Sonntag, 10. Juli 2011

Ambivalenz

Ambivalenz!
Ambivalenz!
Ambivalenz!

(Ich könnte das jetzt noch stundenlang so fortführen. Um der guten Bürger von Hacker Republic Willen unterlasse ich es jedoch.)

Trotz allem: Ambivalenz, meine verehrtesten, spätnächtlichen Leser, ist eine vorherrschende Eigenschaft so mancher alltäglicher Grausamkeiten; das Leben beispielsweise, um nur eine davon zu nennen.
[Einschub, ich meine- who knows?
Der Gott Wikipedia sprach und schwenkte dabei dramatisch und mit Sicherheit göttlicher, als wir uns einzugestehen gewillt waren den Arm, wobei er 'huzzah! huzzah!' rief und sich hinterher behäbig ein Zigarillo anzündete:
Unter Ambivalenz (lat. ambo „beide“ und valere „gelten“) wird in der Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychoanalyse das Nebeneinander von gegensätzlichen Gefühlen, Gedanken und Wünschen verstanden. In der gehobenen Umgangssprache gebräuchlicher ist das Adjektiv ambivalent (zwiespältig, doppelwertig, mehrdeutig, vielfältig). Der Begriff wurde von Eugen Bleuler (1857–1939) geprägt.]
Zwar kennt jetzt kein Mensch Eugen Bleuler, aber es wirkt immer sehr seriös, mit Wissenschaftlern zu schwenken, wenn man eine Behauptung aufstellt. Diese, in der Regel frei erfundenen, Personen werden dann mit allerhand Zitaten und Erkenntissen behaftet, die einen real existierenden Menschen an den Rand des Wahnsinns und, wenns dumm läuft, auch ein Schrittchen darüber hinaus bringen könnten. Soviel dazu.

