Mittwoch, 4. August 2010

This is where I make my mistakes

Wer arbeitet schon gern.
Vielleicht Menschen, die ihren Sinn und Zweck gefunden haben, den individuellen Sinn des Lebens (->glücklich werden) entdeckt haben und ihn leben.
Der Rest? Pfft.
Das Problem ist nur- irgendwo muss ja das Geld herkommen. Und solange man eben noch nicht mit scheuklappensturem, blindem Glücklichsein beschäftigt ist (wobei mir das Konzept des Glücklichseins, wie ja eventuell schon mal erwähnt, sowieso reichlich verdächtig vorkommt), ist diese wundersame Geldquelle eben meistens nicht ganz so erquicklich wie, sagen wir, ein netter Abend mit Wein und Kino. Da muss man durch. Nur- wenn wir dann mal durch sind, wo kommen wir raus?
Nehmen wir einen guten, bodenständigen Job. Einen mit sicheren Einstellungsaussichten, geregelten Arbeitszeiten, einem angenehmen Einkommen bereits während der Ausbildung und 100prozentiger Familienfreundlichkeit.
Gähn.
Nehmen wir einen aufregenden, kreativen und wunderbar sinnfreien Job ohne größere Hoffnungen, jemals davon leben zu können und mit dem größtmöglichen mit ihm einhergehenden Potential, sich irgendwann die Kugel zu geben. Juhu! Nichts wie her damit! Denn -vielleicht, oh, vielleicht- schaffen wir "es" ja und werden reich! Und berühmt! Und glück-lich!!
Ja, vielleicht. Problem ist nur, auf dem Weg zu diesem berauschenden Vielleicht liegen viele Steine, große und kleine und hübsche und hässliche und... naja, viele eben. Eines davon, ein eher größeres bis das Größte: Geld.
Denn, wo zur HÖLLE nimmt man diesen Mist her, wenn Job Nummer eins mit dem geregelten und vorstadt- wie familienfreundlichen Einkommen nunmal auf der Gähn- und somit Abschussliste steht? Aus irgendwelchen Scheißjobs nimmt man ihn, den Mist, mit dem wir unser Leben bezahlen (welches, und das mal nur so nebenbei, wirklich unverschämt teuer ist). Denn, selbst wenn Mommy und Daddy zahlen: ewig tun sies nicht. Und wenn das liebe Kind sich eben nicht zwischen Gähn und Juhu! entscheiden kann und deswegen vorsichtshalber erstmal gar nichts Verbindliches tut, dann wird es irgendwann knapp, mit der Geduld, mit der Zeit, mit dem Geld, das man springen zu lassen willig ist. Und dann steht man da, als Kind, das nicht weiß, was es will, und denkt sich: Gähn? Juhu? Scheiße?!
Viele Menschen bauen sich ihre Existenzen aus einem grundlegenden Sicherheitsdenken auf, das ihnen aufdoktriniert sich vernünftige Berufe anzueignen, Geld zu sparen, ein Haus zu bauen und ein bemitleidenswertes Kind in die Welt zu setzen, das die nächsten 20 Jahre mit langweiligen Vorstadterwartungen gequält wird, in der Hoffnung, dass Spatzi den lieben, sicherheitsbedachten Eltern irgendwann den faltigen Arsch abwischt. Vielleicht auch nicht, vielleicht überlassen die klugen Eltern ihrem selbstständigen Kind auch weitgehend eigenverantwortlich seine Lebensplanung und stehen dabei nur als schützender, doppelter Boden unter ihm (oder ihr, Verzeihung, Frau Schwarzer). Vielleicht wird das eine wie das andere Kind irgendwann das selbe Sicherheitsdenken wie seine Eltern entwickeln, vielleicht nicht- einen Garanten scheint es nicht zu geben, ist man verkorkst, ist man verkorkst, und am Ende steht man da und weiß nicht, wohin. Sicherheit und doppelter Boden? Vielleicht habe ich auch irgendwann Kinder, die ihn brauchen, den Boden, den zweiten unter dem ersten, mehr als wackligen? Oder doch lieber kreatives Juhugebrüll zum Frühstück um zwei nachmittags? Das eine, da andere, heute dieses, morgen jenes, aber nur EINS verdammt, wenn das so leicht wäre.
Und dann das arbeiten.
Nehmen wir die erstbeste Gelegenheit beim Schopf, unser Leben der Spiesigkeit zu übergeben, dann kommen wir wahrscheinlich nie auf der anderen Seite an. Widmen wir unser Dasein stattdessen dem unkoventionellen Antiestablishment vielleicht auch nicht. Und wer soll das alles entscheiden? Ich? Alle? Das Universum? Gott??
