Sonntag, 17. Juni 2012

Cirque d'Imagination


Freunde der Nacht!

An diesem gerade gemächlich ausklingenden Wochenende war hier in der Stadt am Ende der Welt eine hübsche 48 Stunden Party, weit oben auf dem Berg, da, wo man der Sonne näher ist und die Realität ohne Fernglas auch nicht mehr so gut erkennen kann- oder auch einfach im Leibnizhaus 3, Tübingen. Wir feiern den Sommer, den frisch aufgekeimten, und am besten tut man das mit einem Fest zu seinen Ehren, einem Sommerfest. Möglichst lang und möglichst weit weg von der echten Welt. Das, denke ich, haben wir ganz gut hinbekommen:
Es gab Musik drinnen und Lichter im Freien, Club Mate mit oder ohne Vodka, ein bisschen Feuer in Tonnen oder am Kopf eines Pois, Freitags weniger, Samstags mehr Besucher. Es gab Reis mit Scheiß gegen den individuellen Unkostenbeitrag, ein atmosphärisches wenngleich bizarres Theaterstück mit Seifenblasen und Rauch, eine ohne die übrigen Lichter der pulsierenden Kleinstadt ein wenig einsame und trotzdem großartige Kerstin mit Klampfe und Texten mit Grübelpotential. Mehr Bands, auch noch.
Außerdem gabs warme Temperaturen in tiefster Nacht, vereinzelte Zelte, ein paar größere und kleinere Kinder, viele Decken zum drauf sitzen, das eine oder andere geschossene Foto, lebende Statuen, Zirkustiere, Butterbrezeln und irgendwann auch ein paar Regentropfen, aber wirklich nur ein paar.
Alles in allem zwei wunderbare, schlafmangelnde, unter bunten Lampions sanft leuchtende Tage und Nächte; vor allem Nächte, aber das muss ohnehin nicht erwähnt werden. Nächstes Jahr, wohl doch, wieder- denn:
Fabelhaft im wahrsten Sinne des Wortes wars, im Zirkus der Fantasie.


Sonntag, 10. Juni 2012

Gedanken zum Thema


Booyakasha!

