Dienstag, 18. August 2015

On Hermitism

Langsam glaube ich, wichtigstes Charaktermerkmal für angehende Schreiberlinge ist die Fähigkeit, tagelang ohne die Gesellschaft anderer Menschen zu existieren und sich dabei gut zu fühlen. Andere real existierende Menschen, meine ich damit. Imaginäre Freunde, treue Halluzinationen, oder Buchcharaktere sind okay.
Fakt ist, dass ich tatsächlich seit etwas über einer Woche nur eine Unterhaltung mit irgendjemandem geführt habe außerhalb der gängigen Möglichkeiten, die die physische Anwesenheit überwunden haben. Und selbst der Austausch, den ich mittels diverser okkulter Mittelchen wie dem beispielsweise Telefon hatte, hält sich in Grenzen. Direkter Menschenkontakt ist aktuell also eher die Seltenheit, und es ist fantastisch; man soll ja sowieso nicht so häufig duschen.
Ich plotte und schreibe, ja, liebe Welt (oder: lieber unbedeutend winziger Teil der Welt, der sich tatsächlich noch hier aufhält), die Blockade ist vorbei und die Sonne scheint wieder in meiner alternativen Realität, die ich mit meiner Entourage aus erfundenen Personen und Lebewesen bevölkere. Nicht so sehr in der echten Realität, aber das stört mich auch nur marginal. Alles ist, wie es sein sollte: ich verprokrastiniere den halben Tag auf Youtube und gehe dann frisch entnervt von meiner mangelnden Disziplin ans Werk, gegen elf Uhr abends. Dann läuft die Produktivität zu Hochtouren auf, letzte Nacht habe ich gegen vier meinen Laptop aufgeräumt und fand, das sei die völlig normale und vertretbare Uhrzeit dafür. Ich schreibe also und lebe aktiv den Schlafrhythmus eines Hamsters.
Im Zuge dieser wunderbaren Entwicklung habe ich auch ein paar Dinge herausgefunden: Jennys Wedding, neuer Homoehestreifen (mehr oder minder) mit, Obacht, Katherine Heigl in der Hauptrolle, enttäuscht zu großen Teilen. The Maze Runner (manchmal bin ich ein wenig langsam) hingegen enttäuscht überhaupt nicht, weswegen nach dem Film jetzt das Buch auf meinem Kindle eingezogen ist und sich da außerordentlich gut macht (Anm.: Der Film ist nicht auf meinem Kindle eingezogen. Nur, um Verwirrungen und Leserbriefen vorzubeugen). Hierzu sei zu sagen: der zweite Teil schlägt am 24.9. in unseren wunderbaren Kinos auf. Die Bücher aber kann man ohne Hemmungen auf einen Rutsch lesen, da bereits alles publiziert wurde, was es zu publizieren gab, inklusive eines Prequels der eigentlichen Trilogie - mit Ausnahme eines weiteren Prequels, das, soweit ich weiß, auf 2016 angesetzt ist.
Abgesehen davon ziehe ich es stark in Erwägung, die erste Staffel von You're The Worst nochmal zu schauen, da am 9.9. die zweite anläuft. Wer die Serie noch nicht kennt, der schaue sie: es ist großartig. Zwei Soziopathen versuchen eine Beziehung. Groß-ar-tig.
Weitere Onlineperle, die sich nebenbei auch absolut hervorragend zu Prokrastination auf olympischem Niveau eignet: http://www.untitledrothfuss.com/episodes (erwähnte ich schonmal, dass ich Pat Rothfuss verehre wie der Dodo die Wassermelone? Eventuell.)
Das Einsiedlerdasein lohnt also. Nichtsdestotrotz - auch die schlimmste Schreibwut braucht gelegentlich Unterbrechungen. So betrachtet ist es wahrscheinlich gut, dass ich ab Mitte September einen dortmunder Krimiverlag mit meiner täglichen Anwesenheit erfreuen werde. Auch wenn es danach vorbei sein wird, der sozialunverträgliche Lebensstil, für immer, möge man vermuten (ja, auch ich werde mein Studium irgendwann abschließen. Es hat ja nun doch ein paar Tage länger gedauert. Bei Kritik verweise ich immer wieder gerne auf den oben bereits erwähnten Pat Rothfuss und seinen formidablen Lebenslauf. Nicht, dass mich irgendwer kritisieren würde ...). Auch nicht unbedingt das Allerschlimmste; dereinst stellte ich fest, dass ich gerne früh morgens wach bin, selbst, wenn ich mich dafür vorher mit meinen klingelnden Weckern (Plural) auseinandersetzen muss. Gelegentlich wäre ich gern eine Lerche, aber! Was soll man tun. Einmal Eule, immer Eule.
Und damit entlasse ich euch aus Randomrambleland. Nachdem ich ja nun doch schon ein paar Stunden wach bin und schon in ausreichendem Maße nicht das getan habe, was ich tun wollte, könnte ich nun zelebratös meine gar nicht weihnachtliche Lichterkette einstecken und mich ans Werk machen. Meine imaginären Freunde rufen.

Cheers!

P.S.: Zudem besitze ich einen neuen Laptop. Ein (Aaah Achtung Product Placement Aaah) Asus ZenBook. Er heißt Ted und ist großartig. Wir werden heiraten. Da soll nochmal einer sagen, ich hätte keine Sozialkontakte gerade ...

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