In jedem Fall: Ambivalenz (fast hätten wirs vergeßen, nich?) !
Ich, für meinen unrepräsentativen Teil dieser unserer Weltbevölkerung, beispielsweise stehe ungeheuer vielen Dingen ambivalent gegenüber.
Zuallererst hätten wir da mal meinen Wohnort. Ganz schwieriges Thema. Alles hat sein Gutes und sein Schlechtes, wenn man es nur lang genug sondiert und durchleuchtet und dabei eventuell ein, zwei kleene Schulte kippt und ein bisschen Nirvana hört. Nehmen wir also die Großstadt, wir spezifizieren das jetzt nicht näher, unter die kritische, leicht bipolarisierte Lupe:
auf der Pro Seite lässt sich natürlich hierbei vermerken, dass die Großstadt als solche in der Regel eins ist: groß.
Oder, um noch genauer zu werden: dicht besiedelt. Manhattan hat in etwa die Fläche einer Stadt wie Tübingen, dafür aber fast achtzehn Mal so viele Einwohner. Man stelle sich nur diesen Bienenstock vor, während man gedanklich versonnen an seinem Drink, irgendwo in seinem Loft im 123. Stock sitzend, nippt. Fantastisch.
Aber (Ambivalenz, nicht vergessen) !
Die Mieten! Die U-Bahnpreise! Der eklatante Mangel an vernünftigem Brot (denn, meine lieben, mit Sicherheit ach so zahlreichen ausländischen Leser- und nein, ich zähle Österreich in diesem Falle nicht DIREKT zum Ausland- Brot gibt es nur in Deutschland (ok, und Österreich, wenns sein muss). Im Rest der Welt gibt es nur mittels Hitzezufuhr trocken gewordene Teigklumpen. True story.) !!
Weiter wollen wir nun nicht ins schier unerschöpfliche, ambivalogische (ja, ich Gedenke eine neue Wissenschaft zu gründen; nachdem meine Religion keiner wollte, was bleibt mir denn?!) Thema der Wohnortproblematik gehen. Beschäftigen wir uns lieber mit erquicklicheren Dinge, wie...
Haare.
Ja, Freunde des weltfremden Abschweifens in zart neongelben Tagfantasien bezüglich der Wiederentdeckung des Dodos, DAS ist ein echtes Problem [jeglicher männliche Leser, der seine metrosexuelle Ader noch nicht entdeckt haben sollte, bitte JETZT an Bier und Fussball denken, bis ich entwarne].
Hatte ich mein wallendes Haupthaar nun heroische eineinhalb Jahre von jeglicher Chemie und, größtenteils, auch jeglicher Beschneidung (bis auf einige, betrunkene, experimentelle Versuche) verschont gelassen, habe ich mich kürzlich an der Erleuchtung versucht. Und nein, zu diesem Zwecke setzt sich die moderne Frau nicht für fünf Jahre unter einen indischen Baum, um meditativ das tägliche Reiskorn zu lutschen und über das Dasein als solches, schlechte Schauspieler und die Doppeldeutigkeit der Dinge nachzudenken, NEIN! weit gefehlt, sie geht in die Drogerie und kauft nett verpacktes Wasserstoffperoxid.
Nachdem ich eben dieses getan und danach den obligatorischen Tag gezögert hatte (Ambivalenz!), habe ich mich also todesmutig vor unseren verstopften Abfluss gestellt und der Erleuchtung chemisch nachgeholfen.
Ok, spätestens an dieser Stelle sollte vielleicht für alle Männer, die obigen Rat nicht befolgt haben, erklärt werden: ich habe versucht, meine Haare zu blondieren- und hatte auch, wenn man sehr genau hinschaut und sich ein bisschen Mühe gibt, ausreichend fantasiebegabt ist und ein vages Bild meines mausgrauen Schopfes VOR der göttlichen Niederkunft im Kopf hat, einen relativen Erfolg. Will heißen: mein Kopf ist nicht auf Medizinballgröße angeschwollen und ich habe noch alle Haare, die ich vorher auch hatte- und jetzt vielleicht sogar um eine zweiunddreisigstel Nuance heller als vorher. Huzzah.
Das ganze hat mich knappe sechs Euro gekostet, was ja aber noch gar nichts ist, verglichen zu den neunzehn, die ich einige Tage zuvor in der verqueren Hoffnung auf RESULTATE der missgelaunten Frisöse gegeben habe, die sich davor kopfschüttelnder Weise an mir zu schaffen gemacht hatte. An meinen Haaren, selbstredent, nicht an MIR als Person.
(Hierbei sei folgendes zu empfehlen: Mischa-Sarim Vérollet, 'Das Leben ist keine Waldorfschule' Kapitel 'War beim Frisör gewesen'. Jeder, der nun Onkel Google zur Rate zieht und diesen netten Herren, seines Zeichens Poetry Slamer wie alle wirklich, wirklich guten Menschen dieser Erde, googlet und dann auf 'Bilder' klickt, bekommt unter Umständen schon so eine ganz vage Vermutung der Substanz dieses Kapitels und damit auch meines Frisörbesuchs. Wobei es bei mir selbstredent lang nicht so schlimm war, da ich ja, da eine Frau, noch nicht mal metrosexuell sein muss, um mir regelmäßig die Haare zu waschen.)
So, wo war ich stehengeblieben... achso. Manch einer fragt sich nun vielleicht: was zur HÖLLE hat dieser Mist mit dem anspruchsvollen Thema der Ambivalenz zu tun.
Tja... alles! Und zwar nämlich:
Ich mag meine Haare, die sind schon okay so. Aber müssen die jetzt so ein verdammtes Eigenleben führen, insbesondere morgens nach dem Aufstehen und eigentlich wäre ich auch lieber dunkler. Nicht im Gesicht, auf dem Kopf. Und lang ist scheiße, wegen Megamopp, kurz ist auch scheiße, wegen Omalook und ständig nachschneiden, was dann ja wieder GELD kostet (Geld ist im Bezug auf die allgemeine Ambivalenz der Dinge ein wiiichtiges Kriterium) und überhaupt.
Also könnte man sich einfach ne Glatze schneiden. Wär schon toll und so, im Sommer und alles, aber im Winter eher suboptimal und generell auch bisschen unweiblich. Wobei Sinead O'Connor wiederum... ('wobei', 'obwohl' und Kollegen sind auch wiiichtig).
Und ach herrje, jetzt geht mir der ganze Stil flöten hier, wie bedauerlich.
Aber, um noch mal das Thema aufzufassen, ich weiß jetzt nicht, ob das anhand der Haare jetzt allen so geläufig wurde: es ist ALLES ambivalent. Es ist immer irgendwo der Wurm drin. Ich wäre gern größer, aber dann hätte das kollektive Geschlecht der Männer bloß noch mehr Angst vor mir (huch, da fällt mir ja auch noch ne amüsante Geschichte der näheren Vergangenheit ein. Aber das veträgt sich jetzt ehrlich nicht mit der Allgemeinsituation)Also doch nicht.
Dann wäre ich manchmal gern selber ein Angehöriger dieses Geschlechts, nur, um auf Festivals ungestört pinkeln zu können. Andererseits aber wieder- ach, da fang ich jetzt gar nicht erst an, das ufert ja völlig aus hier...
Und dann würd ich gern Reisereportagen für den Merian schreiben, habe aber gleichzeitig die Befürchtung, stattdessen erstmal 27 Jahre lang Musiker interviewen zu müssen, bevor ich dann, ja, im Sternzeichen des allgemeinen Journalismus ist das wohl so gang und gäbe, mit 52 endlich den Status des Praktikanten hinter mir gelassen und dafür den des Hospitanten eingenommen hätte. Den Unterschied werde ich nie verstehen, und ja, ich habe 25+27 gerade mit meinen Taschenrechner berechnet.
In jeden Fall aber betrachte ich meine Chancen, tatsächlich schon vorher etwas anderes zu tun als Schlagermedleys zu publizieren und mit Bap zu sprechen, als eher homöopathisch. Ich weiß nicht, ob es legitim ist, dieses Adjektiv in diesem Zusammenhang zu verwenden und im Grunde betrachte ich die Situation auch nicht wirklich als ganz so desillusionierend- trotz allem fände ich es erhebender, SELBST von irgendeinem kriechenden, desinteressiert Interesse heuchelnden Praktikanten interviewt zu werden, nur, um dann mitten im (TV-) Interview aufzustehen, aus dem Bild zu laufen und aus dem Off etwas über die Unpünktlichkeit der Bahnen zu erzählen, während sich der entsetzte Praktikant währenddessen vor laufender Kamera mit meinem resignierten Assistenten über Fahrradfahren in Stockholm unterhalten muss. Ja, so in etwa stelle ich mir das vor.

Wie man nun also DEUTLICH an meinen strukturierten und leicht verständlichen Ausführungen erkennen kann, ist Ambivalenz ein allgegenwärtiges Thema, insbesondere in diesem heutigen Blog, offensichtlich.

Nun werde ich, den Friedhof der Krabbeltiere in meinem Zimmer bewundernd, eine ruhige Minute einschieben, bevor ich mir mein vieldiskutiertes Haupthaar auftupieren werde, um darüber Kontakt zum Outer Space herzustellen.

'Gelungene Abschlussfloskel ohne tieferen Sinn'

Ende.

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