Soeben hat ein Wecker in unserer Küche geklingelt, aus Gründen, die mir vermutlich auf ewig verschlossen bleiben werden; dafür aber recht penetrant. Man beachte: es ist zwei Uhr morgens, was jetzt natürlich nicht heißt, dass man aus diesem banalen Grund schon geschlafen hätte und jetzt von besagtem mittelalterlichen Gehörgangsfolterinstrument geweckt worden wäre, nein. Aber man kann sich ja nie so sicher sein, ob nicht vielleicht auch in halb verrotteten Gebäuden aus der Ritter Sport Epoche (quadratisch, praktisch, gut)irgendwo ein paar schrille Feuermelder angebracht worden sind, die losgehen, sobald einer der Bewohner besagten Hauses vergessen hat, den Herd auszumachen, oder den Toaster- um daraufhin den Feuermelder zu überhören und elendig im Qualm zu verrecken. Wenn! ja, wenn es da nicht mich gäbe, die todesmutig in die Küche schleicht und dem wichtigtuerischen Wecker den Garaus macht. Ha. (Hierzu sei anzumerken, dass ich bis eben immer noch dachte, es würde "den Gar aus machen" heißen, und mich immer wieder gewundert habe, was denn ein "Gar" sein soll. Die tatsächliche Schreibweise klärt das vorhandene Problem zwar in keinster Weise, wirft dafür aber gleichzeitig neue auf. Ganze Arbeit!)
Abgesehen davon. Mir fiel auf, dass ich schon lang keine Filme respektive Bücher respektive Serien mehr versucht habe hier an den Mann zu bringen (oder an die Frau, Gender und so). Und ich sage bewusst: hier. Im echten Leben wird natürlich mit missionarischem Eifer vorgegangen und jeder, der sich diesem nicht beugen will, gevierteilt (warum werden Äpfel geviertelt und Menschen gevierteilt? Okay, ich korrigiere mich: alle, die sich nicht beugen wollen, werden geviertelt. Zwei Teile ess ich gleich und die beiden anderen frier ich fürs Frühstück ein.)
Das wäre vermutlich auch die angemessene Vorgehensweise in den Augen der bösen Königin Charlize Theron im neuen Kristen das Mäuschen Stewart Film Snow White and the Huntsman- vierteilen, oder auch vierteln, meine ich. Das hätte sie auch mit Snow White machen können, so ab 25, 30 Minuten in den Film hinein, spätestens. Hätte einem viele Nahaufnahmen des faden Gesichts von besagtem Twilight Häschen erspart; den einen Gesichtsausdruck, den man da so unzählige Male bewundern darf, kennt man sowieso schon aus ungefähr allen anderen Stewart Filmen, und zwar ausschließlich diesen. Immer wieder erstaunlich, was für Leute so Schauspieler sind und damit tatsächlich Geld verdienen- aber das nur anbei. Charlize Theron war übrigens großartig- die dunkle Seite hat ja auch Kekse, is klar, ne.
Gut. Im Vergleich zum anderen Schneewittchenfilm dieses unseren apokalyptischen Partyjahres (Mirror Mirror) war Snow White allerdings tatsächlich noch ganz sehenswert. Wie auch immer.
Dann, weiter im Text der grüsteren (gruslig und düster. It's gonna be a thing!)Filme der näheren Vergangenheit: Dark Shadows. Heiß ersehnt und dann fast schon ein bisschen lame. Johnny, der Depp, nicht in Höchstform (man verzeihe mir meine flachen Witze, lächle schwach und lese weiter). Vereinzelte Momente waren da- wie auch bei The Dictator von Borat alias Brüno alias Ali G oder auch Sacha Baron Cohen (eins ausuchen). Der war okay, hätte man jetzt auch mehr erwarten können, aber man kann sich ja auch am Riemen reisen und das einfach mal nicht tun, dann ist er ganz unterhaltsam; ist er eigentlich auch so, aber eben, wie gesagt, eher momentaufnahmenhaft- in einigen, wenigen erhellenden Szenen begeistern beide Filme, der Rest ist solider Durschnitt. Man kann nicht alles haben, Kekse und gute Filme, wie mir scheint.
Des weiteren- Serien. Im Zuge der soeben fertig geschauten achten Staffel einer alteingesessenen Arztklitsche namens Grey's Anatomy muss ich da jetzt mal drauf zu sprechen kommen. Besagtes betagtes menschliches Metzgerstück wird nämlich mit jedem letzten Atemzug der allesamt totkranken Patienten abgehobener; werden eben jene selbstverständlich alle doch noch von Dr. McDreamy Shepherd gerettet, und das TROTZ einer optimistisch geschätzten Überlebenschance von -4 Prozent. Ans lächerliche grenzend unglaubwürdig. Also, nicht, dass ich von Serien Glaubwürdigkeit erwarten würde- trotzdem, Amoklauf, Senkloch, siamesische Zwillinge, die am Hintern UND an der Nase zusammengewachsen sind, Flugzeugabstürze- kurzum: ja. Genau.
Da lob ich mir doch das Comedygenre und hierbei gleich zwei Fundstückchen, das eine ein bisschen mehr als das andere: Schaut mal (zuerst!) New Girl, und danach Two Broke Girls. Ja, als Student hat man gelegentlich viel freie Zeit und in der Regel freies Internet. Praise the Lord!
Beschreibungen sind mir jetzt ehrlich zu anstrengend, mein missionarischer Eifer ist ermattet, wir müssen ins Bett (mein Eifer und ich, verdammt! Und es ist nichts Verwerfliches am Pluralis Majestatis). Dröhnende Wecker, wenig Schlaf und die Uni, die dumme Nuss, fordern ihren Tribut.
Bleibt nur zu sagen: yo, wicked, ma man !

PS: Schreibfehler und so. Alles gewollt. Total.

Dienstag, 5. Juni 2012

Service temporarily unavailable


Manchmal fragt man sich ja schon, was das alles eigentlich soll. Warum man hier ist und alle anderen auch, warum manche dann irgendwann nicht mehr hier sind und wiederum andere aus völlig unerfindlichen Gründen 107 werden. Man fragt sich warum und wieso und wie kann ich diesem ganzen Dingens namens Leben irgendwie gerecht werden; wie kann ich so leben, als dass ich nicht den Eindruck habe, mein unbegründetes, aber allem Anschein nach irgendwie superwichtiges, Dasein zu vergeuden.
Ja. Das fragt man sich. Und dann steht man erstmal da und denkt nach und kommt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sonderlich weit damit.
Und dann ließt man schlaue Bücher (und nein, ich zähle das Gesamtwerk Paulo Coelhos nicht zum Lebenserhellendsten), dann fragt man mal die anderen, und dann hockt man wieder da und fragt sich selbst und ist keinen Meter weitergekommen als beim ersten Mal.
Dann theoretisiert man wild und gelegentlich betrunken in der Gegend herum. Oder, wahrscheinlicher: man hat das bereits getan, während man nämlich damit beschäftigt war seine Bücher zu lesen und sein bedauernswertes Umfeld nach deren Meinung über den Sinn des Lebens zu löchern (wobei, wenn eben jenes dabei auch betrunken war, dann macht es erfahrungsgemäß ganz gern mit. Fühlt man sich so schön tiefgründig dabei, insbesondere, wenn der Pegel stimmt). Und selbst wenn man während dieser Zeit keine eigenen weltbewegenden Theorien aufgestellt hat, dann hat man doch zumeist wenigstens die von anderen als falsch identifizieren können; die anderen haben doch sowieso alle keine Ahnung und das Ausschlußprinzip rockt einfach. Klüger ist man hinterher zwar auch nur bedingt, zumindest nicht im Bezug darauf selbst erleuchtet, großartig und glücklich zu werden, aber man hat allemal ein bisschen auf anderen Unwissenden rumgehackt und kann sich doch eigentlich deswegen schon mal ein bisschen besser fühlen. Muss ja keiner wissen, dass man immer noch keine Ahnung hat.
Spätestens danach sollte man aber anfangen, sich tatsächlich eigene Gedanken zu machen. Tut man das nicht und guttenbergt sich raus sollte man sich vielleicht mal überlegen ob einem das wirklich so liegt, das über den Sinn des Lebens nachdenken, oder ob man nicht vielleicht doch lieber Lotto spielen geht. Aber das nur am Rande.
Fängt man also an sein eigenes Gedankengut auszuformulieren stellt man fest: gibt ganz schön viele Möglichkeiten, weswegen man so leben könnte. Hat man vielleicht auch schon vorher gemerkt, als man die anderen und die Bücher gefragt hat. Da wären zum Beispiel: 1)Geld. Ganz groß. Geht oftmals einher mit: 2)Karriere. Muss aber nicht. 3)Familie. Auch wichtig, wird aber mittlerweile häufiger mal von 2) resp. 1) oder beidem verdrängt. Dann könnte man noch so einiges aufzählen, wie beispielsweise Drogen, Wutbürgertum oder Schach spielen, aber das sind doch eher spezielle Gründe und schlecht zu verallgemeinern (wobei ich da beim Wutbürgertum unter Umständen eine Ausnahme machen würde, wenn ich mir als nebenjobgeplagter Student so den Einzelhandel anschaue). Karriere und Familie ist da aber schon massentauglicher.
Ja... und dann? Ist man veranlagt wie ich probiert man einfach alles aus, in der Hoffnung, damit einen Sinn zu finden. Solang man den Sinn nur nicht bei sich selbst suchen muss.
Dummerweise, und diese Meinung vertrete ich jetzt schon geraume Zeit, obwohl ich mich natürlich nicht daran halte, liegt er aber genau da. Bei einem selbst, wasn Scheiß, das heißt ja quasi, dass man selbst was tun muss, anstatt im Internet surfen und Kaffee trinken zur adäquaten Beschäftigung zu erheben und sich damit gut zu fühlen. Es heißt, schafft man es, einen Weg zu finden, der einen glücklich (oder sagen wir lieber zufrieden. Meine Einstellung zum Glücklichsein dürfte ja hinlänglich bekannt sein) macht, dann hat man wohl auch seinen persönlichen Sinn gefunden. Ob das jetzt Familie oder Geld oder Rotwein oder Hundezucht ist: egal. Jeder nach seiner Facon.
Dass dabei kein tiefschürfender Sinn mit jahrtausendelangem Weiterbestand und Aufnahme in die Geschichtsbücher rauskommt, sollte einem auch klar sein. Dass sich der individuelle Sinn manchmal auch ganz schön beschissen und nach echter Arbeit anfühlen kann, auch. Dass man was tun muss, um seine brillianten Theorien in die Tat umzusetzen- ja. Und so weiter.
Böse Zungen behaupten ja, das Leben habe keinen Sinn. Hat es als solches wohl auch nicht, stimmt. Aber man kann seinem Leben einen Sinn geben, und wenn es eben nur der ist, irgendwie damit (dem Leben) klar zu kommen und nicht verrückt zu werden, dann ist das eben so. Mehr zu erwarten ist wohl die reine menschliche Arroganz.

So. Nachdem wir uns jetzt kurz hochphilosophisch und mindestens genauso sinnlos wie koffeinfreier Kaffee über das Leben ergossen haben, widmen wir uns jetzt wieder der halbleeren Dose Bier nebst meinem Laptop, temporär auch ein ganz guter Sinn, wenn alle anderen gerade überlastet sind und keine Verbindung zustande kommt. Service temporarily unavailable, cheers!

Sonntag, 27. Mai 2012

Sprachloser Text ohne Worte


Heute sage ich gar nichts und bediene mich stattdessen der Worte eines anderen, weil es gerade einfach nicht geht, das selber Dinge sagen; meine Worte sind irgendwo zwischen früher und jetzt stecken geblieben und müssen erstmal alles realisieren, bevor sie sich wieder zu, ja, Wort melden. Außerdem ist so ein bisschen literarische Bildung ja nie ganz deplatziert, zumal mein Kopf schon weiß, was es zu sagen gilt, aber die Worte nun mal nicht wollen; und der gute Erich schafft das ganz hervorragend an deren Stelle, wie ich finde. Hier nun also fremder Federschmuck und als einzige konkrete Aussage meinerseits heute ein Danke, auch wenns nicht so ganz die acht Jahre waren- trotzdem.

Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wußten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

(Erich Kästner)


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Dienstag, 22. Mai 2012

Weiteratmen



Ein Sommergewitter, draußen im Garten und wohl auch sonst überall. Das dunkle Fenster, das sich in rhythmischen Abständen für den Bruchteil einer Sekunde in die blendend helle Negativzeichnung der Außenwelt verwandelt und in düsteren Bildern das Leben an der Oberfläche skizziert: windgepeitschte Bäume, deren dürre Zweige verzweifelt versuchen, vor dem Sturm zu fliehen und doch nur mitgerissen werden, hilflos und dünn. Fliegende Blätter, von der vorangegangenen Sommerhitze schwach und ausgedörrt und jetzt durch die gewalttätige Entladung der Selben in ein frühes Grab befördert; ein paar panische Runden auf dem wütenden Wind und hinein in den Matsch. Und Wasser. Überall Wasser, eine Flut von oben und keiner, der ihr entkommen kann.
Die Welt vor dem Fenster lässt ihrer Wut freien Lauf, schreit ihre Gedanken rücksichtslos ins Leben hinaus, sollen die anderen doch damit klar kommen.

Im Inneren wirkt alles still. Die Geräusche des Kriegs vor der Tür sind zwar gut zu hören; das Fenster steht offen, vereinzelte Wasserspritzer auf dem Fensterbrett, Windböen, die sich kalt in die eigenen Gedanken schieben und die Haare auf den Armen zornig die Fäuste heben lassen. Aber die Außenwelt mit all ihrer Theatralik und ihrem Lärm, ihren dramatischen Gesten und Wutausbrüchen unterstreicht nur den krassen Kontrast, hebt die Leere, das Schweigen im Inneren hervor.
Wir schweigen. Sind still. Schweigen still und leiden heimlich, wenn wir es denn tun.
Man wünscht sich, eins der Blätter zu sein, vom Sturm weggeweht zu werden, vom Winde verweht; auf Wiedersehen, es war sehr schön, aber jetzt ist es Zeit, zu gehen.
Und gleichzeitig wünscht man sich, bleiben zu können. Dem bekackten Gewitter den Finger zu zeigen.
Und dann kommt einem das verdammte Leben dazwischen und tut einfach, was es will. Und lässt einem keine Wahl, als mitzuziehen: der Platzregen kam und brach die Zweige ab, die zuvor noch so standhaft ihre Stellung gehalten hatten, wenngleich eine Zeit lang willenlos dem Wind ausgeliefert. Und jetzt trudeln sie wild mit den Blättern von einem Wirbel in den nächsten, stetig fallend, immer ein bisschen tiefer sinkend, bis sie schließlich auf dem Grund ankommen und einfach liegen bleiben. Keine Energie mehr.

