Mittwoch, 12. August 2009

R.I.P

Freunde der Opera Seria, der tristen Operette und des Katastrophenfilms,
heute ist der Spaß gestorben. Nach langer, schwerer Krakheit ist er diesen Sommer nun von uns geschieden, in die Analen eingegangen, er hat den Löffel abgegeben, ins Gras gebissen und so weiter und so weiter. Todesursache war, allen Vermutungen zufolge, eine Überdosis deutscher Korrektheit, gepaart mit Intoleranz und Arroganz, wobei der finale Todesstoß allem Anschein nach von einer selten in diesem Ausmaße beobachteten Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit versetzt wurde, Erscheinungen, die generell eine hohe Komorbidität zu erstgenannten aufweisen.
Zu allem Überfluss halten sich hartnäckige Gerüchte, es soll kein rein natürlicher Tod gewesen sein, nein, allem Anschein nach ist der Spaß ermordet worden, systematisch und überaus erfolgreich, wie das eben so ist, wenn ein derart elitäres Team wie das der eigens dafür ausgebildeten Killer, die an der Spitze der Verdächtigenliste stehen, auf etwas fragiles und, bei falscher Behandlung, so leicht zerstörbares wie den Spaß angesetzt wird. Allerdings kann man dem Team an dieser Stelle nur gratulieren, denn -wie überaus hervorragend, gut geplant und selbstverständlich fehlerfrei- ihr Vorhaben war mehr als erfolgreich, der Spaß ist so tot, wie er nur sein kann.
Beerdigt wurde er vor einigen Tagen nahe seiner Sommerresidenz. Anwesende Gäste waren unter anderem die Toleranz, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Freundschaft und die Solidarität, allesamt wirkten sie ebenfalls bereits geschwächt und von aktuellen Widrigkeiten gezeichnet, den Ärzten zufolge muss man mit dem schlimmsten rechnen, dem auf diesen Fall der mutwilligen Tötung angesetzten Sondereinsatzkommando zufolge gibt es ohnehin keine Hoffnung. Wobei an diesem Punkt betont werden sollte, dass nicht alle Mitglieder des Tötungskommandos die Verbohrtheit und Verblendung ihrer Vorreiter teilen, einige unter ihnen stellen die Praktiken ihrer selbsternannten Anführer durchaus in Frage, der eine oder andere unter ihnen hat sich im Laufe der Tatortbegehung sogar als Kollaborateur zu erkennen gegeben, selbstredent zum allergrößten Missfallen der übrigen.
Doch trotz aller Hoffnungen auf einen spontanen Umschwung der Sachlage, es ist amtlich, der Spaß ist gestorben und eröffnet uns somit die Option eines optimiert freudlosen Lebens.
Selbstverständlich wird dieser Vorfall von den Wenigsten gut geheißen, traurigerweise wird die Meinung der Mehrheit in diktatorischen Zeiten wie den unsrigen jedoch nur noch müde belächelt, die wirklich wichtigen Entscheidungen werden ja von denen getroffen, die ja wohl offensichtlich als einzige die Weitläufigkeit der Sachlage überblicken und somit korrekt urteilen können; wollen wir nur in ihrem Sinne hoffen, sich nie durch die Augen anderer sehen zu müssen, ohne den Schutz ihrer persönlichen Selbstherrlichkeit, ein derartig grausames Los, das restliche Leben in dieser Schmach leben zu müssen, ist nicht dem schlimmsten Verbrecher zuzumuten. Doch da die angesprochene Selbstverliebtheit der meisten Diktatoren im Regelfall eher überausgeprägt ist, brauchen wir uns um das Wohlergehen dieser kleinen Arschlöcher wahrscheinlich eher keine Gedanken zu machen. Sattdessen sollten wir versuchen, zu retten, was zu retten ist, um das Schlimmste zu vermeiden, und wenn dies das Ende bestimmter Lebensabschnitte bedeutet, dann soll es so sein, denn wir können keinen weiteren Tod aus den Reihen der guten Eigenschaften und angenehmen Dinge verkraften, nicht in unserem Leben. Wenn es einige Menschen auf dieser Erde gibt, die den Stock im Arsch dem Rückgrat vorziehen, dann sei ihnen das gegönnt, aber in diesen Genuss werden sie dann wohl ohne den Beistand irgendwelcher Freunde kommen.
In diesem Sinne, Ruhe in Frieden, Spaß, Gott sei dank finden zumindest wir dich auch noch an vielen anderen Orten, nachdem einer deiner einstigen Heimatorte zum Schauplatz der tragischen, sich selbst irgendwie ein bisschen zu ernst nehmenden Oper geworden ist.

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