Und Kompromisse? Wahrscheinlich müssen wir sowieso alle Kompromisse eingehen, früher oder später, geplant oder nicht. Sind geplante Kompromisse also noch kompromittierender, da von vorn herein beabsichtigt, oder sind sie im Gegenteil weniger erdrückend, da erwartet? Und kann eigentlich mal EINER hier irgendwas Konkretes von sich geben, anstatt nur ständig dummselige entwederoder Fragen zu stellen?
Keine Ahnung. Ganz ehrlich, mein Kopf ist voller Mist, voll mit das eine oder das andere, dieses oder jenes, heute oder gestern, grün oder gelb, schlafen oder nicht, Film oder Buch, schlag mich tot oder lass es bleiben. Aber über alldem steht groß und übermächtig, ekelhaft grün und leise zitternd, wie vergammelter Wackelpudding, den man nach Wochen hinter der Mikrowelle schimmeln findet und sachte mit dem Löffel anstuppst, ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen, das jede temporäre Entscheidung anzweifelt und mich langsam aber sicher überzeugt hat, dass das 'andere Ende' nicht kommen wird. Aber was sollen wir dann tun? Ewig im Dunkeln stehen und warten? Einfach blind in eine Richtung losrennen und hoffen, auf keine Wand zu treffen? Uns hinsetzen und heulen?
Keine Ahnung, nochmal. Aber irgendetwas müssen wir tun. Irgendein Ziel haben. Und da uns heulen auch nicht weiterbringt, schon gar nicht im Dunkeln, ist rennen immer noch die bessere Alternative. Und wenn wir gegen eine Wand rennen, dann rennen wir eben gegen eine Wand (und heulen dann vielleicht wirklich ein bisschen, ganz kurz...) und drehen um und rennen weiter, bis zur nächsten Wand. Und irgendwann, nachdem wir wahrscheinlich die nette Bekanntschaft mehrerer Wände gemacht haben, kommen wir uns Licht, ans andere Ende. Vielleicht auch wieder an den Eingang, aber zumindest ans Licht, halten uns die Augen zu und verfluchen uns, weil die Sonnenbrille schon wieder daheim auf dem Schreibtisch liegt. Aber wenn man sich mal dran gewöhnt hat, dann sollte es doch eigentlich ganz okay sein, da auf der anderen Seite. Und auch wenn die andere Seite nicht die andere, sondern die erste Seite ist, vielleicht waren wir ja die ganze Zeit schon, bevor wir ins Dunkel gerannt sind, auf dem richtigen Weg, und haben es nur nicht gemerkt, weil- ja, weil? Weil wir blind waren und nicht gesehen haben, was wir hatten? Weil wir es nicht sehen wollten? Weil wir nicht bemerkt haben, dass es überhaupt richtig war? Weil wir wissen wollten, was es noch gibt? Weil uns nichts gut genug ist?
Und wenn wir tatsächlich am anderen Ende herauskommen, was wird dann sein? Alles besser? Alles scheiße? Das Wissen, dass das Neue das Richtige war? Endlich glücklich?
Wie auch immer das Ende vom Lied klingt, irgendwas wirds schon gebracht haben, das Irren im Dunkel. Nur- wer steuert den Weg, wer sagt uns, gegen welche Wand zu rennen sich lohnt und an welcher man sich nur Beulen holt? Wir?? Bestimmt nicht. Im Dunkeln mag zwar gut munkeln sein (was auch IMMER dieser Mist heißen soll), aber viel sehen tut man eben doch nicht.
Von dem her, sollen wir tatsächlich mal das Universum übernehmen lassen? Und wie sagen wir dem Universum, dass es das mal tun soll, anstatt sich hier auf der faulen Haut auszuruhen und uns die ganze Arbeit machen zu lassen?
Tja. Keine Ahnung. Mein Fragezeichen höhnt schon wieder. Liebend gerne würde ich jetzt zu einem optimistischen, aufmunternden Schlussatz kommen, der uns sagt: hey, alles nicht so schlimm, wird schon werden.
Nur, sadly, kann ich das nicht, denn so sicher bin ich mir ja da wie gesagt nicht mehr. Also, irgendwann finde ich bestimmt mein Loch in der Wand, aber momentan lässt das Licht am Ende des Tunnels doch gewaltig auf sich warten. Und bis es soweit ist muss man eben durch, durch den Schlamm der sich Job nennt und definitiv keinen Spaß macht.

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