Gewitter kommen und gehen, dazwischen sind sie laut und herrisch und lassen einem nicht viele Wahlmöglichkeiten, mit ihnen umzugehen: man schaut ihnen zu und wartet ab oder man schaut weg und wartet ab.
Und wenn man fertig gewartet hat, auf welche Art auch immer, wird es dunkel und still draußen. Die Stille aus dem Inneren wird zur Stille auf der Außenseite, alles ist ruhig. Das Fenster steht immer noch offen und prüfend blickt man hinaus ins Schwarz, in die Ruhe nach dem Sturm-
und wenn lange genug nichts mehr passiert ist, dann steht man auf und schließt das Fenster.
Und dann: weiteratmen.

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Samstag, 10. März 2012

Learning to fly

Pack deine Sachen und komm- denn heute ist der Tag, an dem wir fliehen werden.

Planeten stürzen auf die Erde und hüllen uns in Asche aus warmem Wachs- bist du Unrealist genug, als dass du die Welt auferstehen lassen kannst?
Sterne am Himmel, von weiter Ferne wirkt alles perfekt- ab und an den zweiten Blick, das Opernglas beiseite und das Risiko akzeptieren, das die Welt uns auferlegt hat-
Es tut mir leid, dir Dinosaurier auf die Terrasse gestellt zu haben, noch bevor es Tag wurde und lang bevor die Zeitung kam. Ich wollte es wäre alles Wein und Erbeeren- trotzdem, auch nachts sind Schäfchenwolken am Himmel, nur dunkler.

Dienstag, 14. Februar 2012

Happy Valentines!

