Vorab!
Ich freue mich ganz fürchterlich, ein neues Drärchen in die Welt hinaus zu pusten und damit natürlich (selbstverständlich) einen unerlässlichen Beitrag zur Weihnachtsstimmung und allem beizutragen.
So. Wer will, darf gerne hier, hier und hier Teil eins bis drei des letztjährigen Originaldrärchens nachlesen.
Damit nun also, ne.
Vorspiel
Vor einem Jahr, so
munkelt man,
War Ferniziens
Königin dran.
Nackt ward sie
gefunden (von einem armen Schwein)
Der Faltenwurf war wunderbar!
Das Volk feierte.
Und als es wieder
nüchtern war,
Nach mehreren kurzen
Wochen,
War sie schon steif
und angerottet,
Die Krone wurde
eingemottet,
Und der Handlanger
zum Haupt ernannt,
Die arme Sau; doch so
gings ins Land.
Ein Jahr ists her und
wieder
Weihnachtets sehr
In Fernizien, doch
dieses Mal
Mit neuen Exerzitien.
So hört und staunt
und lest gebonnen,
Es war einmal, neu
ersonnen.
Es folgt: des Weihnachtsdrärchens unnötige Fortsetzung
Es treten auf:
Der Handlanger
Gustavo
Der Handlanger des
Handlangers
Der Königliche
Intendant
Gelangweilte
Schauspieler 1 - 4
Meger Vohn
Teler Vohn in einer
Gastrolle
Eine knochige Frau
Ein einsamer Rächer
Ein Zierfischer
Der Zauberlehrling
Diverse Dorfbewohner
Einige Eichhörnchen
Ein Geier
Und: Der Zauberer …
Intro
Es war einmal in einem fernen, fernen Königreich. Oder nein,
es war einmal in Fernizien, streichen sie den ersten Teil … Haben Sie das? Gut.
Was? Nein, Sie sollen das nicht mit aufschreiben … ach geben Sie her! Zu nichts
zu gebrauchen, dieser Meger Vohn …
Intro, zweiter Versuch
Es war einmal im fernen Königreiche Fernizien,
mon.fr.K.reich[3].
Ein Jahr war vergangen, seitdem die Königin am vergangenen Weihnachtsabend
durch den heroischen und im Großen und Ganzen doch beeindruckenden Einsatz des
Zauberlehrlings gestürzt worden war. Seither war Fernizien ein friedliches und
beschauliches Reich geworden, dem es an nichts mangelte außer adäquater
Monarchie; hieran hatte sich also nicht viel verändert. Auch sonst waren viele,
liebgewonnene Traditionen aufrechterhalten worden. Im Dorfe lebte der Pöbel,
trat Hunde, jagte Ratten und ärgerte sich über den Hofstaat; am Hofe lebte man
in Saus und Braus und ignorierte den Pöbel weitestgehend. Doch wie
bedauerlicherweise jedes Jahr so näherte sich auch in diesem Jahr das
Weihnachtsfest schneller als eine Schwindsüchtige dem Medikamentenschrank, und
es wollten Vorbereitungen getroffen werden. Vorbereitungen, die mehr denn je
dem Handlanger oblagen, der sich in seiner neuen Rolle als Interimsherrscher
mehr als unwohl fühlte, dennoch aber fand, eine ganz gute Figur abzugeben auf
dem Thron; zumindest, wenn er sich ein wenig seitlich setzte und das Kinn auf
die Faust stützte, weswegen er sich auch gleich in dieser Position hatte malen
lassen. Aber ich schweife ab.
Weihnachten näherte sich also, und die Vorbereitungen liefen
auf Hochtouren, im fernen Königreich Fernizien, mon.fr.K.reich. Doch Düsteres
näherte sich …
1.
Akt, Ouvertüre
Ein dunkler Wald, früher Morgen. Es raschelt dramatisch im Geäst und
würde ebenso dramatisch im Laub rascheln, wären die Bäume nicht winterlicher
Wipfeldürre zum Opfer gefallen. Ebenfalls der Wipfeldürre zum Opfer gefallen
ist der Mann, der mürrisch auf seinem Pferd sitzt und an seiner Mütze zupft,
mit der er die Wipfeldürre zu kaschieren versucht. Neben seinem Pferd, das
ebenso mürrisch wie er aussieht, aber bedeutend mehr Haar besitzt, steht ein
weiteres Pferd, dessen Knochen sich stalagmitengleich in die kalte Luft bohren
und gelegentlich klirrend an einen weiteren Satz spitzer Knochen stoßen, den
der Frau, die auf ihm sitzt, nämlich. Alle vier produzieren kleine, weiße
Wölkchen und sehen preisverdächtig verdrießlich drein. In einiger Entfernung
sieht man ein Eichhörnchen sehr entschlossen mit einem Stein auf den gefrorenen
Boden einschlagen, während ein anderes Eichhörnchen ein Stück daneben steht und
unmerklich den Kopf schüttelt. Im Hintergrund erscheint die spitze Nase eines
Fuchses, die unmissverständlich auf die beiden Eichhörnchen gerichtet ist. Als
er zum Sprung ansetzt, wird er jedoch in letzter Sekunde von einem
herabstechenden Geier zur Seite geworfen, der in der nahrungsknappen Not dazu
übergegangen ist, seine Definition von Aas ein wenig zu dehnen. Im Vordergrund
lässt das erste Eichhörnchen seinen Stein fallen und zeigt dem zweiten
Eichhörnchen einen Vogel. Der mürrische Mann und die knochige Frau blicken weiterhin
verdrießlich.
MÜRRISCHER MANN:
Seid Ihr sicher, dass dies der richtige Weg ist?
KNOCHIGE FRAU:
Selbstverständlich! Wie könnt Ihr es wagen - !
MÜRRISCHER MANN (hebt abwehrend die Hände, sagt jedoch
nichts. Man weiß ja nie.)
KNOCHIGE FRAU
(entschlossen): Da entlang!
MÜRRISCHER MANN
(mürrisch): Wenn Ihr meint.
Hufgetrappel setzt ein. Sie entfernen sich. Wir verweilen noch einige
Sekunden an Ort und Stelle, gerade noch lang genug, um zu sehen, wie eines der
Eichhörnchen von einem Geier aus dem Flug geschnappt wird und das andere ihnen
ungläubig nachstarrt. Im Hintergrund sehen wir einen Fuchs unmerklich den Kopf
schütteln.
1.
Akt,
1. Szene
Am Hofe Ferniziens, im Thronsaal, am Tag vor Weihnachten. Der
Handlanger sitzt steif auf dem Thron und fühlt sich aktiv unwohl. Ihm gegenüber
steht ein dünner, junger Mann und fühlt mit ihm. Gustavo sitzt auf einem
prächtigen Stuhl am Fenster und übt sich im Augenverdrehen.
HANDLANGER: Nun,
äh, Handlanger, ähm …
HANDLANGER DES
HANDLANGERS: Richtig, Eure, äh, Hoheit?
HANDLANGER: Ja,
hm, eigentlich nicht …
HANDLANGER DES
HANDLANGERS: Aber …
GUSTAVO (springt
dramatisch auf, wirft die Hände in die Luft und den Kopf in den Nacken): Bitte, könnte sich wenigstens
einer von euch beiden einen anderen Titel geben? Nicht mal ich komme noch nach!
WACHE (steht am Rand
und kichert verschämt in seine Rüstung)
GUSTAVO (redet sich
ein wenig in Rage): Du könntest wenigstens das Schild an deinem Büro ändern. Was soll denn eigentlich das
Volk denken!
HANDLANGER (senkt
seinen Blick auf seine in roten Bommelschuhen steckenden Füße): Ja, Schatz …
GUSTAVO (setzt an,
wird aber vom Handlanger des Handlangers unterbrochen)
HANDLANGER DES
HANDLANGERS: Ich störe ja nur höchst
ungern …
WACHE (leise an Wache
neben sich): Was er nicht sagt …
ANDERE WACHE (reißt
weit die Augen auf und nickt wissend)
HANDLANGER DES
HANDLANGERS: Aber …
GUSTAVO (fährt herum
und funkelt zweiten Handlanger an): Hat das nicht vielleicht einen Moment
Zeit?
HANDLANGER DES
HANDLANGERS: Sicher; aber, mit Verlaub, der Lamettalieferant dürfte da anderer Meinung sein. Zudem sollten
die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsdrama
getroffen werden. Ihr seid euch doch sicher im Klaren darüber, dass morgen bereits Weihnachten ist und
das Volk nach dem Sturz der Königin etwas Besonderes
erwartet.
HANDLANGER: Ja, natürlich
…
Es klopft lautstark an der Tür. Der Handlanger sinkt ein wenig auf
seinem Thron in sich zusammen. Gustavo seufzt theatralisch und macht ein
Geräusch, das stark an „Argh!“ erinnert. Unzählige Wachen treten aus ihren
Verstecken hinter den schweren Samtvorhängen, die den Thronsaal säumen, und
formieren sich. Man hört einen von ihnen leise einzählen. Die meisten der
Wachen wippen bereits im Takt mit; ehe sie zu ihrem penetrant musicalhaften Stück
ansetzen können fliegt jedoch die enorm schwere Doppeltür des Thronsaals auf
und ein dafür erstaunlich kleiner und alter Mann betritt strammen Schrittes und
sichtlich verstimmt die Szene.
KLEINER ALTER MANN (an
Handlanger; mit unangenehm hoher, zum Räuspern animierender
Stimme): Was soll denn die Scheiße? Im Hof stehen die bestellten zwei Tonnen Lametta. Würde sich einer dazu
herablassen, mich zu bezahlen? Und versucht
gar nicht erst, es in Naturalien zu versuchen, das zieht nicht mehr!
Die Wachen verschwinden verschämt wieder hinter den Vorhängen. Gustavo
wirft beiden Handlangern bedeutungsschwere Blicke zu; der Handlanger rutscht
unbequem auf dem Thron herum, der trotz all seiner Bemühungen auch nach einem
Jahr noch kein Sitzkissen bekommen hat. Der Handlanger des Handlangers schürzt
die Lippen und sieht selbstzufrieden auf den Boden.
HANDLANGER: Nun,
äh. Wir sind ein wenig im Verzug!
KLEINER ALTER MANN
(resolut): Das sehe ich!
HANDLANGER: Wir
werden selbstverständlich … (wird von vor
dem Fenster aufkommendem Tumult
unterbrochen)
SCHRILLE STIMME AUS
DEM HOF: Himmelarsch, Karl!
KARL (vermutlich):
Reg dich ab, Gerda.
Man hört einige Rüstungen in rhythmischen Trab verfallen, zunehmend
aufgeregte Stimmen rufen durcheinander. Die königlichen Trompeter nutzen die
Gunst der Stunde, um das königliche Trompeten zu üben, ehe die Instrumente
nacheinander abrupt verstummen. Schließlich legt sich unheimliche Stille über
den Hof, fast so, als schritte ein Zauberer bedeutungsschwer über dessen Mitte
und würde dabei düster unter seiner Kapuze hervor nach links und rechts sehen.
GUSTAVO (am Fenster): Schatz,
sieh nur!
HANDLANGER (eilt zu
ihm, wirft einen Blick auf den lehmigen, wenngleich winterlich gefrorenen Hof): Oh.
Es wird langsam dunkel. Vorhang.
1.
Akt,
2. Szene
Der Zauberer, ehemals Zauberlehrling, schreitet bedeutungsschwer über
den Hof des Schlosses. Dabei wirft er düstere Blicke nach rechts und links. Der
anwesende Hofstaat geht theatralisch aus dem Weg, vereinzelte Hofdamen fallen
strategisch in Ohnmacht. Nachdem die königlichen Trompeten allesamt erstorben
sind, hört man nur noch die königliche Pauke düstere und erstaunlich
gleichmäßige Paukenschläge über den Hof pauken. Alle Augen sind auf den
Zauberer gerichtet, der langsam im Spotlight weiterschreitet, während der Rest
des Hofes dunkler zu werden scheint.
ZAUBERER (murmelt): Dem
Untergang geweiht war der Hof; die Königin war weg, und ihre Schwester fand das gar nicht doof …
ZIERFISCHER (der die
Schwere der Situation noch nicht begriffen zu haben scheint): Was?
ZAUBERER (bleibt kurz
stehen, wirft dem Zierfischer einen irritierten Blick zu, geht weiter): Ach, nichts …
Vorhang.
[1] Wir entschuldigen uns im
Voraus bei der Steincommunity und verweisen nur zu gerne auf die moralisch
geradezu mittelalterlichen Verhältnisse, die zur Zeit des Drärchens in
Fernizien geherrscht haben. Die Verfasser sind nach Beendigung der
Niederschrift ein paar Hexen verbrennen und Gänse vergewaltigen gegangen; des
Nachdrucks wegen.
[2] Wir entschuldigen uns auch
bei den Gänsen und werden nun aus Platzgründen darauf verzichten, weitere
Minderheiten zu erwähnen.
[3] Monarchiefreies Königreich
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen