gegen eine große, graue, fremde Stadt? Die Kekse sind es nicht (zumindest nicht nur). Der Mond hat auch noch nie geantwortet, auch wenn man ihn noch so lang und vorwurfsvoll anstarrt. </div>
<div class="MsoNormal">
Ich glaube, es sind gerade Abende wie heute. Genau das, was einen verzweifeln lassen kann, kann einen auch retten. Weggehen ist schrecklich, aber es ist auch schön – und dunkle Nächte in hallenden Wohnungen sind genau dasselbe. Nie fühlte sich das Leben mehr nach Verlust und Versprechen, nach absoluter Einsamkeit und unendlichen Möglichkeiten an wie an dieser Schwelle zwischen alt und neu. Nie sind die Nerven so gespannt wie in den Momenten, in denen man alleine aus einem Flugzeug steigt, fünftausend Kilometer von zuhause, bewaffnet nur mit einem zehn Kilo Rucksack. Nie ist man so verzweifelt wie in den Zeiten, in denen man niemanden bei sich hat, auf den man sich verlassen kann – und gleichzeitig ist man nie so stark und so offen für neue Menschen. Nie fühlt man sich so fremd so und zuhause gleichzeitig wie ein einem neuen Zimmer mit kahlen Wänden, vor denen sich die alten Kisten mit denselben Büchern wie vor fünf Jahren stapeln, während der Mond, rund und unveränderlich, durchs Fenster scheint und einen daran erinnert, dass es nicht vorbei ist; es fängt gerade erst an.</div>
<div class="MsoNormal">
Ich sitze jetzt hier und tippe anstatt heulend auf dem Boden zu hocken, weil mein Handy mich seit Tagen daran erinnert, dass ich über unsere letzte WG Party schreiben wollte. Dass ich davon schreiben wollte, wie sehr letzte Male mir an die Nerven gehen, wie leicht ich komplett die Kontrolle verliere beim simplen Gedanken daran, dass ich etwas zum <i>letzten Mal</i> tue. Und wie sehr ich genau diese Situationen trotzdem immer wieder suche, wie sehr ich mich dafür verfluche, und wie sehr ich letztendlich darin aufgehe, neu zu beginnen. Wie melancholisch-schön letzte Male, und wie beängstigend-schön erste Male sind. Wie sehr ich meine Vergangenheit jetzt schon vermisse und wie sehr ich mich auf meine Zukunft freue – und wie sehr ich eigentlich gewillt bin, beides zu vereinen.</div>
<div class="MsoNormal">
Wer sagt mir, dass letzte Male letzte Male sind? Erste Male vergehen schnell, aus ihnen werden zweite und dritte, siebte und hunderte Male, und dann werden sie zu letzten Malen. Aber warum? Warum sollen die Dinge, die einem im Hals stecken bleiben, wenn man sie plötzlich ein letztes Mal tut, wirklich nie wieder kommen? Die Sachen, die einem runtergehen wie sonst auch, die man schluckt, vergisst und ausscheidet und erst Jahre später merkt, sie nie wieder gesehen zu haben, die waren es nicht wert, vermisst zu werden. Die, die einem kantig in der Kehle kratzen und schwer im Magen liegen, das sind die Dinge, an denen man sich aufhalten kann, und die man versuchen soll, am Rockzipfel zu erwischen, sie bei sich zu halten, und sei es noch so locker. Letzte Male, die es wert sind, sind nicht das Ende, sie sind der Anfang; dieselben Spieler, andere Regeln.</div>
<div class="MsoNormal">
Alles Neue wird irgendwann alt. Das Gute bleibt, das weniger Gute kommt auf den Sperrmüll. Aber aus den Momenten, Ideen, Menschen, die wir behalten, und dem, was im ständigen Wandel immer neu dazukommt, daraus machen wir uns selbst. Aus all den WG Parties, die wir gegeben haben, aus all den Menschen, die wir in der Ferne aufgesammelt und für gut befunden haben, aus all den zurückgelassenen Hausschlüsseln, den leeren Zimmern, die hinter uns liegen und denen, in die wir gerade erst einziehen. Wir sammeln Einzelteile ein und setzen sie zusammen, und alle sind zu irgendetwas gut, auch die lichtlosen Nächte in neuen Wohnungen. Auch die nagende Frage, warum man gegangen ist. Warum man eigentlich immer wieder alles über den Haufen wirft.</div>
<div class="MsoNormal">
Weil letzte Male kein Ende sind, sondern ein Anfang, deswegen.</div>
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Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-37104303452540693222014-10-01T11:19:00.001+02:002014-10-01T19:42:32.829+02:00Letzte Male<br />
Und wieder hat man sich zwei Monate in Schweigen gehüllt.<br />
Die letzten acht Wochen waren das emotionale Äquivalent einer Bergetappe während der Tour de France, es geht bergauf und wieder bergab, und wieder bergauf ... und irgendwann brennen die Muskeln und man ist sehr versucht, einfach abzusteigen und sich an den Straßenrand zu setzen, aber jedes Mal, wenn man kurz davor ist, schreit einen sein kleiner, interner Udo Bölts an, "Quäl dich, du Sau!" und man quält sich und macht weiter, so wie Jan Ullrich auch weitergemacht hat. Natürlich wissen wir inzwischen, dass der gute Ulle gedopt war und Udo ganz genauso, aber das schweigen wir staubig und kehren es unter den Teppich, sonst kommen wir ja nie ans Ziel. Stattdessen: quäl dich, du Sau. Dann gewinnste auch die Tour.<br />
In jedem Fall. Das Quälen ist inzwischen vorbei, die Thesis ist abgegeben (ja, das <i>war </i>das Stichwort, aufzustehen und in frenetische Standing Ovations zu verfallen), der Job und sonstige Unannehmlichkeiten auch. Tatsächlich ist man gerade für eine Woche einfach nur frei. Und da das den unumstößlichen Gesetzen des Universums zu entsprechen scheint, verfällt man, sobald der Kopf nicht mehr mit dringlicherem Beschäftigt ist, in seinen Grübelmodus und grübelt seine frischegefangene Freiheit tot, wo kämen wir denn da auch hin. Man grübelt, ob es die richtige Entscheidung war, zum Master 500 Km weit weg zu ziehen. Man grübelt, warum einem am Telefon mit den eigenen Eltern zunehmend schneller der Gesprächsstoff ausgeht. Man grübelt, ob in Kinderschokolade Gluten enthalten ist, ob der Sommer jetzt endgültig vorbei ist, ob man Freunde je wieder sieht und ob man nicht vielleicht schon mal wieder in den Startlöchern zum nächsten Sprint weg von sich selbst und seinem Leben ist, denn ja! Am anderen Ende der 500 Km Sprintstrecke ist man natürlich jemand anderes, jemand, der keine Kinderschokolade zum Frühstück isst (und sich nebenher Gedanken über besagten Glutengehalt macht), der sich nicht im Zweijahresrhythmus die Haare schneidet, obwohl man <i>sehr gut</i> weiß, dass man es nach spätestens einer Woche bereuen wird; jemand, der alles in allem einfach weniger man selbst und mehr eine optimierte Version davon ist. Und da individuelle Optimierungsprozesse natürlich, wie jeder weiß, durch Kisten packen und weit weg ziehen in die Wege geleitet werden, macht es selbstredend auch total viel Sinn, nach Jahren, die einen eigentlich eines Besseren belehrt haben sollten, wieder in alte Muster zu verfallen und ... umzuziehen.<br />
Und nicht mal eine Woche vor dem großen Happening sitzt man dann also an seinem Schreibtisch und fragt sich, was zur Hölle man da eigentlich tut. Ist man nicht eigentlich ganz zufrieden gerade mit dem Stand der Dinge? Hätte man sich nicht auch einen adäquaten Master weniger weit weg suchen können? Gibt es nicht eigentlich auch hier größere Städte, in die man stattdessen hätte ziehen können, wenn man es schon nicht mehr in seinem besseren Dörfchen aushält, in dem man die letzten drei Jahre zugebracht hat? Ja und ja und ja (und ja?). Trotzdem tut mans. Und eigentlich ist es jetzt auch zu spät, sich darüber noch Gedanken zu machen.<br />
Manchmal fragt man sich, ob man jemals aufhören wird, sich selbst im Weg zu stehen. Ob man sich irgendwann mit dem Konzept des Glücklichseins wird arrangieren können, ohne, sobald man merkt, dass es einem gut geht, sich schnell irgendeine Lebenskrise aus der Nase zu ziehen, um diesen zugegeben doch irgendwie bedrohlichen Zustand schnellstmöglich zu torpedieren. Glücklich kann ich nicht. Thanks for the tragedy, I need it for my art. Eigentlich wollte ich Kurt Cobain nicht zitieren, fühlt sich so teenage self-hatred an. Ah, what are you gonna do.<br />
Ernüchternde Tatsache nun aber: tragedy hilft meiner art einfach null weiter. Die persönlichen Tragödien und kleineren und größeren Dramen machen mich extrem unproduktiv. Da ich aber unter unheilbarem Produktivitätszwang leide, vergrößert sich das Drama durch die Unproduktivität nur noch und dadurch wiederum ... wir sehen, hier handelt es sich um hervorragendes doom loop material. Viele Wege rein, keiner mehr raus. Heimtückisch.<br />
Andererseits wiederum - <i>wäre </i>man denn zufriedener gewesen, wenn man alles, worüber man hier so schön theoretisch (keine Gefahr in wilden Hypothesen) philosophiert auch gemacht hätte? Wäre ich jetzt in irgendeiner anderen Situation, wenn ich nicht weggehen würde, wenn ich weniger weit weg gehen würde, wenn ich mich einfach mal nicht am glücklich sein hindern würde?<br />
Wäre man denn wirklich glücklicher, wenn wieder alles anders wäre?<br />
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass bei der Überlegung dieselben Prinzipien am laufen sind wie bei denen, die mich immer wieder umziehen lassen: wenn alles anders wäre, dann wäre alles besser. Wenn ich meinen Status quo radikal über den Haufen werfe, wird alles gut. Dann wird das zu gruslig, nimmt zu echte Züge an, und eine neue Lösung muss her. Wenn ich meine Entscheidung, meinen Status quo radikal über den Haufen zu werfen, revidiere, wieder alles anders mache, dann wird wirklich alles gut, ganz sicher [aufatmen, nochmal Glück gehabt]. Dass ich damit zurück auf Null bin und faktisch nichts geändert habe, wird ignoriert, man verwirre mich nicht mit Fakten! Ich will in meinem emotionalen Sumpf bleiben und mich selbst bedauern, armes Kind, armes Kind, was ham dir die Leute nur anjetan. Tja, nichts, eigentlich, in der Regel nehme ich das selbst in die Hand, aber wie gesagt: nicht so viel Realität, bitte, mir ging es gerade gut.<br />
Was schließen wir daraus (gut, was schließe ich daraus, ja. Die Tatsache, dass ich ein narzisstischer Selbstreflektierer bin heißt ja nicht, dass ihr da mitziehen müsst ...)? Wir schließen, dass es irgendwie aussichtslos ist. Oder, dass die Wege aus meinem Kreisel, in dem ich mich zu drehen scheine, andere sein müssen als die, die ich in der Regel in Betracht ziehe. Bleibt nur die Frage, welche das dann wären, denn allem Anschein nach bin ich da ja nicht so gut informiert. Vielleicht sollte man aber wirklich am Kernpunkt ansetzen: man geht, obwohl man bleiben will, aber trotzdem gehen will, weil einen im Grunde beide Möglichkeiten verrückt machen. Man versucht, seine Brücken hinter sich abzufackeln und baut gleichzeitig neue, um ja keinen Erfolg zu haben mit dem Unterfangen Brückentod. Man hat Angst, verlassen zu werden - deswegen geht man, ehe es die anderen tun können.<br />
Aha.<br />
Was aber, wenn die anderen das gar nicht wollen? Wenn eigentlich im Grunde niemand die Absicht hatte, einen alleine zu lassen? Was dann, hm?<br />
Dann müsste man sich tatsächlich mit der Idee des Bleibens auseinandersetzen. Müsste den fiesen Tatsachen ins Augen sehen, die da heißen <i>keiner will dir etwas Böses </i>(wir gehen jetzt mal davon aus, dass keine religiösen Fundamentalisten mitlesen, die den Sprengstoffgürtel schon akkurat umgeschnallt haben und nur darauf warten, sich in Kürze vor meiner oder eurer Haustür in die Luft zu jagen). Keiner will dir den Lutscher vor die Nase halten und dann ätsch-bätsch sagen und ihn wieder weg ziehen, kaum dass man den Glutengehalt von Lutschern gecheckt und dann die informierte Entscheidung für das Lutschercraving getroffen hat. In der Regel, zumindest. Sollte man meinen.<br />
Trotzdem ist es nun aber so, dass man geht. Man weiß auch nicht, ob man wirklich bleiben wollte, oder ob momentan nur die Panik aus einem spricht, und einem Ideen in den Kopf setzt, deren Sinnhaftigkeit man noch nicht voll durchschaut hat. Und selbst wenn es so wäre, wenn man eigentlich bleiben sollte - man kann ja wieder kommen. Und tatsächlich sind eigentlich auch 500 Km nicht so weit, relativ betrachtet. Und würde man nicht gehen, man könnte viele Dinge nicht so schätzen, wie man es tut, eben weil man geht. Das Weggehen, das am persönlichen Horizont hängt wie die klischeehaft metaphorischen Gewitterwolken, lässt einen viele Dinge in einem anderen Licht sehen (auch wie die klischeehaft metaphorischen Gewitterwolken ...). Das Vorzeichen "letztes Mal" macht vieles anders, ein bisschen melancholisch, aber gut melancholisch. Man weiß, was man hat, wenn man merkt: das wars jetzt. Das war das letzte Mal, und eigentlich ist es auch ein bisschen schade. Bei anderen Dingen ist es mehr als ein bisschen schade, bei manchen ist es traurig. Aber dann kann man sich ja wieder vor Augen führen, dass einem keiner den Lutscher wegnimmt, nur weil man umgezogen ist, man nicht als Aussätziger geächtet wird, nur, weil man in einem anderen Bundesland lebt. Und dass es verdammt nochmal Züge gibt, die einen von einem Ort an den anderen bringen, und wenn sie dafür 500 Km fahren müssen. Dass man nicht immer vor sich selbst davonläuft, nur weil man läuft. Dass man eigentlich weiß, dass man ohne die gesammelten Sprints der letzten neun Jahre nicht der wäre, der man geworden ist, und den man eigentlich inzwischen ja doch ein bisschen mag (Kinderschokolade hin oder her).<br />