Ich liege auf dem Boden. Die Musik, die laute, in meinen Ohren dröhnende und für niemanden außer mir hörbare Musik schreit in meinen Ohren. Vor meinem Fenster hat die Nacht die Oberhand gewonnen und die Welt verdunkelt, wie eine Decke, nicht warm, aber die Sicherheit der Ungesehnheit spendend. Vielleicht Trost spendend. Vielleicht.
Warum kannst du nicht sehen, warum könnt ihr nicht sehen, warum sieht niemand- kryptische Fragezeichen tauchen auf und hüllen uns in betretenes Schweigen. Warum kann keiner sagen, was nicht stimmt, warum sind wir alle so involviert in unsere eigenen Probleme, so einzig und allein in unserem eigenen Kopf, als dass mir keiner sagen kann, was verdammt noch mal nicht stimmt, wo die Abzweigung in die falsche Richtung und uns alle ins Verderben geführt hat?
Lange Stunden, voll von makellosem Nichts, nichts, dass ablenken würde von der Leere, der Neutralität, der absoluten.
Ich sitze in einem Vakuum.
Nichts erreicht mich, während ich die Welt betrachte. Mein Stützpunkt ist die Sicherheit meines leeren Ballons, kein Gedanke, kein Gefühl, kein Atem, der mich stört.
Ich frage mich, was alle tun? Was tut ihr alle? will ich rufen, aber ich kann nicht, keine Luft.
Ich sitze in einem Vakuum und ich frage mich, wie lange ich schon hier bin, und ob es allen so geht. Sitzt jeder in seiner luftleeren Blase und schaut dem Leben beim Wahnsinn zu?
Fühlen Sie sich leer, antriebslos, fehlt Ihnen die Motivation, ihr Leben so zu leben, wie die Gesellschaft es von Ihnen erwartet, nine to five, everyday, get up! Nimm am Leben teil! Sei vorbildlich, trage zu unserer schönen, gepflegten, Rasen-trimm-Dich Gesellschaft bei und sei verdammt nochmal NÜCHTERN dabei! Und glücklich! Und ERFOLGREICH!
Ja, Herr Doktor...
Erfolg! Wie good ol' Michael Moore einst schon sagte, das Wort hat sein eigenes Ausrufezichen. Erfolg!, statt Erfolg. Wie langweilig und unmodisch wäre es denn auch. Und da wir ja hipp und zeitgemäß sind müssen wir nun also Erfolg! haben; alle, ausnahmslos, selbst die, die eigentlich lieber in ihrer luftleeren Blase sitzen und dem Vakuum frönen würden. Erfolg!'s not for everyone. Erfolg schon.
Niemand rettet uns, nicht einmal Gott. Was sollte Gott auch tun? Wenn ich Gott wäre und sehen würde, was wir, die gloreiche Menschheit, die göttliche Spezies, die Herrscher der Erde, da mit uns und unseren Leben anstellen, dann würde ich auch resignieren und mir'n Bier holen. Fuck it.
Vakuum. Ich bin betrunken, aber trotzdem wird keiner kommen, mich in den Arm nehmen und sagen, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Natürlich nicht.
Als ich ein kleines Kind war bin ich mit meinen Eltern umgezogen. Kaum in der neuen "Stadt" angekommen, sind wir zu einem kleinen, erholsamen Spaziergang aufgebrochen, ich, fünf Jahre alt, meine Mutter, mein Vater. Keinen Kilometer sind wir weit gekommen, da stand groß und angeberisch in asymmetrisch gesprayten Buchstaben FUCK an der weißen, bis dato unbefleckten, perfekten Rasen-trimm-Dich Wand einer soliden Vorortgarage. Ich fragte meinen Vater, was das seltsame Wort heißen soll- und, um ganz ehrlich zu sein, ich weiß nicht mehr, was er genau geantwortet hat, aber mit Sicherheit nicht- Fuck, fick dieses Leben, fick die akkurat geschnittenen Rasenflächen, fick den Erfolg!, obwohl ich es ihm, aus heutiger Sicht, zutrauen würde. Nein, er sagte etwas kindgerechtes, etwas, das den Schein des SINNS aufrecht erhält, das mich davon abhalten sollte, schon mit fünf eine der tieferliegenden Wahrheiten übers Leben zu erfahren: FUCK. Alles, was in amerikanischen Filmen ausgeblendet und überspielt wird, zensiert! Fuck.
Und jetzt, 21 Jahre später, sitze ich hier und philosophiere über ein Vakuum. Über das allgemeine Nichts. Seit Jahren. Seit Jahren tue ich nichts anderes, habe ich den Eindruck. Hier sitzen, zu laute Musik hören, Vodka trinken und mir überlegen, was zur HÖLLE das eigentlich alles soll. Sieben Umzüge haben es mir nicht gesagt. "Diverse" Studienversuche auch nicht. Alkohol nicht. Sex nicht. Kunst? Vielleicht, an guten Tagen. Alle anderen Klischees- klar, natürlich. Nein, natürlich nicht. Sonst wärs ja fast schon kein Klischee mehr.
Schaut man eben, in aller Unersprießlichkeit aller seiner verdammten LUXUSprobleme, Serien. Streckenweise mit religiösem Eifer- zur Zeit Friends. Und ich überlege mir, warum haben diese sechs so verdammt fehlerfreie Leben? Warum haben sie immer Spaß, auch wenn sie nur Tag für Tag in irgendeinem lahmen Coffeehouse sitzen, um sich die gewieften und von tatsächlich bezahlten Autoren in Schweißarbeit ausgeabeiteten Dialoge um die Ohren zu werfen, von Gelächter und Musik untermalt, das ideale Leben, attraktiv, sociable, erfolgreich (da ist es wieder) ?
Nun. Unter Umständen, weil es eine Serie ist (und eine amerikanische noch dazu...).
Ja, lacht ruhig, Menschen wie ich brauchen zwei Jahrzehnte, um zu realisieren, dass uns dort, auf dem immer flacher, demnächst wird er konkav, werdenden Blidschirm nicht das Leben, sondern die gepimpte und von jeglichem Misston befreite und außerdem elegant zusammengeschnittene und musikalisch unterlegte Version von "Leben" gezeigt wird. Manch einer braucht seine Zeit, um festzustellen, das FUCK eben doch das ist, was eigentlich dominiert. Well, no one told you life was gonna be this way MY ASS.
Kontrolle:
Ich bin 21 Jahre älter als fünf und habe mittlerweile gemerkt, dass wir nicht hier sind, um den Gänseblümchen die Blüten auszureißen, um sie als kindliche Delikatesse zu uns zu nehmen, sondern dass wir die Gänseblümchen SIND (ich würde mir wirklich wünschen, hier eines Tages wieder KURSIV schreiben zu können).
Wir wachsen, arglos, um uns dann, so unangenehm und beschissen das auch sein mag, die Blüten auszupfen zu lassen. Und was können wir machen? Nichts.
Keiner weiß, wo wir falsch abgebogen sind oder zumindest will keiner mit seinem Wissen rausrücken und jetzt müssen wir mit den Konsequenzen zu Rande kommen- well, so be it.
Und trotzdem- ich betrachte das Leben und seinen Wahnsinn von hier aus, Valentinstag, Tag der Liebe und der ganze Schwachsinn, und ich frage mich:
WAS ZUR HÖLLE ?