Dienstag, 3. Juli 2012

Фузион !



Mesdames et Messieurs, je vous présente la Fusion [sprich: Fjuschn] !
Es fällt gar nicht leicht, etwas über die Fusion, dieses freakige, bunte Festival weit oben im Norden, wo die Berge flach sind und das Meer nah ist, zu schreiben. Weil man über alles gleichzeitig reden will, und alles ist in diesem Zusammenhang ziemlich viel. Hinzu kommt das Problem, dass sich manche Dinge doch schwerlich nur mit Worten ausdrücken lassen, manchmal bedarf es mehr. Aber da wir hier ja die wunderbare Möglichkeit haben, mal mehr zu machen, tun wir das jetzt auch einfach: im Folgenden bitte ich, folgenden Link auf voller Ntzntz-Lautstärke laufen zu lassen und dann ein bisschen den Kopf abzustellen, damit könnte es ganz gut funktionieren.
Und nun, Obacht! Impressionen. Wir haben geklebt, wir haben geglitzert, wir waren dabei!


http://www.youtube.com/watch?v=8qSKovCptTI&feature=related



50 000 Menschen, ein riesiger Zeltplatz, 35 Grad, blauer Himmel. Anstrengende Anreise, die sich schon im ersten Sekundenbruchteil des ersten Biers lohnt- subtiler Bass von weit her. Dreckige Wege, die im Laufe der Tage noch dreckiger und noch staubiger werden sollen; Dixiklos- die Damenwelt freut sich. 
Zeltaufbau, die Sonne brennt und die Gummistiefel bleiben in der Tüte. Erster Gang aufs Gelände, das subtile Basswummern wird allumfassend, kommt von allen Seiten, in verschiedenen Ausprägungen.
Langsam sinkt die Sonne tiefer, es wird Nacht und die Lichter gehen an, die Lichter und Leuchten und Feuer und das Glühen im Auge nach sieben Mate. Digitalism spielt und der Mond geht auf, hinter der Bühne, hinter denen, die auf der Bühne stehen und Fackeln schwenken und dabei auf die hüpfende Masse bunter Menschen hinabblicken. Mondliches Gegenlicht hinter ihnen und Bassstampf, Grinsen im Gesicht: das Leben ist okay, wenn man mal so drüber nachdenkt. 
Danach, wo treffen wir uns noch? Große Gruppen auf großen Festivals neigen dazu sich aus den Augen zu verlieren. Trotzdem, die Nacht gibt ihr Bestes, man zuckelt von einer Bühne zur nächsten. Glitzern, überall Glitzern: im Wald, am Himmel, auf den Gesichtern, die sich langsam bräunen und in Kürze ins zarte Rot abstechen werden. Die Realität hat sich ins Arbeitszimmer verzogen und schmollt ne Runde.
Musik, noch mehr Musik. Wir laufen viereckig, geradeaus gehen verkommt zur Verpöntheit, der Beat ist groß und der Bewegungsdrang ist es auch. Stampfstampf, haste maln Pape? Ich hab auch Bier. Ein Jahrmarkt; eine einzige Freakshow. 
Sehr kurze Nacht, die Sonne war kaum weg, da ging sie auch schon wieder auf, im Land der flachen Berge noch viel früher, viertel nach Drei und zartes Gebläu am platten Horizont. Immer noch Bass, später im Schlafsack auch noch, genau wie das Grinsen im Gesicht: Fusion...
Am nächsten Morgen haben wir tatsächlich fusioniert, mit der Kleidung, die wir tragen, dem Schlafsack, in dem wir liegen, dem Dreck: es ist heiß. Um zehn klingelt einen die Sonne aus dem Bett, raus da! Die Fusion macht durch und erwartet deine Aufmerksamkeit.
Aufstehen, Kaffee, Gaskocher sei Dank. Sonnenbrille auf Nase festtackern und weiter, weiter- die Hitze schiebt unsere bleichen Ärsche an den See und dort braten wir, das Rot manifestiert sich. So ist das tatsächlich Urlaub, alles. 
Auf dem Rückweg was essen, vegane Burger und Nudeln, Reis und Fladen oder einfach Tofuwurst. Zum Zelt und dann aufs Gelände. Nen leicht schrägen Blick hat man schon. 
Dann, tanzen, so viele schöne Menschen, die tanzen, sich bewegen und ihr Sein feiern. Wir feiern mit und verlieren uns auf der Strecke, aber finden uns später wieder. Es wird nie kalt.
Und so gehts grad weiter, der eine Tag geht in den nächsten über, abends leichtes Gewitter, Wind und Abkühlung, die Menschen halten ihre Zelte fest und warten ab. Danach Gewusel und das glühende Gefühl vom Zusammensein: ich fühl mich so festival, und ihr alle fühlt euch mit. Geile Sache.
Nach dem kleinen auch noch ein großes Gewitter, eins, das einem Angst macht und Pavillons durch die Luft weht, morgens um fünf. Schockmomente mit gutem Ende, danach schlafen und beim aufwachen wieder Hitze. Die Fusion meint es gut mit uns. 
Das und noch siebzehnmal so viel: zuviel zu berichten, zuviel für ein einziges Festival. Akute Reizüberflutung, Gitarre spielende Roboter, Trancefloor. Feuershow, Stromrumspieler, kleine Bands und große Anlagen. Rudernde Skelette, Spelunken und freie Plätze, Knicklichter. Überall leuchtets und blinkts, in jeder Ecke n anderer Beat; man kommt nicht mehr nach und lässt sich einfach treiben. Ungeduscht wie man ist, was sollte einem denn passieren? Bei den Menschen, was sollte schief laufen? Wir lieben nicht Liebe zu dritt, sondern zu fünfzigtausend. Da packt man doch mal den Zyniker ein und setzt ihn neben die Realität, dann sind sie beide nicht so alleine und man selbst kann sich dem Universum hingeben. Kann sich im Glitter wälzen, im echten und in dem, den man sich auf die Seele streut: man ist glücklich, tatsächlich.
Und dann, nach vier Tagen, ists vorbei. Es klingt langsam aus und wir bekommen noch ein bisschen Klassik zum Schluss, dann erste Abreisende und weniger Zelte; langsam ebbt es ab und die Müdigkeit wird übermächtig. Die Musik schwindet, nur noch vereinzeltes Gerummse- schade. Aber man hat mitgenommen, was es zu haben gab, und es war gigantisch. Laut und mächtig und alles in sich aufsaugend. Wir rutschen unter die große Glasglocke und gucken von innen raus, die echte Welt ist seltsam, hier drinnen ist es schön; darf ich bleiben?
Und schließlich ist es doch Montag und man steigt ins Auto, totmüde, rotbraungebrannt, so dreckig, dass man meinen könne, es ginge nie wieder ab. Die Gummistiefel kamen nur einmal aus ihrer Tüte, jetzt sind sie wieder gut verpackt. Der Müll kommt weg und dann verlässt man es, das Gelände, den Zeltplatz, die Fusion 2012- und langsam verzieht sich der Bass in den verschwindenden Hintergrund. 
Das Grinsen im Gesicht aber, das bleibt.

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