Man läuft vielleicht nicht immer vor sich davon, sondern hinter sich her. Vielleicht holt man sich ja irgendwann ein.<br />
Amen.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-66053389023460554992014-07-22T21:06:00.001+02:002014-07-31T15:59:46.011+02:00Tick Tack<br />
<i>Ten years have got behind you, no one told you when to run, you missed the starting gun -</i><br />
<i>So you run and you run to catch up with the sun but it's sinking, ...*</i><br />
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In fünf Monaten ist Weihnachten. Gerade eben erst bin ich nach Irland geflogen, jetzt ist es beinahe schon wieder ein Jahr her, dass ich in den Flieger gestiegen bin.<br />
Nächstes Jahr werde ich 30. Freunde, die heiraten, sind keine Seltenheit mehr. Kinder wohl nur eine Frage der Zeit.<br />
Eine Frage der Zeit ...<br />
Mit sieben erschien der Vormittag unendlich lang, bis man endlich mittags um eins seine Freunde zum spielen hat treffen können. Mit sechzehn war eine Doppelstunde Mathe und das Warten auf den freitäglichen Tanzkurs das langwierigste und quälerischste Folterinstrument der Welt. Dann wird man zwanzig und dann achtundzwanzig - und immer wieder verändert sich alles, man sieht die Welt aus anderem Winkel, und die Zeit vergeht schneller. Und schneller. Und schneller.<br />
Irgendwann fragt man sich: wenn das so weiter geht, komme ich noch dazu, alles zu tun, was ich tun wollte? Was war das gleich nochmal? Habe ich noch genug Zeit, eine Liste zu schreiben? Ist es schon an der Zeit für die Bucket List, oder kann ich vorher noch kurz aufs Klo? Dauert auch nicht lang.<br />
Das tut das Leben auch nicht. Muss ein himmlischer Witz sein. Bin gleich wieder da, werde schnell wiedergeboren und bring ein weiteres Leben hinter mich - dauert nicht lang. Ja, haha, ich lache. Aber wo sie recht haben, achtzig bekackte Jahre sind bekackt wenig. Und eigentlich überhaupt nicht bekackt - so man den Startschuss nicht verpasst.<br />
And you run and you run ...<br />
Kann man alles aufholen? Kann man verpasste Dinge nachholen wie versäumte Vokabeln in der letzten Stunde oder Alkoholeinheiten, die einem die anderen voraus haben, wenn man später zur Party kommt?<br />
Hm. Da scheiden sich die Geister wohl mal wieder mit Begeisterung, in etwa wie beim Schlaf nachholen. Wissenschaftler sagen, geht nicht, ich sage, geht wohl (tja, wem glaubt man da jetzt. Schwierig, ich weiß ...). Und genauso sage ich auch hier: geht wohl. Wem nicht erst mit 79 einfällt, dass er mit 80 gerne promoviert wäre, vorher aber erstmal die Hochschulreife machen müsste, der kann wohl nachholen, was bislang vielleicht verpasst wurde (und selbst was realistisch nicht mehr erreichbar ist - der Wille zählt! Realismus wird sowieso furchtbar überbewertet). Man muss es nur tun, was wahrscheinlich die größere Herausforderung ist.<br />
Meine Oma ist mit 82 (oh Gott - glaube ich ...) Jahren gestorben, und hat, so zumindest das Hörensagen, mindestens seit meiner Geburt in regelmäßigen Abständigen unheilvoll verkündet, das doch sowieso nicht mehr zu erleben (was auch immer, lasst euch was einfallen. Den nächsten guten Sommer [hier wiederum, wenn man meiner Mutter glaubt, dann lag sie damit richtig, meine Oma]? Den ersten schwarzen Präsidenten Amerikas? Ein Oscar für DiCaprio? Man weiß es nicht). Mit <i>der </i>Einstellung wird das nichts, nein. Jetzt ist sie ohnehin tot, von dem her brauchen wir das jetzt auch nicht mehr krümelig reden, aber das Prinzip bleibt ja bestehen. Wer mit 65 beschließt, Opernsänger zu werden, obwohl er bislang hauptberuflich Hemden gebügelt hat - der solls doch tun! Und sich nicht davon abhalten lassen, was die anderen sagen. Was die Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt. Oder der "gesunde Menschenverstand" (ohnehin ein bescheuerter Ausdruck, der hat einen schon von so vielen Dingen abgehalten, dieser Menschenverstand, gleichzeitig scheint er aber absolut nichts dagegen einzuwenden zu haben, andere Menschen aufgrund ihrer Religion umzubringen .... okay, nicht politisch werden Isa). In jedem Fall. Run, run, try to catch up with the sun - und wenn sie dir dann vor der Nase im Horizont versinkt und dabei vielleicht noch hämisch lacht, dann lach halt hämisch zurück. Immerhin hat man es versucht, und wer sagt einem denn, dass es dabei nicht auch geblieben wäre, hätte man seine Versuche vierzig Jahre früher gestartet?<br />
Eben. Keiner. Nicht mal der gesunde Menschenverstand.<br />
Mein Punkt ist also: Tut. Es.<br />
Hört auf nachzudenken und fangt an, zu tun. Egal wie alt man ist, egal wie "die Umstände" gerade sind, egal, ob man glaubt, gerade Zeit zu haben oder nicht. Wer sich immer mit "keine Zeit" rausredet, der will ohnehin nicht. Denn wer will, der tut auch, auch wenn er keine Zeit hat (mal ehrlich - wir haben alle gleich viel Zeit. Es ist alles eine Frage der Aufteilung).<br />
Also, nochmal für alle: wer sich das nächste Mal überlegt, gerne etwas zu tun, und dann sofort im erstbesten Nebensatz das <i>aber </i>feiert und sich hundert total plausible Ausreden einfallen lässt, weswegen es jetzt gerade nicht geht, die dann am besten selbst noch glaubt und dabei gestresst die Backen aufbläst und sein Gegenüber leidend anschaut - get a grip. Niemand steht uns im Weg außer wir selbst (in der Regel, wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass keine unterdrückten Farbigen aus dem Jahr 1800 mitlesen). Zur Motivation stelle ich mir gerne musikalisch unterlegte Szenen von mir selbst auf vor Standing-Ovations wackelnden Bühnen vor, oder mich auf einer hohen Klippe, Haare und weite Gewänder wehen im Wind (letzteres nenne ich den <i>Lord of the Things</i>), den Blick Caspar-David-Friedrich-Style in die am Horizont verblauende Ferne gerichtet, vielleicht mit <i>Inception </i>Soundtrack im Hintergrund. Ihr dürft euch alternativ natürlich auch die holde Jungfrau aus dem Turm rettend vorstellen, oder meinetwegen beim Eiskunstlauf Gold gewinnen sehen, was weiß denn ich. Wichtig ist, dass es getan wird, größenwahnsinniges Fantasieren ist eine hervorragende Motivation.<br />
In jedem Fall. Es gibt kein zu spät, solange ihr nicht gerade röchelnd auf dem Sterbebett euer letztes Lüftchen raushaucht. Und selbst dann könnte man vielleicht noch einen Versuch starten. Ich meine, wer weiß? Letztendlich müssen wir Glück haben, mit fast allem, aber wer dem Glück keine Angriffsfläche bietet, der pisst sich doch von vorn herein selbst ans Bein (und ich habe mir sagen lassen, mit der Zeit stinkt das gewaltig). So denn - Hanging on in quiet desperation is the English way; die Engländer in Ehren, aber da mögen sie falsch gepolt sein. Und Pink Floyd mit ihnen.<br />
The time is gone, the song is over - thought I'd something more to say.<br />
<br />
Dann tuts doch, bitte. Tut euch einen Gefallen und tut es.<br />
<br />
Bye.<br />
<br />
* Pink Floyd, <i>Time</i>.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-19577461050157103802014-06-15T15:02:00.000+02:002014-06-15T15:02:22.473+02:00Klarheiten<br />
Die Menschen, die man früher war, die man abgelegt hat wie alte, abgenutzte Häute, trocken und schuppig, noch in der Form des eigenen Körpers, aber zu groß, rissig und verbraucht - die Menschen, die man war, und die man nicht mehr um sich herum haben möchte. Was tut man mit ihnen?<br />
Die Menschen, die man immer noch ist, die man schon so lange mit sich herum trägt, dass man tatsächlich glaubt, sie wären man selbst. Und vermutlich sind sie es auch, oder warten sie nur darauf, abgestoßen zu werden?<br />
Wer ist man eigentlich? Ist man einer dieser Menschen, ist man alle auf einmal? Sind wir die Summe unserer Einzelpersönlichkeiten, oder mehr als das?<br />
In Momenten der Klarheit kommen plötzliche Erkenntnisse, stehen auf einmal im Raum und sehen einen an, während sie ihren Drink schwenken und langsam das Gewicht von einem auf das andere Bein verlagern, als wäre es das Natürlichste der Welt. Als wären sie immer da, und wir sind nur zu blind, um sie zu bemerken. Vermutlich haben sie recht. Aber wenn wir es schaffen, wenn wir einmal wirklich unsere Augen aufmachen, dann wirkt die Welt auf einmal so gestochen scharf, hyperrealistisch und deswegen surreal, aber mit der unmissverständlichen Botschaft: das ist es. Das hier, genau jetzt. Man lächelt ihm zu, dem Fremden mit dem Drink, der so lässig im eigenen Wohnzimmer steht oder in der dämmrig beleuchteten Kneipe; der mit einem abends im Freien sitzt und den eigenen Freunden beim Leben zusieht. Man lächelt ihm zu und hebt den eigenen Drink, denn man weiß, er hat recht.<br />
Und dann versucht man ihn zu fassen, den Moment an den Haarspitzen zu erwischen, ihn festzuhalten. Man ruft ihm nach, sagt bleib, geh nicht, lass mich nicht alleine - aber er geht dennoch und nur Minuten später sitzt man wieder da und das Glas ist wieder beschlagen, die Klarheit verflogen und hat auf ihrem Weg nach draußen Zweifel und Fragen hereingelassen. Auf einmal weiß man wieder gar nichts und alles fühlt sich falsch an.<br />
Aber die Momente kommen häufiger. Nicht nur, weil man versucht, sich selbst an sie zu erinnern, indem man sich Notizen macht, auf denen die kristallklaren Einsichten in die Welt und das Leben aufgezeichnet sind für die unweigerlichen, späteren Momente, in denen man sich so umnachtet fühlt, dass man sich kaum auf die Straße traut, aus Angst, gegen den nächsten Laternenmast zu laufen. Sie kommen auch deswegen häufiger, weil wir es ihnen leichter machen, immer leichter, je öfter sie schon bei uns waren und je mehr Aufmerksamkeit wir ihnen dabei geschenkt haben. Je ernster wir sie genommen haben, denn nicht immer sagt uns die uneingeladene Person inmitten geladener Gäste das, was wir hören wollen. Oder was wir für richtig halten. Oder was den Normen entspricht. Manchmal sagt sie, spring nackt ins Meer. Oder sprich ihn an. Oder steig in den Flieger, es ist egal, was danach kommt, solange du es jetzt nur tust. Jetzt, genau in diesem einen Moment der Klarheit, in dem du weißt: das ist es und ich muss darauf hören, sonst ist der Moment verloren. Und ist es nicht eigentlich das, was wir tun im Leben, Momente sammeln? Keine Abschlusszeugnisse oder Zielflaggen im Lebenslauf, kein es-den-anderen-recht-machen oder keine-Zeit-verschwenden. Momente, in denen sich das Leben richtig anfühlt. Ist es das?<br />
Und unweigerlich verändern wir uns auf dem Weg. Wir legen die Menschen, die wir früher waren, ab. Bilden Häufchen aus alter Schlangenhaut neben den Türen unseres Lebens, streifen sie mit achtlosen Blicken, wenn wir nach den Schlüsseln suchen bevor wir das Haus verlassen. So richtig los werden wir die trockene Haut wohl nie, aber wir können uns dafür entscheiden, ihr keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Wir können, aber wir müssen nicht.<br />
Sind wir also einer dieser Hauthaufen? Oder sind wir die Haut, die wir noch tragen? Irgendwann werden wir auch diese ablegen und zu einem weiteren Haufen neben dem Eingang machen. Sind wir alle zusammen, das eine mehr, das andere weniger?<br />
Ich habe keine Ahnung. Keinen Schimmer. Nope, nichts.<br />
Aber solange wir in klaren Momenten aufpassen, sie nutzen, solange sie da sind, und daraus Schlüsse ziehen, sind wir vielleicht wenigstens nicht ganz falsch. Man wird nie nur ein Mensch sein, aber vielleicht irgendwann einer, der weiß, welcher von den vielen er gerne wäre. Und vielleicht kommt ja genau zu diesem Zeitpunkt der eine Moment, der einem sagt, wie es funktioniert. Wie man dieser Mensch, der man sein will, wird. Und wenn nicht, dann suchen wir eben weiter.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-9923784249863499412014-06-06T19:01:00.000+02:002014-06-07T16:46:39.327+02:00plus-size nonsense<br />
<br />
Irgend jemand hier schon mal von Robyn Lawley gehört? Nein?<br />
Robyn Lawley ist Australierin, eine ziemlich attraktive noch dazu, sie ist nämlich ein Model. Ein plus-size Model.<br />
Das kennt jetzt keiner. Und eigentlich ist es schon Zeichen genug, dass unsere Gesellschaft so etwas braucht, ein plus-size Model, ein Model nämlich, das eigentlich eher normal-size heißen sollte, im Gegensatz zu den unzähligen Kleiderständern mit Haaren, die im Grunde eher als minus-size bezeichnet werden sollten. Denn das, was hier als Norm gepriesen und von unzähligen (nicht immer nur) jungen Frauen viel häufiger viel radikaler, als man denken mag, angestrebt wird, ist irgendwie nicht das, was mein Kopf, der jetzt doch schon seit geraumer Zeit durch die Welt läuft und sich die gängigen Geschlechtergenossinnen anschaut, unter der Norm verbucht hat. Die Norm ist nicht Größe 34, die Norm ist wohl eher irgendwas um die 40, Schwanker nach oben wie unten inbegriffen. Und trotzdem versucht Frau auf Teufel komm raus, anders zu sein, als sie ist, Kollateralschäden werden mit einem Magenknurren und Schulterzucken weggewischt und der Körper wird mit Brachialmethoden geändert - weil das, was einem auf der neuen Cosmo entgegenguckt halt eben einfach doch nicht Norm ist, sondern Abnorm, was aber aus ziemlich bizarren Gründen zum Ideal erkoren wurde, scheinbar. Da kratzt man sich doch den Bart und fragt sich: hmm. Muss das sein?<br />
Robyn Lawley also hingegen trägt Größe 42, soweit ich weiß. Sie ist auch 1,88m groß, da ist das okay. Es ist auch mit 1,70m okay, würde ich sagen, wenn man sich dabei gut fühlt, aber das jetzt nur am Rande.<br />
Und besagte Dame wird nun also als plus-size model geführt, und was sind nicht wieder alle Modemagazinmacherinnen stolz, wenn sie so jemandem auf ihrem Cover haben. Habt ihr schön gehört! Mein Covermodel trägt Größe 42, konspirativflüster, sie fühlt sich - Stimme wird noch leiser, es könnte ja wer hören - <i>wohl </i>dabei, und ich - ICH - habe sie aufs Cover genommen verleiht mir den Friedensnobelpreis jaja natürlich die nächste wird wieder Size Zero. Wir wollen ja mal nicht übertreiben, Salatstocher und ach, was habe ich jetzt nicht wieder über die Stränge geschlagen.<br />
Ja. Genau. Fühlt sich das für noch jemanden außer mir nach knochendürrer Heuchelei an?<br />
Versteht mich nicht falsch. Ich liebe die Tatsache, dass Menschen wie eine Robyn Lawley Erfolg haben, dass die ganzen Kat Dennings und Beth Ditos da draußen langsam als echte Menschen und nicht nur als wandelnder Kontrollverlust wahrgenommen werden. Was mich nur aufregt ist die Tatsache, dass darauf hingewiesen werden muss, dass es extra publik gemacht werden muss, dass sich irgendwelche Modeischen auf die Schulter klopfen können, weil sie ein <i>plus</i>-size Model auf dem Cover haben. Sollte das nicht irgendwie ... normal sein? Normale Frauen auf Zeitschriften zu drucken, die von anderen normalen Frauen gelesen werden? Könnte man sonst nicht eigentlich auch einen Stock mit Perücke ins Gucci-Fähnchen stecken und dem dann andächtig applaudieren?<br />
Ja. Ich weiß, es ist ein müßiges Thema. Die Welt redet sich den Mund darüber fusslig, seit ich denken kann. Alle sind sich ganz furchtbar einig, dass etwas passieren muss. Dann stirbt mal wieder eine Magersüchtige und alle sind total aufgeregt, denn oh mein Gott! Die Medien, pfui!<br />
Leider ändert sich alles eben nur sehr schleppend. Frauen in amerikanischen Filmen wie Serien sehen immer nur eher nach heute-esse-ich-nur-Gurke als nach ich-liebe-Schokolade-und-stehe-dazu aus. In Europa leben wir in ein wenig komfortableren Verhältnissen, aber auch hier ist die echte Norm doch mehr Accessoire der städtischen Fußgängerzonen als der Werbeplakate und Fernsehshows.<br />
Man könnte jetzt sagen, mir egal. Ich schau nicht hin. Und ja, sagen kann man viel, leider kriechen die subtilen Botschaften aber eben genauso auch in die Köpfe der heranwachsenden, zukünftigen Hungerkünstlerinnen. Kann man sagen, was man will, nach zehn Staffeln Friends fühlt man sich einfach fett, da mache ich keine Ausnahme, gloreicher Post hin oder her. Fakt ist aber, ich bin schon so weit, dass ich mich damit nicht (mehr) verrückt machen lasse. Mädchen, die vielleicht halb so alt sind wie ich, sind da aller Wahrscheinlichkeit zu großen Teilen beeinflussbarer.<br />
Was ist jetzt also das Fazit meiner Hetzerei, fragt man sich. Plus-size Models sind ihr nicht recht, dürre TV-Show Chicks auch nicht, eigentlich findet sie nur mal wieder alles scheiße und will darüber meckern, wie kacke die Welt doch ist. Aber, nein, eigentlich nicht.<br />
Fakt ist: ich finde plus-size Models großartig. Nur der Name ist überdenkenswert, wobei eine Änderung des plus-size Model zum schlichten "Model" damit einhergehen müsste, dass die von mir als solche enttarnten minus-size Models endlich mal anfangen sollten zu essen. Alle Models sollten plus-size sein, oder eben einfach das, was die überwältigende Mehrheit von uns sowieso ist: normal. (Wer von Natur aus Size Zero trägt muss sich deswegen jetzt keinen Winterspeck anfuttern - "normal" ist ja ein dehnbarer Begriff und steht eigentlich eher für "natürlich". Und wer eben natürlicherweise dünn ist, der soll dünn bleiben.) Im Grunde rege ich mich gerade nur über die kranke Gesellschaft auf, in der normal falsch ist, schlank dick und demnächst wahrscheinlich noch der dritte Arm auf der Brust in Mode kommt und als absolutes Muss an die Massen getragen wird, solange es nur einer vormacht. Und die Massen machen ja scheinbar mit.<br />
<br />
In diesem Sinne -<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-20688502786778492982014-05-21T12:40:00.001+02:002014-05-21T12:46:25.770+02:00Slow down, you crazy child<span style="background-color: white;"><br /></span>
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">"You've got your passion. You've got your pride,</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">But don't you know that only fools are satisfied?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Dream on, but don't imagine they'll all come true.</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">When will you realize [life] waits for you?" *</span><br />
<span style="background-color: #351c75;"><span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;"><br />
</span> <span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Wer hat eigentlich den Gedanken in die Welt gesetzt, dass es irgendwann für irgendetwas zu spät sein sollte? Und warum glauben wir daran, rennen mit religiösem Eifer mit uns selbst und unserem Leben um die Wette, um schnell genug da zu sein, wo immer da sein mag, und was auch immer 'schnell genug' heißt? Was heißt es denn? Schneller als dein Nebensitzer aus der zweiten Klasse? Schneller als alle Angehörigen des eigenen Geschlechts zwischen 19 und 49? Der Durchschnitt aller arbeitsfähigen Mittelschichtbürger mit mindestens mittlerem Bildungsabschluss unter fünfzig? Schneller als The Flash?</span></span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Wir leben in einer Zeit, in der man gleichermaßen mit 28 alt ist und einem von allen Seiten die regelrechte Aufforderung zur ewigen Jugend entgegen geschrien wird. In der Arbeitgeber immer mehr von einem fordern, man zur gleichen Zeit aber Angst haben muss, mit einem Universitätsabschluss keinen Job zu bekommen. In der "Work-Life-Balance" ein Wortungetüm ist, das man häufiger liest, als einem lieb ist, verweist es doch darauf, dass eben jene nicht zu stimmen scheint, oder die Einstellung, unsere Einstellung, die der berühmt berüchtigten Generation Y, nicht mehr passt. Wenn wir doch aber alle so faul sind, so fordernd, so egozentrisch und individualitätsbesessen, wo kommen dann diejenigen her (oder wo gehen sie hin, allem Anschein nach nicht ein in die Statistiken, die ja ach so aussagekräftig sämtliche Menschen zwischen zwanzig und dreißig regelrecht karikieren und dabei einen Haufen selbstverliebter Idioten aus uns machen), die ihr schwungvolles, duales Sprintstudium in am besten viereinhalb Semestern durchziehen, dabei zwar nichts lernen, aber hinterher mit einem Papierchen wedeln können, auf dem "Abschluss" steht?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Versteht mich jetzt nicht falsch. Zielstrebigkeit ist nichts Schlechtes und auch duale Studenten lernen in ihrem Studium wahrscheinlich irgendwas. Und sei es nur, morgens den Wecker nicht zu überhören. Was ich mich aber frage ist folgendes: warum ist das das Maß aller Dinge? Warum zählt Geschwindigkeit so oft mehr als Erfahrungen, oder Reife, oder die Fähigkeit, aus einer Serviette einen Schwan zu falten? Warum müssen wir so verdammt leistungs- und zielorientiert unser Leben abhaken wie einen Punkt auf einer kosmischen To Do Liste?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Ich weiß es nicht. Ich wusste es schon vor fünf Jahren nicht, und schon damals habe ich mich an dieser Stelle wahrscheinlich über ähnliche Themen ausgelassen - Fakt ist aber, es versetzt mich einfach immer wieder in Erstaunen. Wird die Welt denn besser dadurch, dass nur noch diejenigen, die Spaß und Selbstreflektion bis auf unbestimmt auf die lange Bank schieben, eine Chance bekommen? Sind wir glücklicher, weil unser Leben von einem Haufen grau beanzugter Möchtegerns Anfang zwanzig, so interessant und vermutlich auch ungefähr so vielseitig wie ein Stück alte Pappe, geregelt wird? Warum muss es das denn eigentlich überhaupt sein, unser Leben, geregelt?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Warum kann man nicht mit 35 auf Weltreise gehen und hinterher immer noch die Möglichkeit haben, einen Job zu machen, der einem Spaß macht? Warum wird überhaupt von so vielen, vornehmlich älteren Generatiönlern, verteufelt, dass wir das wollen, Spaß bei der Arbeit (Generation Y, da wären wir wieder. Was fällt uns aber auch ein!)? Warum kann man sich nicht guten Gewissens ein paar Jahre Zeit lassen, um herauszufinden, was man mit seinem <i>einen </i>Leben anstellen will? Warum muss man sich mit 28 die schlaflosen Nächte mit der unaufhörlich im Hinterkopf summenden Frage um die Ohren schlagen, was um Himmels Willen man hier eigentlich tut, oder tun soll, und wie man sich das eigentlich vorstellt mit dem Arbeiten, immerhin ist man ja keine zwanzig mehr und Ingenieurwesen studiert man auch nicht?!</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Es ist zum Kotzen. Ich bin es leid, angefangen bei der mitleidigen Frage, am besten noch mit empathischem Griff an die Schulter des Gefragten, was man denn mit seinem Studium später mal machen will. Ich bin es leid, das Gefühl zu haben, in die Arbeitslosigkeit hineinzustudieren. Ich bin es so leid, belächelt zu werden, wenn ich sage, ich will finden, was ich wirklich machen will, weil ich keine Lust habe, mein Leben mit etwas zu verschwenden, das diese Anforderungen nicht erfüllt. Ich bin es leid, über die wacklige Sicherheit meiner Zukunft nachdenken zu müssen, ewige Zukunftsängste zu haben. Und ich bin es ebenso leid, dass ich mich an dieser Stelle schon präventiv entschuldigen muss, oder das Gefühl habe, mich entschuldigen zu müssen, weil ich ja im Grunde nichts zu meckern habe, ich könnte auch in Spanien leben, oder in Griechenland, oder in der Ukraine, oder auf dem Mars. Fakt ist aber, ich tue es nicht. Ich lebe im fetten, reichen Deutschland, und ich beklage mich trotzdem. Und ich tue es nicht, weil ich mich auf die faule Haut legen und nichts tun und dafür bezahlt werden will. Ich tue es, weil ich das Gefühl habe, sofern man sich nicht den Wettläufern angeschlossen hat, als dazu noch Gelegenheit war, sofern man nicht zukunftsorientiert studiert und dafür seine Interessen über Bord wirft, sofern man nicht seine Seele verkauft und seine Persönlichkeit um wirtschaftlich effizienter Konformität Willen beerdigt, ehe sie den Frevel begehen könnte, sich zu entwickeln und dann - oh nein - nicht in die vorgefertigte Gussform zu passen - dann hat man verschissen.</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Mag sein, dass ich hier gerade den Teufel an die Wand male. Das kann sogar sehr gut sein, und alle Prä-Generation Y-ler dürfen jetzt gerne loswettern, was für ein verzogenes Balg ich doch bin, früher hätte man den Eintopf noch aus den Schalen gekocht und ich erdreiste mich hier herumzujammern, nur, weil ich in meinem zukünftigen Job vielleicht nicht immer zu hundert Prozent glücklich sein werde, die Tapete nicht mit Filzstiften anmalen und nicht mit Papierkügelchen durch die Gegend werfen darf, wenn mir gerade danach ist. Ja, genau, das ist alles, genau deswegen rege ich mich auf, und nur deswegen, boohoo.</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Fakt ist, deswegen rege ich mich nicht auf. Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, und dass es das auch nicht sein wird, falls ich, wider Erwarten, meinen absoluten-super-duper-Traumjob bekomme. Aber ist es denn zu viel verlangt, so viel Sonnenschein wie möglich aus der Sache rauszuholen? Ist es zu viel verlangt, sich schon bevor man tatsächlich anfängt zu arbeiten, ein bisschen Sonnenschein zu gönnen?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Und glaubt nicht, dass die Suche nach dem Richtigen immer so sonnig ist. Glaubt nicht, dass abbrechen und umziehen und wieder abbrechen glücklich macht. Im Gegenteil, zumindest beim masochistischen Leistungsvergleich mit großen Teilen dieser unserer wunderbaren Peergroup macht es einen ganz schön fertig, wenn man mit Mitte zwanzig immer noch nicht so genau weiß. Und mit 28 beinahe an der Entscheidung, welchen Master man machen soll, verzweifelt. Nee, Spaß ist anders.</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Was es einem aber bringt, und da bin ich mir so sicher, dass ich es mir herausnehme, anprangernde Texte darüber zu verfassen, ist ein bisschen Eigenwillen, und den Mut, Dinge einfach mal zu machen, auch wenn sie sich hinterher als Blindgänger entpuppen. Das, was den kleinen putzigen DualBAs fehlt also. Denn: würde ich jeden Fehler noch mal machen? Hoffentlich nicht, aus heutiger Sicht. Bin ich froh, sie gemacht zu haben? Natürlich! Wie hätte ich sonst wissen sollen, was letztendlich richtig war?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Und ja, mein Beispiel mag ein wenig extrem sein. Und nein, nicht jeder, der einfach von Anfang an wusste, was er will, ist damit auf dem falschen Dampfer. Aber häufiger als man glauben mag sollte man vielleicht einfach irgendwo mal anhalten, sich den Schweiß von der gestriegelten Stirn wischen und sich fragen: will ich da eigentlich hin? Oder will ich lieber ein Eis?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Deswegen also frage ich mich, warum soll es für irgendetwas irgendwann zu spät sein? Warum kann es nicht einfach die Möglichkeit geben, auch mal was auszuprobieren, Fehler zu machen, viele Fehler zu machen, und deswegen trotzdem nicht zum Vogelfreien degradiert zu werden? Warum wird eigentlich von uns erwatet, perfekt auf die Welt zu kommen?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Warum können wir nicht einfach so sein, wie wir sind, und trotzdem Erfolg haben - oder gerade deswegen?</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Weilweilweil. Es eben nicht so ist. Das sehe ich schon ein. Eine einzige jämmerlich motzende Bloggerin wird das nicht ändern. Viele jämmerlich motzende Blogger vielleicht, ja. Eine Generation, die sich durchsetzt, die "Work-Life-Balance" ins Gleichgewicht bringt und den alten den Mund stopft. Und eine Generation, die sich zumindest in Teilen mal wieder darüber bewusst werden sollte, dass der Schnellste nicht unbedingt der Beste ist, das Zielstrebigkeit um der Zielstrebigkeit Willen auch sehr, sehr langweilig sein kann, und dass Eis essen gehen manchmal einfach mehr Spaß macht.</span><br />
<span style="background-color: #351c75; font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">Und Spaß am Leben ist gut, richtig? Kommt schon, das müssen sogar die Ü-sechziger zugeben. Oder?</span><br />
<span style="background-color: #351c75;"><span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;"><br />
</span> <span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;"><br />
</span> <span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">* Billy Joel, Vienna</span></span><br />
<span style="background-color: #351c75;"><span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;"><br /></span></span>
<span style="background-color: #351c75;"><span style="font-family: arial, sans-serif; line-height: 17px;">PS: Das Design läuft Amok. Ich weiß ehrlich nicht, was passiert ist.</span></span>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-40290652008747519832014-04-25T22:15:00.001+02:002014-04-25T22:15:34.785+02:00Ein Plädoyer<br />
<br />
Man sitzt in einem Zimmer, das einem, in dem man mal gewohnt hat, zum Verwechseln ähnlich sieht. Aber gleichzeitig ist es vollkommen anders. Nicht, weil die Möbel anders angeordnet wurden. Nicht, weil die Bilder an der Wand nicht mehr die eigenen sind, fremde Freunde zeigen, die man noch nie getroffen hat und die einem jetzt strahlend von der Zimmerwand entgegen lächeln.<br />
Es ist die Kombination, der Schrank, in dem vor sieben Monaten noch die eigenen Hosen und Pullis gestapelt waren, und in dem jetzt zweifelsohne die einer anderen Person aufbewahrt werden (man hat nicht nachgeschaut, aber die Logik legt Schlüsse nahe). Der Schreibtisch, der zu Zeiten der eigenen Regentschaft noch überhäuft mit Zettelchen und unabgearbeiteten, umgeschriebenen To-Do-Listen war und der jetzt, sauber und aufgeräumt, an anderer Stelle steht. Es ist die Pinwand, an der die eigenen Bilder und Postkarten hingen und von der aus man nun von besagten Fremden angegrinst wird, als wüssten sie genau, wie seltsam man sich fühlt. Wie ein Eindringling im eigenen Haus.<br />
Und wahrscheinlich ist man das auch. Man war weg, jetzt ist man wieder da, alles wie gehabt. Wirklich? Man kommt zurück in seine Stadt und nichts hat sich verändert die Enttäuschung ist groß - wirklich?<br />
Irgendwie ja, aber eigentlich nein.<br />
Auf den ersten Blick ist alles gleich. Der Bus fährt nach wie vor nur zwei Mal die Stunde. In der WG hängen noch dieselben Poster an der Wand. Es ist Ende April und tagsüber warm, nachts donnert es. Alles, wie es letztes Jahr auch war.<br />
Aber sobald man das große Ganze verarbeitet hat und sich den Details zuwendet findet man die Unterschiede. Findet man die Läden, die geschlossen und neu eröffnet haben. Die Bilder, die abgehängt und durch neue ersetzt wurden. Das Zimmer, das seltsam gleich, aber eigentlich völlig anders ist.<br />
Sieben Monate sind keine lange Zeit, aber sie ist ausreichend. Um sein altes Leben zurückzulassen und sich ein neues zu suchen. Um neue Freunde zu finden und dann wieder aus den Augen zu verlieren. Um sich selbst zu verändern.<br />
Vermutlich ist das auch der Hauptgrund, weswegen man sich nach kurzen sieben Monaten in seinem alten Zimmer wiederfindet und so fasziniert das Mobiliar bewundert, als stünde man immer noch in der Tate, anstatt in seiner WG in Tübingen. Man selbst hat sich verändert, und damit hat sich die Sicht auf die Dinge verändert. Der nächtliche Donner erinnert einen vage an den vergangenen Sommer, aber trotzdem ist er eigentlich etwas ganz anderes.<br />
Es ist so, aber; es fühlt sich so an, aber. Es ist alles irgendwie das eine, aber auch das andere, und im Grunde weiß man nicht so genau, man kann die richtige Stelle nicht finden und kratzt sich den Rücken wund auf der frenetischen Suche nach dem einen Punkt, der, an dem man wissen wird: hier. Das ist es, deswegen juckt es, deswegen ist alles jetzt so und nicht mehr anders. Und macht das was? Nein.<br />
Das Leben ist nicht gradlinig und manchmal lebt man auf hermeneutischen Zirkeln. Kreist um einen Punkt, weitet seinen Kreis aus, verengt ihn wieder und denkt sich auf einmal, aha! <i>So ist das also</i>. Man mag zurückkommen, aber ein Teil von einem bleibt weg und wird auf dem Weg durch einen neuen ersetzt; oder die Summe des Ganzen wird einfach größer. Erfahrungen, Freundschaften, neue Ideen. So ist das also.<br />
Und so sitzt man also in einem Zimmer, das einem, in dem man mal gewohnt hat, zum Verwechseln ähnlich sieht. Und denkt sich, Veränderung ist gut. Weggehen ist gut, wiederkommen aber manchmal auch.<br />
Auch wenn hinterher alles anders ist - oder gerade deswegen.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-9203906524540825117.post-45992653830030413752014-04-15T17:59:00.000+02:002014-10-01T20:27:55.012+02:00Veraltete Zahnbürste in Grün (Ursprungsfarbe)<br />
Wenn ich mir die Statistik hier so anschaue, dann bekomme ich das peinlich berührte Gefühl, dass es mit meiner Motivation ein wenig den Abhang hinunter rollt. Oder, man könnte meinen, es ginge bergab, drastisch, geradezu, mit Schwung und Fahnen. Fakt ist aber, und das will ich jetzt nur mal am Rande erwähnt haben, um meine Ehre, meinen Stolz und bei der Gelegenheit auch gleich Usbekistan zu retten (wie ich <i>das </i>bewerkstelligen will erkläre ich dann später*), dass es in meiner Postliste, hier hinter dem ansprechenden lila in meinem Privatkabuff voller abstruser Ideen, vor Posts nur so wimmelt. Wenn jeder Post eine Mücke wäre dann herrschten hier geradezu finnische Verhältnisse im Sommer am See. Gut die Hälfte besagter Mücken (wenn das jetzt nicht ganz akkurat stimmt und es nur ein Drittel oder neunzehn Zweiunddreisigstel sind, dann sehe man darüber hinweg, mache ein Auge zu und darauf folgend wieder auf, denn, Obacht, der kommt flach, mit dem Zweiten sieht man besser. Chr chr.) sind nämlich unveröffentlicht. Da das ein wenig seltsam anmutet im Bezug auf Mücken werde ich nun wieder von Posts sprechen: Mücken, im Folgenden "Posts" genannt - alle Namen sind geändert, Ähnlichkeiten mit real existierenden Insekten (oder dem antiquierten, und doch nach wie vor kalifengleich anmutigen Spruch unter dem Titel in besagtem ansprechendem lila) sind Rainer Zufall.<br />
156 an der Zahl. Wenn ich mich so durch die Liste (sc)rolle, dann entfaltet sich da eine ungeahnte EntwurfEntwurfEntwurf-Häufung, die jetzt bitte nicht mit der deutlich weniger angenehmen Auswurf-Häufung zu verwechseln ist (<b>Klammer eins</b>: ich meine, das kommt jetzt auf euer Urteil hierüber an; aber ich gehe einfach mal selbstbewusst davon aus, dass ihr meinen Blog nicht unbedingt mit Auswurf gleichsetzt, wenn ihr ihn immer noch lest. Falls ein oder zwei Hater unter euch seien sollen, die sich jetzt übergangen fühlen: bitteschön, hiermit sei das Wort auch an euch gerichtet. Und ihr könnt das hier gerne für Auswurf halten, geht doch nichts über eine anregende Meinungsverschiedenheit!)(<b>Klammer zwei</b>: Mensch, der humoristische Bodenbelag scheint mir geradezu in die Wiege gelegt worden zu sein.) (Ich bitte um Verzeihung, aber ich konnte mich nicht entscheiden, welche Klammer mir passender erschien, also habe ich beide genommen; wenn man schon Sätze von hier bis Taiwan schreibt, dann kann man sie ja wenigstens durch die vereinzelte gebogene Linie gliedern. Außerdem möchte ich anmerken, dass ich, wenn ich eines Tages dieselbe Erklärung [<i>Ich konnte mich nicht entscheiden, deswegen habe ich beides genommen</i>] in Bezug auf meinen neuen Privatjet und/oder Stretchlimousine geben kann/werde, dann dürft ihr mir wahlweise zu meinem Reichtum oder meinem Wahnsinn gratulieren - oder beidem. Erwähnte ich schon mal das Problem mit der Ambivalenz? ...). Ja, da staunt ihr, da hat jetzt nochn Satz aufgehört.<br />
In jedem Fall - die überwältigende Vielfalt unveröffentlichter Posts. Wie konnte das nur passieren, fragt man sich, insbesondere, da die Unveröffentlicht-Häufung im Laufe der Zeit zunimmt. Tja, man weiß es nicht, man weiß es nicht. Altersbedingte Vergesslichkeit. Anderweitige, unglaublich wichtige Verpflichtungen. Bier im Wechsel mit Kaffee, um den Puls ausgeglichen zu halten. Das Übliche eben, man kennt das ja.<br />
Vielleicht werde ich mal recyclen. Oder einfach wieder weniger darüber nachdenken, was Mensch so denkt von all dem hier, radikal veröffentlichen und allem dann ein nettes Label - "Postironie" "Postdadaismus" Postpostism"; die Post scheint der große Renner zu sein unter den Literaturwissenschaftlern. Und ach ja, da war wieder einer, ein akuter Tiefflieger mit Neigung, den Boden zu streifen. Es sei euch freigestellt, euer Lachen im Flur zu vergessen - aufsetzen. Okay, ich gebe zu, manche Sätze verwirren mich ja schon auch. Ich habe mal von einem Buch gehört, das kam in Einzelseiten zum Selbstzusammensetzen. Vielleicht mach ich das auch mal, einzelne Sätze im Baukastensystem. Würde wahrscheinlich im Endeffekt ähnlich viel Sinn ergeben.<br />
Wie auch immer. Bleibt nur noch zu sagen, dass<br />
a) Das Studentenfutter Exotic viel besser ist als das normale,<br />
b) Die Ukulele das majestätischste Instrument auf dieser unseren Erde ist,<br />
c) Nymphomaniac verdammt nochmal ein hervorragender Film ist. Filme. Film. Whatever.<br />
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Somit - FIN, wie beim Asterix immer drunter steht.<br />
Abschlussflsokel, Hackenschlag!<br />
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*Okay, ich gebe zu, das war gelogen. Ätsch.Unknownnoreply@blogger.com0