Dienstag, 5. Juni 2012

Service temporarily unavailable


Manchmal fragt man sich ja schon, was das alles eigentlich soll. Warum man hier ist und alle anderen auch, warum manche dann irgendwann nicht mehr hier sind und wiederum andere aus völlig unerfindlichen Gründen 107 werden. Man fragt sich warum und wieso und wie kann ich diesem ganzen Dingens namens Leben irgendwie gerecht werden; wie kann ich so leben, als dass ich nicht den Eindruck habe, mein unbegründetes, aber allem Anschein nach irgendwie superwichtiges, Dasein zu vergeuden.
Ja. Das fragt man sich. Und dann steht man erstmal da und denkt nach und kommt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sonderlich weit damit.
Und dann ließt man schlaue Bücher (und nein, ich zähle das Gesamtwerk Paulo Coelhos nicht zum Lebenserhellendsten), dann fragt man mal die anderen, und dann hockt man wieder da und fragt sich selbst und ist keinen Meter weitergekommen als beim ersten Mal.
Dann theoretisiert man wild und gelegentlich betrunken in der Gegend herum. Oder, wahrscheinlicher: man hat das bereits getan, während man nämlich damit beschäftigt war seine Bücher zu lesen und sein bedauernswertes Umfeld nach deren Meinung über den Sinn des Lebens zu löchern (wobei, wenn eben jenes dabei auch betrunken war, dann macht es erfahrungsgemäß ganz gern mit. Fühlt man sich so schön tiefgründig dabei, insbesondere, wenn der Pegel stimmt). Und selbst wenn man während dieser Zeit keine eigenen weltbewegenden Theorien aufgestellt hat, dann hat man doch zumeist wenigstens die von anderen als falsch identifizieren können; die anderen haben doch sowieso alle keine Ahnung und das Ausschlußprinzip rockt einfach. Klüger ist man hinterher zwar auch nur bedingt, zumindest nicht im Bezug darauf selbst erleuchtet, großartig und glücklich zu werden, aber man hat allemal ein bisschen auf anderen Unwissenden rumgehackt und kann sich doch eigentlich deswegen schon mal ein bisschen besser fühlen. Muss ja keiner wissen, dass man immer noch keine Ahnung hat.
Spätestens danach sollte man aber anfangen, sich tatsächlich eigene Gedanken zu machen. Tut man das nicht und guttenbergt sich raus sollte man sich vielleicht mal überlegen ob einem das wirklich so liegt, das über den Sinn des Lebens nachdenken, oder ob man nicht vielleicht doch lieber Lotto spielen geht. Aber das nur am Rande.
Fängt man also an sein eigenes Gedankengut auszuformulieren stellt man fest: gibt ganz schön viele Möglichkeiten, weswegen man so leben könnte. Hat man vielleicht auch schon vorher gemerkt, als man die anderen und die Bücher gefragt hat. Da wären zum Beispiel: 1)Geld. Ganz groß. Geht oftmals einher mit: 2)Karriere. Muss aber nicht. 3)Familie. Auch wichtig, wird aber mittlerweile häufiger mal von 2) resp. 1) oder beidem verdrängt. Dann könnte man noch so einiges aufzählen, wie beispielsweise Drogen, Wutbürgertum oder Schach spielen, aber das sind doch eher spezielle Gründe und schlecht zu verallgemeinern (wobei ich da beim Wutbürgertum unter Umständen eine Ausnahme machen würde, wenn ich mir als nebenjobgeplagter Student so den Einzelhandel anschaue). Karriere und Familie ist da aber schon massentauglicher.
Ja... und dann? Ist man veranlagt wie ich probiert man einfach alles aus, in der Hoffnung, damit einen Sinn zu finden. Solang man den Sinn nur nicht bei sich selbst suchen muss.
Dummerweise, und diese Meinung vertrete ich jetzt schon geraume Zeit, obwohl ich mich natürlich nicht daran halte, liegt er aber genau da. Bei einem selbst, wasn Scheiß, das heißt ja quasi, dass man selbst was tun muss, anstatt im Internet surfen und Kaffee trinken zur adäquaten Beschäftigung zu erheben und sich damit gut zu fühlen. Es heißt, schafft man es, einen Weg zu finden, der einen glücklich (oder sagen wir lieber zufrieden. Meine Einstellung zum Glücklichsein dürfte ja hinlänglich bekannt sein) macht, dann hat man wohl auch seinen persönlichen Sinn gefunden. Ob das jetzt Familie oder Geld oder Rotwein oder Hundezucht ist: egal. Jeder nach seiner Facon.
Dass dabei kein tiefschürfender Sinn mit jahrtausendelangem Weiterbestand und Aufnahme in die Geschichtsbücher rauskommt, sollte einem auch klar sein. Dass sich der individuelle Sinn manchmal auch ganz schön beschissen und nach echter Arbeit anfühlen kann, auch. Dass man was tun muss, um seine brillianten Theorien in die Tat umzusetzen- ja. Und so weiter.
Böse Zungen behaupten ja, das Leben habe keinen Sinn. Hat es als solches wohl auch nicht, stimmt. Aber man kann seinem Leben einen Sinn geben, und wenn es eben nur der ist, irgendwie damit (dem Leben) klar zu kommen und nicht verrückt zu werden, dann ist das eben so. Mehr zu erwarten ist wohl die reine menschliche Arroganz.

So. Nachdem wir uns jetzt kurz hochphilosophisch und mindestens genauso sinnlos wie koffeinfreier Kaffee über das Leben ergossen haben, widmen wir uns jetzt wieder der halbleeren Dose Bier nebst meinem Laptop, temporär auch ein ganz guter Sinn, wenn alle anderen gerade überlastet sind und keine Verbindung zustande kommt. Service temporarily unavailable, cheers!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen